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Was will das bedeuten?" fragte der Waldmeister er- Auch wir haben ihm in früheren Zeiten nahe gestanden, wir bost über das so willkürlich abgebrochene Spiel. Wir wollen sahen ihn fämpfen und ringen, und seit unsere Wege sich trennen mußten, wenn auch unser Ziel das gleiche blieb, haben wir tanzen!" seine Laufbahn und seine Lebensschicksale aufmertfam verfolgt und fühlen uns ihm heute so nah, wie in den Tagen, wo wir Schulter an Schulter dem gemeinsamen Ziel zustrebten er der Veteran an der Seite des Refruten. Denn ein Veteran war er schon, da

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Nur Zeit lassen, schön Zeit lassen," antwortete der Nat gutmüthig, wir werden es schon machen. Zwei richten mehr aus, wie eins. Gelt, Dirndel?"

Er spielte wieder; auch die Kleine tastete gleichzeitig mit ihren runden Fingerchen auf den Saiten herum, daß es eine recht seltsame Harmonie gab.

Der Waldmeister that ärgerlich einen Fluch und verließ den Tanzboden.

" Da hat das Kind wieder einmal den Teufel verjagt," lachte der Steppenwirth und trug auf der Blechtaffe des Waldmeisters Wein hinaus an den Lindentisch, wo sich selbiger niedergelassen hatte. Dort am Tische saß auch der Sepp in der Grub, der Zwieselbaumer, der Waldstuber und der alte Sandler.

Letzterer tauerte schier armselig da, selbst beim Sigen noch die Hände auf den Stock stüßend, den er zwischen den Beinen auf den Boden stemmte. Eine Hand war mit Lappen umwickelt, denn die Gicht will warm haben, sonst hebt sie an zu zwicken. Das Haupt hielt er scharf nach vorwärts ge: spannt, denn er war etwas großhörig", wie zu Altenmoos Die Schwerhörigkeit so stattlich benannt wird. An seinen Bei­fizern war nicht die Schuld, wenn er manchmal etwas uneben verstand, sie schrien in ihn hinein, wie in ein taubes Roß". Sie waren just daran, ihren lieben Nachbar zu seinem Glücke zu drängen; er sagte wenig dazu, schüttelte aber bisweilen ein bischen den Kopf. Ja, das Glück wäre schon recht, aber wer weiß, ob's nicht ein falsches ist. Und ein falsches Glück ist ein echtes Unglück.

Der Sepp wendete sein Haupt nach dem Wege hin, denn dort ging jetzt der Reuthofer heran. Der Jakob kehrte erst von Sandeben zurück, wo er in der Kirche gewesen war, und that nichts desgleichen, als ob er beim Steppenwirth ein­tehren wollte. Er war seit einiger Zeit ernster und ver­schloffener als sonst. Das Unglück mit dem Knaben.... Es möchte ihm eine Aufheiterung bei Wein und Kameraden nicht schaden. Der Sepp winkte ihm über die Planke, er solle doch nicht gar so stolz vorbeigehen. Ob er denn nicht durstig ge­worden sei von Sandeben her?

Seit zwei Stunden gehe ich neben dem Wasser", ent­gegnete der Jakob.

Der Sepp und der Waldstuber gingen hinaus. Jakob", fagten sie, das darfst uns nicht anthun, daß Du uns ab­spenstig wärest an diesem Tag. Wir haben gut Nachbarschaft miteinander gehalten, wir wollen als gute Kameraden aus einandergehen. Einen Krug Wein mußt Du heute wohl mit uns trinken, das geht nicht anders. Wer weiß, wann wir wieder einmal zusammenkommen. So jung nimmer wie heut'. Auf Dich haben wir alleweil was gehalten, Jakob. Schade, daß Du nicht mit uns gehst in die schöne Welt hinaus. Aber ins Wirthshaus geh' mit uns. Geh', tomm!"

