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werden.
Nichts rühmt der Spießbürger an Sonn- und Feiertagen mehr, als die Erinnerung an den Zusammenhang mit den Altvordern, und wenn der Handelsmann Kulicke seine Frau jahraus jahrein behandelte, wie ein Ostelbier seine Kuhmagd behandelt, auf der Bierbank wird er sich altgermanischer Ritterlichkeit erinnern, und verzückt das Lied von der deutschen Frau anstimmen.
den
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Mie wird ein Brite Shlave!" Eine Parabel nach dem Englischen des Seamen's Chronicle. Vor vielen Jahren strandete ein altes Schiff an den Riffen eines unbewohnten Eilands in der Nähe von Neuseeland . Ein einziger entkam nach hartem Kampfe den Wellen und erreichte das Land, hungrig, nackt und obdachlos. Aber die einsame Insel war sehr fruchtbar und es dauerte nicht lange, so besaß Will Graball Nahrung in Hülle und Fülle, Obdach und eine primitive Kleidung. er sich durch seiner Hände Arbeit und Dies alles erwarb tonnte er ein tomfortables Leben führen, soweit dies bei einem isolirten Menschen eben möglich ist. Einige Zeit hierauf ereignete sich ein zweiter Schiffbruch an der Insel und wieder entrann nur ein einziger den Wogen. Will Graball empfing den zweiten Anfömmling, Tom Noodle, mit den brüderlichen Worten:
bald
" Halloh, was willst Du auf meiner Insel? Wenn Du hier bleiben willst, mußt Du Dich bequemen, mein Sklave zu werden!" Das kann ich nicht," erwiderte Tom. Ich komme aus England, da giebt's keine Sflaverei! Unser Nationalgesang ist: Britous never shall be slaves!"*)
Was hülfe es, wenn man ihm entgegnete, wie heute alle vorgeSchrittene Welt über die Stellung der deutschen Bürgersfrau denkt? Das Philisterium in seiner Gemeinsamkeit hat eine sonderbare Logit. Als in der modernen Kunst und Literatur die ersten Anzeichen wieder erschienen, die darauf hindeuteten, wie man den Kampf um die höhere Werthschäzung und Selbständigkeit der Frau zu führen entschlossen sei, da ging ein Zetermordio durch die Presse unseres Pfahlbürgerthums. Da wurde über Revolution geschrien; da wurde über die frechen Zynifer gepoltert, die dreist in das geheiligte Familienleben greifen und die Frau vom alleinseligmachenden Kochtopf fortreißen wollten. Allen Bestrebungen, der Frau selbst ein erhöhtes Würde bewußtsein beizubringen, sie aufzurütteln, wurde der platteste Hohn entgegengesetzt. Wenn aber Herr v. Schoenthan in seiner berühmten Frau" albernsten trivialsten Spott über das geistig regsame Weib ergoß, da war unsere Bourgeoisie außer Rand und Band vor Wollust und innerem Behagen. Wenn an die ungezähltin Opfer an Frauenehre erinnert wurde, die der bürgerliche Kapitalismus heute unbarmherzig einfordert; wenn vom Schacher die Rede war, den brutaler Egoismus der Eltern mit den eigenen Rindern treibt; wenn bei Anzengruber die verkuppelte Tochter des Hausbesizers wehmüthig zur Straßendirne spricht: Wir beide tragen. daffelbe Loos. Du bist an mehrere, ich an einen verhandelt; fie da schwoll das Maß bürgerlicher Empörung an. Die sozialen Ankläger wurden zu Schmierfinken, mochte ihr Pathos noch so gerecht sein. Sie besudelten das reine Familienleben, so hieß es. Nur aus Lust am Roth wühlten sie im Schmuge; und wenn man dann den bösesten Trumpf ausspielen wollte, dann denunzirte man fie als„ Sozialdemokraten oder ähnliches Gelichter."
