Imiflcn Stecken, den sie in der Rechten hält. Das Kind steht neben ihr, am Arme einen rsinden Halbkorb, in dem sich in einem rothgetvürfelten Taschentuch der leere Eßtopf besindet. Es ist gegen Milte Mai, die Knospen der Kieser sind am Aufbrechen.—„Auf der Landstraße" nennt der Künstler das zweite Bild.„Stein- klopferinnen" wäre bezeichnender gewesen. An einer Straße, hinter der steil die Felsen aufsteigen, sitzen vier ältere Frauen und klopfen Steine. Es müssen Wittwen sein, sonst würden sie nicht ins Steinklopfen gehen. Zu der Jüngsten von ihnen ist ihre ältere Tochter ge- kommen und hat der Mutter ihr Kleinstes gebracht. Die Mutter hat dem Wickelkind einen frischen Lutschbeutel gemacht, und sieht nun mit Befriedigung, wie er dem Kleinen schmeckt. Eine der Frauen blickt theilnehmend zu der Gruppe hinüber, die beiden anderen arbeiten apathisch weiter. Die durch einen mit Leder besetzten Handschuh geschützte Linke hält den Stein, die Rechte schlägt mit dem Hammer zu. „Tak-r- Tak... Tak— Tak... Tel.." Der mattere Ton kennzeichnet den Fehlschlag, den sofort die Linke schmerzlich verspürt. — Die Bilder sind Gegenstandsbilder, nichts weiter, aber sie werden so manchem unserer Leser gefallen.— — AuS London wird gemeldet: Die Wallaee-Galerie ist soeben von dem Taxator Woods abgeschätzt worden. Dieser be- ziffert den Werth dieses Legates an die Nation auf die Summe von SO Millionen Mark. Die Sammlung wird im Hertford House verbleiben, welches mit einem Kostenaufwand von 240 000 M. für die Zwecke eines Museums hergerichtet werden wird.— Aus dem Thierleben. -- Zux Entscheidung der Frage, ob die Kunst, Waben zu bauen, eine den Binnen angeborene Fähigkeit ist, oder ob die jungen Bienen in dieser Kunst von den älteren unter- richtet werden, brachte»ach dein„Biolog. Centralbl." Kogevnikop in einen leeren Bienenstock vier Rahmen, welche gedeckelte, nahe vor dem Auskriechen stehende Brut, wenige noch ungedeckelte Larven, sowie zwei gedeckelte und eine ungedeckelte Weiselzelle enthielten. Am andern Tage schlüpften die ersten Bienchen aus; vier Tage später hatten sie die offene Weiselzelle gedeckelt. Nach weiteren 24 Stunden war eine Königin ausgekrochen. In den folgenden Tagen zerstörte» die Bienen die beiden anderen Weiselzellen, verfuhren also ohne Belehrung genau so, wie Bienen gewöhnlich in diesem Falle handeln. Noch einige Tage später, als fast alle Brut ausgekrochen war, begannen die Biene» einen leeren, neu hinzu gesetzten Rahmen ganz kunstgerecht zu bebauen und bewiesen gleich durch ihre ersten Versuch», daß sie schon auf der Höhe ihrer Baukunst standen. Das- selbe Resultat hatten ähnliche Versuche Bulkewitsch's. Aus allem ergiebt sich der Schluß, daß die Fähigkeiten. Wabenbauten auszuführen, den Bienen angeboren ist. Noch eine andere Thqtsache aus dem Leben der Bienen läßt sich als Beispiel angeborenen Instinktes betrachten. Bekanntlich stürzen zwei frisch ausgeschlüpfte Mutterbienen sofort auf einander los und kämpfen bis eine getödtet ist. Schneiden wir nun zwei Weiselstellen aus dem Stock und lassen die Thiers bei uns im Zimmer auskriechen, so beginnen sie auch hier das tödtliche Duell. Da dieser Drang unter den veränderten Verhältniffen ganz sinnlos erscheint, so weist auch er auf einm vererbten Instinkt hin.