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sich immer gleich. Da wollte man unlängst irgendwo den März- Fragen in der Physiologie der Stimme und Sprache genaue Auf­gefallenen ein Denkmal errichten und wandte sich an die betreffende schlüsse geben, sondern auch über das Verhalten des Gaumenfegels Groß- Gemeinde um einen Beitrag. Was erhielt man zur Antwort? bei den Schlingbewegungen, beim Athmen, beim Schnarchen, Bauch­Das Gesuch könne der Stadtverordneten Versammlung nicht reden u. s. w. leicht orientiren und sind auch im stande, in patho­vorgelegt werden, weil der Instanzen- Zug nicht eingehalten wurde. logischen Fällen der Stimme und Sprache die betreffenden Störungen Daß man durch die Hergabe eines Beitrages irgendwo anstoßen präziser festzustellen. könnte, davor hat man sich selbstverständlich ganz und gar nicht gefürchtet.

Anfang der Woche brachte die Bossin" folgendes: Prinz Heinrich überbringt, wie die Köln . Ztg." wissen will, dem englischen Admiralitätschef eine vom Kaiser entworfene Tabelle der englischen Kreuzerflotte." Ich habe Tage lang darüber nachgedacht, was die beiden Blätter mit dieser Notiz sagen wollen, dahintergekommen bin ich nicht. Wenn ich es bis zum Dienstag nicht heraushabe, frage ich die Redakteure.

Capus:

Kleines Feuilleton.

Tas Attentat. Im Pariser Figaro" spöttelt Alfred Der Polizeipräfett: Ich wollte der erfte sein, Herr Präsident, der Ihnen seinen Glückwunsch ausspricht Felix Faure : Glückwunsch ausspricht? Warum? Polizeipräfett: Nun, weil Sie dem infamen Attentat entgangen sind, das ganz Frankreich in Aufregung versetzt. Felix Faure : Ich?! ich bin einem Attentat entgangen...?! Polizeipräfett: Aber natürlich!

Musik.

-er-. Opern Aufführungen im Theater des Westen 3. Seit 14 Tagen wird in diesem Theater, das bisher ein pruntvolles Mausoleum für durchgefallene dramatische Nichtigs feiten gebildet, unter der Direktion Morwitz Oper gemacht, und zwar unter der beliebten Etiquette der Volksthümlichkeit. Dem Ideale einer Volksoper, welche für mäßige Eintrittspreise musikalisch abgerundete und im tünstlerischen Ensemble erträg liche Vorstellungen bieten soll, kommt dieses Unternehmen schon wegen der Preise der Sitzplätze wenig nahe. Für den Parquetplatz einer Sommeroper 21/ 2-3 M. bezahlen zu müssen, ist taum eine berechtigte Forderung eines fünstlerischen Unternehmens, bas materielle Erfolge nur durch großen Zuspruch des mittleren Publikums erringen fann. Herr Morwit sollte den bisherigen, an gesichts der meist tüchtigen Darbietungen seines Personals doppelt betlagenswerthen, überaus schwachen Besuch als Hinweis und Aufs forderung betrachten, mindestens drei Abende der Woche bei start ermäßigten, fagen wir populären" Preifen zu spielen. Die einfachste und einleuchtendste Kassenweisheit lehrt doch, besser gut besuchte Häuser bei kleinen Preisen, als eine traurige Leere im Saale und in der Kasse unter Beibehaltung ftolzer Entreehöhe. Die bisher aufgeführten Opern Hugenotten , Glöckchen des Eremiten, Trompeter von Säffingen, Troubadour, Wildschüß und Carmen Personals nicht fehlen ließ, und daß die Vorstellungen mit Eifer und Gewissenhaftigkeit vorbereitet werden. Allerdings werden die solistischen männlichen Hauptkräfte, von denen besonders die beiden Tenöre nur sehr bescheidenen Ansprüchen genügen und blos die Bassisten Keller und Kirchner ein Recht auf unbedingte Anerkennung besitzen, von ihren weiblichen Kunstkollegen weitaus überragt. Frl. David ist eine prächtige Roloraturs soubrette, welche graziöses Spiel und reizende Erscheinung mit wohllautendem, vortrefflich geschulten Stimmmaterial vereinigt. Frau Schuster- Wirth ließ als Königin in den Hugenotten " Polizeipräfett: Ich bitte vielmals um Entschuldigung. Felix Faure : Schon gut! Diesmal soll es Ihnen so hin, eine sehr fein ausgearbeitete Koloraturkunft hören, scheiterte jedoch als" Carmen " am Mangel eines ursprünglich zügel. gehen; aber ich hoffe, caß sich so etwas nicht wiederholt. Wenn lojen Temperaments und der Ausgiebigkeit des Organs. jemals wieder ein Atttentat auf mich gemacht wird, bitte ich Frl. Keßler befizt für hochdramatische Aufgaben genügende dringend, daß ich der erste bin, der davon erfährt! Ber- Mittel und passende Erscheinung, muß jedoch auf Sicherheit der standen?!..

