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ja ganz, daß wir eine Kaiserin haben
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" Ach ja, richtig. In Argentinien besteht die Zensur von rechtswegen nicht, wird Also: rachsüchtig wie ein Auvergnat." Und Herr Rouher?" aber seit einigen Jahren dennoch geübt. Die Polizei schickt nämlich, fragte der Beamte. Wissen Sie denn nicht, daß er in der Auvergne so oft ein ihr bedenklich erscheinendes Stück aufgeführt werden soll, geboren ist?" Nun denn, so schreiben Sie rachsüchtig wie ein ihre Agenten ins Theater und diese machen durch Pfeifen, Schreien Estimo!" fagte Labiche ingrimmig, und der Zenfor machte aus dem und Johlen, kurz durch einen Höllenspektakel die Borstellung un möglich. R. M. Korsen einen Estimo.
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Der Rothstift hat übrigens schon so manche Metamorphose be= wirkt. Den Vater Moor in den Räubern zum Beispiel in einen Dheim umgewandelt, weil gegen einen Vater so zu handeln, wie die Kanaille Franz handelte, ganz unstatthaft erscheint". Es soll nun einen wunderbaren Effekt gemacht haben, wenn Karl Moor im höchsten Schmerze ausrief: Oheimmord".
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Kleines Feuilleton.
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Vor
Vom Bildungsdurft der Aermsten und Elendften. Aus Budapest berichtet der Pester Lloyd": Der Direktor einer Boltsschule im Extravillan des fünften Bezirkes erzählte im Freundeskreise das folgende ergreifende Geschichtchen: An Schiller hat sich übrigens auch Herr v. Tumansky, vor einigen Tagen tritt der Schuldiener in mein Zimmer mit der fiebzig Jahren Zensor in Riga , arg vergangen. Der gute Mann, Meldung, es sei ein fleiner Junge da, der um jeden Preis ein Rivale Doleschall's, faud in den Poeſien des großen mit dem„ Herrn Lehrer" sprechen wolle. Seit Tagen streiche das Schwaben sehr viel auszusetzen, am meisten aber muß ihn das Lied Kind durch die Schulforridore und jetzt habe es sich nicht abweisen an die Freude" aufgebracht haben, denn es ging mit folgenden laffen. Herein mit dem Jungen!" Ein siebenjähriger Junge trat Randbemerkungen aus seinen Händen hervor:" Freude schöner Götterfunken , Tochter aus Elysium."( Abgötterei.)" Wir betreten ein, in Lumpen gekleidet, den ganzen Jammer der Armuth in deur wonnetrunken."( Trunken, also besoffen!)" Bettler werden Fürsten - müden Gefichtchen.
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Was willst Du, mein Sohn?"
Lernen möchte ich und in der Schule eingeschrieben fel."
Jetzt ist aber nicht die Zeit der Einschreibung."
" Ich will aber lernen."
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Wer hat Dich denn zu mir gefchickt?"
Niemand."
Warum ist Dein Vater nicht mitgekommen?" Man hat ihn abgeschoben."
„ Warum?"
" Sie fagen, er habe wieder gestohlen."
brüder."( Auf die Festung mit dem Dichter.)" Diesen Kuß der ganzen Welt."( Welche Unfittlichkeit!) Und wer's nie gekonnt, der stehle ( Kann man die Unmoralität weiter treiben? Stehlen!)„ Frende trinken alle Wesen ( Nichts wie faufen!) den an Brüsten der Unver Natur. "( Die fann schämtheit wird immer ärger!) Göttern man nicht vergelten, schön ist's, ihnen gleich zu sein!"( Eine Lüge! Die griechischen Götter haben gestohlen, verführt, gezanft, gelogen.) Gram und Unheil soll sich melden!( Das fehlt noch' Man hat ohnehin genug zu thun.) Unser Schuldbuch sei vernichtet!"( Ah, schlechter Rerl! Schulden hast Du und willst sie nicht bezahlen?) Auch die Todten sollen leben!"( Offenbarer Frevel! Gegen den Schöpfer zu prahlen, dasselbe zu fönnen wie er.) Allen Sündern Sei vergeben."( Zum Kuckuck hinein, das würde eine schöne So viel Jammer rührte mich, ich übergab den armen Jungen Wirthschaft sein!) Soweit Herr Tumanski. Man tann sich daher die Erbitterung des Wiener vormärzlichen Polizeipräsidenten dem Schuldiener und erlaubte ihm, die erste Klasse zu besuchen. Grafen Sedlnizki leicht vorstellen, als dieses wunderbare Jetzt ist er im Asyl des Kinderschutz- Vereines untergebracht, der humane Verein hat die Sorge für ihn übernommen und nun wollen Gutachten als augeblich von ihm ihm, dem gefürchtetsten aller Zensoren, herrührend, in zahllosen Abdrücken in Wien verbreitet wir sehen, was aus einem Kinde wird, das um jeden Preis lernen möchte."
