Nr. 264

Mittwoch, 9. November 1938

Seite 3

Die sudetendeutsche Arbeiterbewegung Tagesneuigkeiten

Siebzig Jahre opfervoller Arbeit

Mit dem heutigen Lage ist ein Stück sude- I die das Wahlrecht in die geseßgebende Körpers| Fragen ein gewichtiges Wort hatte. Diese Män tendeutscher Arbeiterbewegung abgeschlossen. Der schaft nicht besaßen. Die Feier des 1. Mai ner führten die Partei in der schwierigen Zeit, entferntere Beobachter mag denken, daß es kein ſtand ſeit 1890, da die Arbeiter diesen Tag da die kommunistische Spaltung die Bewegung weltgeschichtliches Ereignis ist, wenn die sudeten festlich kämpferisch begingen, im Zeichen des geschwächt hatte, die Wahlniederlage von 1925 deutsche   Sozialdemokratie ihre Tätigkeit einstellt. Stampfes um das allgemeine, gleiche und ge- war der äußere Ausdruck der Veränderungen, die Wer nur eine blasse Ahnung von dieser wunder- heime Wahlrecht. Der Sieg in diesem sich in einem Jahrfünft vollzogen hatten. Dieses vollen Bewegung hatte, wer ein bißchen ihre Ge- Kampfe, der hart an den Rand eines Bür Jahr bedeutete auch eine Aenderung in der tsche­schichte kennt, der weiß, was sie bedeutet hat: den gerkrieges führte, schloß einen glänzend ge- choslowakischen Politik, an die Stelle der allnatio­gesellschaftlichen, menschlichen Aufstieg von Hun leiteten, heldenhaft durchgeführten Feldzug ab, nalen Soalition tam der Bürgerblod, 1926 trat derttausenden, von Generationen. Mag unsere der die politische Glanzleistung der österreichischen die erſte Regierung ihr Amt an, in welcher auch Zeit dieses große Wert, das wir nun überschauen Sozialdemokratie gewesen ist. Das Jahr 1907, deutsche Minister saßen. Tschechische und deutsche fönnen, niht gebührend würdigen, eine bessere das den Erfolg brachte, hätte der Beginn eines Bürgerparteien waren in der Regierung, tsche­Zukunft wird ein Urteil fällen, das der Arbeit von neuen, demokratischen Desterreich werden können chische und deutsche   Sozialisten in Opposition. sieben Jahrzehnten gerecht werden wird. Auch von daß es anders wurde, war nicht unsere Das hatte eine Annäherung der tschechischen und der sudetendeutschen   Arbeiterbewegung gilt das Schuld. Die Sozialdemokratie hat das Richtige deutschen   Sozialdemokratie zur Folge, auf dem Goethe- Wort, daß ihr die Nachwelt ganz geben gewollt, sie war zu schwach), um den Gang der Er Parteitage zu Smíchov  ( 1928) einigten sich die wird, was ihr das Leben nur halb erteilt. eignisse zu bestimmen, die spätere Geschichte hat beiden Parteien auf eine bestimmte politische ihr Recht gegeben, wie so oft früher und Linie. Der Kampf gegen den Bürgerblod, den später. beide Parteien nunmehr in engerer Gemeinschaft führten, endete mit den siegreichen Wahlen von 1929, welche die Bildung einer Regierung der großen Koalition zur Folge hatten, in der zum erstenmale auch die deutschen   Sozialdemokraten eine Vertretung hatten.

I.

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Die Heimat der sudetendeutschen   Arbeiter ist Die Sozialdemokratie hat auch das entschei­ein Land alten Gewerbefleißes. Seit dem Mittel- dende Staatsproblem der alten Monarchie nicht alter hat ein gewerbstüchtiges Volk hier seine zu lösen vermocht, sie konnte nur den Weg der Wohnsize aufgeschlagen, als die Stunde der gros Lösung angeben; auch da hat sie vor der Geschichte Ben technischen Erfindungen geschlagen hatte, fand Recht behalten. Auf dem Parteitage von Brünn  die Industrie in dem Grenzgebiet, begünstigt hat sie die nationale Selbstverwaltung in einem durch Kohlenvorkommen, einen guten Boden vor. Nationalitäten- Bundesstaat als Forderung auf Die großen wirtschaftlich- technischen Umivälzun- gestellt; wären die Herrschenden diesen Weg ge­gen brachten freilich nicht nur Neichtum der einen, gangen, die Geschichte hätte einen anderen Ver­sondern auch eberarbeit, langen Arbeitstag, lauf genommen. Und mit Stolz fann man sagen, Frauen und Kinderarbeit, geringen Lohn, Ver- daß der geistige Vater dieses Programms der elendung, dumpfe Wohnungen, kurzes Leben den Deutschmährer Karl Renner   war und der Refe­andern. In den Revolten der Nattundruder 1844 rent auf dem Parteitag, der damals erst 29 jäh­brach sich die Erregung der Betroffenen zum er rige Deutschböhme Josef Seliger  , der hier weithin stenmale Bahn. Aber diese vereinzelten Aufstände sichtbar als der kommende Führer der sudeten wurden niedergeschlagen, der Kleinmut, der darob deutschen   Sozialdemokratie auftrat und der sich bei den Besiegten entstand und der Mangel gros dann in den kritischen Tagen der Jahre 1918 und Ber Städte bewirkten, daß nicht einmal die Früh- 1919 als wahrer Führer erwiesen hat. lingsstürme von 1848 das judetendeutsche Prole­tariat zu politischem Leben erweďten.

