Brahms   veröffentlicht. Als seine Hauptwerke gelten das feierliche deutsche Requiem, das Schicksalslied  (von Hölderlin  ). Rhapsodien, tragische und akademische Feftouvertnre. Mit den geistige» Führern Wiens, mit seinen Gelehrten und Künstlern war Brahms  viel verbündet. Treue Freundschaft bewahrte für ihn der berühmte Chirurg Prof. Billroth. Kunst. Ueber die großen akademischen Preise hat die Berliner Akademie der Künste folgende Entscheidung gefällt. Der Staatspreis auf dem Gebiete der Architektur, welcher von drei Be- werber» umstritten war, ist nicht zur Berlheiluna gelangt, doch sind den Architekten S t r a u tz k y in Dresden   und W e r d e l m a n n in Breslau   für ihre anerlennenswerthm Leistungen Prämien von je l6ö0 M. zugesprochen worden. Um den großen Slaatspreis für Bildhauer(3300 M. zu einer Reise nach Italien  ) rangen fünf Be- werber. Als Sieger ist Martin Schauß   hervorgegangen, der 1867 zu Berlin   geboren, die Akademie seit November 1388 besucht und zur Konkurrenz neben Naturstudicn namentlich ein ReliefFaun nnt badenden Weibern" gesandt hat. Den viel umworbene» Dr. Paul Schultze-Preis(3000 M. zur italienischen Reise) errang derMeisterschüler" von Reinhold Begas  , August G a u l, der sich namentlich als Thierbildhauer bethätigt; er ist 1387 zu Gr. Au- beim bei Hanau   geboren und hat 1392/33 die Berliner   Hochschule besucht. Völkerkunde. W i e t» China   gefreit wird. Die ganze devote Höf lichkeit und Geringschätzung ihrer eigenen Person bei den Chinesen spricht sich in dem Briefe eines Mannes ans. welcher die Tochter seines Nachbars zur Schwiegertochter wünscht. Da heißt es:Auf ineinen Kniee» flehe ich Dich an, diese gewagte und unterthänigste Bitte nicht mit Verachtung zu strafen, sondern meinen deinüthigen Worten Gehör zu schenken. Gieb Deine Tochter meinem Sohne, der Dein ergebenster Sklave ist, zur Frau, und möge das junge Paar, durch seidene Fäden verbunden, stets in größter Freude leben. In der schönen Frühlingszeit werde ich meine Hochzeitsgaben darbringen und Dir ein paar Gänse zum Geschenk machen. Laß uns auf endloses, beständiges Glück hoffen, und mag jeder Wunsch der jungen Leute, die in Liebe a» einander hängen, in Erfüllung gehen. Nochmals bitte ich Dich auf meinen Knieen, diesen Vorschlag i» Güte aufzunehmen und den spiegelgleichen Glanz Deiner Augen auf diesen Zeilen gnädig ruhen zu lassen." Auf dieses Schreiben antwortete der Vater der Braut, daß er seine demuthsvolle. armselige Tochter gern dem edlen Jüngling geben wolle und dafür sorgen würde, daß sie nicht ganz ohne Betten, baumwollene Kleider, Haarnadeln und Ohrringe in die Ehe käme. Medizinisches. Giftiger Schweiß. Ein Pharmaceut, Arloing, theilt imRepertoire de Pharmacie" die überraschende Entdeckung mit, daß der Schweiß der Tänzer ein für Hunde tödtliches Gift enthalte. Arloing nahm das Flanellhemd eines jungen Mannes, der eine ganze Nacht getanzt hatte, legte es längere Zeit in destillirtes Wasser und spritzte dieses sodann mehreren Hunden ein. Die Thiere wurden schläfrig, bekamen Diarrhöe und starben nach wenigen Stunden. Ihre Sektion ergab die gleichen Symptome, wie die von der Ei»- spritzung des Diphtheriegiftes herrührenden. Aehnliche Versuche mit menschlichem Schweiß, der nicht durch körperliche Anstrengung, son- dern im Dampfbad hervorgebracht worden war, ergaben nicht die ?leichen Erscheinungen. Es scheint daraus zu folgen, daß nur die örperlichen Anstrengungen de» Mensche» in die Lage versetze», die schädlichen Substanzen des Körpers durch Schweißdrüsen anszu- stoßen. Humoristisches. Der erste April in, Deutschen   Reichstage. An, letzten Donnerstag stand im Reichstage die Handwerkervorlage zur Berathung. Da ging's sehr ernst und fein ehrbar zu. Zum Schluß aber kam es etwas anders. Hilpert(Bauernb.): Ueber Ihre Reden, Herr Beckh, sind wir schon lange hinweg.