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g'storb'n!"
" Dös ist a Lektion für den Pfarrer," sagt einer von Steub's Gefährten. Siehst' n, wie er sich davondruckt?"
" Ja," nickt Steub. Und er ist sonst nit feig- uns alle, dreihundert Mann, hat er damals beim Treiben nit g'fürcht' da hätt er am liebsten todtg'schlag'n sei mög'n, daß er recht g'habt hätt' mit sei'm Haß, mag er nix z' schaffen hab'n!"
Doch," flüstert der Rugmeister,
aber mit dem Todten da
I.
In einem Berliner Blatte, das sein Publikum in wohlwollenden Worten zum Besuch der diesjährigen Kunstschau in Moabit einlud, Künstler mehr unter sich, aber wer ihre Säle durchwandert, wird zu war neulich zu lesen: Es ist wahr, diesmal bleiben die Berliner geben müssen, daß auch die Berliner , nette Leutchen" sind. Es giebt kaum ein bissigeres Wort, als gerade das, was hier ein Beurtheiler aus seinem grundgütigen Gemüth geschöpft den wirft nix! Er hat. Nette Leutchen, das ist ein blutiger Hohn im Bereich Nette Leutchen, das enthält ein Lob so der Kunst. zweifelhafter Natur, daß es gerade der stolz Schaffende von fich weisen muß. Die netten Leutchen und ihre Bemühungen waren von jeher die Todfeinde des großen Mühens, des großen Könnens.
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war scho bei ihm und hat' n ang'schaut- i bin der erst' auf'm Platz g'wesen und hab' alles mit ang'hört. Der Poschinger hat ja noch a paar Minuten g'lebt!"
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Was?"
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" Ja! Wie der Pfarrer den Schuß g'hört hat, muß er glei' raus sei- denn er war schon da, bis i komme bin, weil er näher g'habt hat. Da hat er sich zu' m niederbeugt und hat g'sagt:" Wer sind Sie?" und der Poschinger hat g'ant wort': Tenner heiß' i!" Warum haben Sie das gethan?" ' s ist nimmer gangen." Wollen Sie beichten?" hat der Pfarrer g'fragt. I bin a Haberer!" sagt der drauf. Wenn ein Haberer bereut, tann ich ihn absolviren!" sagt der Pfarrer. Dös kann i nit,-i kann nit bereuen, was i nit für a Sünd' halt!"-Nun, dann sterben Sie, wie Sie gelebt haben!" hat der Pfarrer g'sagt, ist aufg'standen und ins Haus eini. I bin dann glei zum Poschinger hin und hab'' m helfen wollen. Aber da hat er nur noch' s Kreuz g'macht und mi ag'schaut nachher ist er verschieden, da im Arm von sei'm alten Rugmeister, wie a rechter Haberer sterben soll."
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Schau nur, wie er daliegt,- der schmerzliche Zug im G'sicht was muß da alles vorganga sein," sagen die andern. " Du armer Sünder!"
Da nähert sich ein rascher Schritt." Tenner, wo ist er,- ist was mit dem Tenner g'schehn? Allmächtiger Gott!" Gemwing bat jich durch die Menge gedrängt und wirft sich bei dem Todten nieder. Also so hat's mit Dir enden müss'n, Du edler, unglücklicher Freund. Und ich Narr laff'' n noch fortlaufen von zu Haus, um die Verfolgung aufzuhalten, damit er' n Vorsprung friegt! Das war Dein Vorsprung in die Ewigkeit' nüber? Da tönnen sie Dir freilich nicht nach!" Herr Gemming, denkt an d' Leut'," warnt der Rugmeister leise, uns' lieb!"
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Schon versammeln sich die Neugierigen um ihn. " Ja, ja, Du hast recht!" stammelt Gemming und erhebt fich. War die Kommission noch nit da?"
,, Sie müss'n bald fomme, ma hat' n Wagen aufs Landg'richt g'schickt, daß er die Herrn glei mitnimmt."
