Sozialdemokrat

8entralorgan der Deutschen fozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh/ Einzelpreis 75 Heller

Rebaltion u. Berwaltung: Prag XII., Fochova 62- Telephon 53077- Herausgeber: Siegfried Taub- Berantw. Rebatteur i. B.: Zdenko Neuwirth, Prag

18. Jahrgang

Mittwoch, 9. November 1938

Aus dem Inhalt:

77.000 Arbeitslose

Slowakische Einheitspartei

Amerika wählt

Erdbeben in Prag

Nr. 264

Ein neuer Labour- Wahlsies Beschluß des Parteivorstandes Abschied in Ehren

London , 8. November. ( Havas.) In Dartford , in der Grafschaft Kent , fanben gestern Ergänzungswahlen statt. Es wurde die Kandida­tin der Arbeiterpartei Frau Adamson mit 46.514 Stimmen gegen den konservativen Kandi­baten Michel gewählt, ber 42.276 Stimmen auf fich vereinigte. Bisher war dieser Bezirk burch einen tonservativen Kandidaten im Barlament

vertreten.

Bei den letzten. Parlamentswahlen war Frau Adamson mit rund 2600 Stimmen von den Ronfervativen geschlagen worden.

Die Franco- Truppen am Ebro

Saragossa, 8. November. ( Reuter.) Die Frans cotruppen eroberten geſtern das Dorf Mora de Ebro , die Schlüsselstellung zum Ebrofluß. Die Re­ publikaner wurden auf das linke Flußufer zurüd­publikaner wurden auf das linke Flußufer zurück­

gedrängt.

Republikanische Offensive In Katalonien

Barcelona. ( Ag. Eſp.) Im Abschnitt des niebreren Segreflusses haben unsere Truppen diesen Fluß an mehreren Stellen überschritten. Als len feindlichen Widerstand brechend, schreiten sie auf dem rechten Flußufer vorwärts. Sie haben die Straße Raragoza- Lerida zwischen Lerida und Fraga abgeschnitten, Gefangene gemacht und große Mengen Kriegsmaterial erbeutet, das ge­genwärtig noch gesichtet wird. Zur Stunde der Ausgabe dieses Berichtes jezen die spanischen Truppen ihren siegreichen Vormarsch fort.

Vandervelde

Prag . Der Parteivorstand der deutschen sozialdemokratischen Arbei terpartei beriet am 4. November über aktuelle Fragen. Nach einem Berichte des Abgeordneten I a ksch und anschließender gründlicher Aussprache wurde ohne Gegenstimme beschlossen, mit Rücksicht auf die Münchener Ent scheidung der Unmöglichkeit einer Fortführung der früheren Tätigkeit auch formell Rechnung zu tragen und das Erscheinen der Parteipresse per 9. No­vember einzustellen.

Britische Thronrede

Gesetz über die tschechoslowakische Anleihe angekündigt

Freiheit ist über Silber und Gold. ( Spruch im Basler Rathaus.)

w. j. Den schwersten Beschluß, den wir je gefaßt haben, gilt es zu erfüllen. Tatsachen, vor denen wir uns beugen müssen, haben ihn er­zwungen. Unser Blatt, das Sprachrohr der lez. ten deutschen Sozialistenpartei in Mitteleuropa , muß sein Erscheinen einstellen. Es gilt also Ab. schied zu nehmen, von der Lesergemeinde, die uns nach dem Spruch von München geblieben ist, von unseren Freunden im Lande und in der Welt. In dieser Stunde soll uns der Schmerz über Verlorenes nicht übermannen. Es ist das

