-- o-J SDSiltvoub zuckt zusammen und schaut den Sprecher mit einem Blick so vorwurfsvoll schmerzlich an, daß es ihm wirklich zu Herzen geht:O Herr,'n Engel vom Himmel könnt nit reiner und unschuldiger in d' Höll kommen, als mei armer Bruder im G'fanguiß sitzt." Du red'st immer von der Unschuld Deines Bruders. Da beweis es doch amal, wenn Du so überzeugt bist." Wiltraud's Miene wird wieder trotzig und verschlossen: Dös geht niemand nix an. Unser Herrgott weiß es und die andern brauchen's nit z' wissen." Der Kommandant betrachtet sie nachdenklich, aber mit dem- selben Wohlgefallen, was er schon bei der Verhaftung Sebald's an ihr fand:Merkwürdige Sach'!" brummt er zu seinem Gefährten gewandt, kopsschüttelnd.Ich hab's ja immer g'sagt, der macht den Sündenbock für'n andern. Aber der Teufel kenn' sich da aus." Er tritt wieder zu Wiltraud:Nun weiter! Du stellst also jede nähere Bekanntschast mit dem Haberer in Abrede?" Ja!" Wie kam er denn zu Dir ins Haus?" Wo ihr den Sebald arretirt habt's Oes werdt's wohl noch wissen? Da bin i doch mitg'laufcu und hab's Haus offen g'lassen." Richtig stimmt!" Da sind's rei mit dem Kranken, und wie i heimkomme bin, waren's halt drin!" Hm! Und warum hast Du sie behalten, Du hättest sie ja hinausjagen können?" O mei! I werd' doch nit'n todtkranken Mann'naus- jagen," sagt Wiltraud ruhig. Hast nicht g'wußt, daß man da g'straft werden kann?" O mei! Einmal wird ma' g'straft, weil ma' unchnstlich und's ander Mal, weil ma' christlich handelt! Da wüßt man ja nie, wie ma' thun sollt wenn ma' sich da drum kümmern müßt!" Die Gendarmen brechen in ein nicht mehr zu bändigendes Gelächter a�D. Der Kommandant muß sich mit Gewalt zu- sammennehmen, um den Ernst wieder herzustellen. Ich bitt' zu bedenken, was Du sprichst. Wir sind nicht zum Spaß hier." Ich hab's auch nit im Spaß g'meint," sagt Wiltraud ernst. Ja, was fangt man nun mit der an?" fragt der Kom- Mandant rathlos. Arretieren!" schlägt der andere vor. Sie hat Haberer Unterschlupf geben und sie nit an- zeigt." Das ist ein Vergehen wider die Anzeigepflicht! Wer sicherheitsgefährliche Personen unbefugt beherbergt, wird mit Haft oder Geldstrafe bis zu 30 Gulden gestraft." Ja no, so muß i dös halt auch noch hinnehmen zu allem!" sagt Wiltraud, und ihr bleiches müdes Gesicht hat einen Ausdruck, daß dem Gendarmen nicht mehr ums Lachen ist. Freig'sprochen wird sie ja doch" der Kommandant kann die Augen nicht von dem schönen Geschöpf abwenden. Was will man doch mit so einem dummen Madl!" fügt er seinen Jdeengang bemäntelnd hinzu.So komm halt mit!" Er hängt die Flinte wieder über die Schulter und schickt sich an zu gehen. Jetzt erst wird es Wiltraud klar, um was es sich handelt, denn ihre Gedanken waren immer noch bei dem unglücklichen Flüchtling.Mit soll i?" fragt sie erschrocken.Mit Euch durchs Dorf?" Ja natürlich." Wohin?" Wo wir mit Deinem Bruder hin sind. In Unter- suchungshaft." Heiliger Gott ! Am hellen Tag ins Gefäugniß? Nein, das ihn' i nit!" So? Ja, weißt. Du wirst nit g'fragt." (Fortsetzung folgt.) Vundschsu. (Die Uransirahlen. Das schwarze Licht. Die Masse und Dichte der Erde.) Bald nach der merkwürdigen Entdeckung der X-Strahlen durch trofsssor Liöntgen fanden an verschiedenen Orten Entdeckungen von trahlen statt, die zwar nicht auf ähnliche Weife entstanden, aber durch ihre übereinstimmenden Eigenschasten, wie Durchdringen fester undurchsichtiger Körper, doch eine nahe Beziehung zu den 3iö»tgen scheu Strahlen vermuthen liehen. So bemerkte B e c q u e r e l, daß von phosphoreszirenden Körpern außer den leuchtenden, also aufs Auge wirkenden Strahlen»och dunkle ausgehen, welche durch Holz. Papier , und andere Stoffe hindurch auf der photographischeu Platte einen Eindruck hervorrufen. Namentlich Verbindungen deS Metalles Uran zeigten diese Eigenschaft; lag z. B. ein Stück Urankaliunisulfat auf eiuer wohlverschlossenen Kassette, die eine photographische Platte ent- hielt, und wurde das ganze dem Sonnenlicht ausgesetzt, so zeigte sich die Platte, wenn man sie längere Zeit nach dem Aushören der ficht- baren Phosphoreszenz photographisch behandelte, also in die Entwickelungs- und Fixirflüssigkeit brachte, unter dem Urankaliumsulfat geschwärzt; legte man zwischen Platte und Urankaliumsulsat eine Münze auf die Kassette, so erhielt man deren weißes Schattenbild aus dunklem Untergrunde. Die von dein phosphoreszirenden Urankaliumsulfat ausgehenden Strahlen gingen also durch die Kassette ungehindert hindurch, wurden dagegen durch das