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Mittel irgendwie gestalten, auch von den Frauen und Mädchen des greifen, behende, schlagkräftig, aber frei von aller theatrali Proletariats nachgeahmt wird. Sehr bemerkenswerth sind die aus schen Affektiou Die Aufgabe war wohl zu schwer für das Dem Körperbau und der sozialen Stellung der Frau bergeleiteten Belle- Alliance- Theater. Jm Anfang nahm Herr Jürgas bas Gründe für die jetzige Form der weiblichen Kleidung. Der Tempo zu schleppend. Ein tranfer Mann spricht wohl nicht wie Verfasser hält aus ästhetischen, gesundheitlichen und wirthschaft ein Sauſewind, aber er braucht darum doch nicht die Worte lang lichen Rücksichten die Beibehaltung der jezigen Frauenkleidung für nächtig zu dehnen und zu strecken. Am ehesten wußte wohl noch unhaltbar und macht Reformvorschläge, die sich von jedem Ueber- Fräul. Marba, ein Gast aus Leipzig , die Sprache des Dichters schwang fernhalten, und vor allem hygienisch der Frauenwelt sehr geistig zu beleben. So stellt sich einem Zuschauer die Sache dar, zum Vortheil gereichen würden. Eine Reihe interessauter Abbildungen in dessen Erinnerung freilich eine muftergiltige Aufführung von erhöht den Werth des Schriftchens. Strindberg's Drama lebt. Theater.

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Das italienische Schauspiel wurde im Vorwärts" nach seiner Première im Neuen Theater bereits besprochen. Sein Ver -Im Lessing Theater wurde am Sonnabend ein neues fran- faffer gehört zur jungitalienischen Schule, die fich auf die zöfifches Schauspiel Die Wiederkehr" von de Curel zum ersten Male Pariser Theatraliter ftügt. Für die Unehrlichen ist das typische Mufter aufgeführt. Ein Abglanz des echten gallischen Esprits, der in den in Augia's" armer Löwin" zu suchen. Die Frau eines bescheidenen jüngsten Stücken Sardou's, wie der gewerbsmäßigen Pariser Spaß: Privatbeamten prostituirt sich, um ihrem Gatten ein behagliches macher und Poffendichter so gut wie verloren schien, durchleuchtet Dasein zu schaffen. Die Voraussetzung solcher Stücke ift: Starte das Dramen so lebhaft, daß es dem Leffing Theater den einzigen Naivetät und Weltunkenntniß des Gatten. Den betrogenen Mann, und echtesten Erfolg dieses Jahres brachte. De Curel gehört zu den der so tapfer über jeden Sünder" zu schmählen wußte, bevor er jüngeren Autoren Frankreichs . Durch die freie Bühne in Paris wurde selbst begreifen lernte, daß ein Glücklicher nicht richten solle, gab zuerst auf ihn aufmerksam gemacht. Er ist fein Stürmer und Herr Türk. Es ist die Glanzrolle des Stückes. In ihr ver­geht nicht ins Große. Aber er ist ein feinfühliger Mann, der über einigt sich alle theatralische Pathetik. Herr Türk wußte pathetisch die national- französische Abgeschloffenheit in literarischen Dingen zu wirken, ohne zu übertreiben. Um so seltsamer war es, hinausstrebt und flug auf fremde Meister zu hören versteht. So ist daß ein Theil des Publikums mitten in die tragischen mancher Zug seiner Stimmungsmalerei auf Einflüsse Jbsen's zurück- Szenen eines so leicht verständlichen Stückes hineinlachte. zuführen. Zwischen Melancholie und ironischer Lebensbetrachtung Mit lebhafter Gewandtheit spielte Frl. Marba die Gattin des schwebt die Komödie. Mehr Kunst und Grazie ist über die Beamten Moretti; drastisch in einer Dienstbotenrolle war Frl. Iuftspielartigen Elemente des Stückes gebreitet. An den Arndt.- schwermüthigen Stellen reicht es durch die Art einer ,, feuilletonistisch= schönen" Sprache( oder vielleicht Ueber:-Friedrich Wilhelmstädtisches Theater. Friz Renter's febung?) mitunter an die Grenze, 100 das affektirte erschütterndes Gedicht Kein Hüsung" zählt zu den recht häufig von Rührstück beginnt. Frau v. Grécourt, eine Dame von empfind- berufenen und unberufenen Leuten dramatisirten Schöpfungen des lichem Frauenstolz, war aus dem Hause eines unwürdigen Gatten plattdeutschen Boeten. Von der am Sonnabend aufgeführten Arbeit der entflohen und ließ ihren Mann in dem Glauben, sie sei mit einem Herren Jahnke und Schirmer läßt sich sagen, daß sie auf packende Liebsten durchgebrannt. Frau v. Grécourt hat gekämpft, wie eine Wirkung im gröberen theatralischen Sinne angelegt war und in recht freier ehrbare Frau. Nach 16 Jahren fehrt sie in das Haus ihres Gatten Verwendung des Stoffes schon ihren Eindruck auf die Thränendrüsen wieder. Der Mann selbst hat sie gerufen. Er führt ein niedriges machte. Die Darstellung war lobenswerth; Herr Bauer als Groß­Leben wie er es immer gethan und dabei verkümmern seine und knecht, wie auch Herr Samft( Daniel) zeigten sich sogar als tüchtige Frau v. Grécourt's Töchter. Wie Frau v. Grécourt den Haushalt Künstler. Ebenso läßt sich von Herrn Eißfeld( Baron) und von ihres früheren Gatten findet; wie der gravitätische Spießbürger, den Fräulein Holgers( Marie) gutes berichten. Auch das Wirken der fie einst geliebt und jetzt lächerlich findet, ihr, der Schuldlosen, Regie verdient Anerkennung. - gnädig vergiebt; wie sie überlegen dem feisten Herrn v. Grécourt beschämt; und wie sie, deren Mutterliebe fast erstorben war, von den eigenen Töchtern wieder gewonnen wird und sich zu neuem Leben aufrafft; wie sie dem Vater die Töchter entführt, und wie die Gatten von einander Abschied nehmen, in der Erkenntniß, daß beide zur Einsamkeit gelangten, fie in bitterem Ringen, er in leichtem Lebensrausch: das macht den Inhalt der sauber aus­geführten Arbeit aus. Durch ganz besonders eindrucksvolles, durch geiftigtes Spiel ragte Frl. Dumont( Frau v. Grécourt) hoch über das übrige Ensemble hervor.-

