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So? War er bei Ihnen zum Thee? Wie liebenswürdig Sie find! Er wird ohne Zweifel Ihre Levine heirathen."
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immer feinen adligen Anstand bewundern müssen," sagte die Pfeifen-| Ueberdruß auf der Bühne wiederkehrt, es hätte trotzdem nicht viel topf etwas schwärmerisch. Eindruck gemacht. Es hört sich fast an, wie ein wirrer, theatralisch hat Eine junge Süddeutsche als ,, So? War er jestern bei Ihnen zu Mittag?" erwiderte die zurechtgeftutter Roman. Nachbarin freundlich, aber mit einem giftigen Blick. Der wäre so Gouvernante in Venedig einen deutschen Arzt, Herrn v. Soden recht ein Mann für Ihre Alwine. Ich sagte noch vorgestern, als er fennen gelernt. Sie liebt ihn, wird wieder geliebt, erfährt bei uns zum Thee war aber, daß Soden bereits verheirathet. Sie ist über den empört Verräther und flieht aus Venedig nach ihrer Heimath. Dort flößt sie dem Sohn eines geachteten Pfarrers ebenfalls heiße Liebe ein, und er wirbt um ihre Hand. Durch eine Verfettung von Umständen kommt es zwischen ihm und dem Herrn v. Soden, dem er begegnete, zu einem Duell. Der Pastorsohn muß annehmen, seine Braut war durch Herrn v. Soden kompromittirt. Und von mir hat er sogar zwanzig Marf gekriegt, die er dem Das Duell wiederum führt zum Konflikt zwischen dem chriftlichSchneider als Anzahlung auf die Hofmarschalls- Assistenten- Uniform gläubigen Pfarrer, der am Wort festhält: Du sollst nicht tödten", jeben mußte." und zwischen dem Sohn. Aus diesem Konflikt holt der Verfasser feine äußerlichen Wirkungen. Herr Kraußneck und Herr Sommerstorff spielten den Vater und den Sohn mit warmer Nachdrücklichkeit; so daß die erzwungene Geschichte den Schein der Glaubwürdigkeit annahm.
Wo denken Sie hin! Uebrigens fagt er ja, er fann nicht eher heirathen, als bis er das Anstellungsdekret als Hofmarschalls- Assistent triegt, das jeden Tag kommen kann. Ich hab' ihm noch neilich zehn Mark jeliehen, um die Einschreibejebühren zu bezahlen."
,, Ach was! Das kommt mir aber' n Bisken sengerich vor." " I was denten Ge! Haben Sie denn schon mal von'n richtijen adlijen jungen Mann jehört, der feene Schulden jehabt hat!"
Es ließen sich Schritte vernehmen, und die beiden Damen fchwiegen abwartend. Der Briefträger fam herauf.
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Wohnt hier jemand, namens Schnuppke?" fragte er. " Vou Echnuppke," erwiderte die Pfeifenkopf, eine Treppe höher. Was haben Sie denn an ihn?"
„ Ein behördliches Schreiben," sagte der Briefträger, einen großen Brief hervorholend, und stieg hinauf. Die Frauen sahen ihm mit weit aufgesperrtem Munde nach.
' S is richtig," rief die Druffte endlich, er is zum HofmarschallsAffiftenten befördert wor'n." " Wer weeß! Vielleicht haben se ihm vorläufig nur enen Orden
jejeben."
3 is wirklich' n Jammer, daß so'n Mann bei die Wittwe Schulz fünf Treppen hoch in eene Dachkammer wohnen muß."
Der Briefträger fam zurück und gleich hinterher Herr von Schnuppke, der mit verbindlichem, aber eiligem Gruß die Treppen hinunterstieg.
,, Sie, von Pfeifenkopfen," flüsterte die Druffte.
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Was denn, von Drufften?"
" Jetzt wär die Jelegenheit jünstig. Wir jehn mal bisfen zu die Schulzen ruff und machen se neujierig, daß se mal nachsieht, was in dem behördlichen Schreiben steht."