Metall der Münze aufgehalten. Diese Strahlen, deren Intensität übrigens, wie jüngst veröffentlichte Untersuchungen von Becquerel zeigen, noch ein halbes Jahr nach der Bestrahlung fast unvermindert war, die also die gewöhnlichen Phosphoreszenzstrahlen an Dauer weit übertreffen, unterscheiden sich von den Röntgen'schen X-Strahlen dadurch, daß sie, wie gewöhnliches Licht zurückgeworfen und gebrochen werden können; Becquerel, der ihre Eigenschaften durch viele Experimente genauer festgestellt hatte, nannte sie U r a n- strahle». Eine andere im Anschluß an Röntgen geschehene Entdeckung war die des sog. schwarzen Lichtes von Herrn L e Bon. Dieser jForscher glaubte gefunden zu haben, daß allemal, wenn gewöhnliches Licht auf Metalle fällt, die Metalle dadurch zum Aus- sende» neuer Strahlen veranlaßt werden, die durch undurchsichtige Körper hindurchgehen und auf die photographische Platte wirken. Seine Versuche erregten in manchenKreisen schon deswegen großes Auf- sehen, weil sie die Benutzung von Metallkaffelten zur Ausbewahrung photographischer Platten sehr bedenklich erscheinen ließen; denn wenn von dem Metall unter dem Einfluß der Belichtung neue Strahlen ins Innere gehen, so müssen die Platten durch dieses schwarze Licht, wie Le Bon es nannte, ja zerstört werden. Während Le Bon eine eigenthümliche Theorie zur Erklärung der von ihm gemachten Beobachtungen ersann, wurden die Versuche an den ver- schiedensten Orten wiederholt, so von den Herren L n m i v r e in trankreich und von Herrn Arche»hold aus der Grunewald- tenlwarte bei Berlin . Diese kamen sämmtlich zu dem Schluß, daß es sich bei Le Bon's Entdeckung lediglich um fehlerhafte Versuche handle, indem die von ihm benutzten Mctallkassettcn nicht vollkommen luftdicht waren, sondern durch die Fugen etwas Licht auf die im Innern befindliche Platte fallen ließen; Archenhold schlug daher vor, dieses Programm- widrig in die Kaffelten gelangte Licht falsches anstatt schwarzes Licht zu nenne». Infolge des Widerspruches, den er erfahren, suchte Le Bon seine Versuche zu verbefferu; als Resultat seiner Bemühungen theilte er vor 14 Tagen in der lievuL Scientifique(Wissenschaftliche Rund­schau) seine letzten Experimente mit, die das Vorhandensein des schwarzen Lichtes in unwiderleglicher Weise darthun sollen. Im wesentlichen kommt sein Versuch auf folgendes hinaus; Eine photographische Platte wird durch eine Ebonitplatte von 0,4 bis 0,7 Millimeter Dicke gegen auffallendes Licht geschützt. Die photographische Platte zeigt sich auch nach längerer Bestrahlung voll- kommen unversehrt, da die Ebonitplatte für das Licht undnrchdringlich ist. Lage» ans dem Ebonit jedoch aus Metall, z. B. aus Zink oder Zinn, geschnittene Buchstabe», so bildeten sie sich aus der Platte dunkel auf weißem Grunde ab; das Bromsilber der Platte war unter ihnen zersetzt. Von den Metallstücken würde also unter der Einwirkung des gewöhnlichen Lichtes eine auf die photographische Platte wirksame Strahlung ausgehen, die das Ebonit ungehindert durchdringt. Es wird abzuwarten sein, ob diese Versuche, zu deren Gelinge» nach Le Bon's Angaben noch eine Reihe von Vorsichts- maßregeln nothwendig ist, auch von anderer Seite bestätigt werden, oder ob es sich hierbei nur um eine Selbsttäuschung handelt. Die genaue Bestimmung ddr gefammten Masse unserer Erde ist für viele wissenschaftliche Fragen von hervorragender Bedeutung; in der Astronomie z. B. ist die Masse der Erde die Grundlage, durch die die Massen der anderen Planeten und der Sonne be- rechnet werden. Es ist daher verständlich, daß man sich große Mühe gegeben hat, um die Bestimmung der Erdmasse möglichst genau zu erhalten. Der Weg dazu ist folgender: Man weiß, mit welcher Kraft die Erde einen Körper von be- kannter Masse, z. B. ein Kilo anzieht, da die Schwere eines Kilogramm bekannt ist; nun ist die Anziehung einer Masse auf ein Kilo um so größer, je größer die Masse selbst ist. Ermittelt man also, wie groß die Anziehung einer bekannten Masse auf ein Kilo ist, so erhält man durch Ver- gleichung der Schwere eines Kilo mit der zuletzt beobachteten Anziehung auch das Berhältniß der Masse der Erde zu der bei dem Versuch benutzten Masse. Freilich sist die Rechnung nicht ganz so einfach. da die Entfernungen der auf einanderwirkenden Körper für die Größe ihrer Wirkung von Belang sind; doch bildet die Berücksichtigung der Entfernung der benutzten Masse von dem verwendeten Kilostück nur eine rechnerische Schwierigkeit, die leicht zu überwinden ist. Im