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Im Bellealliance- Theater wurden Sonntag Nachmittag zwei ganz ungleichartige Dramen in einer Voltsvorstellung unter der Regie von Julius Türk aufgeführt: Die Tragikomödie ,, Gläubiger" des Schweden Strindberg und das Schauspiel Die Unehr­lichen" des Jtalieners Rovetta.

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Die Neue Freie Voltsbühne" bot am Sonntag Winter Nachmittag im Zentral- Theater ihren Mitgliedern Der schlaf", Drama in 3 Aufzügen von May Dreyer. Vorwärts" hat das Stück, als es zum ersten Mal in einem Berliner Ein nähreres Ein­Theater gegeben wurde, ausführlich behandelt. gehen auf den Inhalt erübrigt sich demnach an dieser Stelle. Aufführung der Voltsbühne war feine Glanzleistung, aber annehm bares Mittelgut. Nur einige der Darsteller schauspielerten ab und zu etwas. Die lebensvollste Gestalt brachte Herr Haid heraus, der den Förster Ahrens gab. Das Theater war sehr gut besucht. Zahl­reich waren auch die Frauen vertreten, die zu den treuesten Mit­gliedern der Volksbühne zu gehören scheinen. In nächster Zeit werden für die Neue freie Voltsbühne" Vorstellungen auch im Deutschen Theater stattfinden. In Aussicht genommen sind unter anderem: Hannele" und" Die verfunkene Glocke" von Hauptmann und Julius Cäsar " von Shakespeare .

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Aus dem Thierleben.

