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der Alte nachgeb'n mußi hab's g'schworen, daß i ihm den Meister zeig', und i führ's durch i werd's ihm schon lehren!"
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Hoffentlich ist's nichts unrechts?" fragt das Mädchen. " Nein, nur was er verdient, nit mehr und nit weniger!" Wiltraud schaut ihn mit ihren großen, braunen Augen forschend an." Gelt, i bitt' Dich um Deiner eigenen Seelen willen thu' nix, was D' nit verantworten fannst-." " Diernei, schau mi nit so an, Du machst mi g'rad verrudt. Wann i Dir in d' Augen siech, nachher wird's mir g'rad, daß i mein, i muß Dich umbringe vor Lieb Dich und mich dazu!" Wiltraud schlägt die Augen nieder und nun ist sie noch lieblicher, noch berückender, ohne es zu ahnen.
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Wiltraud, uns zwei hat's! wir fönnen nit leben ohne einander, i amal nit!"
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Sonntagsplauderei.
Frithjof Nansen, der jetzt wie im Triumphzug Europa durchreist, ist nun bei uns in Berlin eingekehrt. An die ungewöhnliche Erscheinung dieses Mannes haben sich mancherlei Grörterungen schon geknüpft. Die einen betrachten feinen Triumph als einen Ausfluß Die anderen schütteln mit dem ehrfam bedächtigen Haupt und find der Heroenverehrung, der die Menschheit nun einmal unterthan sei. geneigt, die jubelnde Anerkennung, die den fühnen Nordpolfahrer umbraust, wie eine Art von Volkskrankheit anzuschauen. Ganz be sonders ist es der grimme Max Nordau in Paris , der verwundert auf den Nansen- Sput herabblickt. Er hat es von jeher verstanden, philiströse Weisheit in bizarre Form zu kleiden; und so thut er auch dem Philisterium wohl, wenn er mit vermeintlich überlegenem Spott den Sportsman Nansen" durchhechelt.
sich an vielgenannte Männer unwürdig herandrängten und mit Ueberall und zu allen Zeiten hat es flebrige Leute gegeben, die ihnen förmlichen Gößendienst trieben. Wollte man daraus gleichsam ein mysteriöses Bedürfniß der Menschen ableiten, sich Heroen zi bilden und vor ihnen zu knien, so hieße das, kleinlichen Lächerlichkeiten allzu gewichtigen Ernst beimessen. Daß sonst Festredner bei Gastmählern zu Ehren einer Tagesgröße Ueberschwängliches leisten, ist doch ebenfalls nicht mehr unbekannt. Es giebt eben Menschen von Feierlichkeit, und wenn die zu predigen anfangen, so geht der Mund bei ihnen mehr über, als ihnen das Herz voll ist. Im
Und doch mußt's lernen. Denn i will von Dei'm Vater niy g'schenkt. Dös Häusl g'hört ihm,' s ist verschuldet, so soll er's nehmen. I bin jung und stark und fann mir mei Brot verdiene. Nur der Bald! dauert mich, weil er doch nit so ganz g'fund ist. Aber fort müssen wir alleweil, denn hier giebt's ja nix z' verdiene, an den Gedanken mußt Dich g'wohne lerne, wie'r i auch!" " Sag' das nit, Traudel! G'rad so guet könnst sagen, Du Grunde trägt jedes Bratenrockpathos etwas komisches in sich.
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mußt halt lerne sterb'n! Die nächst' Woch' red'n wir anders, wart's nur ab. I sag' Dir wann i Dich nit bald frieg" er schluckt das Wort hinunter, das ihm auf den Lippen schwebt, und sagt nur leise: dann ist's g'fehlt".
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Mei Bua! Schau nit so schüech drein," fleht Wiltraud, erschrocken über den verzweifelten Ausdruck des jungen Menschen. Du machst mir ja ganz bang', was soll denn da „ Ach, Du Du bist alleweil die Vernünftige, das tommt daher, weil D' mich nit halb so gern hast, wie'r i Dich!"
braus werden?"
