bedeutender sind, als der Gewinn, den die Waldverwüstcr in dieTasche gesteckt haben. Gründliche Abhilfe wird nur durch Wieder-aufforstung möglich sein, deren wohlthätige Folgen aber erst nachJahrzehnten sich werden fühlbar machen können. Diese bitteren Er-sahrungen haben indessen doch das Gute, daß man drüben zur Ein-ficht gelangt ist, man müsse die Qneliengebiete der Ströme gegengewinnsüchtige Waldverwüstcr in Schutz nehmen, gleichzeitig aberdurch Aufforstung schon vorhandene Schaden ausbessern. DieStaaten New-Iork und Pennsylvanie» haben bereits Verordmiuge»zum Schutze der Wälder erlassen und besondere forstliche Ausschüsseeingesetzt.—Theater.— Theaterintendanz und Prostitution. AlisBudapest schreibt man der„Frankfurter Zeitung' unterin 18. Mai:Die Prima» Ballerina Katinka Müller ist»ach ISjähriger Dienst-leistung von der Opernintendanz bedeutet worden, daß sie auf eineErneuerung ihres Engagements nicht rechnen könne. Die erbitterteBallerina hat hieraus den Blätter» eine Erklärung zugehen laffen,daß sie nicht infolge ihres noch keineswegs vorgerückten Alters,sondern infolge ihrer— Anständigkeil den Platz räume» muffe.Sie habe dem Intendanten Baron Nopcsa darüber Bor-halt gemacht. daß es unzulässig sei, die Ballerinenzu Soupers in das aristokratische National- Kasino zukomniandiren, und das habe der Herr Baron ihr verübelt, der esfür seine besondere Aufgabe halte, die Ballerinen darüber aufzu-klären, daß es t h ö r i ch t sei, aristokratischen Verehrern gegenübersich n o n n e n h a f t ablehnend zu verhalten. Diese Affaire, dieübrigens längst Stadtgespräch war, wird zu einer parlamentarische»Interpellation führen, und es bleibt abzuwarten, wie der würdigeBaron den Interpellanten antworten wird, die bei solcher Gelegenheitihre Ausdrücke nicht so vorsichtig zu wählen pflegen, wie es derSchreiber dieser Zeilen bis zur authentischen Feststellung des Sach-Verhalts vorläufig für näthig befunden hat.Der„Franks. Ztg." wird ferner aus Budapest gemeldet: DerMinister des Innern hat auf Wunsch des Barons Nopcsa, desIntendanten des National-Theaters und der königlichen Oper, gegendiesen die Disziplinaruntersuchung eingeleitet. Für heute Abendwerden in der königlichen Oper Demonstrationen erwartet.—Erziehung und Unterricht.K. b. Schwachsinnige und sch wachbegabte Kinder.Die Frage der Behandlung schwachsinniger Kinder wird in derpädagogische» Presse mehrfach erörtert. Man fühlt, daß die bis-herige Fürsorge für diese bedauernswerthen Geschöpfe noch überausmangelhast ist, daß in vielen Fällen die Behandlung der einzelnenArten der Schwachsinnigen eine total falsche ist und'daßdaher neue Maßregeln zur Abhilfe getroffen werden müsse». Sehrbeachtenswerth« Borschläge macht der Direktor der DalldorferJdiotenanstalt, Herr Piper, in der„Deutschen Schule" und derRektor Hintz in der„Pädagogischen Zeitnng." Piper unterscheidet2 Formen der Idiotie: blödsinnig und schwachsinnig. Tie blöd-sinnigen Kinder stehen aus der tiefsten Slufe geistiger Schwäche undfind daneben auch zum größten Theil mit körperlichen Leiden behaftet.Daß zur Erzeugung des Blödsinns bei Kindern die sozialen Ver>hältniffe wesentlich betheiligt, scheint auch Piper erkannt zu haben.Er hat nämlich in Berlin bis jetzt nur zwei Cretins— eine be-sonders auffallende Abart der Blödsinnigen— zu beobachte» Ge-legenheit gehabt. Dieselben waren in dumpfen Keller-Wohnungen, überhaupt in den