(Heiterkeit.) Sie locken damit keine Katze hinter dem Ofen hervor.(Heiterkeit.) Die Handwerker wollen nichts wissen von gebildeten Leuten, von Advo- katen oder was sich Herr Beckh sonst noch für einen Titel beilegt. Ob nnch meine Wähler wieder wählen, weiß ich nicht gewiß. Das aber weiß ich gewiß, daß, wenn Herr Beckh sich in meinem Wahl- kreis aufstellen läßt, er nicht gewählt wird. Herr Beckh will vom Be- fähigungsnachweis nichts wisse». Sie haben aber bis jetzt auch den Nach- weis nicht geliefert, daß Sie der befähigte Redner im Reichstage sind. (Heiterkeit.) Ueberhaupt schließe ich mit dem Worte: Es sind die schlechtesten Früchte nicht, an denen die Wespen nagen, besonders eine Wespe wie Sie Herr Beckh.(Stürmische Heiterkeit.) Lieber- manu v. Sonnenberg(Antisemit): Die Regierung hat die Vor- läge nur eingebracht ub»liquib fieri videtur(Heilerkeit. Zuruf: videatur), nein, man kann auch vidsbur sagen.(Stürmische Heiler­keit.) Gewiß, so viel Latein wie Sie verstehe ich noch allemal. (Schallendes Gelächter.) Beckh(frs. Vp.): Herr Hilpert sagt. meine Aussührungen lockten keine Katze hinter dem Ofen hervor. Nun, ich habe ihn wenigstens hervorgelockt. Er sagt, ich würde in Bayern   nicht gewählt werden. Präsident Frhr. v. B u o l: Das ist kein persönlicher Angriff und Sie können ihn also auch nicht persönlich abwehren.(Heiterkeit.) Beck: Es bedeutet doch, daß ich gewissermaßen nicht fähig bin.(Große Heiter- keit.) Präsident Frhr. v. B u o l: Wenn der Herr Redner das so auffaßt!(Stürmische Heiterkeit.) Beckh. Seit mehr als zwanzig Jahren bin ich angegangen worden, in Bayern   zu kandidiren. (Gelächter und Zurufe.) Jawohl, ich habe aber darauf verzichtet. in Bayern   gewählt zu werden.(Heiterkeit.) Daß ich im Wahlkreis des Herrn Metzgermeister Hilpert nicht gewählt werde, weiß ich. Ich gönne ihm den Wahlkreis und die Wähler. Nur die aller- größten Kälber wählen ihren Metzger selber!(Große Heiterkeit und Lärm.) Liebermann v. Sonnenberg(Antifeniit.) Ich habe mich mittlerweile überzeugt, daß ut nicht den Indikativ regiert. (Große Heiterkeit.) Ich hatte also unrecht zu sagen, ich verstände leben so viel Latein wie Sie.(Zum Zentrum gewandt.) Ich habe allerdings in der letzten Zeit auch mehr mit Deutschland   als mit Rom   zu thun gehabt.(Stürmische Heiterkeit.) Vermischtes vom Tage. Gute Rechner. In einem uckermärkischen Dorfe bei T e m p l i n wüthete unlängst ein Schadenfeuer. Dabei zeichnete sich die freiwillige Feuerwehr aus Templin   ganz besonders aus. Die dankbaren Bauern ließen die Feuerwehrleute in, Wirthshaus eine Erfrischung einnehmen, die Genieinde veröffentlichte im Kreisblatt eine Danksagung und stellte der Templiner   Wehr eine Prämie von 30 Mark in Aussicht. Als aber die Prämie ausgezahlt werden sollte, erhielten die Templiner nur 16 Mark; 11 Mark waren für die Bewirthung im Gasthause und 3 Mark fürAnzeigengebühr für die öffentliche Dankesbezeugung in Abrechnung gebracht. In Schwientochlowitz  (Oberschlesien  ) ist ein Neubau eingestürzt. Unter den Trümmern wurden mehrere Arbeiter be- graben. Ein Maurermädchen war sofort tobt, drei andere wurden schwer verletzt. I n Kla usenburg(Siebenbürgen  ) hat ein Bäckermeister seine Kleider mit Petroleum getränkt, sich dann im Stall zwischen Heu vergraben und das Heu angezündet. Die Leiche verbrannte zu Asche.   