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" Ich brauch' keine Soldaten," sagte sie. Dann schwiegen beide.

Sie spielte mit dem Kleeblatt, er mit dem Rispenhalm, den er wie einen Reifen bog. Dullerl," sagte er nach einer Weile fast blöde, ein Bissel eine Freud  ' wirst doch haben zu mir."

Sie war sehr vertieft in ihr grünes Blättchen. Endlich sagte sie treuherzig: Keine Arme wirst halt mögen."

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Der Bursche versezte: Auf's Geld ist der Sandlerhof nicht eingerichtet, aber auf die Arbeit. Hausvater und Haus mutter müssen bei uns die besten zwei Dienstboten sein, so ist es alleweil gewesen. Wenn sie einander gern haben, arbeiten thun sie mit Willen. Und ein bissel gern haben, Dullerl, das wirst mich doch!"

( Fortseßung folgt.)

Baden. Verbittert, verlogen, überreizt, eine Bacchantin der Lebens­freude, eine wurmstichige, taube Nuß.

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Wieder hebt er das Haupt, stolz, wie ein König, wie ein Sieger und seine Miene scheint zu sagen: " Seht Ihr! Seht Ihr!"

zusammen und tuscheln. Draußen hinter der Glasthür stecken die Lohndiener die Köpfe

Kleines Feuilleton.

der statt 3on3"( bei Köln  ) erließ am 27. Juni 1637 folgende Eine ,, Pestordnung" aus alter Zeit. Der Magistrat " Bestordnung":

1. so baldt einer mit der pest befaßt, alsbald soll Er zu Gott sein zuflucht suchen, beichten, communiciren.

2. sein hauß selbst lassen zuschließen. Einen Vertrauten freund, so gottesförchtig ben sich behalten, welcher nit so viel auf die ( Nachdruck verboten.) straßen gehen einen oder den anderen zu besuchen.

Das Gefändnik. Von Georg Hermann  .

And die Leute hatten getuschelt und gezischelt, die Köpfe zusammengesteckt und dann vielfagend geschwiegen.

Beinah' unglaubliche Geschichten hatte man sich erzählt von Fensterpromenaden, Flaniren, heimlichen Zettelzustecken, Küssen, nächtlichen Spaziergängen und und

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und

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Jetzt hatte er es doch durchgesetzt. All die Einwände, daß er Spieler wäre, daß er Roué wäre, daß er alle hatte er sie zu zerstreuen verstanden. Mit be­wunderungswürdig rücksichtsloser Beharrlichkeit war er vor gegangen, hatte es als vierzigjähriger, fabltöpfiger, nicht einmal hübscher Mensch verstanden, einem schönen, feinfühligen, neunzehn­jährigen Mädchen, einer Millionärstochter, den Kopf zu verdrehen. Die Eltern wollten und wollten es nicht zugeben. Nie und nimmer. Er wäre verschuldet, Roué  , Spieler, seine Familie, seine Schwestern stånden im schlechten Ruf.

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Und jetzt hatten sie es doch thun müssen". Da plößlich war er ein Ehrenmann, ein reizender, fieber Kerl. Alte Tanten und Großmütter vergötterten ihn. Nun war er so geistreich o so galant. Ja, wirklich ein süüüßer Mensch. Nun sprach man von der ewigen Macht der Liebe und der unwandelbaren Reinheit seiner Gefühle. Die Freundinnen der Braut schlugen züchtig die Augen nieder, wenn sie ihn erblickten und schauten uur verstohlen von der Seite zu ihm empor, wie zu einem Heros. Die Großmutter füßte ihn, als ob sie selbst die Braut wäre aber die Leute steckten die Köpfe zusammen und tuschelten. Der Hochzeitstag. Die Feierlichkeit im Hause. Erhobenen Hauptes führt er sie vor den Priester. Wie ein König, wie ein Sieger schreitet er zwischen den Gästen hindurch. Seine Gefichtszüge scheinen zu fagen:

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Seht Ihr! Seht Ihr! Ihr habt sie mir nicht gegönnt, aber ich habe es doch durchgesetzt, ich! ich! Reiner ist unter Euch, der mir wohl will, und wie freundlich Ihr jetzt alle zu mir seid, wie liebens­würdig, Ihr Die Braut, wie schön sie aussieht! Wie zart und ebel die junonische Halslinie; wie duftig und lüstern sie sich unter dem weißen Schleier verbirgt! - üß!- üß" sagen die Freundinnen und spielen verlegen mit ihren Fächern.

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Der Gesang. Alte Zanten und junge Kousinen sehen zur Decke und schluchzen.

Eine erwartungsvolle Pause und der Mann im schwarzen Talar beginnt über Liebe zu reden, und niemand wagt, ihm zu widersprechen. Es ist aber auch zu nedisch, mit anzuhören, wie die beiden in reiner Liebe sich gesucht und gefunden.

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Die jungen Herren blicken gelangweilt auf die Spitzen ihrer Lackschuhe; die älteren lächeln verständnißvoll; junge Frauen machen enttäuschte Gesichter, und eine flüstert sogar ihrer Nachbarin zu: Dasselbe hat er vor zwei Jahren bei mir auch gesagt! Hm, Hm?" Endlich hebt der Priester beide Arme und brüllt mit einer Löwenstimme, daß er der Ehe hiermit den Segen in Namen der Religion ertheile. und da, Das Paar wechselt die Ringe wartet, hängt sie plöglich an seinem Hals. Ein langer, schier endloser flammender Kuß und zitternde Spannung legt sich über die Gesellschaft. Ein Hauch glühender Sinnlichkeit. Man hört nur das Athmen des kochenden Lebens. Selbst die Kerzen slackern und schaudern, als ob ein Hauch über sie streiche.

