196Erden zeige in der angenommenen Gestalt von Verstorbene»,von wilden Thier«», von Vögeln. Unter den verschiedenste»Thiergestalten ist Satan schon erschienen, nur die derTaube und des Lammes, sagt Majolns, glaubt man, sei ihm ver-boten. Die Form der Ziege und des Bockes kommt gar häufigin den Versuchungen vor.„Weil im großen Drama des Welt-gerichts dem Bock das Symdol des Sklaven der Sünde seine Rollezugewiesen ist, so steht der Annahme, der Dämon habe ja bisweilenunter dieser oder einer entsprechende» Gestalt seine Besuche gemacht,nichts im Wege". Majolus sagt, diese Erscheinungsgestalt kommeihm zu, weil dies geile und hochmüthige Thiere seien! Satan ist sernerfchon erschienen als Löwe, Bär, Wolf, Stier. Schwei», Fuchs, alschwarzer Hahn oder Hund. So z. B. erblickte der hl. Stanislausund der ehrwürdige Pfarrer von Ars den Teufel in Hundsgestalt,mit feurigen Augen, also eines Thieres, das als Sinnbild derSchamlosigkeit bekannt ist. Letzterer sah ihn auch in Gestalt einesKovskissens, oder die bösen Geister belästigen ihn auch in derGestalt von Fledermäusen. Ferner zeigt sich Satan als Hahn,Eule, Geier, Drache, Schlange, Kröte, Eidechse, Skorpion, Spinne,Fliege, Mücke, Wespe. Auch die Menschcn-Gestalt gebraucht er alsHülle und erscheint als Bauer, Schiffer,— Geistlicher, als geputztesverführerisches Werk, als Mädchen. Der ehrwürdigen MariaKreszenzia von Kaufbeure» zeigte sich der Teufel in Gestalt einerNonne, eines Negers, eines Jägers oder auch in verschiedenen Thier-gestalten.— Satan erscheint auch in Göttergestalten, als Jupiter,Merkur, als Venus und Minerva. Er kleidet sich nicht blos, wieder Apostel schon bemerkt, i» die Lichtgestalt eines Engels, sondern«mgiebt sich mit der Pracht des Purpurs und dem Glänze desDiadems, selbst mit dem Heiligenschein, und spricht die frommeSprache heiliger Personen nach, um mit mehr Erfolg seine Ver-sührerrolle zu spielen."....Theater.8. Die Stellung der Frau beim Theater. Das Präsidin'.nder Bühnengenossenschast hat dem Berliner Frauen-Verein auf seinePetition, detreffend Besserstellung der Frau beim Theater, einAntwortschreiben zugehen lassen, in dem betont wird, daß die Gr»nossenschast de» in der Petition ausgesprochenen Zielen— für dietrau beim Theater im wirthschaftlichen Kampfe um die Existenzleichberechtiguug mit dem männlichen Geschlecht anzustreben—durchaus sympathisch gegenüber stehe. Betreffs der Theilung derAgcntenprozente wird bemerkt, daß eine von der letzte» genossen-schastlichcn Delegirtenversammlung gewählte Kommission mit derVertretung der verschiedenen Theateragentnren, wegen Herab-Minderung der üblichen Prozente in Verbindung getrete» fei.—Verbindliche Worte, nichts weiter. Die Prostitution aus Roth gehörtauf den Brettern, die die Welt bedeute», gerade wie in derwirklichen Well zum eisernen Bestände der heutige»„heiligen"Ordnung.—Erziehung und Unterricht.