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" Oh, dann bitte ich um Verzeihung," sagte Will.„ Ich wußtenicht, daß Du aus England kommst; es liegt mir fern, Deine Gefühle zu verletzen. Aber sieh mal, in England glaubt man doch an Landeigenthumsrechte, nicht wahr?" „ Allerdings."
Du
" Schön! Wenn Du anerkennst, daß diese Jnsel mir gehört, darfst als freier Mann hier bleiben."
„ Ja, wie kommt denn das, daß dies Deine Insel ist? Hast Du geschaffen?"
Nein, geschaffen habe ich sie nicht."
" Hat ihr Schöpfer Dir einen Anspruch auf die Insel ge
geben"
" Nein, auch das nicht."
" Nun, worin besteht denn Dein Anspruch?"
" Oh, ich besige ein sehr gutes Anrecht auf die Insel! Ich kam zuerst her!"
"
Das scheint allerdings in England auch als Besitztitel zu gelten. Ich will Dein Recht also anerkennen. Bergiß aber nicht, daß ich ein freier Mann bin und bleiben will."
Es ist gut; fomme in meine Hütte."
Die Frau selber, so weit sie zu denken gelernt hatte, empfand es freilich besser, wo sie der Schuh drückt. Sie wollte sich damit nicht begnügen, für die sonntäglichen Phantasien der guten Bürger die Rolle einer mystischen Heiligen zu spielen, im übrigen aber zum Aschenbrödeldasein verdammt zu sein. Mochte es Schmähungen auf Schmähungen wider die sozialistischen Zer- Eine zeitlang lebten die Beiden ganz gut miteinander. Aber störer des unverfälschten Familienfinns regnen: bis in eines schönen Morgens dachte Graball, daß es doch viel schöner ſei, die Reihen der bürgerlichen Frauenwelt wirkte der lebendige im Bett zu bleiben und zu träumen, als herumzulaufen und ein Geist. Man lauschte auf den hinreißenden Schwung, der Frühstück zu besorgen, und da er zudem in schlechter Laune war, aus Bebel's Frauenbuch sprach; man verspürte den sozialistischen fuhr er seinen Bruder" an, ihm einen Vogel zu fangen und zu Athem, wie den Hauch der Befreiung, der die Frau vom starren braten. Druck löse und es ermögliche, daß sie aus den Niederungen emporflimme, in denen sie in unserer jeßigen Wirthschaftsperiode leben muß.
Es ist so bequem, sich auf Tacitus zu berufen. Man schwärmt vom heroischen Zeitalter der Germanen; und hierin kann der fimpelste. Weißbierzecher zum Schwärmer werden. Ueber der schwärmerischen Andacht vergißt man dann so gerne die wirkliche Misère. Nichts hat den ethischen Werth des Weibes so sehr herabgewürdigt, als die kapitalistische Bourgeoisie; niemals war das Frauenthum so sehr zur feilen Handelswaare geworden, auch nicht in den Hetärenzeiten des alten Athens , wie heute. Wenn Aristo phanes von den weisbärtigen Lüftlingen spricht, die sich mit Gold zarte weibliche Jugendlichkeit erkauften: Er
tönnte
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"
Was?" schrie Noodle indignirt auf.
" Ich sage Dir, Du sollst mir einen Vogel fangen und braten und ein gutes Frühstück für mich bereiten!"
"
"
, Das wäre ja noch schöner; wie komme ich denn dazu, für Dich zu arbeiten?" wandte das zweite freie und gleichberechtigte" Mitglied der kleinen Gemeinde ein. " Ja, nachher, wenn ich gefrühstückt habe, darfst Du Dir die Eingeweide des Vogels zubereiten. Das ist Lohu genug und leichte Arbeit." Merke Dir, daß ich nicht Dein Sklave bin und nicht für solchen Lohn arbeite. Soviel Du für mich thust, soviel arbeite ich für Dich, nicht mehr." unter Graball gerieth in Wuth. Merke auch Du Dir, daß meine Nachsicht ein Ende hat. Ich habe Dich besser behandelt, als Du und das ist nun Deine Dankbarkeit! Ich feine Faullenzer auf meinem Lande haben! Ent ich Dir sage, oder verlasse mein Land! Stlaverei giebt's hier nicht. Aber Du bist vollkommen frei. wenn Du meine Bedingungen nicht annimmst, dann fort von meiner Insel!"
