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Eine Königin ohne Land ist die hochbetagte Erkönigin Marie von Hannover, geborene Prinzessin von Sachsen Altenburg, die Wittwe König Georgs V. und Mutter des Herzogs Ernst August  von Cumberland, Herzogs zu Braunschweig   und Lüneburg, der mit der dänischen Prinzessin Thyra vermählt ist. In Gmunden   lebt der Herzog als Magnat, den größten Theil seiner Zeit auf der Jagd in den Bergen des Salzkammerguts verbringend.

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durch feinen Roman mit der schönen Madame Melba und andere mit 1720 bezw. 1660 Plätzen. Das tönigliche Schauspielhaus zu Abenteuer hat der junge Herzog Philipp von Orleans viel von sich Hannover   übertrifft die beiden königlichen Theater zu Berlin   und zwar reden gemacht. das Schauspielhaus um mehr als 600 Plätze. Zwischen ihm und dem Opernhause zu Berlin   hat das Stadt Theater zu Düsseldorf   seine Stelle. Theater mit 1000 und mehr Zuschauerplägen gab es 51 in Preußen. Die erfte Stelle nach der Zahl der angestellten Schau. spieler und Schauspielerinnen nimmt das Berliner   Theater mit 48 mitwirkenden Künstlern ein; ihm folgen das Schiller- Theater mit 47, das Lessing- Theater und das Residenz- Theater mit je 45, das Barmer Stadt- Theater mit 42 und das Deutsche Theater in Berlin  , sowie das Stadt- Theater in Breslau   mit je 41. Bei letzterem beträgt die Gesammtzahl der angestellten künstlerischen Kräfte einschließlich des Opernpersonals fiebzig Personen, welche zugleich auf dem Thalia­Theater auftreten. Auch das Altonaer und das Kölner   Stadt. Theater weisen eine Doppelbesetzung für Schauspiel und Oper auf. Beide stehen mit der Gesammtzahl von 55 bezw. 47 Mitgliedern in der vordersten Reihe der Theater Preußens. Das königliche Schauspielhaus zu Berlin   zählt 40 Mitglieder, das königliche Opern­haus, welches an Mitgliederzahl alle Opernbühnen Preußens über­ragt, 33 Sänger und Sängerinnen. Auf den Opern und Operetten­bühnen und als Sänger bezw. Sängerinnen wurden beschäftigt 233 männliche und 181 weibliche Personen. Die Gesamintzahl aller Schauspieler betrug 2413, die der Schauspielerinnen 2082. Ats Sänger und Sängerinnen wurden außerdem aufgeführt 443 bezw. 383 Personen.

Nur eine Art Gastrolle als König im Eril gab seinerzeit Milan, der Vater des jetzt regierenden jungen Königs Alexander I.   von Serbien  . Am 6. März 1889 dankte er zu gunsten seines Sohnes ab, ließ sich dafür aber eine runde Million zahlen. Dann führte er in Paris  , wo auch der entthronte Kaiser von Brasilien  , Dom Pedro II.  ( 5. Dezember 1891), die letzte Zeit seines Lebens verbrachte, als Graf von Takowa ein höchst vergnügtes Leben. Daudet   hatte das mals seinen Roman längst geschrieben, sonst könnte man glauben, er habe den serbischen Erkönig als Modell für seinen König Christian benutzt, der schließlich sogar seine Krone bei einem Pariser  Tröbler versetzt. Seine Hauptthätigkeit entfaltete der luftige Lebe­mann am grünen Spieltische der vornehmen Klubs und auf dem grünen Rafen der Rennfelder, das Gold mit vollen Händen um sich ftreuend und auch dem Ewig- Weiblichen eifrig huldigend. Für pensionirte Könige, die sich amüsiren wollen, ist die Seine: stadt aber ein sehr theures Pflaster, und so leerte sich denn auch das große Portemonnaie" des Erkönigs schließ­lich. Nicht verlegen, begehrte und erhielt er nun von der serbischen Regierung noch nachträglich eine ansehnliche Jahresrente, wofür er allen töniglichen Rechten und sogar der serbischen Staats- der geistigen entspricht. Unter den Theatern der einzelnen Abthei angehörigkeit entfagte. König Alexander aber setzte seinen Vater, der sich inzwischen mit der früher von ihm geschiedenen Königin Natalie wieder versöhnt hatte, durch Utas vom 29. April 1894 wieder in alle seine Rechte als Mitglied des königlichen Haufes ein.