wurde.
Er wehrte fich entschieden dagegen, sowie gegen den Anwurf, Schiller's Werke in Desterreich verbieten zu wollen, und in der That mag ihm diese Absicht ferne gelegen sein, wie denn von ihm selbst überhaupt keine eigentlichen Zensurstückchen bekannt geworden sind. Doch fielen solche in die Aera seiner Wirksamkeit, in welcher die Zensur unter anderem auch darüber zu wachen hatte, daß jede Widmung eines literarischen oder musikalischen Werkes als angenommen gehörig ausgewiesen werde, häufig vor. Eine den Manen Hummel's gewidmete Sonate z. B. wurde dem Autor mit dem Befcheide zurückgereicht": es sei zuvörderst eine Bewilligung von den Manen Hummel's beizubringen.
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teiten hintanzuhalten und dieses Bild ist eine Schamlosigkeit. " Ja, warum denn?" Warum?" tuirschte der Zensor. Das Frauenzimmer ist am ganzen Unterförper nicht bekleidet. Herr", entgegnete der Redakteur, wie können Sie das wissen? Die Person steht ja faft bis an den Hals in der Gondel, und was man von ihrer Gestalt steht, ist bekleidet. Oh, mich täuschen Sie nicht!" erwiderte der Bensor, und das Bild durfte nicht erscheinen.
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Und Deine Mutter?"
, Sie ist todt, lange schon."
Bei wem wohnst Du denn?"
" Bei der Tante, die ist aber nie zu Hause."
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Wo kommt der Safran her? Die auch von uns aus der Aerztlichen Rundschau" gebrachte Notiz veranlaßt eine Offenbacher Firma zu folgender Zuschrift an die Franks. 3tg.": Auf die der Aerztlichen Rundschau" entnommene Notiz Wo tommt der Safran ber?" erlauben wir uns zu erwidern, daß der hier zu Lande im Handel vorkommende Safran vom Importeur direft vom Pflanzer hauptsächlich in Spanien gekauft wird. Wir sind in Europa einem Safran des von der„ Aerztlichen Rundschau" erwähnten Uriprungs noch nicht begegnet, was um so bezeichnender ist, als wir uns seit airfa 20 Jabren fast ausschließlich mit dem Import von Safran befassen. Die Unrichtigkeit der Notiz geht schon daraus hervor, daß der Konsum von Safran in Europa zirka 50-60000 Kilo jährlich beträgt, und wenn wirklich einige Kilo bei den Trauers feierlichkeiten der Schiiten verwendet werden sollten, so dürfte es sich taum lohnen, dieselben nach Europa einzuführen.-
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Theater.
