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Neben dem Sprechzimmer ist die Küche. Fräulein Louis'[ vatoriums Konzerts und fah, wie er am Arm der rührenden geht hinaus und gießt den Kaffee auf. Prinzessin Friederike, die ihn leise anstieß, wenn er grüßen mußte, zwischen den Säulen der Vorhalle einhertastete."

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mein Gott, mir zittern auch noch die Händ' von dem Schrecken", sagt sie, als sie das Frühstücksbrett herein­trägt. Das war a Nacht! Die gedenkt mir mei Lebtag. Jesus  , was giebt's doch für Leut'! was man sich nur Schlecht's denken kann: A Haberer a Mörder und a Selbstmörder, alles mit'nander. Wo's nur in der Höll' noch' n Plaz haben für so viel schlechte Menschen! Jetzt nimmt sie's aber scho g'hörig mit die Haberer, z'erst den Florian, nachher den Haber­meister und jetzt Dein Bruder 3 wär nur z' wünschen, daß es alle so ging."

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Wiltraud steht auf und nähert sich der Thür. Fräulein Lonis i will lieber draußt warten!" sagt fie, fich mühsam bezwingend. Ino

Ganz wie D' willst Du wirst ja am besten wissen, wo Thing'hörst!" erwidert die Haushälterin giftig.

Wiltraud steht auf den Steinplatten des Hausgangs und wartet. Das Mädel, was die Fräulein Luis' unter sich hat, bringt die Nachricht aus der Kirche, daß der Pfarrer nicht zum Frühstück heimkommt er habe gleich zur Kommission in den er habe gleich zur Kommission in den Hochbräu hinauf müssen.

Küche.

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Bei der Eröffnung der letzten Pariser   Ausstellung konnte man wahren: Don Francisco von Assist und Don Carlos, sowie deren ganz dicht bei einander folgende Er- und Pseudomajestäten ges Ghehälften Donna Isabella und Donna Margherita, und außer dem noch den Herzog von Aosta  , weiland Amadeus von Spanien. Es bestehen gegenwärtig in Europa   40 Throne, die von 26 Herrschergeschlechtern eingenommen werden. Unter den Regentens familien romanischer Zunge sind drei: Bourbon, Bonaparte und Braganza des Szepters verluftig gegangen, und ihre Angehörigen stellen das Hauptfontingent der gegenwärtig im Exil lebenden Fürsten und Fürstinnen.

In dem Gothaischen Genealogischen Hofkalender stehen auch sie gewissenhaft unter den noch aktiven" Potentaten verzeichnet, Jau und wenn wir dieses Buch aufschlagen, so ist die erste aus ihrem Lande verbannte Majestät, auf die wir stoßen, die Herzogin Marie in Bayern  , Schwester der Kaiserin von Desterreich und Wittwe des Erkönigs Franz II.   von Neapel  , der am 27. Dezember 1894 zu Arco in dem Hotel gleichen Namens an der Zuckerkrankheit starb. Er gehörte zu den italienischen   Regenten, deren Throne die Jahre 1859 und 1860 um politischen Stürme der stürzten. Seine letzte Zuflucht war die Festung Gaeta  , bei deren Vertheidigung sich die Königin Marie, der einzige Mann" all seinem Hofe, durch hohen Muth hervorthat. Daudet   hat dieser thatkräftigen Fürstin manche Züge für die weib­liche Hauptfigur seines berühmten Romans entlehnt. Der Sohn des Bomba" zog sich später, wie alle feine italienischen Schicksals­genoffen nach Desterreich zurück und theilte mit ihnen auch das Ge schick, vergessen zu werden. Nur die Nachricht seines Todes hat den Zeitgenossen diesen vertriebenen König für einen Augenblick ins Ge dächtniß zurückgerufen. Kinder hinterließ er nicht, aber sein ältester Salbbruder, Alfons Graf von Caserta  , der meist in Cannes   lebt, hat nach dem Hinscheiden Franz II.   als nunmehriger Chef des Hauses alle Rechte und Titel des Verstorbenen in Anspruch ges nommen und die früheren Proteste gegen die Besignahme seines Landes erneuert.

