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Ansicht allgemein Geltung errang; speziell die Gelehrten der Pariser| Feuererscheinung schon in den obersten Schichten der Atmosphäre zu stande Akademie bestritten sie auf das entschiedenste. Als aber 1803 sich tommt. Die Meteore nämlich, die im Weltenraume um die Sonne bei einem Städtchen in der Normandie   ein außerordentlich starter treisen und der Erde zu nahe fommen, prefsen bei ihrer tolossalen Ge­Steinfall ereignete, bei dem gegen 3000 Steine zur Erde fielen, schwindigkeit von mehreren Meilen in der Stunde, sobald sie aus mußte die Akademie diese Thatsache untersuchen lassen, wodurch die dem leeren Raum in den Luftkreis der Erde treten, die vor ihnen Ueberzeugung von ihrer Richtigkeit sich unwiderstehlich aufdrängte. hergetriebene Luft start zusammen. Dadurch mäßigt sich ihre Ge­Seitdem hat man diese sogenannten Meteorsteine oder schwindigkeit, für die nunmehr große Wärme auftritt, so daß die Meteoriten mit größerem Interesse verfolgt und möglichst Steinmaffen an der Oberfläche bis zum Glühen erhitzt werden; die forgsam gesammelt und studirt. 560 folcher Fälle und Funde sind in die Poren eindringende Luft lockert den Zusammenhang, wodurch mit der Zeit bekannt geworden, wovon 287 direkt im Fallen beobachtet, oft unter lautem Knall eine Explosion erfolgt, durch die übrigen später aufgefunden und durch ihre Bildung als Meteorsteine die das Gestein in tausende kleinerer Massen zersprengt wird. erkannt wurden. Zuweilen ist nur ein einzelner großer Stein gefunden worden, zuweilen mehrere, ab und zu ist die Anzahl der gefallenen Steine ganz erheblich gewesen; so ereignete sich am 30. Januar 1868 bei Pultusk   in Russisch- Polen ein sehr gut beobachteter Fall, bei dem wohl an 100 000 Steine zur Erde fielen.

Das Gewicht der Meteorsteine ist sehr verschieden; namentlich bei reichen Fällen kommen sehr kleine, fast pulverförmige vor, die man nur unter besonders günstigen Umständen beobachten kann, wie am Neujahrstage 1869, an dem in Schweden   auf einer Eis­und Schneefläche neben größeren Steinen auch sehr fleine Körner und selbst Staub von Meteorsteinen gesammelt werden konnte.

Unter den Meteorsteinen sind zwei Arten zu unterscheiden, die Steinmeteorite und die Eisenmeteorite; die ersteren sind im Verhältniß zu den letzteren stets klein. Der größte 1866 ge­fallene Steinmeteorit wiegt etwa 300 Kilogramm, ein Gewicht, das bei den Eisenmeteoriten nichts Seltenes ist; unter diesen finden sich Stücke bis zu mehreren Tausenden Kilogramm, in Mexiko   z. B. solche von 12 000 und 16 000 Kilogramm Gewicht. Unter den 560 bekannten Meteorsteinfällen gehören über die Hälfte, 320, den Steinmeteoriten an; von diesen sind 280 beim Fallen beobachtet und nur 40 später aufgefunden und als Meteorite erkannt worden. Dagegen sind nur 7 Eisenmeteorite während des Fallens beobachtet, während die weitaus größere Anzahl später ge­funden ist. Man könnte sich darüber wundern, daß so wenig Stein­meteorite gefunden werden, während sie doch beim Fallen viel reichlicher beobachtet werden, als die Eisenmeteorite. Es hat dies aber einen sehr guten Grund; die Steinmeteorite verwitteru nämlich sehr bald, wenn sie im feuchten Boden liegen, und sind nach zwei Jahren spätestens in feiner Weise mehr von Steinen irdischen Ursprungs zu unterscheiden, während die Eisenmeteorite, die große Mengen ge­diegenen oder etwas nickelhaltigen Eisens enthalten, sich an der Oberfläche mit Rost überziehen, im Inneren aber ihr eigenthümliches Aussehen behalten und durch ihren Eisengehalt ihren meteoritischen Ursprung noch hundert Jahre nach ihrem Niederfall verrathen fönnen.