Gemming tritt mit den Haberern beiseite: war in Kochel . I wollt' sehen, ob dem Tenner nit z' helfen wär'. Denn die Verhältnisse konnt er nimmer ertrag'n. Nicht nur das Weib hat ihn gepeinigt, sie hat auch sein Ansehen bei den Kindern so untergraben, daß sie sich alles gegen den Vater erlaubt haben. Ich hätt' sie schon lang todtg'schlagen an feiner Stell' aber nit nur eins, sondern alle miteinander. Aber er hat's immer in sich hinein g'fressen."
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Ja, ja, i hab's aa oft denkt," sagt der Rugmeister, ,, wie er dös aushalten mag. Alle Geduld hat doch amal' n End!"
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wo
Es gab in den letzten Jahren faum eine Ausstellung, die so geringe Anregung gab, wie die jetzige. Man fragt sich zunächst: Wozu soll über sie berichtet werden. Das wenige, was an ihr gut Was soll man ist, das war schon festbewerthet und bekannt. aber sonst zu den Werken netter Leutchen sagen, wenn man sein Amt nicht als das eines trockenen Führers auffaffen will, der voni Saal 1 bis zum Saal 60 zieht und feine langathmigen Sprüche herleiert?
Ganz besonders zaghaft wird man, wenn man den Haupts trakt der Ausstellung, die Mittelfäle, durchwandert. Die den geistigen Rampf nicht lieben, tönnen frohlocken. Rubig ist es geworden, empörend ruhig. Von allem, was in junger Kunft die Geister ges schieden oder zueinander geführt hat, sieht man noch leise Spuren. Das ist aber auch alles. Man hat vom„ wüsten Naturalismus" ein wenig geschlürft, ein wenig hat man mystisch- symbolifirender Richtung nachgegeben. Doch bringt man, was man gelernt, nur in wenig homöopathischer Verdünnung bei. Nette Leutchen sind gerne vorsichtig. Sie wollen nicht aufreizen, nicht erbittern und den Braven nicht abstoßen; weder durch ein Uebermaß phantastischer Schwärmerei, noch durch ganz besonders eindringliches, herbes Natur studium.
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Wenn man das durchschnittliche Können einer bestimmten Künstlergruppe ins Auge faßt, fo müßte man diesmal dem kleinen Karlsruhe den Vorrang geben. Was die Karlsruher auf unsere Ausstellung brachten, hat gerundeten Charakter. Ihre Auswahl ist nicht viel umfassend, aber glücklich. In Karlsruhe hat sich ein still nicht viel umfassend, aber glücklich. In Karlsruhe hat sich ein still beschauliches und wohlthuendes Schaffen vorbereitet. Es ist nicht groß, das Gebiet, das in Karlsruhe gepflegt wird, feine Künstler sind teine Dränger, feine Stürmer. Sie sind der Mehrzahl nach finnende Köpfe, die intim- poetischen Reizen der Landschaft nachspüren. Gustav Schönleber , der uns längst wohlvertraut ist, wie Kallmorgen begegnen sich in dem Bestreben, niederdeutsche Landschaft zu studiren.( Schönleber : eft, in ganz besonderer Kraft steht Graf& al creuth unter den Tämmerung in Cuxhaven ", Kallmorgen :" Ebbe bei Hamburg ".) Karlsruhern da. Er hat vom Naturalismus die strenge Ehrlichkeit bewahrt. Menschen und Landschaft sind mit Wahrheitsliebe an gesehen, und mit fraftvollem Wirklichkeitsfinn dargestellt, so in den Gemälden Acker"," Gänsejunge", wie in dem Bilde, das die unnöthig anfpruchsvolle Bezeichnung Fahrt ins Leben" führt. Auch Carlos Grethe , der mitunter Sonderlingslaunen und bizarre Einfälle hat, ist mit mehreren Studien, und Bögelberger mit der stimmungsreichen„ Haide am See" vertreten. Die Hauptsache aber bleibt, daß auch der jüngere künstlerische Nachwuchs zu Karlsruhe und Grötzingen ( bei Karlsruhe ) an der Aufgabe festzuhalten scheint, die Landschaft mit schlichter, gemüthlicher Freude aufzusuchen. Das Reich der Karlsruher ist eng, aber sie wirken darin mit liebevoller Vertiefung. Von jungen Karlsruhern, die be sonders in graphischen Künsten, Zeichnungen und Stichen innige. poetische Empfindung verrathen, seien Volkmann, Franz Hein, Gustav Kampmann und Heinrich Heyne , der in der Lithographie Auch eine Krone" zugleich ironische Neigungen zeigt, hier genannt. Leider sind die Karlsruher in den Ausstellungsräumen nicht gerade geschickt vertheilt. Sie stellen diesmal die prägnantefte Künstlerschaar dar und man hat ihre Arbeiten in fleine Seitenfäle rechts vom Haupteingang gesteckt.