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Da sieht ihn das Mädchen schmerzlich bittend an und die Thränen laufen ihr über die Wangen ." O schau, der Tag ist so ernst und mei Herz ist so wund mußt mir nit auch noch weh thun!" " Wiltraud!" Lenz stürzt zu ihren Füßen nieder und um schlingt ihre Knie. Verzeih, verzeih mir's i bin a schlechter Bua thu' Di nig wie kränken und hab' Di doch so lieb i tann's ja nit sagen, wie!" Wiltraud zieht ihn zu sich empor und schlingt die Arme um seinen Nacken. Mei Bua mei böser, wilder, lieber Bua!"
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Sie legt den Kopf an sein Herz und horcht. Wie's da drin klopft und thuet!" sagte sie innig. Geh', nimm Dir's nit fo harb wenn i auch fort muß! Was' jamm g'hört, dös kommt doch wieder z'samm, und mann's auch erst in der Ewigkeit wär'i wart' auf Dich!"
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Sie kann nicht weiter reden, in stillem Weinen ruht ihr Haupt an seiner Brust und ihr krauses Haar streift leicht sein glühendes Gesicht. Er drückt seine Lippen darauf und wagt taum zu athmen, er fühlt, wie sie ausruht in seinem Arm von so viel ausgestandenem Leid, und der heftige ungestüme Mensch steht regungslos, um diese heilige Ruhe nicht zu stören.
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Bezeichnender für pfahlbürgerliche Anschauungen ist der Hohn, mit dem die„ Sportleistung" Nansen's tritifirt wird. Dieser Hohn tehrt sich, wiewohl man es nicht eingestehen möchte, gegen das Wagniß im allgemeinen, das doch gewiß seinen berechtigten, werbenden Reiz für die Menschenbrust hat. Aber das Wagniß ist, wie jede heftige Anspannung, dem Philifterium in innerer Seele zuwider. Da Späßchen werden gemacht, um das Wagniß Nansen's herabzusetzen. werden spisfindige Scheingründe zu Dußenden ersonnen, dialektische wenn dann Nordau , der Sitten- und Splitterrichter, sich zum Schluß in die Bruft wirft und ausruft: Hat denn dieser Nansen uns eine neue Schönheit oder eine neue Wahrheit heimgebracht?, so kann er eines vielhundertstimmigen Bravo's gewiß sein. Zunächst ist derlei ein Jongleurspiel mit großen Worten. Nur der fleinsten Anzahl von Berufenen war es vergönnt, der Menschbeit eine neue Schönheit zu zeigen oder eine neue Wahrheit zu lehren. Genies, wie Wilhelm den Großen ich meine den Briten William Shakespeare , wie Michel Angelo und Beethoven oder wie Kopernikus und Kant zählt unsere Kulturwelt nicht nach Dutzenden. Sie stellen den Höhepunkt einer Entwickelung dar, an der eine ganze Anzahl regsamer Geister gefchaffen hat. Vor Shakespeare zum Beispiel ging der genialische Marlow einher. Diesem Marlow hat schon Lessing ein herrliches literarisches Denkmal gesetzt, indem er zu einer Szene aus Marlow's Faust die Anmerkung hinzufügte: er wünschte, die Deutschen hätten ein Drama von so grandioser Szenenführung. Marlow durfte nicht in voller Sonnenhöhe reifen; der Weltruhm und die Krone fiel Shakespeare zu.