In den vierziger Jahren produzirte sich in Wien eine LuftSchifferin und ein Wigblatt brachte ihr Bild in der Gondel als Illuftration zu einer harmlosen Bemerkung. Dieselbe paffirte denn auch die Zensur, das Bild kam aber durchstrichen zurück. Warum? Der Redakteur wollte es wissen und ging hin, um den Zensor zu befragen. Dieser zeigte sich sehr böse. Wie können Sie noch Ludwig Fulda ist in unseren Tagen ein Beweis dafür, wie fragen?" meinte er.„ Die Zensur ist dazu da, um Schamloſigman sogar kein schöpferischer Kopf zu sein braucht und dennoch den Ruhm behaupten fann, ein Dichter zu sein. Fulda war bisher immer auf den Spuren anderer einher gewandelt. Er schilderte die Freuden häuslicher Enge und als dies für philiströs galt und neue Dränger zu fozialen Anklägern wurden, da that Fulda , als seier ebenfalls ungeberdig. Ein geschickter, anpassungsfähiger Mann, konnte er damals noch zu dem Urtheil verführen, seine Wege wiesen nach aufwärts. Rasch aber wurde es flar, Fulda hat eigentlich nichts besonderes Dichterisches in sich, so leicht ihm auch das Versemachen fällt. Er ist ein Moral Pädagoge. Er nimmt einen wißigen Einfall und knüpft an ihn eine nügliche Lehre. Zu Gellert's genügsamen Zeiten hätte man daraus eine Fabel geformt. Heute weiß man ganz anders zu repräsentiren". Man macht ein langes und breites Drama daraus und nennt es Märchen. So entstand das Märchen Fulda's " Der Sohn des Kalifen", das am Sonnabend im Deutschen Theater zum ersten Mal aufgeführt wurde und allen denen lebhaft gefiel, die Wit für Poesie nehmen und die alte biedermännische Lust am trivial vorgetragenen Moralgesetz haben.
Die Zensur zur Zeit Sedlnikky's wird weiter auch dadurch gekennzeichnet, daß sie sowohl den Ausruf: Oh Gott ! als auch das Wort„ Gott " überhaupt nur in den zur Aufführung auf den Wiener Softheatern bestimmten Stücken stehen ließ, sonst aber strich und durch Himmel ersetzte. Demgemäß hieß zum Beispiel in dem Drama Treibe nicht mit Heiligem Spott,
Salmonäa":
Ünd bedent, es lebt ein Himmel!"
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In Defterreichisch Italien wieder wurde Himmel( cielo) anstatt Baterland( patria) gesetzt und die Freiheit( liberta) von der Zensur konsequent in Biederfeit( lealta) umgewandelt. Schließlich entdeckte ein Zensor in Pavia sogar, daß auch das Wort ,, etraniero"( der Fremde) anzüglich sei, gestrichen und durch ignoto"( der Unbekannte) ersetzt werden müsse. Besonnene Leute belachten natürlich dieses und manches andere ebenbürtige Zenfurstückchen, der berühmte Tenorist Fraschini aber gerieth darüber in so grenzenlose Wuth, daß er das vor dem Gebäude der Zenfurbehörde es war überall die Polizeidirektion befindliche Schilder haus des Wachtpostens in Brand zu stecken versuchte. Nun ein türkisches Zensurstückchen. Mehemed Effendi, ein Mann, der den Rothstift schon seit seinem vierzehnten Lebensjahre führte, hat es gemacht, indem er die Erwähnung Murats, einstigen Rönigs von Neapel , staatsgefährlich" fand, weil dessen Name an hober" Stelle auf Murad, dem Vorgänger des jetzigen Sultans Da bezogen werden könnte.
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Für die heroischen Trottel auf der Bühne sollten wir nichts übrig haben. Mir tommt der Sohn des Kalifen aus Bagdad vor, wie ein böser Bube, der Fliegen fängt und ihnen die Flügel verfengt, oder Maikäfer martert. Solche Gestalten, Bestien mit einem Spayengehirn, fennt das Märchen auch. Aber im Märchen wird dies Halbvieh auch nur grotest tomisch angesehen, und Dichter, die nicht blos schön belehrsame Fabelu zum Nußen braver Mitbürger schrieben, sondern wirklichen Märchengeist empfanden, thaten instinktiv dasselbe. So entstanden die Calibans, so entstand selbst bei Grillparzer in Weh dem, der lügt " der gewaltige, urgermanische Fresser Kattwald. Der Sohn des Kalifen ift aber eine ganz nüchterne Bestie; und diese empfindungslose Bestie soll wie ein„ bochgeborener Herr" über die Bretter schreiten? setzt fofort die Kälte ein, die Fulda's armselige Fabel durchzieht. Der Sohn des Ralifen hat einen ewigen Bluts