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gefunden, die von einem Spekulanten nach Amerika gelockt[ wir vielmals grüßen. Meine Adresse ist zu machen: An worden waren und hilflos hätten zugrunde gehen müssen. Ich Herrn Jakob Steinreuter, Besitzer des Neuthofes in Neuhabe sie mit mir geschleppt und nach zwei Tagen sind wir in Altenmoos bei Fort Fremont in der Sierra. Oregon in ein Gebirgsthal gekommen, das noch fast unbewohnt war, Nordamerika .
Neu- Altenmoos, den 15. August 188*."
( Schluß folgt.)
Jakob.
An den Gräbern der Märzgefallenen.
Ringsum das brausende Leben, eine ununterbrochene Geschäftigkeit. Nah' dem Häuſergerümpel erhebt sich eine verschwiegene Stätte. Bis an den Frieden des stillen Hains reckt die Industrie ihre mächtigen Arme.
aber voller Eichen- und Föhrenwälder und auch Tannen Und nun, mein theurer Vater, lebt wohl. Und es hofft und Fichten darunter, und viel schöne Weidegründe. Aber ein Wiedersehen Euer dankschuldiger Sohn auch Granitfelsengebirge weit um. Es wäre fast vergleichbar mit unserem Altenmoos daheim, nur daß die Bäche im Sommer versiegen. Viele Marder und Wölfe giebt es, aber die werden ausgerottet. Hier haben wir uns auf Vermittelung eines Franzosen niedergelassen und Blockhäuser gezimmert und angefangen eine fümmerliche Wirthschaft zu betreiben. Wie mühevoll und wie kümmerlich, das ist nicht zu be= schreiben. Wie die ersten Menschen nach Erschaffung der Welt, so haben wir anfangen müssen, kein Mensch fann's glauben, wie schwer eine Wildniß zu roden ist, und oft habe ich mir gedacht: das ist die Strafe, daß Du Deine Heimath so treulos verlassen hast, jezt mußt du dir mit blutiger Moth eine schaffen, die viel schlechter ist. Denn so war mein Wille: Das Umirren in der weiten Welt habe ich fatt, ich will eine Statt haben. Die Wälder reuten, die Thiere zähmen, die wilden Fruchtbäume veredeln, die Hütten schüßen vor Winter und Sturm und feindlichen Ueberfällen und dabei Krankheit und Entbehrung leiden aller Artoft bin ich der Verzweiflung nahe gewesen.
Drtes.
Kaum
Dort oben ist es ruhig. Matt noch durchleuchtet die Sonne das Dunstgewölfe, das über der Großstadt lagert. Leise hat der Borfrühling sich gemeldet. Der erste grüne Flaum sprießt aus dem Boden, die ersten Knospen schwellen aus dem Gesträuch. unterbricht der Schrei eines spielenden Knaben die Heimlichkeit des wo die gefallenen Kämpfer schlafen. Heute grüßt das arbeitende Heute wird es lebendig auf dem Friedhof im Friedrichshain , Volt die theneren Todten. Ein Weihegruß der Dankbarkeit! Wenn die aristokratischen" Geister, die den gemeinen, in Gunst und Ungunst wandelbaren Pöbel" so gerne verachten, mitempfinden könnten, was heute da draußen im idyllischen Friedrichshain die Hunderte und Aberhunderte bewegt: Sie müßten bekennen, das Volt weiß Trene zu halten.
Aber unablässig und unablässig haben wir gearbeitet und nach etlichen Jahren ist es so weit gewesen, daß wir uns sagen konnten: Wir sind hier daheim. Nöthen und Blagen haben freilich fortbestanden, ich kann sie nicht schildern, es ist ja auch besser geworden. Ein paar Engländer den Völkerfrühling vertrauten, das Herz voll idealer Hoffnung, Eine ernste Wallfahrt ist's zu den Gebeinen derer, die auf haben sich bei uns angesiedelt und selbst eine Rothhaut voll von gläubiger Begeisterung in den Heldentod für die Freiheit familie; wir vertragen uns mit einander. Meine Hütte steht gingen. Den schlichten Kranz legt man auf die schlichten Gräber. auf einer Anhöhe, unten ist ein Bachbett, gegenüber am Bald trennt uns ein halbes Jahrhundert von den Tagen, an Berge ist ein Wald. Wir haben auch einen Weg angelegt denen unter den Bedrückten die brennende Sehnsucht nach dem Recht thalwärts bis zum nächsten größeren Gut Fort Fremont, der Selbstbestimmung wach wurde. Wenige nur mehr leben unter das einem Franzosen gehört. Ich habe Arbeiter genommen uns, die die jugendliche Schwärmerei jener Tage mitfühlen, die an und mein Anwesen vergrößert; ich treibe Viehzucht, welche den damaligen Kämpfen theilnehmen durften. Das Bestreben nach erträglich ist und etwas wenigen Ackerbau. Befreiung ist in der Gegenwart geklärter, männlich reifer geworden, Mein Haus als es die Schwärmer von damals verstanden und verstehen habe ich Reuthof genannt und nebenan habe ich eine tonnten. Darum gedenken wir Nachgeborenen mit nicht Kapelle gezimmert und für dieselbe aus Ahornholz eigen geringerer Pietät jener edelen Märzgefallenen. Die für den händig das Bild des heiligen Jakobus geschnitzt. Und das edelsten menschlichen Drang opferbereite Blutzeugenschaft ablegten. Thal heißt Neu- Altenmoos. Wir kommen wöchentlich zwei- Kaum Wir kommen wöchentlich zwei- Kaum ein Abglanz des Morgenroths von damals leuchtet mal zusammen in meinem