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" Ja, so war's auch!" erzählt Gemming weiter.„ Am Freitag frieg' ich' n Brief von ihm, der mich erschreckt hat, ganz wirr und unverständlich, so daß ich das Gefühl g'habt hab', da ist was nimmer in Ordnung," er deutet auf die Stirn. Ich set' mich auf und fahr nach Kochel , find' ihn wie immer äußerlich ruhig, seb' aber gleich, daß es keine Nächst Karlsruhe hat von deutschen Städten nur Düssel , natürliche Ruh' ist,- ganz theilnahmlos war er. Mein Be- dorf geschlossen die diesjährige Ausstellung beschickt. Auch einer such hat ihn nicht g'freut. Er hat nicht g'fragt, wo kommst der großen Mittelfäle ist den Düsseldorfern eingeräumt. Gegen das her, wo gehst hin? Völlig stumpf! Auch die Nachricht jung aufstrebende Karlsruhe gehalten, zeigt Düffeldorf eine gewisse vom Wirth auf der Wasserscheid, daß der Sebald freig'lafsen Maler Eduard v. Gebhardt hat ein Bild:„ Die Jünger von Altersmüdigkeit in seiner Produktion. Düsseldorfs bedeutendster ist, hat ihn nicht berührt, er doch Emaus" gesandt, das kein volles Zeugniß für die tiefinnige Kraft sonst voller Intereffe war, wenn's die Wiltrand be dieses Künstlers giebt. Was von Andreas und Oswald Achenbach traf. Also, da Also, da war schon das psychische Gleichgewicht zu sehen ist, wird den Ruhm dieser beiden gerade nicht bereichern. gestört und eine Katastrophe unvermeidlich das Weib roh Arthur Kampf hat sich mit einem Koloffalgemälde,„ Mit Manu und gemein, die Kinder total verdorben, besonders der und Roß hat sie der Herr geschlagen" eingestellt. ältefte, ein wahrer Schandbub', den' s ganze Dorf scheut. Der echte Sohn seiner Mutter! Da fonnt'' s ja nicht ausbleiben! Und' s kam noch schneller als ich geglaubt hab'. Am Abend muß der Tenner den Buben auf irgend was Niederträchtigem crwischt haben. Ich sitz' drin in der Stuben und vernehm' plöglich aus der Küche einen Wortwechsel zwischen Vater und Sohn. ( Fortsegung folgt.)
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eine
Es ist Historie aus dem Jahre 1812 oder eigentlich ein Trümmer des Genreftück in riesig ausgewachsenen Formen. napoleonischen Heeres erscheinen; die flüchtigen Franzosen kommen auf deutschen Boden und die elenden, zerlumpten, ausgemergelten Gestalten werden mit stummer Scheu betrachtet. So vielen künstlerischen Tatt hat Kampf doch besessen, daß er die Geschlagenen nicht noch von Schadenfrohen verhöhnen ließ. Bei aller Kunst, die Gestalten auf beiden Seiten treffend zu individualisiren, entströmt dem Gemälde