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Die Zeit des Weltkrieges, 1914 bis 1918, war für die sudetendeutschen   Arbeiter eine Zeit schwerster Prüfungen, der Hunger wütete nir­gends so wie in den gebirgigen Grenzgegenden ihrer Heimat. Das Ende des Krieges brachte ihnen wohl wirtschaftliche Besserstellung aber fchwierige politische Probleme, mit denen sie sich zwanzig Jahre abmühen mußten; Seliger hat die sudetendeutschen   Arbeiter damals die Stieflinder der Geographie und Geschichte genannt.

III.

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Diese Vertretung hatte von 1929 bis 1938 der Parteivorsitzende Dr. Ludwig Czech   inne, der nach einander die Ressorts der sozialen Fürsorge, der öffentlichen Arbeiten und das Gesundheits­ministerium verwaltete. Die Politik der Partei und ihres Ministers waren vor allem durch die schwere Wirtschaftskrise bedingt, welche insbeson­dere die judetendeutschen Arbeiter am schwersten traf. Es war eine mühevolle, jahrelange Arbeit, welche die Partei geleistet hat, um die Wirkun gen der Krise für ihre Opfer zu lindern. Diese Arbeit kann aus der Geschichte des Sudeten  deutschtums nicht weggewischt werden. Auch hier hat die Sozialdemokratie immer wieder auf die Bedeutung der Krisenhilfe aufmerksam gemacht, sie hat nicht immer das Verständnis gefunden, das notwendig gewesen wäre.

Est in den sechziger Jahren begann in den Sudetendeutschen   Siedlungen der Keim des Sozia­lismus aufzugehen. Asch und Reichenberg waren die ersten Orte, wohin die Kunde von Lassalles geschichtlicher Tat gedrungen war, der Strumpf­wirler Johann Simon Martin und der Tuch macher Josef Krosch waren die ersten in der gro­Ben Reihe sudetendeutscher Proletarier, welche als Lehrer und Führer der sozialistischen   Bewe gung wirkten sie sind beide jung gestorben, auch darin teilen sie das Schicksal vieler Ver­Unter Führung Seligers hat die fudeten trauensmänner der Sozialdemokratie. Während deutsche   Sozialdemokratie zunächst einen Stampf mißgünstige Gegner durch Jahrzehnte erzählten, geführt, über den später vielfach Unklarheit gesuchte eine Lösung, der 18, Feber 1987 sollte der welch ein angenehmes Lebenbiele von Mar- lern in naher und ferner Butunft verschieben be­Funktionäre der herrscht hat und der von den politischen Histori tin und Atrosch bis Seliger, Cermat und Sille- urteilt werden wird. Es war der Kampf um das brand von ihrer Arbeit aufgerieben, in verhält- Selbstbestimmungsrecht, von dem Seliger gejagt hat, es wäre ein Grundfaß, der den übernationa len Staat nicht ausschließt, aber ein solcher Staat müßte aus dem freien Willen der ihn bewohnen­den Völker entstehen. Wieder war die deutsche Ar­beiterbewegung nicht start genug, dieſem Grund ſatz zur Durchführung zu verhelfen, man braucht nicht zu sagen, welch anderen Weg die Geschichte genommen hätte, wenn es so gekommen wäre, wie Seliger hatte wollen.

Arbeiter führten, sind ihrer

nismäßig jungen Jahren gestorben.