Frau von Pfeifentopf war sogleich damit einverstanden. Beide gingen zur Wittwe Schulz hinauf, um mit ihr freundnachbarlich zu plaudern. Soweit ging alles gut, bis Frau von Druffte fragte: Wie geht's denn Ihrem Zimmerherrn?"
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Dem Schnuppfe? Der wohnt garnicht mehr bei mir."
Was? Sie spaßen wohl? Er war ja noch eben hier."
" Ja, um einige Sachen zu holen, die er vergessen hatte."
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Er war Jhnen doch noch Miethe schuldig?"
Er hat allens berappt, jestern zehn und vorjestern zwanzig Mark. Frau von Pfeifentopf und Frau von Druffte sahen einander mit entfezten Mienen an. Unser Geld," murmelten sie.
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Und er hat nichts mehr bei Ihnen zurückgelaffen?" " Nichts als einen Brief, den er eben gekriegt hat." Natürlich wurde Frau Schulz bestürmt, den Brief zu zeigen. Er enthielt ein polizeiliches Strafmandat, wegen unbefugten Führens des Abelstitels".
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Da sind wir tüchtig belämmert," rief die Pfeifentopf. " Na, so was! Meine Ahnen würden sich in der Familiengruft umdrehen, wenn sie das wüßten."
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Sehnse, sagte ich Ihnen nich, mit ihm wär's nich richtig, ich hab' ihm jleich anjesehen, daß er nich von Adel sein kann." " Ich ooch ich wollt's blos nich sagen, aber Schnuppke", was fann bei so' nem Namen auch dahinterstecken." Und über die erbärmliche Welt seufzend stiegen die beiden Damen zu ihren Kochtöpfen hinab. Max Hirschfeld.
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Dem Schiller Theater gelingt insoweit manchmal ein guter Griff, als es aus dem vielseitigen Schaze klassischer und anderer Dramen von mehr oder minder ehrwürdigem Alter just die Stücke herauszieht, die harmlosen Leuten wohlgefallen. Dies ift auch bei Shakespeare's Komödie der rrungen" der der Fall, die gestern weit weniger ihrer dichterischen Bedeutung halber, als um der Prügel willen zu be= hagen schien, die in reicher Fülle ausgetheilt werden. Man mag der Künstlerschaft des Schiller Theaters nachsagen, daß sie gleich dem und Shakespeare geaicht sei, Bersonal anderer Bühnen mehr auf das fade Konversationsstiid als auf mag gar finden, daß mancher Held sich in Trikothofen nicht ganz aus freiem Willen tomisch ausnehme. Aber wenn eine luftige Verwechselungskomödie wie am Freitag Abend toll und flott heruntergespielt wird, so daß, der Zuschauer kaum zur Besinnung kommt, so lacht man mit den Lachenden und sieht gern über diesen und jenen Mangel hinweg. Von der Aufführung ist im einzelnen zu sagen, daß die beiden um ihrer fatalen Aehnlichkeit halber so oft geprügelten Diener in den Herren Schmafow und Eyben weit bessere Vertreter fanden, als es die Herren Bach und Froböse aus dem Stande derer waren, die Prügel austheilen dürfen. Aller liebst spielte Fräulein Pauly die heftige Adriana.
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Dem Shakespearischen Lustspiel ging Emile Augiers Schierling" voran. Held der französischen Komödie ist ein überfättigter Salonjüngling in griechischem Gewande, der von seiner hübschen Sklavin aus Cypern gar sänftiglich wieder auf die Pfade der Tugend zurückgeführt wird. Das Stück spricht an wegen der hübschen, aalglatten Verse der neuen, voit Sigmar Mehring herrührenden Uebersetzung. Die beiden alten Sünder, die zuerst als Nebenbuhler des Helden auftreten, um dann die schöne Sklavin auf einander abzuschieben, wurden von den Herren Laurence und Eyben recht glatt gespielt. Auch Herr Bach spielte, indem er den nicht allzu ernsthaft am Leben verzweifelnden Helden gab, als ob es ihm wirklich bitterer Ernst mit dem Schierlingsbecher sei. Bescheiden, aber mit Grazie gab Fräulein Pauly die schöne Retterin.-
Aftronomisches.