— V o>n deutschen S ch u l m e i st e r. In der neuesten Zlus-gäbe des Zettel- Nicklas's che» Lesebuches für dieb a y e r i s ch e n G y m n a s i e n ist unter den erzählenden Dichtungenauch das Uhland'sche Gedicht„König Karl's Meerfahrt" abgedruckt.König Karl fährt nach Pälestina und wird auf dem Meere voneinem schweren Sturm überfallen. Seine zwölf Begleiter bringen inverschiedenen bezeichnenden Reden ihre vollste Hoffnungslosigkeitzum Ausdruck. Von den zwölf Paladinen ist nun in dem Lese-buche einer weggelassen: Herr Gui. Warum? Run, seine Strophelautet:Es war Herr Gui, ein Ritter fein,Der fing wohl an zu singen:„Ich wollt', ich wär' ein Vögelein;Wollt' mich zu Liebchen schwingen."Das war anstößig, unsittlich, und deshalb vermenchelten dieHeiden Schulmonarchcn das Gedicht des alte» Uhland.—Meteorologisches.— Das höchste nieteorologische Observatoriumder Welt wird demnächst in 5350 Meter Seehöhe auf dem Gipfeldes M i st i errichtet werden. Es ist somit noch 1550 Meter höhergelegen, als das auf dem Gipfel des Pikes-Peak in Nordamerika,welches bis vor wenigen Jahren als das höchste der Erde galt undalso noch 1000 Meter höher, als der Gipfel des Mout-Blanc. Imvergangenen Jahre erhielt von einem Förderer der meteorologischenWissenschaft das Harvard-College-Observatorium eine sehr be-deutende Summe gestiftet mit der Bestimmung,„in solcherSeehöhe ein Observatorium zu begründen, daß es von denschädigenden Einflüssen der Niederung frei sei." Nach sorgfältigenErwägungen der klimatischen und geographischen Verhältnisse wählteman Peru als das ain meisten gc eignete Land und errichtete dortacht Stationen von der Meeresküste an bis zu den Gebirgsgipfeluhinauf. Der Vulkan Misti erhielt eine an seinem Abhang in4730 Meter Höhe und eine auf dem Gipfel(S8S0 Meter). Fürdiese unter großen Schwierigkeiten in der verdünnte» Luft erbautenBeobachtungsposten wurden von Fergusson in Massachusetts ausdem Blue-Hill-Observatorium besondere Apparate zur Luftdruck-,Fcuchtigkeils-, Temperatur-, Windrichtung- und Windstärke-Messungkonstruirt, welche volle drei Monate gehe», ohne daß sie währendder Zeil aufgezogen zu werden brauchen. Es ist demnach in jedemVierteljahr»ur ein Aufstieg nölhig, damit die Aufzeichnungen keineUnterbrechung erleiden.—Technisches.— Elektrische Velen cht irng der Eisenbahnzüge.Mehr als zwanzig englische Eisenbahngesellschafte» haben bereits einSystem angenommen, nach welchem jeder einzelne Wagen mit einerDynamomaschine und Akkumulatoren-Batlerie ausgerüstet ist, so daßer jederzeit selbständig erhellt werden kann, gleichviel ob er alleinsteht oder angekoppelt ist, ob er in Ruhe oder auf der Fahrt sichbefindet. Die Dynamomaschine braucht nur ein Drittel Pferde-kraft und wird durch Transmission von der Wagenachfeaus bewegt. Eine besondere Vorrichtung gleicht die Wirkungder wechselnden Geschwindigkeit der Wagen leicht aus. Stehtder Wagen still, so tritt die Dynamomaschine von selbst außerThätigkeil und an ihre Stelle der Akkumulator, und zwar geschiehtdies nicht erst in dem Augenblick des Stillstehens, sondern bereits,wenn die Fahrgeschwindigkeit auf 20 Kilometer in der Stunde ge-funken ist, wie auch umgekehrt die Dynamomaschine von selbst wiederin Betrieb kommt, wenn die Geschwindigkeit über 20 Kilometer hin-ans zunimmt. Ueberdies vermag der Bremser des Wagens mittelseines Umschalters die Lampen oder die Hälfte derselbe» ganz abzu-stellen. Die Wagen enthalten je zwei Lampen, welche bei denenerster und zweiter Klasse je acht Normalkerzen darstellen, bei denender dritten Klasse aber blos je fünf Normalkerzen. Die Kosten derEinrichtung dieser Beleuchtung stellen sich auf etwa 1000 M. fürden Wagen, das Mehrgewicht desselben auf ä'/e Zentner.