So begann man in den sechziger Jahren ver­elendete Menschen auf ein besseres wirtschaftliches Niveau und auch ein kulturell höheres Dasein emporzuheben. Gerade die fulturelle Leistung der Arbeiterbewegung wurde niemals hoch genug ein­geschäßt. Von den nicht menschlich lebenden Ar­beitern, die unsere ersten Eisenbahnen gebaut ha­ben und die in Erdlöchern lebten, wie uns dies Wenzel Holet beschreibt, bis zu dem Arbeiter, der Seligers Tod ist eng verknüpft mit den in­in seiner Bibliothek Goethe   und Schiller, Frei- neren Kämpfen, die sich innerhalb der Arbeiter­ligrath und Heine, Mary und Lassalle, Darwin bewegung nach dem Weltkriege abspielten. Mit und Bölsche hatte, der ins Theater und zu Kon- feinen lebten Kräften hat der dem Tod Geweihte zerten geht welche ſtolze Aufwärtsentwidlung! auf dem Parteitag zu Karlsbad   1920 um die Man kann das Verdienst der Sozialdemokratie Einheit der Arbeiter gekämpft die anderen ha­daran übersehen, aber niemals dieses Stüd tul- ben es nicht gewollt und so sind auch für die sude­tureller und menschlicher Höherentwicklung. tendeutschen Arbeiter die traurigen Folgen der Spaltung eingetreten, welche den ersten Schritt in deutsche Arbeiterbewegung gestürzt ist. den Abgrund bedeuteten, in den die gesamte

Die sechziger und siebziger Jahre des ver­gangenen Jahrhunderts waren ein stetes Auf

mat und Hillebrand sind bald gestorben( 1924

Zum letzten Male

Heute ist's zum Teßten Male, daß wir das so eigenartige, so wenig greifbare und doch so be deutsame Band knüpfen, das die Zeitungsschrei ber mit ihren Lesern verbindet.

Zum lebten Male!

Mit Betlemmung und Pein, in Wehmut und Bitterkeit sprechen wir dieses Wort aus, das nicht unser Herz und unser Willen und sprechen läßt, sondern das eine harte Notwendigkeit uns diftiert. Nicht viel weniger als durch zwei Jahrzehnte ließen wir Tag für Tag- oder Nacht für Nacht - das Blatt unseres Namens aus der Hand, und Morgen für Morgen waren, all die Zeit hindurch. die bedruckten Seiten, die Zeugnis innigster Freundschaft zwischen unseren Lesern und uns ge= wesen sind, für Tausende, die mit uns fühlten, dachten, handelten und kämpften, Richtschnur, Wegweiser und Leitstern. Nun also müssen wir die Schnur zerschneiden, den Weiser einziehen, den Stern versinken lassen...

Sind wir darum fett ohne Richtung, ohne Weg, ohne Licht?

Nein!

So ernst das Geschehen unserer Tage ist, und so bitter dieses Ende so trauria ist's denn doch nicht! Denn mag auch die Oberfläche sich noch so sehr verändern in der Tiefe drunten, in der Tiefe unserer Seele und an den Wurzeln unseres Geistes haftet und bleibt voll ruhiger Kraft das Beste von dem, was wir miteinander in uns auf­bauten. Und das wollen wir, so unberührt als es nur gehen mag, hinüberretten in jeden Inhalt und in jede Form unseres fünftigen Daseins, auch wenn viele von uns es anders denn früher als Einzelgänger sollten fortführen müssen. Ob wir auf dem Boden verharren werden, dem bis zum letzten Einsatz zu dienen unser Wille und Beschlußz war, oder ob wir in andere Länder sollten ver­schlagen werden überallhin wird uns das be= gleiten, was unseres Wesens würdigster Teil ge= worden ist. Und überallhin zieht mit uns die Hoff­nung!

Nie aufhören zu hoffen das ist doch so allgemein menschlich. Wie selbstverständlich also wird es für uns sein, die wir gelernt und gelehrt haben, nicht nur an uns selber, sondern mehr noch an die Gemeinschaft und an deren Weg in die Zukunft zu denken und zu glauben!

Ich sollte" so läßt Goethe   seinen Pro­metheus ausrufen das Leben hassen, in Wü­sten fliehen, weil nicht alle Blütenträume reif­ten?"

