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in diesem Glauben ist denn auch die Ursache zu suchen, daß die wennig, un uff de Hornberger Schtadtmaner werre vier Rahelepp*) größten Denker und Dichter des Alterthums sich damit beschäftigten, uffg'fchtellt, die loos gehn solle, so wie sich d'r Regierungsbräfident ebenso wie darauf die Gewohnheit des Gesundheits- uff d'r Landschtrooß zeigt. D'r Dhornwächter**) soll's Zeiche dazu gewe. wünschens zurückzuführen ist. Die Griechen riefen beim Niesen: So gege elfe morgens sieht'r e Schtaabwolf un ruft durchs Horn Freue Dich! oder: Helf Zeus! Die Römer: Sei gegrüßt! oder: runner: Er fummt! er fummt! Feier! kummandirt der KazetoppWohl bekomm's! Die Hebräer: Gutes Leben! oder: Jehovah meeschter. Feier! Jetzt fracht's. Bum! Bum!- D'r Burgermeeschter stärke Dich! Die Araber: Gelobt sei Allah ! Der Hindn: fangt schun sein Redd unnerem Driumphbooge an:„ Seid uns herzlich Lebe!( Antwort: Mit Dir!) Die Neger in Alt- Calabar: willkommen, in der getreuen Schtadt Hornberg- Weiter fummt'r Weit von Dir!( d. h. Widerwärtigkeit und Unglück.) Am höflichsten nit, denn die Schtaabwolk werd jetzt durchsichtiger, un es schbringe find wohl die Polen in dieser Hinsicht. Einem Niesenden wünschen sechs große Ochse, die der Lärm schei gemacht, draus vor, direkt fie 100 Jahre Gesundheit. Dieser aber läßt sich nicht lumpen und durchs Schtadtdohr, schmeiße de Burgermeeschter mit zammt de weißladet den betreffenden zu seiner Beerdigung ein. Die alten Römer geweschene Jungfere um, un die Hornberger, die noch weit in de nahmen das Gesundheitwünschen beim Niesen so ernst, daß, wenn Gasse drin fchtehn, freische: Vivat! dazu. Vivat! D'r Regierungsniemand anwesend war, der es übernommen hätte, sie es in eigener bräsident soll leewe! Er Esel! freischte der Burgermeester zum Person besorgten. Plinius betont, daß selbst Tiberius Cäsar , der Dhornwächter, un reibt sich die Unausschbrechliche. Kann Er te doch der finsterfte unter den Menschen sei, diesen Brauch befolge. Ochs vumme Regierungbräsident unterscheide? Aturaat so ist es mittags um drei gange. Widder e Schtaabwolt. Er tummt! Gr fummt! ruft d'r Dhornwächter! Bum! Bum! Wer wars? Ein Hornberger Metzger mitere Fuhr Kälwer fummt zum Dhor rein. Rameel! ruft d'r Burgermeester zum Thornwächter nuff. Am viere mittags die dritt Schtaabwolt. D'r gleiche Lärm: Er fummt! Bum! Bum! Vivat hoch! tummt zum Dhor rein? Drei Handwerksbursch, die d'r Burgers meeschter im Zorn gleich widder zum annere Dhor nausschmeiße hott loffe. Am fiewene Dowends fummt d'r Regierungsbräfident awer werklich mit'm Boschtillion uff d'r Landschtroß ang'fahre.- Die Beller loos! Die Beller loos! rust d'r Burgermeeschter zu d'r Schtadtmauer nuff. Ach! ruft d'r Zieler runter: Gestrenge Herra! Mir han kan Pulver mehr!" So if d'r Herr Regierungs bräsident Anno Duwack danu ohne Bellerschuß, un ohne Sang und Klang in Hornberg eingezoge, denn die Hornberger, denne die Zeit zu lang worre, ware schunn lang im Bett gelege. So ist'es Hornberger Schieße ausgange.-
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Theater.
Die versunkene Glocke" als
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Oper. Wie dem„ Börsen- Courier" gemeldet wird, will der Wiener OperettenKomponist Johann Strauß zu Hauptmann's Märchendrama eine verbindende Musik schreiben, wenn der Dichter das Drama zu einem Opernbuch umgestaltet.