Felix Faure : Sind Sie dessen gewiß! Polizeipräfett: Vollkommen.

Felix Faure ( die Stirn runzelnd): Wie kommt es, daß ich bewiesen, daß es die Direktion an Sorgfalt in der Auswahl ihres nichts davon weiß?

Polizeipräfeft: Wie? Sie wissen nicht...? Felix Faure : Ja, mein Herr, ich weiß nicht!( Wüthend werdend.) Ein Elender trachtet nach meinem Leben, und ich er fahre nichts davon! Sie werden wir zugeben müssen, Herr Präfekt, daß Ihre Polizei sonderbar eingerichtet ist. Polizeipräfett: Wenn ich vorausgesehen hätte, Herr Prä­

fident..

Felix Faure : Ich wette, daß alle Welt es früher gewußt

hat wie ich!

"

Intonation achten und eine gewisse Mühseligkeit des Vortrags ver= meiden. Frl. Sedele sang die Gräfin im Wildschütz" mit einem edlen und frei ausströmenden Mezzosopran und sprach die schwierige, alterthümelnde Prosa mit tadelloser literarischer Vornehms heit. Mit dem Orchester werden sich die beiden tüchtigen Rapell­meifter Wolfheim und Thienemann noch viele Mühe geben müssen. Es fehlt an Sicherheit des Zusammenspiels und der Einfäße, an Schmiegsamkeit und Diskretion der Begleitung. Dem Orchester, der Seele eines Opernunternehmens, bleibe der sorgfältige Fleiß und eine unentwegte künstlerische Aufmerksamkeit zugewandt. nächsten Dienstag eröffnet an diesem Theater der bekannte Hamburger Tenor Heinrich Bötel als Manrico in Verdi's Troubadour" ein Gastspiel.-

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Am

Engelbert Humperdinc arbeitet gegenwärtig an der Mufit zu einem fünfattigen Märchendrama, das Dr. Otto Weddingen geschrieben hat.- Weddingen geschrieben hat.

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Kunft.