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Zum Schluß dieser Porträtgallerie entthronter Potentaten feien auch noch einige erotische Könige und Königinnen, die neuerdings ins Eril wandern mußten, angeführt. Auf den Sandwich- Inseln ist 1893 die Republik   proklamirt worden. Die Erkönigin Lilino­talani von Hawaii   versuchte 1895 durch einen Aufstand sich wieder auf den Thron zu setzen, wurde aber verhaftet und zu fünfjährigem Gefängniß und 5000 Dollars Geldbuße verurtheilt. Sie ist nun, nachdem sie allen Ansprüchen auf ihr bisheriges Reich entsagt, freigelassen worden und hat das Rastell Pianell in der Provinz Udine  , wo einst Katherina Cornaro, die spätere Königin von Cypern, lebte, antaufen lassen, um in dem Haus am weißen Strom"( Kahalla o ka Waikea) sich mit ihrer Nichte Viktoria Raiulani dauernd niederzulassen. Eine Schicksalsgenoffin von ihr ist die Königin von Madagaskar  , Ranavalo, die die Franzosen abgefekt und nach der Insel La Réunion   verbannt haben. Als dritten im Bunde nennen wir den Erkönig Behanzin von Dahomey  , den die Machthaber der dritten französischen   Republik nach der Jufel Marguerite verbannten, auf der einst der Mann mit der eisernen Maske" und in neuerer Zeit Bazaine gefangen waren. Dort hauft jetzt der schwarze Potentat mit vier Frauen, vier Kindern und einigen Dienern.

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Es ist eine gar bunte Reihe von verbannten Herrschern aus der Gegenwart, die wir im vorstehenden aufgeführt haben. Manche darunter erscheinen wie Figuren, die die Phantafie eines Satirikers erfand.

Die Theater in Preuken.

Eine scharfe Scheidewand zog das Statistische Bureau zwischen Theatern, in denen geraucht unn Schankwirthschaft betrieben wird. oder nicht geraucht wird. Die amtlichen Bearbeiter nahmen an, daß dem Hervortreten der physischen Genüsse ein gleichzeitiges Sinten lungen wurden demnach gezählt: Von den 53 Theatern mit mindestens 30 Wochen Jahresspielzeit wird in nicht einem einzigen geraucht, in vieren wird aber Schankwirthschaft betrieben und in sechs wird gleichzeitig geraucht und Schankwirthschaft betrieben. Unter den 103 Theatern mit 12-30 Wochen Spielzeit ist eins, in dem geraucht werden darf, in 16 wird Schankwirthschaft betrieben und in weiteren 16 geraucht und Schankwirthschaft betrieben. Von den 164 Bühnen mit 4-12 Wochen Spielzeit ist in 26 das Rauchen und die Schant. wirthschaft gestattet, in 61 nur die Schankwirthschaft. Im ganzen war von in Preußen vorhandenen 501 Bühnen an nur zwei Theatern das Rauchen allein gestattet, in 151 wurde Schankwirthschaft betrieben und in 91 weiteren geraucht und Schantwirthschaft be. trieben.