—Humoristisches.y. Dar« m. Ein reicher Man» traf in seinem Garten denGärtner unter einem Baume schlafend. Er weckte ihn, schalt ihnob seiner Faulheil tüchtig aus und schloß seine Philippika mit denWorten:„Kerl, Du bist wahrhaft nicht werlh, daß Dich die Sonnebescheint!"„Eben deswegen," versetzte kaltblütig der Gärtner,„habeich mich ja auch schon in den Schatten gesetzt."—— Rücksichtsvoll. Herr(der von einem Studenten an-gerempelt wird):„Sie sind ein..."Student:„Nun, was bin ich?"Herr:„Bitte, nachzusehen: Brehm's Thierleben, Band II.,Seite 130!"—Vermischtes vom Tage.— In E l b i» g kamen bei einem Brande zwei Menschen um.Eine Frau, die auS dem dritten Stockwerk sprang, wurde tödtlichverletzt.—— In Bobrownik(Oberschlesien) hat sich ein Fabrikarbeiterden HalS durchschnitten. Als er ans der Arbeit nach Hause kam.ivar die Frau wieder einmal so betrunken, daß sie sich nicht rührenkonnte, die Kinder lagen auf den Dielen der kalten Stube undschrieen und jammerten vor Hunger und Kälte. Als der Mann dassah, griff er aus Verzweiflung zum Messer.—— Der Stadt I a u e r hatte ein Pfarrer 800 000 M. ver-macht. Jetzt hat die Stadt von dieser Stiftung 528 000 M. zumBau einer Kaserne geliehen.—-— Lübeck. Der norwegische Dampfer„Advance"istvor Travemünde gestrandet. Ein Lüdischer Dampfer, der Hilfe zubringen suchte, wurde beschädigt.—— Der auf der Ausreise nach New-Iork befindliche deutscheDampfer„H. H. Meier" aus Bremen hat infolge Feuerschadensden Hafen von Falmouth aufgesucht.—— Eingegangen. Einer der reichsten Einwohner Kölnswurde vor einigen Wochen auf der Zollstation Herbesthal dabeierwischt, wie er ein Quantum Brüsseler Spitzen hcrüberschmuggelnwollte. Es gelang ihm nicht und er mußte sein Fürnehmen mitEinziehung der werthvollen Spitzen und mit einer Strafe von 800 M.büße».—— In P r e u ß. Holland wurden drei Jnstleute in einerKiesgrube verschüttet und getödtet.—— Im Leipziger Museum sind zwei Oelgemälde absicht-lich beschädigt worden. Aus dein einen hat man mehrere weiblicheFiguren herausgeschnitten.—— Den Sohn erschlagen hat in B e l l h e i m(Pfalz) ein04 Jahre alter Ackerer. Der Junge, ein Trinker, war mit einemSchlächtermesser auf den Vater losgegangen.—— In Wien wurde eine Frau Hörl wegen Erbschastsschwindelverhaftet. Sie hatte einem reichen Privatier, mit dem sie ein Ver-hältniß hatte, ein Kind unterschoben. Das Kind hatte nach dem Todedes„Vaters" über eine Million geerbt.—— Auf der Kohlengrube Lucie und Chazotte bei Saint-E t i e n n e wurden durch eine Kesselexplosion mehrere Heizer ge-lödtet.—— Der Papst soll mit aller Gewalt nach G y ö n g y ö s inUngarn kommen. Ein dortiger Pfarrer hat ihm 20 Gulden hinter-lassen, und jetzt will der ungarische Notar den Papst sehen undihm 5 Gulden 75 Kreuzer an Gebühren abnehmen.—— Der Zar hat der Kirche von Chätellerault(Frank-reich)«ine Glocke geschenkt, auf der sich folgende Inschrift bestnoet:„Läute den Frieden und die Brüderlichkeit der Völker." In Cha-tellerault ist eine staatliche Gewehrfabrik, die in jüngster Zeit großeLieferungen für Rußland ausgeführt hat.—Verantwortlicher Redakteur: August Jacobey in Berlin. Druck und Verlag von Max Babing in Berlin..