Auch eine Empfehlung. Der PariserFigaro" giebt die Erfahrung eines Wohnungssuchers zum besten. Dieser sagte zu einer Zimmervermietherin:Das Stadtviertel ist überraschend ruhig. Man glaubt in der Provinz zu sein." Die Vermietherin, in ihrem Selbstgefühl als Pariserin verletzt, giebt zur Antwort:Täuschen Sie sich nicht, mein Herr! Die Straße ist weit lebhafter, als sie aussieht..... Wir erleben darin jahraus, jahrein mehrere Brände, einen Selbstmord, einen Raubmord und drei bis vier Ehebruchs- Feststellungen." Bei de» letzten italienischen Wahlen erschien, wie derKöln  . Volksztg." gemeldet wird, in einigen Distrikten Nord- italiens auch nicht ein Wähler an der Wahlurne, so daß nicht ein- mal das Bureau sich konstituire» konnte. E» g l i s ch er S p o r t i n ch i n e si sch er B ele u ch tun g. Ein Mitglied der chinesischen Gesandtschaft in London  , das Augen- zeuge eines englischen Fußball-Wettkampses gewesen war, beschrieb diesen in einer Peckinger Zeitung solgendermaßen:Die hübschen Jünglinge stürzen sich aufeinander, schlagen um sich, trampeln mit Füßen aufeinander, zerschinden sich die Gesichter, verivunden ein- ander, renken sich Arme und Beine aus, zerbrechen sich die Nasen und schlagen sich gegenseitig todt. Schließlich zieht man den Sieger mit struppigem Haar und von Schmutz, Staub und Blut starrendem Gewand unter einem Berg von verrenkten Gliedern, zerbrochenen Schlüsselbeine» und blutrünstigen Köpfen hervor. Die Aerzte schleppen die Zerschlagenen und Verwundeten in das Spital, und 50 000 Menschen, darunter zarte, liebreizende Frauen, die bei dem Duft von Blumen in Ohnmacht fallen, berauschen sich an dem Gerüche von Blut und brechen in ein wildes, die Lüste erschütterndes und die Ohren betäubendes Jubelgeheul aus." G l a d st o n e hat das Radfahren gelernt. Er steht im 37. Lebensjahr. Ein griechischer Witz. Vor dem großen Tingel- TangelhauseConcordia" in Pera(Constantinopel) hing dieser Tage ein metergroßes Bild aus, durch welches ei»Franzose  " mit Namen Cavadia seine Athletenkunststücke ankündigte. Der Kraft- mensch, feiner Physiognomie nach unstreitig ei» Grieche, hält sich krampfhaft auf einem Brette fest. Fünf verschiedenfarbige Ochsen sind an seinen Körper angespannt, bringen ihn aber nicht vom Flecke. lieber 24 Stunden hing das Bild an belebtester Stelle aus und ver- sammelte das Publikum, ehe es einem Polizisten von einem empfind- samen Europäer gesteckt wurde, daß Cavadia der Herr C a n d i a, und die Ochsen...? Ueberschmen, münzen in Nordanierika. Durch die Hochwasser des Miffisippi sind zwischen Minneapolis   und St. Paul etwa 3000 Familien obdachlos geworden. In den Niederungen von St. Paul stehe» 200 Häuser unter Wasser und stündlich werden weitere von den Fluthen erreicht. Das Niederland um St. Paul ist ganz und gar überschwemmt; dort wird das Hoch- wasser in 6 Tagen den höchsten Stand erreichen. Bis jetzt ist der Mississippi   um 29 Fuß gestiegen. Bon d e r P e st. In Bombay sind seit Ausbruch der Seuche 10 533 Erkrankungssälle vorgekommen: 3976 Personen sind an der Pest gestorben. Der deutsche Arzt Dr. Strecker. Mit- glied der europäischen Kommission, ist von der Pest befallen worden. Verantwortlicher Redakteur: August Jacobey i» Berlin  . Druck und Verlag von Max Babing in Berlin  .