Hause, Hause, um unsere deutsche noch in die Gemüther der Bourgeoisie; vergessen sind die Ehrentage Sprache zu pflegen, die sonst in Gefahr wäre, vergessen des Bürgerthums; immer mehr verschwamm das Andenken an die zu werden, um deutsche Lieder zu singen, aus deutschen Zeit- Philifteriums von heute. Wir sind die Erben der Sehnsucht jener Todten vom 18. März vor den matten Sinnen des einigen schriften und Büchern zu lesen und die Sitten der alten Tage. Heimath zu halten. Vor sieben Monaten habe ich von einer Wer selber keiner Empfindung mehr fähig sein kann, die ihn meiner deutschen Nachbarsfamilien ein Mädchen geheirathet, über das Alltagsbedürfniß hinaus anfeuert und erhebt, der wird und ich hoffe nach den Anzeichen, daß man mich in Neu- leicht die Begeisterung anderer mit dumpfem Verwundern Altenmoos Jakob den Ersten nennen wird. verfolgen oder er wird ihr mit wohlfeilem Spott begegnen. So ist es auch mit der Feier an den Gräbern der Märzgefallenen ge= kommen. In jüngster Zeit, da den Rückwärtsmännern der Kamm schwillt, hat man sich erdreiftet, die Märzgefallenen als zusammenuntersuchte, in wieweit die Blüthe der Bürgerschaft" an den Opfern gelaufenes Gesindel" zu bezeichnen. Ein Mann, der die Frage der Märztage betheiligt war, fand den traurigen Muth hierzu. Es waren, so meint dieser Weise, nur gewerbsmäßige Unruheftifter, Heyer von außerhalb, Arbeiter, die ihr Leben verloren. Nur Arbeiter! Man denke! Der Kern des Bürgerthums war von der Märzenunruhe nicht ergriffen. Das Bürgerthum mag sich für dies mehr als zweifelhafte Kompliment bei seinem Lobredner bedanken. und welcher Art er war, der für freiheitliches Begehren sein Leben Wir fragen nicht danach, woher der Mann kam, wes Standes aushauchte. Ihn adelt sein Wollen, ihn adelt seine That. Aus der Erkenntniß heraus, bis zu welcher Selbstentäußerung, bis zu welcher flammenden Entschlossenheit menschliche Kraft im Dienst der Allgemeinheit reichen faun, ehren wir unsere Todten. Nicht zerstören, aufbauen wollten sie. Vermodernder, feudaler Welt haben sie mit junger Hoffnung ein neues Leben gegenüber gestellt. Darum sind Wenn ihre Ideale durch die Herrschaft fie uns fo thener. fapitalistischen Bürgerthums in Trümmer gingen, fie trugen teine Lebendig wird es heute, wo sonst an verschwiegener Grabstätte stiller Friede waltet. Keine geräuschvolle Lebendigkeit, tein lärmender Enthusiasmus, feine heuchlerische Schwazhaftigkeit wird sich breit machen. Zu ernster Feier, zu ernstem Gedächtniß wallt man zu den Gräbern im Friedrichshain . Ein stiller Gruß, ein schlichtes Gelöbniß! Nichts mehr begehren die Todten....
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Das, mein Vater, ist in flüchtigen Zeilen mein bisheriger Lebenslauf. Und jetzt so glaube ich jetzt darf ich schreiben. Wie gerne möchte ich Euch sehen, aber nun bin ich hier festgenagelt, wie Ihr dort. Jetzt verstehe ich das Fest gefefsensein freilich besser, wie dazumal. Es ist ja wahr Gottes ist die Erde überall, und Pilger sind wir alle. Doch der rechte Mensch ich weiß es jetzt muß eine Heimath haben, daß er und sein Geschlecht stark sei. Wenn es aber wäre, daß Ihr doch kommen wolltet, Bater, um das Neu- Altenmoos zu sehen, welches fast nach dem Muster des alten ist: Ihr gehet einen Tag zu Fuß, fahret zwei Tage auf der Eisenbahn, elf Tage auf dem Meere, dann wieder sieben Tage auf der Eisenbahn und endlich drei Tage mit Wagen oder reitet auf dem Pferde, dann seid Ihr bei mir. Ich schreibe Euch noch den näheren Reiseplan. Und es könnte ja sein, daß bei dem, wie es Euch jetzt dort sein soll, die neue Heimath beffer gefiele als die alte. Denn meine Gertrud ist ein braves Weib, die keinen anderen Fehler hat, als manchmal Heimweh nach dem deutschen Vaterlande. Und sind doch alle ihre lieben Leute hier. Aber liegt nur erst, so Gott will, das Kind in der Wiege, daß sie vor sich schauen muß, statt hinter sich, dann wird auch das gut sein. Und bei Euch sollte es auch so sein, Vater. Die kleinen Kinder sind bei den Eltern daheim, und die alten Eltern bei den großen Kindern. Kommt zu uns, Vater, und überzeugt Euch, daß Euer Jackerl doch nicht so ganz umsonst davon gelaufen ist. Meine Gertrud bittet mit mir, daß Ihr uns Alle lieb habet. Und vor allem ich bitte Euch
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schreibet mir,
Schuld daran.
Kleines Feuilleton.
Etwas vom Niesen. Das eigenthümliche Geräusch, mit daß Ihr mir verziehen habet und meinetwegen keinen dem das Niesen verbunden ist, und der prickelnde Reiz, der dazu Kummer mehr leidet. Und schreibet recht viel, wie es Veranlassung giebt, wurden in alten Zeiten als ein Vorgang au Euch geht, und von der Augerl und ihrem Mann, die gesehen, dem eine geheimnißvolle Bedeutung zu grunde liege, und