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Ueber den Werth der ganzen Enquete heißt es in der amtlichen Denkschrift:" Für die Beurtheilung der im heutigen Theaterwesen offenbar vorhandenen Mißstände boten die Fragebogen selbst keine Handhabe, und auch von den beigefügten Erklärungen der Polizei­behörden über etwa hervorgetretene Mißstände in wirthschaftlicher, sozialer und künstlerischer Hinsicht geben nur wenige eingehendere Nachrichten; dagegen beschäftigten sich einige Berichte aus den einzelnen Regierungsbezirken, meist auf Grundlage von Gutachten der Polizeibehörden, näher mit der künstlerischen und sozialen Seite des Theaterwesens. Aus diesen Aeußerungen ergab sich die früher in den Motiven zum Gefeßentwurf betr. Abänderung der Gewerbes Ordnung vom 14. Januar 1896 hervorgehobene Thatsache, daß die soziale Stellung der Schauspieler und Schauspielerinnen sich zur Zeit der Aufnahme unter einem Drucke befand, dessen Ausgangspunkt in den ungünftigen Engagementsbedingungen, dem Agentenwesen und nicht zum wenigsten in dem Nothstande lagen, der durch das Ueber angebot an schauspielerischen Kräften, sowie die Interesselosigkeit der Menge hervorgerufen ist." Hiermit stehen die Angaben, welche die Fragebogen zur Frage 16 War der Besuch stark, mittel oder schwach?" 3u einer Statistit über die Theater in Preußen bieten, in Uebereinstimmung. Der Besuch wurde bezeichnet an hat vor einigen Jahren die Regierung Stoff sammeln lassen auf 33 Theatern als start, an 275 als mittelstart, an 181 als schwach. grund einer Umfrage über die Beziehungen der Agenten zu den Der schwache Besuch lastete in erster Linie auf den an und für sich Schauspielern. Das Ergebniß dieser Untersuchungen wird jetzt in schwächsten Unternehmungen, während die ständigen Theater mit der Zeitschrift des Preußischen statistischen Bureaus" mitgetheilt. 30 Wochen Spielzeit in der weitaus überwiegenden Anzahl von Bei der Bearbeitung wurden die Theater in vier Gruppen ein- Fällen wenigstens einen mittleren und im Verhältniß zu den anderen getheilt: ständige mit 30 und mehr Wochen Spielzeit im Jahre, Gruppen auch am häufigsten einen starken Besuch aufwiesen. Die Saison- Theater mit 12 bis 29 Wochen Spielzeit und diejenigen Kunst- Denkschrift folgert daraus:" Im Jnteresse der Kunst ist dieses Ergebniß stätten, an welchen die herumreisende Truppe nicht genügend Publikum sicher nicht zu bedauern; denn es erscheint als ein Zeichen dafür, daß findet, um während der ganzen Spielzeit Aussicht auf ausreichende der Geschmack des Publikums anspruchsvoller geworden ist und sich Einnahmen zu haben; endlich Theater mit weniger als vier lieber den selteneren und theuereren Besuch eines großen Theaters und Wochen Spielzeit. In der ersten Gruppe wurden in Preußen fünstlerisch höher stehender Schaustellungen gönnt, als für die meist 53 Theater gezählt, darunter 19 in Berlin  , 4 in Breslau  , unzulänglichen Leistungen kleiner Wanderbühnen sein Geld opfert. 3 in Hannover  , je 2 in Frankfurt   a. M., Magdeburg  , Stettin  , Andererseits drückt diese bei den heutigen Verkehrsverhältnissen leicht Halle, Essen, Wiesbaden   und Posen. An vier von diesen zu erklärende Geschmacksentwickelung den wirthschaftlichen Stand­53 Bühnen wohnt den Vorstellungen tein höheres Kunst- punkt der kleineren Theaterunternehmer noch tief herunter, sodaß intereffe inne", davon sind 2 in Berlin  . In der zweiten Gruppe die Leiter mittlerer Bühnen, zumal in den Großstädten, immer mehr befanden sich 103 Theater mit 12 bis 29 Wochen Spielzeit, von denen 9 die künstlerischen Anforderungen an ein wirkliches Theater nicht erfüllten. Von Bühnen mit über 4 bis einschließlich 12 Wochen Spielzeit wurden 164 nachgewiesen, von denen 29 unter dem fünft lerischen Niveau standen. Endlich entfielen auf die kleineren Bühnen mit herumreisenden Künstlern 130 Theater, von denen nach Ansicht der Ortspolizeibehörde fast die Hälfte wirklich künstlerischen An­sprüchen nicht genügte. Von Vereins- Theatern werden nur 15 an gegeben, davon 7 für Berlin  . Die überwiegende Mehrzahl der Theater befand sich in Privathänden. An Größe des Zuschauer raumes steht mit 1900 Plätzen das Frankfurter   Stadt- Theater obenan. Ihm folgen das Kölner Stadt Theater und Kroll's Theater zu Berlin  

genöthigt sind, dem groben Sensationsbedürfnisse der Menge nachs zugeben und künstlerisch minderwerthige, aber start wirkende Stücke aufzuführen. Dies trifft um so eher ein, als der Theaterunternehmer oft über eine nur höchst mangelhafte Bildung verfügt. So ist der mittlere Schauspielerstand auf einen Punkt angelangt, von dem aus die künstlerischen Rücksichten mehr und mehr verschwinden, dafür aber die Geschäftspraxis stark in den Vordergrund tritt. Dient doch in vielen Fällen die Theatervorstellung nur als ein Zugmittel für den Besuch des Gasthauses, in dem sie vor sich geht und welches sein Besitzer für die Theaterzwecke hergiebt, um dadurch den Genuß geistiger Getränke zu erhöhen."