Drei tleine Planeten hat der französische Astronom Charlois auf der Nizzaer Sternwarte am 31. Dezember 1896 entdeckt. Der erste dieser vielen kleinen Körper, deren Durchmesser zwischen wenigen Metern und einigen hundert Kilometern schwanken und die ihre Bahnen um die Sonne zwischen denen der großen Planeten Jupiter und Mars vollenden, wurde am Neujahrsabend 1801 von Piazzi, dem damaligen Direktor der Sternwarte in Palermo , entdeckt. Die Zahl der bisher bekannten Himmelskörper dieses Typus ist bereits auf über 400 gestiegen. Allerdings sind die in neuerer Zeit entdeckten meist sehr lichtschwach, wie auch die drei oben erwähnten. Zwei derselben sind nur von der Lichtstärke eines Sternes 13., der dritte von der Lichtstärke eines Sternes 12. Größe. Ihre Entdeckung ist daher im allgemeinen auch nur auf photographischem Wege möglich, da die photographische Platte dem Auge an Sensibilität besonders dadurch überlegen ist, daß sie lichtschwache Eindrücke bei längerem Einwirken zur Erscheinung bringt, während das Auge bei längerem Hinsehen gerade ermüdet.(„ Post.") Humoristisches.
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Kleines Feuilleton. Bühnendichter und Komponisten heimsen in neuerer Zeit allenthalben recht hübsche Gewinn Antheile ein. Ganz unglaublich groß aber find die Gewinn- Antheile amerikanischer Bühnendichter oder englischer, deren Stücke den Yankee's gefallen. So brachte die bekannte ausgelassene Posse Charley's Tante ihrem Verfasser blos Der Kuß bei der amerikanischen Präsidentenin Amerifa 75 000 Dollar, mehr als 300 000 M., an Gewinn- Antheilen ein, und Victorien Sardon bezahlte man 35 000 Dollar, etwa wahl. Fräulein Carrie Osler aus Niles in Michigan hatte zur 150 000 m., für das Recht, seine Madame Sans Gêne in den Ver- Zeit der amerikanischen Präsidentenwahl mit ihrem Bräutigam eine einigten Staaten aufführen zu dürfen. Der Verfasser des Kriegs- Werte gemacht und ihm 1000 Küsse versprochen, wenn Bryan unterstückes Sherandoch heimste dafür 100 000 Dollar ein, mußte aber liegen würde. Bryan unterlag wirklich, und Fräulein Osler begann für das Drama Aristokratie mit der Hälfte dieser Summe sich be- ihre Schuld ratenweise" abzuzahlen. Alles ging vortrefflich und die gnügen, Ebenso viel erbrachten Too Much Johnson und The Pri- Wettschuld war fast vollständig bezahlt, als zwischen den beiden Liebenden vate Secretary für ihren Verfasser William Gilette , während der über die Zahl der gegebenen und empfangenen Rüffe ein Streit entstand. Das Fräulein will sorgfältig Buch geführt haben und hat eine weit Verfasser von The Girl 75 000 Dollar einstrich.- größere Anzahl Küsse herausgerechnet als ihr Gläubiger. Die Streitenden wandten sich an zwei Schiedsrichter, und diese fällten Jm Berliner Theater wurde am Freitag ein neues Echau- den salomonischen Urtheilsspruch:„ Um jeden Streit zu vermeiden, spiel Der Schuß" von Rudolf Presber , einem jungen Jour- ist es das beste, mit dem Küssen von vorn anzufangen." Fräulein nalisten in Frankfurt a. M. gegeben. Wenn das Drama auch nicht| Osler ist sehr hübsch, deshalb hütete sich ihr Verlobter wohl, gegen eine Variation über das Duell- Thema wäre, das nun bis zum das Urtheil Einspruch zu erheben.
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Theater.
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