London , 8. November. In traditioneller, 10 Millionen Pfund für den dringlichsten Be- Recht des Besiegten, den Kopf hoch zu tragen. Form eröffnete heute der König, der von der dark der tschechoslowakischen Regierung zur Ver- wenn er für eine gute Sache gestritten hat und Königin begleitet war, die neue Session des bri- fügung gestellt werden. Es wird Ihnen ein Ge- dura fremde Schuld gefällt worden ist. Ein ge­tischen Parlaments. In seiner Thronrede sagte fetesantrag vorgelegt werden, der sich mit der waltiges Schicksal hat uns auf verlorenen Poſten der König u. a., daß die Regierung alles, was in finanziellen Unterstützung der tschechoslowakischen gestellt. Die Fahne, die es uns in die Hand ge ihren Kräften steht, tun werde, um die Entwick- Regierung befant. brüdt, mußten wir tragen bis ans tragische Tung eines guten Berständnisses im Geiste der Ende. Mehr wollen wir in diesem Augenblide gemeinsamen englisch - deutschen in München am 30. September d. 3. vereinbarten Erklärung zu nicht zu unserer Rechtfertigung sagen als dies, vertiefen. Durch das Inkrafttreten des britisch daß wir einer ehrlichen Ueberzeugung ehrlich zu italienischen Vertrages vom April würden die dienen versuchten und daß wir ihr alles opfer­traditionell guten Beziehungen zwischen den bei­ten, was unser war. Wem in einem historischen den Ländern bestätigt werden. Das werde eine Ringen Sieg oder Niederlage zufällt, entschei­weitere Ursache des europäischen Friedens sein. den nicht die Stämpfenden allein. Dessen waren Die Thronrede erwähnt dann die Einladungen an wir uns bewußt. Wir hatten zuletzt nur die den rumänischen König für diesen Monat sowie Wahl, ob es ehrenhafter ist, mit seiner Gesinnung an den französischen Staatspräsidenten für das zu unterliegen oder sie treulos zu verlassen. Wir nächste Frühjahr und fündigt für den Sommer haben gewählt. 1989 den Besuch des Königspaares in Kanada und in den Vereinigten Staaten an.

Gewisse Mängel in den militärischen und zivilen Verteidigungsvorbereitungen, die sich in der letzten Strife gezeigt hätten, sollen raschest be­hoben werden. Die Aufrüstung und die Aus­dehnung der britischen Verteidigungsstreitkräfte machten jest schnelle Fortschritte. Die schon bes qonnenen Maßnahmen sollen weiter beschleunigt und ergänzt werden. Die attive Förderung des Friedens in Europa werde zu einer Ausbreitung der Atmosphäre des Vertrauens führen und der Ausweitung von Handel, Industrie und Beschäf­tigung einen neuen Impuls geben.

In der Debatte über die Antwort auf die

Was weiter werden soll, ist zunächst nicht In Spanien werde die Regierung an Thronrede warf der Oppositionsführer Maior mehr Sache unseres Urteils und unserer Be­der Bolitit der Nichteinmischung festhalten und Attlee der Regierung vor, daß sie dem Unter- ftimmung. Die Sieger des Weltkrieges haben legt Parteivorsitz nieder bie Biederherstellung des Friedens in jeder mög- hause ein allzu reichhaltiges Programm vorlegt dem nationalsozialistischen Regime alles ge­Wie die Prager Presse" berichtet, hat der lichen Weise unterſtüßen. Auch im& ernen und in der Thronrede keine Erwähnung eines währt, was sie den deutschen demokratischen bisherige Vorsigende der belgischen sozialistischensten sei die britische Regierung bereit, aur wirklich konstruktiven Programmes enthalten sei. Kräften verjagten. Dieses Faktum wird tiefe Bartei, Emile Vandervelde , auf dem eben statt- Erreichung einer Einigung und eines dauernden In der Außenpolitik könnte es der Thronrede zu- Spuren in der europäischen Geschichte hinter­findenden Kongreß der Partei sein Amt als Vor- Friedens beizutragen, falls sie von den streiten- folge scheinen, daß in München eine dauernde fißender niedergelegt. Der Grund zu diesem Rüd- den Parteien darum grsucht würde. Inzwischen Regelung aller Streitfragen erzielt wurde und lassen. Unser Bestreben war es, den Zustand von tritt waren Meinungsverschiedenheiten zwischen werde sie alles tun, um die britischen Interessen daß das Abkommen mit Italien wirklich den Frie Versailles so zu überwinden, daß eine ehrenhafte in diesem Gebiet zu sichern. den in Eüdeuropa gebracht habe; doch sei dem Lösung ohne Sieger und Besiegte gefunden dem Parteivorsißenden und dem der Partei ange­Meine Minifter. fo fährt die Thronrebe nicht so. Major Attlee erhob auch den Vorwurf, werde. Was uns vorschwebte, war eine euro­hörenden belgischen Ministerpräsidenten Spaat. An der Seite Vanderveldes stand diesmal auch fort, haben bereits Maßnahmen getroffen, daß daß die Thronrede den Völkerbund nicht erwähne. päische Einigung auf der Basis der Gleich­berechtigung und Zusammenarbeit aller Völfer. der frühere Finanzminister de Man, der dem Mi Den uralten Zwiespalt zwischen Deutschen und nisterpräsidenten vorwarf, Deflationspolitik zu Slawen wollten wir wenigstens auf dem Boden betreiben. Hierauf stellte Spaak die Vertrauens­unseres Landes überwinden. Der Versuch ist ge­frage und die von ihm eingebrachte Resolution scheitert, die Aufgabe bleibt. wurde mit 388.004 gegen 132.497 Stimmen bei 34.185 Enthaltungen angenommen. Diese Re­folution enthielt auch eine Billigung der Außen­politik Spaaks. Als das Ergebnis der Abstim mung befannt wurde, erklärte Vandervelde, daß er nicht mehr länger Vorsitzender der Partei bleis ben wolle und als einfacher Parteisoldat weiter mitzufämpfen bereit sei.