Steht der Zusammenhang von Meteorsteinen und Meteoren außer allem Zweifel, so weist die regelmäßige Wiederkehr zahlreicher Sternschnuppenfälle darauf hin, daß große Massen solcher Körper in der gleichen Bahn zu einem Schwarme vereinigt die Sonne mit gleicher Regelmäßigkeit umtreifen, wie es bei unserer Erde und den übrigen Planeten der Fall ist. Ein solcher Schwarm ist z. B. der in jedem Jahre am 13.- 15. August wiederkehrende, der im Volksmund mit dem Namen der Thränen des heiligen Laurentius" bezeichnet wird. Die Bahnen derartiger Schwärme zeigen eine genaue Uebereinstimmung mit denen mancher Kometen, so daß der Gedanke an einen un mittelbaren Zusammenhang beider Erscheinungen sich mit Noth­wendigkeit aufdrängte.

Deshalb ist an die Stelle der früheren Kometenfurcht eine andere Besorgniß getreten, die man heutzutage bisweilen äußern hört, daß nämlich einmal ein größerer Meteorstein jemanden beim Niederfallen erschlagen oder selbst ein ganzes Haus mit vielen Bewohnern vernichten könne. Unmöglich ist so etwas gewiß nicht; ein Meteorit, der mehrere Zentner Eisen enthält, tönnte beim Aufsturz schon Unheil genug anrichten. Doch ist die Wahrscheinlichkeit dafür äußerst gering und jedenfalls viel ge= ringer, als diejenige, daß ein heftiger Sturm das Dach eines Hauses abhebt und durch dasselbe einen Menschen erschlägt. So wenig diese Möglichkeit ein Gefühl der Unsicherheit in uns hervorruft, so wenig darf es durch die uns von den Meteoren drohende Gefahr geschehen, welche weit geringer ist als jene. Bt.

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Kleines Feuilleton.

Eine Bauernhochzeit. In dem Tyroler Bergdorfe Rastelruth wurden unlängst sieben Paare an einem Tage getraut. Das Hochzeitsmahl im Lamm" begann um 12 Uhr mittags und endigte erst am späten Abende, da um 3 Uhr nachmittags der zweite Theil der Hochzeitsgäste, die sogenannten Marend- Leute", kamen, und zwar sämmtlich in Hemdärmeln, und sich zum Mahle niedersetzten. Der Speisenzettel bot Auswahl in Hülle und Fülle. Eine weitere, sich von selbst aufdrängende Frage ist die nach Er lautete für die Hochzeitstafel: 1. Butter, Krapfen und dem Ursprung dieser Steine und nach ihrem Zusammenhang mit talter Braten. 2. Suppe und Würfte. 3. Geröstete und anderen Erscheinungen. Was das leztere betrifft, so ist unzweifelhaft gebackene Leber. 4. Kälbertopf und Gefröfe. 5. Gebackenes Kalb­festgestellt, daß sie in naher Beziehung zu den Meteoren stehen, fleisch mit Zwetschgen. 6. Oblaten- ,, Riech!". 7. Rindfleisch mit Kren, den glänzenden Erscheinungen, welche in großer Anzahl als ge- Kraut und Geselchtes. Für die Marend- Leute: 8. Knödel mit wöhnliche Sternschnuppen, seltener in der prächtigen Form von Eingemachtem und spanischen Krapfen. 9. Grüne Krapfen. Feuerkugeln erscheinen, die eine glänzende Bahn am Himmel be- 10. Schweinernes mit Kraut. 11. Magen- ,, Profesen". 12. Hase in schreiben und meist eine leuchtende Rauchspur zurücklassen, die Sauce und Schlieferfiech!". 13. Griesfoch. 14. Braten mit grünem mehrere Minuten lang, selbst bis zu einer Viertelstunde, am Himmel Salat. 15. Torten, Konfekt und Hanswurst". Für diese Kastel­fteht, die ganze Gegend mit einem farbenprächtigen Schimmer über ruther Hochzeitstafel mußten ihr Leben lassen: ein Ochse, ein gießend. Besonders schöne und große Meteore werden gleichzeitig Schwein, vier Kälber und 14 Hasen. Die Zahl der Knödel, die von sehr vielen Orten aus wahrgenommen, wodurch es möglich ist, aufgetischt worden sind, beträgt fünfhundert. die Flugrichtung einer solchen Erscheinung sehr genau festzustellen.

