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Geschichtliches.

Aus der Pflanzenwelt.

t. Greise des Waldes. Nach der Landwirthschaftlichen Die Leichensynode" wurde vor 1000 Jahren in Rom  abgehalten. Papst Formosus   bekleidete den päpstlichen Stuhl von Chronik des Kanton Waadt  " stehen bei dem Orte Mayens de Sion 891-896. Dem deutschen König Arnulf hatte er 896 die Kaiser  - im Kanton Wallis   zwei uralte Lärchen von 20 Meter Höhe und frönung ertheilt, weshalb er von der italienischen( spoletanischen) mit einem Stamm, der in der Nähe der Wurzel 6 bis 7 Meter Durch Partei mit leidenschaftlichem Haffe verfolgt wurde. Der Nachfolger meffer besitzt. Beide Bäume find auf einem im Jahre 1546 auf­100 fie als die des Formofus regierte nur 15 Tage, worauf Stefan VI.   den päpft genommenen Plane bereits verzeichnet, lichen Thron bestieg, den er von 896-897 innehatte. Im beiden großen Lärchen hinter dem Hause" erwähnt werden; Jahre 1897 ließ er die Leiche des Formosus, die schon über neun fie müssen zu jener Zeit also bereits ein beträchtliches und seitdem find weitere 351 Jahre Monate im Grabe geruht, exhumiren, mit den päpstlichen Gewän- Alter gehabt haben

dern bekleiden und auf einer Synode vor Gericht stellen. Diese vergangen. Und noch immer scheint ihr Alter sie nicht einmal zu Synode führt den Namen Leichenfynode. Gegen den todten Papst drücken, denn sie sind noch durchaus frisch und lebenskräftig. In wurde wie gegen einen Lebenden die Anklage erhoben. Es wurde demselben Kanton giebt es eine andere berühmte Lärche auf der Grenzbaum  " ihm unter anderem zur Last gelegt, daß er sein Bisthum Porto Alpe de Forrent bei dem Ort Albinen  , die man den mit dem römischen Bisthum vertauscht habe.( Es war firchenrecht- nennt, weil an ihr alle hundert Jahre die Bewohner von Albinen  lich verboten, von einem Bisthum zu einem anderen überzugehen; und von Bad Leut zusammenkamen, um ihr Grenzabkommen zu Auf Dem Stanne des Baumes ist eine Art aber dieses kanonische oder tirchenrechtliche Verbot ist von früheren erneuern. DON Nische in die Rinde gegraben, und so auf dem und späteren Päpsten, die bei ihrer Wahl bereits Bischöfe waren, nackten Holze findet man die Daten 1400 bis oftmals unbeachtet geblieben.) Die Leichenfynode sprach die Verurtheilung freigelegten des Formosus aus. Er wurde für einen unrechtmäßigen Bapft und die von 1700 eingeschnitten; die Zahlen sind noch bis heute gut ihm ertheilten Ordinationen oder Weihen wurden für ungiltig erklärt. erhalten, da das Holz der Lärche sehr hart ist. Die oben genannte Dann beraubte man die Leiche der Pontifikalgewänder, hieb ihr die Zeitschrift erwähnt dazu noch die Thatsache, daß in einer Sennhütte Finger ab, mit denen der päpstliche Segen ertheilt worden war, in Bad Leuk an der Decke ein Balfen aus Lärchenholz   eingefügt ist, schleppte sie durch die Stadt und warf sie in die Tieber. Papst der noch heute die Zahl 1536 trägt. Das Alter des Grenzbaumes" Theodor II.  , der nur 20 Tage regierte, ließ die wieder aufgefundene, wird man auf annähernd 600 Jahre schäzen können. Die englische geschändete Leiche des Formosus ehrenvoll bestatten und sprach aufs Beitschrift Garden and Forest" spricht in ihrer letzten Nummer neue die Giltigkeit der von ihm vollzogenen Ordinationen aus. von einem Baume, gegen den die oben erwähnten noch als Kinder Theodors dritter Nachfolger aber, Sergius III.  ( 904-911), hob sie erscheinen müßten. Auf dem Kirchhofe der kleinen Stadt Tule in wieder auf, dasselbe that Johann X.( 914-918). Stefan VI.  , der Mittelamerita, die an der Straße von Guatemala   über Tehuantepee das Todtengericht über seinen Vorgänger gehalten, starb eines ge- nach Daraca liegt, steht dieser Baum, ein Exemplar der Art Taxodium mucronatum. 1/2 Meter über dem Boden mißt der waltsamen Todes. Er wurde im Kerker erdrosselt. Stamm 44 Meter Umfang, sein größter Durchmesser beträgt 12 Meter, die Höhe des Baumes ist 50 Meter. Die Zweige seines Wipfels dehnen sich etwa auf denselben Umfang aus wie der Umfang des Das Alter des Baumes wird auf etwa Stammes am Boden. 2000 Jahre geschätzt. Sicher ist dieses eines der ältesten Bäume, die es überhaupt giebt. Die genannte meritanische Baumart ist überhaupt dafür bekannt, ein ungewöhnliches Alter zu erreichen. Weltberühmt ist die sogen., Cypresse des Montezuma", bei der Stadt Dayaca, deren Alter sogar auf 6000 Jahre angegeben wird, eine Schägung, die sicherlich erheblich zu hoch ist.­