Kunft.
- Die Einlieferungsfrist der Kunstwerke für die diesjährige Berliner Kunstausstellung ist bis zum 27. März verlängert worden.-
Erziehung und Unterricht.
- Die Zukunft der Museen. Im österreichischen Mufeum in Wien bieft unlängst Dr. Leisching einen Vortrag, in dem er Pläne zur Reform der Museen in systematischer, administrativer und pädagogischer Hinsicht entwidelte, von deren Realisirung der Bortragende eine umfassendere Einwirkung auf die künstlerische Produktion und auf die Geschmacksbildung des Publikums erwartet. Redner verwies auf die erziehlichen Absichten, welche mit der Er richtung von Museen verfolgt werden, und die den Museen zuge dachten Aufgaben, welche darin gipfeln, praktische Thätigkeit auf wiffenschaftlicher Grundlage zu entfalten, welche weder Stuben gelehrte noch wissenschaftsfremde Künstler, sondern nur Gelehrte mit praktischem Blick, mit Interesse und Verständniß für die Pro duktion der Gegenwart, von einfichtigen Künstlern unterstützt, leisten fönnen. Ein Museum ohne Schule ist unwirksam, aber die Schulen müssen den Museen unterstehen, diese nicht nur Mustersammlungen jener fein. Hervorragende deutsche Kunstgewerbe- Museen, wie Berlin , Hamburg u. f. w. lehnen jede Einflußnahme auf die heimische Produktion ab, die Erfolge sind daher gering. Redner trat sodann für eine völlige Umgestaltung der Aufstellung der Sammlungen ein, zunächst für die Einführung des Hallensystems, welches jeder Erweite rung und allen Bedürfnissen Rechnung trägt, während die heutigen Bauten die Sammlungen einengen und jede pädagogisch wirksame Aufstellung unmöglich machen. Ferner empfiehlt Redner die um faffende Ergänzung der Sammlungen durch Abbildungen hervor ragender Objekte, bildliche Darstellung des Zweckes und der Herstellung der Sammlungsgegenstände und des Einflusses, den berühmte Stiche und Werke der hohen Kunst auf die Kunstgewerbe aller Zeiten ausgeübt haben. Dazu müssen. sehr beredte schriftliche Erklärungen der Objekte selbst, der Techniken 2c. treten. Auch eine völlige Um geftaltung des Vortragswesens wird gefordert: mit Führungen" verbundene Vorträge am Objekte und Vortragszyklen aus allen Gebieten der Runstgeschichte, der Kunsttechniken. Leisching wünscht auf diefem Wege eine Ergänzung der volksthümlichen Universitätsturse. Endlich fordert Redner, daß die Museen dem Volke wirklich erschloffen werden durch Ausdehnung der Besuchsstunden am Abend und Offen haltung an Sonntag Nachmittagen. Die mit allen diesen Reformen verbundenen hohen Kosten dürfen nicht in betracht kommen. Bei Bildungsanstalten komme es nicht darauf an, was sie toften, sondern was sie nühen.
Technisches.
c. e. Edison's neueste Erfindung. Es war schon längst bekannt, daß gegoffenes Kupfer elektrischen Starkströmen noch weniger Widerstand leistet als gewalster Kupferdraht, die Wissen schaft schreibt dem gegossenen Kupfer sogar das dreifache Leitungsvermögen zu. Die praktische Verwendung zu Dynamos und Leitungen scheiterte jedoch an der geringen Gußfähigkeit reinen Kupfers, das geschmolzen ftets blasig ist, so schön es sich sonst in den ver schiedenen Legirungen gießen läßt. Edison behauptet nun, daß er reines Kupfer homogen gießen kann, und hat das Metall M. B. Rupfer getauft.-
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Humoristisches.