Ungarische Sozialdemokratie verläßt die Internationale

Woroschilow:

,, Der Weltkrieg glimmt schon"

Moskau . 8. November.( Taß.) Aus Anlaß Die Feier des 21. Jahrestages der Oktober­der Feier des 21. Jahrestages der Oktober- Revo Revolution fällt in die Zeit einer größeren Welt­lution fand gestern auf dem Roten Platz eine große triegsgefahr als im vergangenen Jahre. In die­Militärparade statt. Nach der Parade hielt der sem Jahr haben sich die Ereignisse in Desterreich, in Volkskommissär für Nationalverteidigung oder Tschechoslowakei , beim See von Chasan und roschilo w eine Rede, in der er die Erfolge anderwärts zugetragen. Die Völker Spaniens und des eben abgelaufenen Jahres auf dem Gebiete Chinas führen einen zähen Kampf gegen den von Industrie, Verkehr, Wissenschaft und Kultur Feind. hervorhob. Dann behandelte Woroschilow aus­führlich den Zwischenfall an der sowjetrussisch mandschuriſchen Grenze bei dem Chasaner See und fagte dann:

An aufopfernden Bemühungen, die sude­tendeutsche Frage auf dem Boden der Demo­fratie, mit den Mittein der Demokratie und im Einvernehmen mit dem tschechischen Nachbarvolk zu lösen, hat es nicht gefehlt. Durch wessen Ver­schulden sie nicht ans Ziel gelangen konnten, bleibe unerörtert. Es hat keinen Sinn, frische Wunden wieder aufzureißen. Auch wir selbst, Der Weltkrieg glimmt schon und die wir hohen Einsatz für das Werk der natio­fann jeden Augenblick jeden Staat und jede Nation nalen Verständigung beisteuerten, wollen für ergreifen. Wir müssen auf der Hut fein. Wir uns nicht unfehlbarkeit herausreklamieren. dürfen nicht und werden auch nicht unvorbereitet Ueberlassen wir dieses Thema getrost den Histo­von den künftigen Ereignissen betroffen werden. rifern zur Klärung. Unsere Idee konnten wir Die Note Armee, die Flotte, die Flugwaffe und die anderen Wehrorganisationen werden alles tun, um nur auf der Linie verfechten, die wir vom Aus­Das Bekenntnis zur Freiheit hat viele unserer gangspunkt der Bewegung her bezogen haben. Freunde ins Eril getrieben. Für sie fordern wir nicht mehr, als die Achtung, welche jedem Cha­rattermenschen gebührt, und die Möglichkeit, sich irgendwo in der Welt eine neue Heimat zu gründen.