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Neue Wahrheit im höchsten Sinne wird kein Nordpolfahrer heimbringen; das ist gewiß. Durch vermehrte Beobachtungen, durch erweiterte Sammlungen nur kann er zu unserem geistigen Besitz eine Beisteuer schaffen. Es ist nicht das Größte, wonach Menschenfinn trachten mag; es ist aber doch immer seinen Einfah werth. Es ist bequem zu sagen: Was hat Nansen denn erreicht? Wir der Jeter, Globetrotter", leben in Tagen der Sportgier. Jeder„ Globetrotter", jeder Weltbummler" will dagewesen sein, wo vor ihm noch kein anderer Tourist war. Genau, wie die Bergfexe jungfräuliche Spigen mit Vorliebe" nehmen". So hat denn der abenteuernde Sportsman Nansen den Weltrekord" unter den Nordpolfahrern errungen ,. heißt, er ist am weitesten gegen den Nordpol hin vorgedrungen. Das täme also auf eine Modenarrheit heraus, freilich auf eine Narrheit im größten Stil. Aber die Ueberwißigen haben noch nicht einmal abgewartet, welches wissenschaftliche Material Nansen ge wonnen hat und wie es verarbeitet wird. Sie wissen vorerst noch nicht, ob das Material von besonderem Werth ,, oder ob es gleichgiltig sei: aber sie deklamiren, was kann vom Nordpol gutes kommen? Das ist ja richtig, zu kultiviren giebt es da oben nichts. Man fann feinen profitablen Handel mit wilden Völkerschaften treiben, feine Station errichten und keinen Branntwein absetzen. Wer trotzdem so brotlose Künste treibt, ist ein waghalsiger Aben
" Ja!" sagt er leise, fast andächtig, 3 ist a große große Lieb'!"- Dann schweigen sie wieder beide und nur das leise Tröpfeln des schmelzenden Schnees draußen unter bricht bisweilen die stumme Zwiesprache der beiden übervollen Herzen. Der Schnee schmilzt!" Lenz blickt auf wie aus einem Traum, als habe eine fremde Stimme, nicht er selbst das gesagt.- Gleich verändert sich wieder sein ganzes Wesen und sein Auge irrt mit troßig unstetem Ausdruck über die schmuzigweißen Felder da draußen hin. Bis morgen- ist er weg, aber dann giebt's heut noch viel vorzubereiten! teurer, beinahe ein Vagabund. Wie von bösen Geistern gepeitscht, reißt er sich los." I muß wenn sie ein merkwürdiges Wagniß zu beurtheilen haben. Das Zu solchen Ergebniß gelangen schließlich die Engbrüftigen, jetzt fort!" fich schon belebend wirkt, den Stolz auf menschliches Vermögen er Erstaunliche, was an Kraft und Ausdauer gethan wurde, was an höht, die sinnreichen Borbereitungen, die vorhergegangen waren, find vergessen, und wohl gar erhebt ein Neidling feine Stimme zum ironischen Ausruf: Je nun, was haben Nansen und die Seinen Er schlägt ein Kreuz, als sein Blick noch einmal die Leiche viel durchgemacht auf ihrer Fram? Sie haben einen faulen streift, und eilt, ohne sich aufhalten zu lassen, hinaus. Guet- Tag gelebt, lagen auf der Bärenhaut und haben ein bischen nacht, Schatz Guetnacht, Bald!!" gefroren. Das ist denn so der beschränkteste Standpunkt der Was dös nur ist?" sagt das Mädchen, ihm kummer- Nüglichkeitsmeier, die für die Schönheit, für die energische Gewalt voll nachblickend, was' n nur umtreibt? I fürcht', dös ist nig Guets, sonst wär' er nit so verstört."
" Gehst schon? Was ist Dir?" fragte Wiltraud ängstlich. " Damit i fünftig bei Dir bleiben kann- muß i jetzt gehen! Frag mi nit, i kann Dir's nit sagen glaub's nur, Dir z'lieb geh' i!"
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Weißt, was i mein?" sagt der Bruder. ( Fortsetzung folgt.)
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folchen Wagniffes blind find. Das hat mit Heroenanbetung nichts zu thun, wenn man respektvoll betrachtet, welcher intensiven An Spannung die Menschenseele fähig ist, die sich ein startes Ziel gesetzt hat. Ob den fühnen Männern, dem Nansen und den Seinen, ein großer Erfolg beschieden war, die Frage ist vorläufig noch offen.