Sie nahmen ihn am Arm, er ging willenlos mit ihnen. Feindselig wollte er nicht sein, er ging mit ihnen.

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wir Alten" von heute als bartlose Springinsfelde erst unter die Fahne eilten.

Aber wer von meinen Lesern kennt G. Julian Harney? Unsere Partei ist jung und die Erinnerung der meisten reicht nicht hinter das Auftreten Lassalle's in den sechziger Jahren zurück; und das der älteren nicht hinter das Jahr 1848.

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er Soldat in dem Befreiungsheer des arbeitenden Boltes. Schon vor 1848 Und Harney ist ein Vor achtundvierziger. Schon vor 1848 war war er ein Hauptmann in diesem Heer, ja sogar einer der obersten Heer führer. Und schon vor 1848 hat er mit Staats. anwälten und sonstigen Vertretern der Kapitalmacht gar manchen Strauß gehabt, hat er gar manche Woche, gar manchen Monat im Gefängniß zugebracht. War er doch einer der Vordersten und Hervorragendsten in der großen Chartistenbewegung, diefer ersten Massenbewegung des modernen Proletariats, von der freilich das gegenwärtige Geschlecht so gut wie nichts weiß. Schlacht bei Waterloo, welche das zweite, das hunderttägige Reich Geboren wurde Harney ungefähr anderthalb Jahre nach der Napoleons in Trümmer schlug, am 17. Februar 1817 von armen Eltern in einem Dorfe der südenglischen Grafschaft Kent. Das Kind war kränklich, und da der früh verstorbene Vater ein Seemann gewesen, so wurde dem jungen Georg Julian nach zurück­gelegtem 10. Jahr eine Freistelle in der Matrosenschule zu Greenwich ge­währt, nachdem er bis dahin mit dem färglichen Unterricht der Dorfschule, einer Dame School so genannt weil diese Schulen sehr oft von alten Mütterchen gehalten wurden, an denen so die Armenversorgung erspart ward hatte vorlieb nehmen müssen. In der Dame- schule und in der Matrosenschule lernte der geistig sehr regiame Knabe nicht viel desto mehr lernte er außerhalb der Schule. Er verschlang die Bücher, deren er habhaft werden konnte, und, war in feinem Lernen auch keine Ordnung, teine Methode, so erwarb er fich doch einen reichen Schatz von Kenntnissen. Was er geworden ist, das ist er durch eigene Lehr- und Lernarbeit geworden. mehr als ein Autodidakt, ist Harney im vollsten Sinne des Wortes einer der sich ein self made man. Ein selbstgemachter Mann" selbst zum Mann gemacht hat.

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Nachdem der Erziehungskursus in der Matrosenschule beendigt war, ging der Vierzehnjährige auf die See. Aber so sehr der Ge dante, an Bord eines Schiffs durch das Meer von Hafen zu Hafen zu fahren und die Welt zu sehen, die Phantasie des Matrosenfinds gefigelt hatte die Wirklichkeit des rohen Matrosenlebens fühlte schnell die Begeisterung und, da ſein noch immer nicht fräftiger Körper den Anstrengungen des Schiffsdienstes nicht gewachsen war, so gab Harney das Seefahrerleben bereits nach einem halben Jahr auf und ging, nicht ganz 15 Jahre alt, zu einem Buchdrucker in die Lehre. Er war bald in die Geheimnisse der schwarzen Kunft eingeweiht, allein auch der Setkasten befriedigte ihn nicht.

Es waren unruhige Zeiten in England. Jakobinische" Jdeen sputten noch in vielen Köpfen und die Reformbewegung, welche das Regierungsmonopol der grundbesitzenden Aristokratie ge­brochen hatte, zitterte in den Geistern nach.