Ebenso wie die politische Entwicklung ander wärts ohne die furchtbaren Wirkungen der Wirt­schaftskrise nicht erklärt werden kann, ist es auch mit der politischen Entwicklung der Tschechoslo walei. Die Wahlen von 1935 zeigten die Stärke der Sudetendeutschen   Partei, welche seit ihrer Gründung 1933 immer weitere Streise des Sudes tendeutschtums ergriff. Das nationale Problem des Deutschtums in der Tschechoslowakei   wurde immer brennender. Die Sozialdemokratie ver­Wenzel Jalſch, der letzte Borsitzende der Partei, erste Schritt dazu sein. Insbesondere war es der die europäische Bedeutung des Problems er fannte und mit all seiner unverbrauchten Kraft um eine Lösung rang. Der 18. Feber hat die an dieses Werk geknüpften Erwartungen nicht erfüllt und so rollten in raſcher, atemraubender nehmen an diesem Leben, als Arbeiter, als Kämp­Folge die Ereignisse ab, die zu der Entscheidung von München   am 29. September 1938 führten, fer; nicht obwohl, sondern gerade weil es uns welche den größten Teil des Sudetendeutschtums aus unserer Bahn zu schleudern versuchte. dem Deutschen Reiche angliederte und der fude- Auf die Herzen, Kameraden! Und auf den tendeutschen Sozialdemokratie damit den Boden unter den Füßen entzog.

E. St.

Auf den ersten Blick erscheint der vorläufige Abschluß der Geschichte der sudetendeutschen   So­zialdemokratie der in sieben Jahrzehnten erfolg ten opfervollen Arbeit, an der der Schweiß und das Blut mehrerer Generationen flebt, nicht zu entsprechen. Aber es sollte feinen unter uns geben, der des Glaubens wäre, diese ganze, große, stolze Arbeit sei umsonst getan worden. In der Geschichte wird nichts umsonst getan und keine wärts, das Koalitionsrecht wird erobert, Gewert Nach dem Ableben Seligers wurde die fude- gute Arbeit geht verloren. Was im Schoß der schaften entstehen, Streiks werden geführt, die tendeutsche Sozialdemokratie von Dr. Ludwig Bukunft verborgen ist, wissen wir nicht. Aber über Bewegung wächst in die Breite und Tiefe, Nei- Czech als Vorſizenden und Karl Cermat als Par- all den dunklen Wolken unserer Zeit sieht der chenberg wird eine Zeitlang der Vorort der öster­reichischen Arbeiterbewegung überhaupt. Aber teisekretär geleitet, denen noch Oswald Hillebrand   geschichtlich geschulte Blick den blauen Himmel, der diese Bewegung unterliegt den Gefeßen der Ge- als Politiker und Agitator zur Seite stand. Čer  - zeitweise verdeckt ist, aber immer wieder in seiner Helle erstrahlt. Kant hat gesagt, daß es nichts Er­schichte ebenso wie alles Lebende. Von Anbeginn und 1926), Parteisekretär wurde der unermüd- habeneres gibt, als den großen Gedanken im machen die organisierten Arbeiter die Erfahrung, liche Siegfried Taub  , der es geblieben ist, so lange Menschen und den gestirnten Himmel über ihm. daß Aufstieg und Niedergang abwechseln und oft die Partei bestand. Von Einfluß auf ihre Politit Das Erhabene in uns wird uns erfüllen, so lange näher bei einander sind, als die Mitlebenden glauben. Die achtziger Jahre bringen einen war auch lange Jahre der Bergarbeiter Adolf wir leben. Und nicht nur uns. Auch die kommenden raschen Absturz in die Tiefe. Uneinigkeit in den Pohl, der insbesondere in allen wirtschaftlichen Geschlechter. eigenen Reihen, Streit zwischen Radikalen und Gemäßigten, der auch später den Aufstieg rasch in Niedergang verwandelte, maßlose Verfolgungen durch die Staatsgewalt rissen rasch das Gebäude nieder, welches die vorhergehende Generation mit so viel Liebe, Opfern und Entbehrungen aufge- Repräsentantenhaus Ein Drittel des Senats 33 Gouverneure baut hatte. Die Arbeiterschaft war brachliegendes Land geworden, auf dem nichts mehr wachsen, London  , 8. November. In England wird den 1 ten, darunter besonders in den Staaten New York  , blühen und gedeihen wollte. Da erschien der Wahlen in den Vereinigten Staaten   die größte Ohio   und Pennsylvanien. Bisher waren von ins­Mann, der gütige Arzt, der durch Jahrzehnte, Aufmerksamkeit entgegengebracht. Die Times" gesamt 48 Gouverneur- Posten in den Vereinigten von 1889 bis 1918, der Führer der deutschen   berichten aus Washington  , daß die Zahl der Wäh- Staaten 41 in den Händen von Demokraten und Arbeiter ganz Desterreichs und auch der Sudeten­nur 7 in den Händen der Republikaner  . Tänder wurde, der ebenso wie der jüngste verstor­bene große Theoretiker der gesamtdeutschen Ar­beiterbewegung. Karl Kautsky  , in Prag   geboren wurde: Victor Adler  . Er hat die streitenden Brüs der zusammengeführt und es so möglich gemacht, daß die Arbeiterschaft die großen Kämpfe der nächsten Jahrzehnte so glänzend geführt hat.