Aus brennendem Haß ist die fein verästelte Studie Strindberg' s geboren. Aus ihr bricht der Schrei hervor: Verachte das Weib. Ein Thema, das Strindberg's ganzes Schaffen durchdringt. Wie Naturen, die im grunde weich­Die Blutwärme der Fische wurde bisher sehr ver­müthig sind, Menschenhasser werden fönnen, so gelangte schieden angegeben, die gefundenen Zahlen schwankten zwischen der­Strindberg, ein leicht reizbarer, sehr sensitiver Boet, der im grunde jenigen des umgebenden Mittels und einem Ueberschusse von wenig von harter Männlichkeit befißt, so männisch er sich geberden 10 bis 11 Grad. Herr v. Arsonval, welcher diese Unterschiede von mag, zu seinen fünstlerischen Predigten über die Frau. Wer schärfer dem Umstande ableitete, daß einige Beobachter die Blutwärme der auf die Tragikomödie Gläubiger" hinhorcht, der kann zum Schluß Fische wohl erst außerhalb des Wassers gemessen haben, unter­aus dem Drama einen anderen Beitlang als den vom Weibe her- nahm nun im Laboratorium von Concarneau Bestimmungen aushören. Für ihn kann es heißen: Berachte den Mann, der sich an den im Wasser verbleibenden Fischen, deren Körper von einer Dirne Kraft, Muth und Hirn auspumpen läßt, gleicher mit einer thermo- elektrischen Nadel durchbohrte. Es ist eine giltig ob diese Dirne die Ehebewilligung in der Tasche hat hohle Stahlnadel, die in ihrem Innern einen isolirten, an der Spike oder nicht. verlötheten Leitungsdraht birgt, welcher die Temperatur des Fisches genau meldet, die selten mehr als 1/4 Grad über der Wassertemperatur war. Dementsprechend wurde die an das Wasser beständig abgegebene Wärme sehr klein gefunden, ließ sich aber durch eine thermo- elektrische Säule ebenfalls messen und wurde der Wärmeerzeugung im Körper entsprechend gefunden. ( Prometheus".)

Ein Schauspiel, wie Strindberg's" Gläubiger" fann sich nicht unmittelbar and proletarische Empfinden wenden. Strindberg nimmt seinen Fall von dem Weib, das ewig nur fordert und nimmt und niemals ans Geben denkt, typisch. Diesem Weib erscheinen in dem Schauspiel die drohenden Gläubiger, die geplünderten und aus­gefogenen Männer. Der Gefündere hat überwunden, der Bart­organisirte ist in all seinen Lebensnerven erschüttert. In der proletarischen Ehe kann dies Beispiel nicht als typisch gelten. Das Weib, das vampyrartig vom Blut des Mannes zehrt, wird nur in einer Gesellschaftsklasse gedeihen, in der das Weib mit allen feinen Absichten von vornherein zum Dienst der Galanterie erzogen wird. Müßig an That, arm au Gedanken, in arbeitslosem, spielerisch verbrachtem Leben aufgewachsen, wird dann das Weib dem Mann, den es sich eingefangen, leicht als Freibeute betrachten, wie Thekla in Strindsberg's Tragikomödie es mit ihren Männern macht.

Humoristisches.

- Zeugenaussagen. Vor einem Pariser Gerichtshofe spielte sich vor einigen Tagen folgende Geschichte ab: Ein Kutscher hatte einen Mann überfahren, und es handelte sich bei der Beweis­aufnahme darum, in welcher Gangart sich sein Gefährt befunden habe. Im Schritt behauptete der erste Zeuge, im Trabe der zweite. Na, nun fehlt nur noch der Galopp, meinte lächelnd der Präsident. Der dritte Zeuge wurde hereingerufen, schwor, die lautere Wahrheit zu sagen und begann: Jch fam gerade um die Ecke der X- Straße, als ich einen Wagen in rasendem Galopp dahersausen... Er konnte nicht weiterreden, denn Richter und Zuschauer brachen in ein schallendes Gelächter aus. Der Kutscher wurde mangels genügender Beweise freigesprochen.

Strindberg's innerlich bewegte Seelenstudie, die Form des feft gefügten, Inappen, inhaltschweren Dialogs verlangen ungewöhnlich viel schauspielerische Anstrengung. Ein Wort muß ins andere Verantwortlicher Redakteur: August Jacobey in Berlin . Druck und Verlag von Mag Bading in Berlin .