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Ein alter Student stand vor kurzem vor der ärztlichen Wenn ein Meteor zur Erde fällt, so wird nicht ein einzelner Prüfungs- Kommission der Universität Warschau; es war der größerer Stein gefunden, sondern eine größere Fläche von mehreren 75jährige Rochus Botyffit, welcher s. 3. zwar das Gymnasium ab­Kilometern Länge und einigen hundert Metern Breite ist dann mit solvirt hatte, dann aber in Ermangelung der erforderlichen Geld­fleineren und größeren Steinen förmlich überfäet. Die Längsrichtung mittel die Universität nicht hatte beziehen können. Er mußte viel­dieses sogenannten Streufeldes wird stets in Uebereinstimmung mit der mehr eine Stelle als Erzieher annehmen, als welcher er sich so viel Flugrichtung des Meteors gefunden, sodaß der Zusammenhang ersparte, daß er nach zehn Jahren, welche er auch zum Selbst­zwischen beiden Erscheinungen nicht zweifelhaft sein kann. Dabei be- studium verwendet hatte, als Hörer in die Warschauer   medizinische merkt man stets bei den am Anfang des Streufeldes niedergefallenen Akademie eintreten konnte. Aber auch jetzt gelang ihm die Voll­Steinen eine außerordentliche Kleinheit; die dann folgenden Steine endung feiner Studien noch nicht; er war vielmehr 32 Jahre lang nehmen beständig an Größe zu, bis die am anderen Ende des Streu- ganz verschollen; wie man annimmt, gehörte er zu denjenigen, feldes liegenden mit mehreren Rilo das größte Gewicht erreichen. welche auf administrativem Wege" nach Sibirien   verschickt wurden. Man erkennt hieraus, daß die Geschwindigkeit der kleineren Stücke Bon dort scheint er erst im Jahre 1895 zurückgekehrt zu sein, durch den Widerstand, den die atmosphärische Luft ihnen beim worauf er seine Studien wieder aufnahm und nun auch glücklich Hindurchsausen entgegenfeßt, am stärksten gemäßigt ist, während die beendete.- größeren Stücke bedeutend weiter geflogen, also durch den Luftwiderstand erheblich weniger gehemmt find. In gewiffer Hinsicht eine Ausnahme bildete der obenerwähnte reichliche Steinfall bei Pultust, dessen zugehöriges Meteor auf der Sternwarte in Breslau   sehr gut beob: achtet worden war; da die glänzende, jedenfalls durch glühenden Staub veranlaßte Rauchspur einige Minuten am Himmel stand, so konnte der Weg des Meteors genau festgestellt werden, und es zeigte sich hier auffallenderweise, daß die Längsrichtung des Streu feldes erheblich von der Flugrichtung des Meteors abwich. Doch bestätigt die Ausnahme auch hier nur die Regel; es herrschte nämlich zur Zeit jenes Steinfalles ein sehr starker Nordwestwind, durch den die fleineren Steine aus ihrer Flugrichtung abgetrieben werden mußten. Daber erlitten die zu Anfang des Streufeldes liegenden eine starte Ablenkung, welche mit zunehmender Größe der Steine, also beim Vorwärtsschreiten auf dem Streufeld, immer kleiner werden mußte. Es ist klar, daß die Längsrichtung des Feldes dadurch gegen die Flugrichtung verschoben sein muß, da der Wind die Steine ja erit in ziemlicher Nähe der Erdoberfläche gefaßt haben kann, während die

gegen die Uebersiedelung nach Australien   zu überwinden, ist ein -Unternehmer Gerissenheit. Um die Abneigung der Ranaken Schiffstapitän, der sich mit dem Transport fanatischer Arbeiter von den Südsee- Inseln auf australische Farmen beschäftigt, auf folgenden Gedanken verfallen. Er läßt solche Kanaten, die bereits in Australien  arbeiten, photographiren und dieselben Leute dann in einen Phono graphen über ihre Lage ihre Zufriedenheit aussprechen. Mit den vergrößerten und kolorirten Photographien und feinem Phono grapben begiebt sich nun der Kapitän nach Inseln, wo Verwandte und Freunde jener Ausgewanderten wohnen. Das Erstaunen der Ranafen, wenn sie die Bilder sehen und gleichzeitig im Phonographen die Stimme der Abgebildeten hören, ist groß. Der Erfolg dieser Maßregel soll alle Erwartungen des Kapitans übertreffen.- Literarisches.

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n. Friz Gregorovius: Der Hotelprofessor" Ein Genrebildchen aus dem Universitätsleben. Gera   1897. Julius Becker's Verlag. Dieses Genrebildchen ist längst ein in die Augen

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