- Das Hornberger Schießen. Wie die Redensart entstand. I. Erzählung des Bärenwirthe" zu Hornberg an die Mannemer Stabbas": Also basse Se uff: Es war fe Anno Duwack rum, isf en Hornberg en hocher B'such ang'saggt worre. D'r Herr Regierungsbräsident fommt. No, no! Die Vorbereitunge zur Feschtlichkeit! Die Gasse sauwer gekehrt. Vorm Echtadtthor en Driumphbooge. Weiß geweschene Jungfere uffg'schtellt. Die Hornberger Echize ride aus. D'r Burgermeeschter lernt sein Feeschtredd aus
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Vermischtes vom Tage.
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Wer
Schicksal. Dem Schuhmacher Rube in Rohlendorf bei Neurode( Schlesien ) ist vor nicht ganz drei Jahren sein Besitzthum niedergebrannt. Vor Jahresfrist starb seine Frau. Dieser folgte im Tode seine Mutter, während sein Vater von einem Schlags anfall heimgesucht, wurde, an dessen Folgen er noch hente leidet. Kürzlich verehelichte sich Rube wieder; vier Tage später starb ihm sein Sohn und in der Nacht zum Donnerstag erlag er selbst, acht Tage nach seiner Wiederverheirathung, einer Lungenentzündung. In Passau hat sich ein Pfarrer aus Linz zwei Revolver. schüsse beigebracht und ist rücklings in die Donau gestürzt. Er hatte an einem Soldaten ein Sittlichkeitsverbrechen verfucht.
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In Roigsch bei Bitterfeld schläft ein Knabe schon seit sieben Tagen ununterbrochen. Er wird fünstlich ernährt.- In Kaiserslautern foll am nächsten Sonntag eine Bersammlung von Gerichtsvollziehern stattfinden. Sie wollen sich organisiren.-
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-Der Mann, der unlängst dem Münchener Erzbischof das Riesenbuch schenkte, ist ein früherer Schuster. Er hat eine neue Religion" gegründet und soll schon 150 Anhänger haben. Er selbst bezeichnet sich als„ Weltmonarch". Die Sette hat ein Flugblatt ver öffentlicht, das mit den Worten beginnt: Anzeige. Christenheit! Dein Erretter von Deinem ewigen Untergange, der längst von den Propheten übereinstimmend prophezeite Weltmonarch" ist da!" Ein Sonderling. In Wien starb unlängst ein Mann, den mau für wohlhabend gehalten. Als die Erben seine Habe durchsuchten, fanden sie zwei Koffer. In dem einen fanden sich Briefmarken aller Herren Länder, in dem andern gegen 100 000 Eisenbahnbillets, die aus allen Welttheilen stannnten. In diese Dinge hatte der Verstorbene sein ganzes Vermögen gesteckt.
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Ein Armuthszeugniß. Die Gemeinde Knihinin bei Stanislau ( Galizien ) hat fürzlich einem ihrer Mitglieder folgendes Beugniß ausgestellt: Leon Zurakowski, dreinndvierzig Jahre alt, verheirathet, wohnhaft zu Kuihinin, erhält sich seit vielen Jahren durch Diebstähle, tann jetzt nichts erwerben, da er derzeit im Kerker eine Strafe abbüßt.
London , 17. März. Die Kaserne in Chelsea, die mit einer starten Truppenzahl belegt ist, ist zum theil niedergebrannt.In der Konstantinopeler Borstadt Galata sind sieben Häuser niedergebrannt. Mehrere Menschen sind ums Leben ge= tommen.-
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c. e. In den Bereinigten Staaten giebt es nach einer jüngst veröffentlichten Statiftit 118000 weibliche Steno graphen, die an der Schreibmaschine hantiren.-
c. e . Eine versintende Stadt. Die in der pennsylva nischen Rohlenregion gelegene Stadt Wyoming ift dem Untergange geweiht. Am 1. März begann sich der über der Mount Lookout Roblengrube gelegene Stadttheil zu senten, und die Sentung machte folche Fortschritte, daß um Mitternacht das Postgebäude, oder vielmehr die Ruinen deffelben, 25 Fuß tief unter die Oberfläche gefunken war. Eine große Anzahl Wohnhäuser wurde durch die Senkung ebenfalls in Ruinen verwandelt oder bedeutend beschädigt.
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