ärmlichsten Ver-h ä l t» i s s e n aufgewachsen. Für die blödsinnigen Kinderfordert Piper irrenärztiiche Beobachtung und Behandlung in Pflege-anftalten. Die häufig auch mit körperlichen Gebrechen behaftetenschwachsinnigen Kinder findet man von der Grenze des Blöd-sinns an aufwärts bis an die Grenze des normalen. Sie alle be-dürfen nicht nur der Erziehung und des Unterrichts, sondern ganzbesonders auch der körperlichen Pflege und Beobachtung; siewerden deshalb am vorlheilhaftesten gesondert i» ge-schloffenen Erziehnngs- Anftalten, in Internaten, erzogen.Die von einzelnen Städten wie Leipzig. Bremen, Altona, errichtetenHilfsschulen und Hilfsklassen sind, selbst wenn sie wie obige, gutorganisirt sind, nur ganz dürftige Nothbehelfe; die tiefste Gruppeder geistig normalen Kinder bilden die schwachbegabten, derenLeiden durch besondere zufällige Ursachen, zu denen Piper auch an-strengende Beschäftigung außerhalb der Schulzeit(Fabrikarbeit,Zeilungaustragen u. f. w.), Entziehung ausreichenden Schlafes(Brotaustragen, Kegelaufsetzen) rechnet. Diese Kinder bleiben ambesten im Verkehr mit ihresgleichen, erhalten aber Nachhilfe- Unter-richt. Hintz appellirt an den Berliner Magistrat um Fürsorge fürdiese beklagenswerthen. unschuldigen Opfer mannigfacher privaterund gesellschaftlicher Sünden durch Errichtung entsprechender An-stalten. Es ist nur zu befürchten, daß auch in diesem Falle für einenothwendige Kulluraufgabe wieder nicht die paar Mark vorhandenfein werden, die für Kirchenbauten, Straßenausschmückiing undähnliche Zwecke stets so reichlich fließen.—Medizinisches.— Aphasie bei Polyglotten. In einer neuen Nummerder„Revue deMedicine" bespricht Dr. Pitres eine Reihe interessanterBeobachtungen über das Auftreten dieser vielgestaltigen, bekanntlichVerantwortlicher Redakteur: Robert Schmidt in B!mit Erkrankungen der Hirnrinde verbundenen Sprachstörungen, wiesie bei Patienten, die mehrere Sprache» fließend sprechen, sich ab-spielt. Es scheint daraus hervorzugehen, daß die Sprachstörungnicht im gleichen Grade für'alle Sprachen, welche die Kranken sonstbeherrschte», hervortritt. Zunächst tritt als Regel allgemeineSprachstörung ein, dann, wenn Besserung erfolgt, erlangt derPatient die Fähigkeit, diejenige Sprache, welche er am längstenkennt und mit der er am meisten vertraut ist, erst zu verstehen unddann zu spreche». Die Beherrschung der anderen, ihm weniger ver-trauten Sprachen wird erst später wieder erivorben. Diese auswiederholten Beobachtungen gezogene Folgerung enthält durchauskeinen Schluß auf das Vorhandensein verschiedener Zentren für dieeinzelnen Spracht», sondern bildet nur eine Illustration der That-fache, daß Eigenschaften und Fähigkeiten, welche am spätesten er-worden wurden, auch am leichtesten durch Störungen der betreffendenNervenelemente verloren oder geschwächt werde». Etwas Aehnlichessehen wir bei dem leichten Verluste der jüngeren Erinnerungen,während die älteren haften, wenn m Alter das Gedächtniß nach-zulassen beginnt.Technisches.es. Wieder ein lenkbares Luftschiff. AmerikanischeBlätter schreibe»: Wenn sich die Nachricht betreffs der erfolgreichenLuftfahrt des Professors A. W. Barnard von Nashville bestätigt,dann ist dieser Luftschiffer der Lösung des Problems betreffs eineslenkbaren Luflschiffes erheblich näher gerückt. Barnard stieg mitseinem Modell&00 Fuß hoch und legte eine Strecke von 12 Meilenzurück, den Apparat augenscheinlich unter Aussicht haltend, da erdenselben nach dem Ausgangspunkt zurücklenkte. Der Erfinder willdemnächst den Versuch wiederholen und verspricht sich von demselben»och größere Erfolge.