Die ungarische sozialdemokratische Partei wird sich in der allernächsten Zeit auf eine natio­Die Feinde müssen sich dessen bewußt werden, nale Grundlage stellen. Der Führer der Partei, Abgeordneter Pe ye r, erklärte einem Mitarbei- daß wir keineswegs gezwungen find, die Operatio­ter des Az Est", daß die Stellungnahme der un- nen unserer Truppen immer auf das Gebiet zu garischen Soziademokratie mit den allgemeinen beschränken, in dem ein Angriff unternommen mit einem vernichtenden Schlag einen feindlichen wurden. Im Gegenteil, es wird für uns bequemer Angriff abzuwehren. Interessen Ungarns identisch sei. Unbeeinflußt und leichter sein, den Feind auf seinem von jeder äußeren Einwirkung werde die Partei eigenen Gebiete zu schlagen. für die berechtigten Interessen des Ungarntums Auf jeden Angriff und auf jeden Schlag werben eintreten. Die Partei wird in Košice durch meh- wir verdreifacht mit der ganzen Macht unserer he!- rere Abgeordnete beim Einmarsch vertreten sein. benhaften Armee antworten. Praktisch fündigt diese Erklärung den Austritt aus der II. Internationale an.

Die Arbeiterpartel Luxemburgs billigt die ministerielle Zusammenarbeit

Am 1. November hat der Kongreß der lu xemburgischen Arbeiterpartei einstimmig die fol­gende Resolution beschlossen.

Hitlers Lelbarzt

Nach der Rede Woroschilows folgte ein Pa­rademarsch der Truppen, an dem sich Infanterie, motorisierte Einheiten, Artillerie und Tanks be­teiligten. 360 Flugzeuge kreisten bei dieser Gele­genheit über dem Roten Plaz.

in ihrer Wohnung geheimhielten, obwohl ihm der ufenthalt in Frankreich unterſaat worden war. Von der Pariser Polizeidirektion wird er flärt, daß der Täter nicht den deutschen Bes hörden ausgeliefert werden, sondern in Paris abgeurteilt werden wird.

Manöver im Kanal

Mag auch das nationalpolitische Wollen unserer Partei im Zusammenprall stärkerer am Krankenbett Dr. Raths Mächte verschüttet worden sein, die soziale Lei­stung und das kulturelle Aufbauwerk der sozial­Paris, 8. November. Der Leibarzt Hitlers demokratischen Bewegung werden aus den Blät Dr. Brand und der Professor der Münchner Unis tern, der Geschichte niemals ausgelöscht werden versität Dr. Magnus sind heute von Deutschland können. Wenn wir so zurückblicken auf all die nach Paris geflogen und haben den Botschafts­Jahre harter Arbeit, dann dürfen wir sagen, Der in Petange tagende Kongreß der Arbei- sekretär Dr. Rath untersucht, der sich in einer daß auch auf unserem Boden für die Sache des terpartei stellte fest, daß durch den Eintritt der Pariser Klinik in Behandlung befindet. Sie fon­Paris, 8. November. ( Havas.) Die Atlan- arbeitenden Volkes unvergängliche Leistungen Arbeiterpartei in die Regierungstoalition eine statierten, daß der Zustand Dr. Naths immer neue Politik eingeleitet wurde, die den Interessen noch sehr ernst ist, hoffen jedoch ihn am Leben er- tikeskader ist heute von Brest zu einer zehntägigen gesetzt worden sind. Die Menschen, die sich um Uebung, die im Aermeltanal abgehalten werden der Arbeiterklasse bestens dient; er drückt den bei- halten zu können. Der Onkel und die Tante des jungen Grün- foll, aus Brest ausgelaufen. Die Estader besteht das Banner der Sozialdemokratie scharten, den Ministern und der parlamentarischen Frat­tion der Partei volles und ganzes Vertrauen aus szpan, der das Attentat auf den Sekretär ver- aus dem Panzerschiff Dunkerque", drei Atreu- waren gewiß nicht frei von Schwächen, doch sie und gibt ihnen die Vollmacht, das Regierungs - übte, find seit Jahren in Paris ansässia. Sie sind zern, zwei Divisionen Torpedobootzerstörern, zwei berkörperten einen schöpferischen Typus, dessen programm, das die Grundlage der Koalition bil- ebenfalls aus Polen stammende Juden und find Divisionen Torpedoboote und einer Unterseeboot Hingabe für die allgemeine Sache der Mensch­heit ohnegleichen ist. Wieviel Familienglück ist in Haft genommen worden, weil sie ihren Neffen estader. det, bollständig durchzuführen