Lieber Gott," jammert die Haushälterin drin in der " Der arme Herr! jetzt wieder so mit' m nüchternen Magen' rumspringe. Ach, der reibt sich noch ganz auf mit dena G'schichten, und hat doch kein Dank derfür. Schad' um den guten Kaffee."

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um

Sie gehen aus und ein, über den Gang, Wiltraud kümmert sich keine mehr. Das arme Geschöpf, das die Nacht an der Leiche des Bruders gewacht, ist zum Umsinken müd. Aber draußen ist kein Stuhl. Es geschieht ihr ja recht warum ist sie so! Hätte sie der Fräulein Louis' vorgeweint und ihre Wunden zur Schau getragen, alle Einzelheiten der fürchterlichen Heimsuchung ausgemalt, wäre sie nur ein bischen gemeiner gewesen- dann wäre sie jetzt wohl dran. Es ist ja auch beleidigend, wenn so einer elenden Dirn nicht einmal was am Mitleid der Pfarrerstöchin liegt! Endlich kommt der Pfarrer heim, abgespannt und ver­stimmt. In dem dunkeln Gang, der kein eigenes Fenster, nur ein Oberlicht von der Hausthür hat, geht er au Wiltraud vorbei, ohne sie zu bemerken. Wiltraud redet ihn nicht an. Sie sieht, daß er überanstrengt ist, und will warten, bis er to sodo ( Fortsetzung folgt.)

ausgeruht hat.

( Nachdruck verboten.)

Könige im Exil.

Beitgeschichtliche Plauderei von Ernst Montanus( Stuttgart  ) König Georgios zog in den Krieg, um ein panhellenisches Reich zu schaffen; er hat aber,

Wir lassen gleich die beiden Erfürsten folgen, deren Throne, einst in Italiens   Gauen standen: den Herzog Robert von Parma, deffen Land 1860 mit dem Staate des Königs Bittor Emanuel II. von Sardinien   vereinigt wurde, und der mit seiner Familie meist auf Schwarzau   am Steinfelde in Niederösterreich   wohnt, und seinen Gefährten im Unglück, Ferdinand IV.  , Großherzog von Toskana  , der in der stillen Residenz am Domplatz zu Salzburg   ein beschauliches Dasein führt.

borough bei London   einen festen Wohnsitz, schweift aber meist, trotz

Die Ertaiferin Eugenie von Frankreich   besigt zwar zu Farn­

ihrer förperlichen Leiden und Gebrechen, ruhelos umher. Der Zukunftstaiser der Bonapartisten ist bekanntlich der in Brüssel   lebende Prinz Viktor, ältester Sohn von" Plon- Plon  "; die Exkaiserin soll aber mehr Sympathien für seinen jüngeren Bruder Louis Napoleon   hegen, Obersien in russischen Diensten.

eigenes Regiment dadurch weiland der Lydier Krösus, blos sein hatte allerdings sie und ihren Hof, an dem damals die Nonne

eigenes Regiment dadurch zum Wackeln gebracht. Klüger wäre es gewesen, wenn der Griechenkönig feine vor dem Kriege einmal ges äußerte Absicht, sich in das bescheidene Dasein eines Privatmannes zurückzuziehen und freiwillig abdanken zu wollen, ausgeführt hätte,