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was niemand er

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Alle, alle kennen sie diese Küsse! So tüßt die Unschuld nicht! Solche Küsse giebt fein unberührtes Weib!

Die Damen und die jungen Mädchen werden blutroth. Die Herrlein schauen ganz beschämt und geduckt frampshaft auf die Spigen ihrer Lackschuhe. Aeltere Leute wenden sich ab.

vorüber.

In diesem Augenblick zieht eine ganze Geschichte an mir Die Vergangenbeit. Küssen, Stammeln und Stöhnen. Die Zukunft. Ein blasses, trantes, unzufriedenes Weib, das sich lachen von Genuß zu Genuß schleppt, von Ostende   nach Baden­

3. da etwas die Kranken Vonnöthen, es seyn Beichts Batter bl. Communion, hl. öhlung, medicin, notarius oder einen anderen Freund, soll der eingeschlossene Freund durch das Fenster dem nechsten Nachbahr Zurufen, daß Er solches bestellen wolle oder durch sich selbst oder andere benachbarte, welche sich nit in Keinem sollen saumig finden laffen bey straf 20 ggld, dan gottseelig undt billig daß man seinem Nachbahr beystehe in der noth nach dem gesetz der natur, was du wils daß dir geschehe, das thue auch

anderen.

4. foll Reiner des mit Gottes Hilfe von der pest genesen, auss gehen, oder Jemand besuchen in 4 wochen auf straf 10 ggld.

5. da etwa Einer wider folches befelch duhen solte, neben dem daß er in die Herrenstrafe gefallen, ohnfehlbahr foll er der statt alsbaldt Verwiesen seyn wegen ungehorsamteit. L. S. Unterschrift. Datum.( nochmals bekannt gemacht im Junio 1666".)-

- Eine Walfischtragödie hat sich, wie die Tägl. Rundsch." nach dem Bericht eines Augenzeugen erzählt, unlängst bei den Falklandsinseln abgespielt. Eine große Heerde Walfische war mit der Fluth in eine Bucht gekommen. Die Thiere ließen sich von der Ebbe überraschen und geriethen auf den Strand. Das bischen Wasser unter ihnen lief schnell ab. Man konnte die tiefen Seufzer hören, mit denen die riesigen Thiere athmeten, man hörte auch die jungen schreien. Manche Weibchen brachten in ihrem Todestampfe noch Junge zur Welt; aber nur wenige Thiere, junge wie alte, blieben länger als eine Viertelstunde nach der völligen Strandung am Leben. Manche Walfische starben ruhig, andere peitschten im Todestampse den Sand oder das Wasser mit ihrem Schwanze oder rötheten es mit ihrem Blute. Und die Kinder, welche dem Drama zuschauten, warfen in die Athemlöcher der Thiere Steine und vers gnügten sich, wenn bei der Ausathmung der Luftstrom fie empor­schleuderte. Als gegen Abend die Fluth zurückkehrte, wurden nur fünf Walfische von mehr als 50 wieder flott. Ihr Tod nützte nie­mandem, denn man konnte sie nicht verwerthen und aus dem reichen Segen, den das Meer hier in der Form von Fett und Del ges spendet hatte, keinen Vortheil ziehen. Wilde Thiere und die Schweine der Inselbewohner aus der Nachbarschaft hatten allein einigen Nutzen davon; die Menschen mußten, um sich gegen die Folgen der Zersehung dieser Kadaverhausen zu schüßen, sie in Brand ſehen, und sie flammten auf, wie eine Del fabrik. Den Rest führte dann die Fluth in alle Winde. Unter den Walfischen waren Thiere bis zu zehn Meter Länge. Sie waren jedenfalls sehr hungrig gewesen, denn ihre Eingeweide waren leer. Uebereinstimmend ist die Beobachtung gemacht, daß Walfische, obwohl sie Lungenathmer sind, nach ihrer Strandung fiets   bald sterben. Die Thiere gehen, sobald sie nicht mehr vom Wasser umspült werden, das ihnen große Wärmemengen entzieht, an Wärmeftauung, d. i. Hißschlag zu grunde, da sie bei der an sich wärmeren und schlechter leitenden Luft trotz aller Strahlung nicht genug Wärme loswerden können.

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Eine Kerzenflamme in starker Kälte. Eine Kerzen flamme brennt nach Scient. Amer." in Polarregionen bei 35 Grad Kälte anders wie sonst. Das Wachs schmilzt taum, da es zu kalt ist; die Flamme ist schwach und verliert sich in einer Röhre, die dem Dochte folgt. Bohrt man, um die Flamme nicht ersticken zu lassen, feitwärts Löcher in das Wachs, so brennt die Flamme bis auf das untere Ende der Kerze durch und hinterläßt eine Röhre aus Wachs; die durch die Löcher einströmende sehr talte Luft wird von der Flamme nicht genügend erwärmt, um die an sich schon sehr talte Röhre zum Schmelzen zu bringen.-

Theater.

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Eine Schönmalerei, glatt, fauber, ohne Rauhheit, aber auch ohne Mart, das ist das neue Schauspiel Meerleuchten" von Ludwig Ganghofer  . Es wurde am Sonnabend im Lessing Theater zum ersten Male aufgeführt und vom Publitum so beifällig aufgenommen, daß Direktor Blumenthal nach dem dritten Akte für den abwesenden Autor danken durfte. Natur­symbolische Vorgänge spielen in dem Stücke eine wichtige Rolle; aber es bleibt eben nur beim Spiel. Es läßt sich so prächtig vom farbigen Meerleuchten erzählen, das einen Feuerzauber übt, der so rasch wieder vergeht, wie alle höchste Schönheit. Und wenn man vom heimlichen Waldgeflüster, vom stillen warmen Abend spricht und das Waldvögelein mitsammt seinem lockenden