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Medizinisches.

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Humoristisches.

Was ist der Mensch in der Zeitung? Wenn er geboren wird, immer ein gesunder, fräftiger Knabe"; wenn er von den Eltern fortläuft, ein lieber, guter Sohn", dem für alles Bor­gefallene Verzeihung zugesichert wird; wenn er eine Frau auf dem nicht mehr ungewöhnlichen Wege der Annonce sucht, ein junger Mann aus anständiger Familie" wenn er eine Brieftasche mit In­balt verloren hat, ein armer Hausknecht"; wenn er seinen alten Filzdeckel gegen einen neuen Hut vertauscht, der wohlbekannte Herr, der sich feine Unannehmlichkeiten machen wird"; und wenn er stirbt,

Ueber die Erscheinungsformen der Pest spricht sich die nach Bombay gesandte deutsche Kommission folgendermaßen aus: Die häufigste Form der Pest ist die Drüsenpest. Die Hauptzüge des gewöhnlichen Krankheitsbildes auf der Höhe der Krankheit, welche meist am 1., selten erst am 3. Tage erreicht wird, find schmerzhafte, rasch oder langsam zunehmende, mit Fieber einhergehende Auschwellung einer oder mehrerer Lymphdrüsen in der Schenkelbeuge, der Achselhöhle, dem Halfe oder an anderen Körperstellen, sehr beschleunigter Puls, heftiger Kopfschmerz, große Schwäche und Theilnahmlosigkeit. In nicht wenigen Fällen stellt eine Bustel oder ein Furunkel auf der Haut die erste und eine zugehörige Drüsenanschwellung die zweite Station der Jufektion dar. Die Drüsenpest kann in einfache Vertheilung oder, was häufiger geschieht, in Vereiterung der Drüsen ausgehen, oder sie wird durch neue schwere Symptome, wie Herzschwäche, heftiges Erbrechen, blutigen Durchfall, Krämpfe, komplizirt, welche auf eine weitere Infektion oder Vergiftung des Körpers hindeuten. Als Nachfrankheiten werden wochenlang andauernde Gefäßnerven­lähmungen, Stimmlosigkeit, Blind- und Taubheit beobachtet. Als immer der treue Freund und brave Gatte" für alle, die ihn weit schwereres Krankheitsbild stellt sich die Pestseptich ämie fannten. dar. Im Anschluß an die Drüsenschwellungen, oder auch ohne solche, treten hier unter hohem Fieber Zeichen allgemeiner Blutvergiftung auf. Die dritte flinische Form der Pest ist die Pest pneumonie, bei welcher sich unter Frost und-se. Am 1. Mai ist in Hamburg   die internationale Wir werden folgender Hitze rasch das Bild einer Lungenentzündung ent- Gartenbau- Ausstellung eröffnet worden. wickelt. Die Uebertragung wird hier jedenfalls durch den über sie in nächster Zeit in einem größeren Artikel reden. Auswurf Pestkranker vermittelt. Die Pestseptichämie ist wohl immer, Jn Troppau stellten sich zwei Frauen mitten aufs Bahn­die Pestpneumonie zweifellos in den weitaus meisten Fällen tödtlich; geleise, um zu plaudern. Sie wurden überfahren und getödtet. Der bei der Drüsenpest sind Genesungen häufiger. Im ganzen sterben Wächter hatte ihnen von dem Herannahen des Zuges Mittheilung etwa 50 bis 60 vom Hundert der Pestkranken. Neben den aus gemacht. gebildeten Krankheitsfällen tommen auch zahlreiche leichtere Best­In Walsrode  ( Hannover  ) wurde kürzlich eine Penfien erkrankungen vor, welche mit geringen Störungen des Berdauungs- für alkoholtranke Damen aus den besseren Ständen" eröffnet.- apparates, leichter Schmerzhaftigkeit einer Drüse, Kopf- oder Gegen Hihtöpfe. Eine Wirthin in Deggendorf  Gliederschmerzen, geringem oder gar keinem Fieber einhergehen und( Bayern  ) hat in ihrem Lokal an der Wasserleitung einen Gummi nach wenigen Tagen in Genesung enden. Es treten jedoch auch schlauch mit Hahn anbringen laffen. Will einer raufen, flugs dreht hier mitunter die erwähnten Nachfrankheiten auf, auch pflegt meist die Wirthin den Hahn, und der Zornige steht da, naß wie eine ge­langandauernde Schwäche oder Erregbarkeit des Herzens zurück- badete Maus.- zubleiben.