Amerika   wählt

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Falsche Wählerlisten

bitter es hinter, so schwer es vor uns liegen mag, nicht hassen. Wir fürchten es nicht und wir flie­

Nun, wir wollen und werden das Leben, so

hen vor ihm, selbst wenn wir auf der Flucht sind, nicht in Wüsten. Wiederum werden wir Anteil

unversiegten Quell unseres Willens, unserer Schaffensfreude, unserer Lust an der Gemein­schaft, unserer Ueberzeugung, daß weder alle Lenze noch alle Herbste vorbei sind. Ja, zum Tez­ten Male grüßt Euch heute dieses Blatt und es fühlt, wie Ihr zum letzten Male es grüßet. Aber dieser Abschluß ist für uns alle nicht das Ende. Frisch, Kameraden, geht an das neue Werk, das Eurer wo immer harrt! Haltet es mit dem alten Walter von der Vogelweide  , jenem Dichter, dessen Freiheitssinn das dunkle Mittelalter so hart zu­sette und der doch nicht aufhörte, den Teuchten­den Morgen, die Kraft, die Hoffnung, die Auf­erstehung zu besingen: Nach einem guten kommt mir ein ſo böser Tag, Daß ich mich gar nicht freuen kann, Als nur mit Wünschen ach so gern,

Tat ich von Kindesbeinen an; Was fümmerts mich, wer drüber Yacht,

Fürwahr, das Wünschen und das wähnen, Das hat mich oft schon froh gemacht)

Erdbeben in Prag  

Der Herd in der Gegend von Wien  Pra g, 8. November. Die Apparate der Staatsanstalt für Geophysit verzeichneten heute um 4 Uhr 12 min. 21 Set. ein Erdbeben, das wic bisher festgestellt wurde, namentlich von der De­völkerung in Prag   und in Südostböhmen verspürt wurde.

Ungefähr um diefelbe Zeit, um 4.15 Uhr, wurde auch in Preßburg   ein ziemlich starkes Erb. beben verspürt. Die Erderschütterungen dauerten etwa 4 Sekunden. Viele Leute, insbesondere bie in den höheren Stockwerken wohnen, wurden aus dem Schlafe geweckt. Schäden wurden aber durch das Erdbeben in Preßburg   nicht verursacht.

lenden mit rund 40 Millionen veranschlagt wird. In der Geschichte der amerikanischen   politischen Parteien fönne nichts mit dem Wachstum der De­motraten im Senat und Repräsentantenhaus wäh= New York  , 8. November. Der Oberstaatsan­rend der sechs vergangenen Jahre verglichen wer= den. Gewählt werden heute ein Drittel des Sewalt des Staates New York  , Bennet, gab bekannt, nats und 435 Mitglieder des Repräsentantenhaus daß ihm aus mehreren Städten des Staates New ses. Selbst wenn die Republikaner   im Senat 5 bis 9 Sige gewinnen sollten, bedeute dies nach An- York, darunter Buffalo, Nochester, Utica   und Al­sicht der Times" praktisch wenig, weil der Senat banh sowie der Stadt New York   zahlreiche Fälle gegenwärtig 76 Demokraten und 15 Republikaner versuchten Wahlbetruges gemeldet wor­zähle. Im Repräsentantenhaus war bisher das den seien. In der Satdt New York   allein hätten Kräfteverhältnis 328 Demokraten und 90 Repu Ihre Politik konzentrierte sich auf die Erringung blifaner. Wichtig seien aber die gleichzeitig statt den seien. In der Stadt New York   allein hätten ftöße waren so start, daß die seismographischen

II.

Das letzte Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts brachte einen wirtschaftlichen Aufschivung, den die Sozialdemokratie politisch zu nußen verstand.

der politischen Gleichberechtigung der Arbeiter, findenden Wahlen der Gouverneure in 33 Staas liften gemacht. 33 Personen wurden verhaftet.

In Wien   wurde um 4.10 Uhr das Erdbeben verspürt. Besonders die ersten drei Stöße waren fehr start. Die Uhren blieben stehen, die Türen öffneten sich, an den Wänden bewegten sich die Bilder und ähnliches. Im X. Bezirk stürate eine Anzahl von Kaminen ein, bei deren Einsturz meh­rere Dächer durchgeschlagen wurden. Die Feuer­wehr hatte stundenlang schwere Arbeit. Die Erd­

Apparate von Wien   versagten.