Mit Annahme der Reform bill hatte die Bewegung nicht ihr Ende erreicht. Das Bürgerthum war zufriedenes hatte was es gewollt: die Vertretung im Unterhaus. Doch die Ar= beiterklasse, die dem Bürgerthum geholfen hatte, ins Barla. ment zu kommen, war nicht zufrieden damit, daß die Thür des Parlaments ihr vor der Nase war zugeschlagen worden, nach­dem das Bürgerthum eingedrungen. Sie wollte nicht leer auße gehen. Sie wollte für sich selbst die Kraft verwenden, mit der sie dem Bürgerthum den Sieg verschafft hatte.

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Am Lindentische, wo auch der Waldmeister jetzt bei den Bauern saß, ließen sie sich nieder. Der Waldmeister hatte eben den alten Sandler in der Arbeit und redete ihm halb ernsthaft, halb hänselnd zu von wegen Verkauf des Sandlerhofes. Zum Glück verstand der Gebirgsbauer das Deutsch nicht recht, welches der Pole in der Absicht, die Bauerumundart nachzu- Doch die Gedanken krystallisirten sich nicht sofort zu einem be­ahmen, hier vorbrachte. Dös Bauern müsset wohl Sache stimmten Plan, zu einem Programm. Zwischen der vollendeten halt überlegen. I bitt' Ihnen, da giebt's nix nit zum Ueber- Aktion des Bürgerthums der Mittelklassen, middle classes, Legen nit, alsdann! Halt lieber am Hungertuch nagen, wie fagen die Engländer und der sich vorbereitenden Aktion der Ars altes Gerümpel verkafen. Nit? Wann's halt dös Bauern amal beiterklasse, des Proletariats, gab's eine Pause, die- in Erwartung g'scheidt werd's! alten Kaloppen! Ean halt eh nix werth. ber großen Bewegung mit fleinen Bewegungen ausgefüllt ward. Die unzufriedenen und vorstrebenden Elemente führten Fort damit!" An die Umsitzenden wandte er sich, daß sie es Guerillafrieg gegen die Regierung. Allerhand untergeordnete Fragen bestätigten. beschäftigten die öffentliche Meinung. Die Frage der religiösen ( Fortsetzung folgt.) Freiheit, oder richtiger der Freiheit von Religion, Bolifragen und vor allem die Frage der Taxes on knowledge der Steuern auf das Wissen. Die Regierung verfolgte die Zeitungen nicht blos wegen ihres radikalen Inhalts, sondern suchte überhaupt das das heißt die höchste Auszeichnung, welche die althellenische Welt Erscheinen radikaler Zeitungen zu verhindern, indem sie eine Ber für fruchtbare Werke des Friedens, für Verdienste um die Sache der ordnung aus dem siebzehnten Jahrhundert hervorsuchte, nach welcher Stempelsteuer von 4 Pence Menschheit und Menschlichkeit faunte, haben wir heute einem Mann jedes Zeitungsblatt eine für zu reichen, der nach mehr als sechzig Jahren der Arbeit für die Nummer zu zahlen hatte. Vier Pence, das heißt über menschlichen Fortschritt und für Milderung menschlichen Elends dreißig Reichspfennige Steuer für jede Nummer, also dem Her­heute feinen a chtzigsten Geburtstag feiert. In dem kleinen stellungspreis der Zeitung noch hinzugefügt- bas bedeutete Landstädtchen Richmond, in nächster Nachbarschaft der riesigsten der einen so hohen Preis der Zeitungen, daß den Unbemittelten das modernen Riefenftädte: London , empfängt Georg Julian Halten eines Blattes einfach unmöglich gemacht ward. Es galt, Harney, dem unser Dank und unsere Huldigung an diesem seinem die Taxes on knowledge zu beseitigen. Und man ging ans Wert Auf der einen Seite Protefte und Ehrentag gilt, heute den Dank und die Glückwünsche seiner engsten in echt englischer Weise. und vertrautesten Freunde, denen wir im Geist uns zugefellen. Agitation, auf der anderen praktischer Kampf auf dem Boden der

Einen Oelzweig,