—B.'W.C. Ueber eine sensationelle Entdeckung aufdem Gebiete der Telegraphie meldet das Kabeltelegrammeiner englische» Fachzeilschrist. Es handelt sich um einen Apparat,der es ermöglichen soll, 3000 Worte in der Minute zu telegraphiren.Professor Crehore, der Ches des elektrischen Departements desDarlmouth College ist der Erfinder dieses Instrumentes; er be-hauptet, nicht nur 3000 Worte in der Minute telegraphiren, sondernauch ebenso viel empfangen und automatisch niederschreiben zukönnen. Professor Crehore schreibt, daß seine Erfindung eventuelldas ganze bestehende Telegraphen- und Postsystem umzugestalten imstände wäre. Sachverständige erklären, daß die Idee jedenfalls aus-führbar ist. Unter diesen Umständen wäre es nicht undenkbar, daßganze Briefe in Zukunft statt geschrieben mit relativ unerheblichenKosten telegraphirt werden könne».Humoristisches.— Getäuschte Hoffnung. Die„R. Wests. VolkSztg."erzählt: In einer Gemeindeschule nahe bei Dortmund trug sichfolgender erheiternde Vorfall zu. Ein zu Ostern in die Schule ge-tretener Lernanfänger trat während der Unterrichtszeit ans Fensterund ging dann an seinen Platz zurück. Dieser Fall wiederholte sich.Da der Knabe den Grund seines Verhaltens seinem Lehrer nichtoffenbare» wollte und dieser bei den Anfängern die größte Rücksichtnahm, so gelang es erst nach herzlichem Zureden in der int Eltern-hause üblichen Mundart, den Schüler zum Sprechen zu bewegen.Auf die Frage des Lehrers:„No Wilmken, wat fählt die dann?"antwortete der kleine in betrübter Sliminung:„Miene Mutter hietmi versprolen, üm tien Uhr enne Bueterbemme te breiigen, oawereck glänwe, sä schmiärt mi an!" Der Ausspruch rief große Heiter-keit hervor.—— 1k. Heilung von Frohsinn und Gewissens-s k r u p e l». Ein Herr Krnpocki, Vertreter der Naturheilkund« inBeuthen O.-S., macht i» dortigen Blätter» u. a. folgendes bekannt:„Heile nicht nur langjährige Verdauungsstörungen, Bleichsucht rc.,sondern auch Krebs, Fallsucht, Frohsinn, Gewissens-skrupeln. Trunksucht u. s. w., nach System Pfarrer Kneipp."—Allen, die vergnügt sind und es gar nicht nöthig habe», sei daherdie Behaiidluiig des obigen Natttrheilkundigen bestens empfohlen!—Vermischtes vom Tage.— Ein Denkmal zur Erinnerung an die Schlacht bei Hemmingftedt in Echleswig-Holstein, in welcher am 17. Februar IbOOdie Dithmarfchen unter Wolf Jsebrand den König Johann von Däne-mark besiegten, soll in Hemmingstedt errichtet werden.— Der Tunnel von Blackwall wurde heute eröffnet.Derselbe geht unter der Themse entlang, ist l1/* Meilen lang undhat 26 Millionen Mark gekostet. Die Arbeiten begannen imJahre 1892.—— BethlehemitischerKindermord. Die„Gazzetta dipopolo" meldet: Eine Untersuchung im katholischen Findelhause zuNeapel soll ergeben haben, daß von 890 vor weniger als 2 Jahreneingelieferten Kindern nur noch 3 aufgefunden wurden. Die übrigen887 seien gestorben oder verschwunden. Neapeler Blätter bestätigendiese unglaubliche Geschichte; so giebt ein Blatt die tägliche Eterb-lichkeit in genanntem Findelhause aus 83 pCt. der eingeliefertenKinder an. Die Regierung werde unnachsichtlich vorgehen.—Bei Angers ertranken 7 Pioniere während eines Manöver?.rlin. Druck und Verlag von Max Babing in Berlin.'-.h..