Jm Exil, das freilich nicht mehr ein durch politischen Zwang gebotenes ist, lebt die Großmutter des fleinen Königs Alfons XIII  , die Exfönigin Jsabella von Spanien  . Die Revolution von 1868 Patrocinio und der Intendant Marfori ausschließlich maßgebend waren, vertrieben, doch konnte sie wieder nach Spanien   zurück­fehren, als ihr Sohn Alfons XII  . dort den Thron bestieg. Ihre Lebensweise war jedoch eine so anstößige, daß ihre Anwesenheit in Spanien  wie es ihm allem Anschein nach beschieden sein wird dem monarchischen Anschen nur schaden konnte, das Schicksal seines durch die Revolution von 1862 entfernten und sie erhielt deswegen wiederholt Winke, ihren Privat voll Madrid  " und überhaupt Vorgängers Otto I.  , des zweiten Sohnes König Ludwigs I. von Vergnügungen lieber fern des Weins und der Gefänge nache Bayern  , zu theilen und die Liste der Könige im Eril zu ver- außerhalb des Landes größern. zugehen. Die mit einer enormen Leibesfülle gesegnete Dame residirt seitdem vorzugsweise in Paris  , das auf die meisten Depossedirten einen unwiderstehlichen Reiz auszuüben scheint. Dort hat sie am 10. Oftober 1896 auch die goldene Hochzeit mit ihrem Vetter und Gemahl, Don Francisco von Assist, feiern fönnen.

als nun

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Fürstenthrone haben seit den ältesten Beiten, wenigstens in den romanischen und den Balkanländern, die bedenkliche Eigenschaft gehabt, mitunter umzufallen; die Kronen sitzen dort in stürmischen Tagen nicht viel fester, als ein Zylinderhut bei scharfem Nordostwind, und so sind vertriebene und verbannte Fürstlichkeiten von jeber feine besonders seltene Erscheinung gewesen. Wohl kaum ein Jahr ist reicher an Abdankungen der Kronenträger gewesen, als das Sturmjahr 1848, und seither hat die Anzal der, Potentaten a. D." noch erheblich zugenommen.

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Ein Pseudokönig blos ist der spanische Kronprätendent Don Carlos, Herzog von Madrid  , den seine Anhänger König Karl VII.   nennen, und der meist im Palazzo Loredan zu Venedig  weilt. In erster Ehe war er vermählt mit der viel älteren und unschönen Margherita, Tochter des in Frosdorf verstorbenen Grafen Alphonse Daudet   zeigt uns in seinem bekannten Roman Les von Chambord, den die Legitimisten König Heinrich V. nannten. rois en exil" eine ganze Kolonie von ehedem gekrönten Häuptern, Aus dieser Ehe stammt auch seine Tochter, Donna Elvira die, sämmtlich durch unterschiedliche Katastrophen von ihren Thronen von Bourbon, deren Entführung durch den Maler Philipp Folchi gestoßen, während der ersten Jahre nach dem deutsch   französischen neuerdings fo viel Aufsehen machte. Als zweite Gemahlin hat Kriege zu gemeinsamem Eril in der Seinestadt versammelt Don Carlos die schöne Prinzessin Maria Bertha von Rohan heim­waren. Die Modelle zu seinen Romanfiguren hatte der Ver- geführt. faffer im Leben gesehen. Als junger Mann," berichtet er, hatte Eine echte Erilpflanze ist auch der Roi  " der französischen  ich in den engen Gängen der Nachtreftaurants im heißen Monarchisten, Philipp XIII., als ältester Sohn des verstorbenen Odem des Gaslichtes, der Gewürze und Patschulidüfte oft genug Grafen von Paris   in Twickenham geboren und erzogen. Später die rabenschwarze Perrücke des Herzogs von Braunschweig  ( genannt schickte sein Vater den jungen Mann, dessen Unbändigkeit der der Diamantenherzog") gestreift; bei Bignon gewahrte ich eines Familie viele Sorgen machte, auf eine Reise um die Welt Abends auf dem rückwärtigen Divan den holländischen Prinzen Er that eine zeitlang Dienste in der englisch  - ostindischen Armee, er=" Citron le Taciturne"( Kronprinz Wilhelm  , Prinz von Oranien), legte einige Tiger und begab sich dann nach Paris  , wo er als ein­wie er mit einer Halbweltdame ein Stück Gänseleberpaftete ver- facher Rekrut in die Armee eingestellt zu werden verlangte. Nach zehrte. Auch die hohe stolze Gestalt des blinden Königs von Han- der kurzen Komödie des fidelen Gefängnisses" in Clairvaux   wurde nover erblickte ich eines Sonntags beim Verlassen des Konser der" Prinz Gamelle" seinem Bater wieder zurückgeschickt. Auch