Keine Art der in Bombay geübten Behandlung hatte ficheren Erfolg; am wichtigsten erscheint die Regelung der Er nährung und eine die einzelnen Krankheitserscheinungen berüc fichtigende Behandlung. Ueber die Frage, wie lange die Bestbazillen, welche bereits 1894 als die Krankheitserreger erkannt wurden, außer halb des Körpers sich lebensfähig erhalten können, sind von der Kommission zahlreiche Versuche angestellt worden. Bei keinem der legteren gelang es bisher, die Bazillen in trockenem Zustande länger als 7 Tage lebensfähig zu erhalten, meist waren sie schon früher abgestorben. Direttes Sonnenlicht tödtete die Bazillen in dünner Schicht schon nach einer Anzahl von Stunden ab. In gewöhnlichem Leitungswasser erhielten sie sich nur 1 bis 3 Tage infektionsfähig. Die Pestbazillen sind somit höchst wahrscheinlich recht hinfällige Ge­bilde, welche außerhalb des menschlichen oder thierischen Körpers unter gewöhnlichen Verhältnissen und namentlich in trockenem zu stande bald zu grunde gehen.

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Vermischtes vom Tage.

In der Nähe von Prag   legte sich ein 13jähriges Mädchen auf die Schienen und ließ sich den Kopf abfahren. Man sagt, fie wollte nicht in die Schule gehen.

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- Gifrige 3ollmächter haben dem Divisionsgeneral Colbert aus Sedan die Pferde vor dem Wagen niedergeschossen. Der Kutscher hatte auf ihren Zuruf hin nicht gehalten.

Ein Scheffel Denkmal( Medaillon- Bildniß) wurde am letzten Sonntag in dem Eichenhain Serpentara bei Olevano Romana( Italien  ) enthüllt.

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Durch ein Erdbeben sind in Westindien   hunderte von Menschen umgekommen. Der Mittelpunkt des Erdbebens war Montserrat, die meisten Menschenleben fielen dem Beben auf Quadeloupe zum Opfer. Die Erderschütterung war von einer Hochfluth begleitet.-

-In Pittsburg( Pennsylvanien  , Nordamerika  ) wurde ein Theater und zahlreiche Geschäftshäuser durch eine Feuersbrunft zerstört. Der Schaden wird auf 12 Millionen Mark geschätzt. Verantwortlicher Redakteur: Nobert Schmidt in Berlin  . Druck und Verlag von May Bading in Berlin  .

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