was
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Kleines Feuilleton.
uns seine Satire doppelt und dreifach verschärfen. Es hieße oft Gesagtes wiederholen, wollte man auf die Kuppelmärkte hinweisen, verdienteft, die auf allen Straßen und in den Kloaken der Zeitungen für will bürgerliche Moral fich breit machen. Welcher Hochgenuß, wenn weder thu' die wackeren Ritter vom Kuppelinserat im Kampfe wider die Sozialdemokratie und für die Reinheit der Frau zusammenstehen! Ja, es ist ein graufam betrübender Anblick, wenn man sieht, was die Frau in ihrem Verhältniß zum Mann selbst bei primitiv Wird Tom Noodle fich der kapitalistischen Gier fügen, wird entwickelten Völkerschaften war und heute noch sein kann und was er ftreifen, um bessere Lohnbedingungen zu erhalten, wird er ein sie unter unserer herrschenden Gesellschaft geworden ist. Aber die Schiedsgericht anrufen, oder wird er seine Rechte geltend machen Zerstörung fam von der mammonistischen, nicht der sozialdemo- und Graball kurz und bündig erklären, daß das Landannektiren auffratischen Welt. Kein Ruf zur Abwehr kann es verhindern, daß gehört habe, als etwas anderes als Raub aufgefaßt zu werden? lk. Der mammonistische Wir wissen's nicht. der Zerstörung Einhalt gethan wird. Geist wirkt weiter, vernichtend und Unter auflösend. ihm wird die Frau die dem Haushalt der GoldIeute vorsteht, zur Puppe, zur blendenden Dekoration; nicht selten auch soll soll ihr ihr Luxus die Kreditwürdigkeit- Die Tage der harten Prüfung begannen für Nausen, In aufrecht erhalten. Unter ihm wird die Tochter des Raffgierigen wie aus der soeben erschienenen 7. Lieferung seines Werkes zum Spekulationsobjekt; unter ihm wird die Dressur auf den Männer Nacht und Eis"( Leipzig , F. A. Brockhaus) hervorgeht, mit fang geübt; unter ihm gehen Tausende flaglos und stumpf unter. dem 9. Oktober 1893. Da wurde zum erstenmal die Probe gemacht, Nicht die Bourgeoisie hat sich gerührt, um auf das hundertfältige ob das von dem kühnen Forscher ausgedachte Schiff, die Fram", Verbrechen an dem entwürdigten Weibe hinzuweisen. Da hieß es die ihm zugeschriebene Fähigkeit, die Pressung des Eises zu überimmer ängstlich: Quieta non movere! Was im Trüben fault, daran winden, wirklich besitze. Die Fram" hielt sich vorzüglich, sie rühre man nicht! Man lasse ruhig weiterfaulen! Die blieb auch Siegerin gegen die Eismassen, die während der folgenden Sozialdemokratie mußte wider diesen Pessimismus aus drei Jahre gegen sie heranstürmten. Nansen schreibt darüber: Schuldbewußtsein und Ohnmacht zu Felde ziehen. Sie wurde zur Montag, 9. Ottober. Ich fieberte sowohl in der letzten Antlägerin aus gutem Grunde. Kein Vorwurf, kein neuer Ent- Nacht, wie heute; der Himmel weiß, was solcher Unsinn berüstungssturm wird sie darum wirkungsvoll treffen. Sie kann immer deutet " Nachmittags auf den lebendigen Geist bauen, der in ihr wach ist; ihr Schild ist wir saßen gerade müssig und plauderten rein, nicht zum wenigsten in der Behandlung der Frauenfrage. Alpha.
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