Ueber die Phyfiologie der Sprache und die Röntgen­Strahlen hat auf dem Kongreß für innere Medizin Dr. War Scheier Berlin sehr bemerkenswerthe Ausführungen gemacht, worüber die Dt. mediz. Wochenschr." jetzt ausführlich berichtet. Es ist Scheier gelungen, mittels Röntgen- Strahlen die Bewegungen, die das Gaumenfegel beim Sprechen macht, auf dem Schirm von Baryumplatincyanür genau zu erkennen. Durchleuchtet man den Stopf feitlich, so sieht man auf dem Bilde den Nasenrachenraum und den Rachen als hellen Schatten hervortreten, der hinten von der dunkelschwarz erscheinenden Halswirbelsäule abgegrenzt wird. Läßt man nun die zu untersuchende Person einen Vokal phoniren, so siebt man, wie das Gaumenfegel sich hebt, und zwar ganz verschieden in den Nachsenrachenraum sich hineinlegt je nach dem Votal, den man aus­sprechen läßt. Auf den Röntgen- Bildern Dr. Scheiers sieht man, wie sich das Gaumensegel bei der Aussprache des 2 am wenigstem hebt. Bei E, O, U wird es fukzessiv mehr gehoben. Bei I hebt sich das Gaumensegel am höchften. Läßt man die Vokale nasalirt aussprechen, so sieht man, daß das Gaumensegel sich nur wenig hebt. Bei dem Aussprechen der Konsonanten mit Ausnahme der Resonanten Jm Saal 35 der großen Berliner Kunstausstellung hängt ein hebt sich der weiche Gaumen ebenso hoch, wie bei J, zuweilen noch Bild, das die Nummer 874 trägt. Als, Waldteich in der höher. Bei M, N und Ng hebt sich der Gaumen nur mäßig. Be- Mart" bezeichnet es der Katalog, und Walter Leistitow züglich der Stellung des Gaumensegels bei verschieden hohen Tönen hat es gemalt. Die Sonne ich am Niedergange. Ehe sie finkt, find bis dahin auch die Ansichten ſehr verschieden gewesen. Dr. lobt sie noch ein einmal in voller Pracht vom wolkenlosen Himmel. Echeier hat fonstatirt, daß die Erhebung des Gaumenfegels bei hohen Und sie wirst ihre Fenerbrände unter die Föhren, mit denen der Tönen höher ist, als bei tiefen. Ebenso hebt es sich bei laut ge- Hang bestanden, an den braunen Stämmen züngeln und sprochenen Vokalen mehr, als bei leise gesprochenen. Sehr schön lecken die Flammen empor, aus den runden Kronen, fann man auch auf dem Schirmbilde sehen, welche Gestalt die durch Zweige und Aeste bricht die Lohe. Der kleine Teich unter Mundhöhle bei den verschiedenen Buchstaben einnimmt. Man sieht den Kiefern und das schmale Stück Wiesengrund liegen bereits im die Gestalt und Lage der Zunge, wie die Zunge bei A am Boden Schatten. Das ist das Bild. Wer es übersieht, dem ist ein Kunst­der Mundhöhle liegt, wie bei die größte Masse des Zungen genuß entgangen. Es wäre einwandfrei, wenn es dem Künstler fleisches in der Mitte zusammengezogen und in Form eines großen gelungen wäre, das an den Föhrenstämmen spielende Brandroth so Wulftes dem harten Gaumen start genähert ist, wie bei U die Masse durch die Zweige brechen zu lassen, daß diese nichts Berwischtes des Zungenfleisches über dem Zungengrunde zusammengezogen und zeigten. Bei der einen links mehr im Vordergrund stehenden gegenüber dem Palatum molle einen Wulst bildet. Man sieht Kiefer ist dieses Detail herausgearbeitet, man kann also ver ferner die Stellung der Lippen, der Riefer zu einander, die Lage gleichen. des Zungenbeines, Kehlkopfes und des Kehldeckels. Während man bisher auf dem Schirmbilde den Rehldeckel nicht sehen konnte, ist Von Max Klinger hat die Verbindung für histo. es jetzt möglich, bei den meisten Individuen den Kehldeckel rische Kunst ein Radirungswert Vom Tode, zweiter genau zu erkennen. Mit steigender Tonhöhe steigt der Kehlkopf Theil" erworben, das der Künstler bis 1901 fertigstellen wird. höher empor, und der Kehldeckel richtet sich immer mehr auf, während Es soll dann als Vereinsgabe zur Vertheilung kommen. Eine er bei absteigender Tonleiter sich mehr und mehr senkt. Bei der Berliner Kunsthandlung übernimmt weitere hundert Exemplare für Falsettstimme richtet der Kehldeckel fich steil auf, der Kehlkopf wird 30 000 M., so daß der Gesammtaufwand für die Verbindung sich in die Höhe gezogen und dem Zungenbein stark genähert. Die auf 15 000 M. beschränkt. Nach dem Druck der bestimmten Zahl Röntgen- Strahlen können übrigens nicht allein über viele streitige von Exemplaren werden die Platten vernichtet.-

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