— Aus dem Pflanzenleben. — Einwirkung von Asphaltdämpfen auf die Sflanzen. Qualmende Asphaltkessel sind eine gewöhnliche rscheinung der modernen Großstädte. Das Dichten der Pflaster- steine und die rasche Abnutzung des Asphaltpflasters machen ihre Anwendung unaufhörlich nöthig. Es ist nun die Frage aufgeworfen worden, ob die Asphaltdämpfe nicht vielleicht die Bäume der Straßen und überhaupt alle Pflanzen in der Stadt schädigen. Professor Sorauer in Berlin bekam anläßlich eines Streitfalles Gelegenheit, als Sachverständiger der obigen Frage näher zu treten. Das Ergebniß war nach der„Tägl. R." über- raschend. Pflanzen, die dicht am schmelzenden Asphalt standen, zeigten in der Mehrzahl nach etwa drei Stunden noch keine sichl- baren Beschädigungen; aber nach ein bis zwei Tagen stellte sich eine charakteristische Verändernng ein. die bei Rosen, Erd» beeren, Roßkastanien von den durch andere Dämpfe oder Rauch- gase verursachten Beschädigungen so sehr abwichen, daß diese Pflanze» bei der Beurtheilung einer Beschädigung durch Gase den Ausschlag geben können. Die Blätter der Rosen verfärben sich auf der Oberseite stumpf-schwarz oder bekommen— je nach der Art— dunkle Flecke, auch ihre Kelchblätter schwärzen sich und die Knospen vertrocknen. Bei den Kastanien sind die Verfärbungserscheinungen je nach dem Zustande der Blätter zur Zeit des Eintritts der Rauch- Wirkung verschieden. Bei geringer Beschädigung werden die Blätter braunstreifig oder gleichmäßig schwärzlich bis rothbraun, bei stärkerer dagegen in kurzer Zeit dürr und bröckelnd. In diesem Falle bekommt das Blatt Aehnlichkeit mit einem durch Sturm beschädigten. In einem anderen Falle, wo nachweislich die Bäume infolge der Ein- Wirkung von Dämpfen aus nahestehenden Asphaltkesseln gelitten hatten. erschienen die alten Blätter normal dunkelgrün und flach ausgebreitet; andere, etwas höher an den Zweigen stehende hatten den grün gebliebenen gzand der Theilblätlchen meist rückwärts umgebogen und die mittlere Verantwortlicher Redakteur: August Jacoboy in! Partie mit schorfartiger, hellgrauer Oberfläche etwas gewölbt. Die schorfartige Beschassenheit rührt von einem Ausheilungsvorgang her, mit dem das Blatt nach Aufhören der Rauchwirkung beginnt. Aehnlich wie Rosen verhalten sich Erdbeeren, und ähnlich den Kastanien wilder Wein, bei dem sehr charakteristische Beschädigungen in Berlin längere Zeit nach der Wirkung von Dämpfen aus Asphaltkesseln beobachtet sind. Die schwach erkrankten Blätter erschienen wohl noch grün, aber nicht mehr flach ausgebreitet fondern an den Rändern muldenförmig in die Höhe gezogen und in der Fläche runzelig; bei stärker erkrankten Blättern zeigten sich Stellen mit korkfarbiger Oberfläche, die theilweise in dürr werdende Brandflecke übergingen. Auch noch stärkere Schäden wurden ge- fimden, bei denen die Lustwurzeln geschrumpft ivaren und die Blätter im Winde zerbröckelten. Noch eine ganze Reihe anderer Gewächse zeigten ähnliche Beschädigungen.— Humoristisches. — Der"musikalische Hund. Ein fahrender„Künstlerhatte letzthin einen Hunde-Zirkus in einer kleinen Gemeinde des französischen Südens aufgestellt. Mitten in der Vorstellung ward eine neue Sensationsnummer angekündigt.„Azor", sein kleiner Lieblingshund, sollte auf dem Klavier spielen. Das gelehrig« Thier sprang auf seinen Schemel und begann die„Marseillaise ". Plötzlich erhob sich aus der ländlichen Znhörerschaar ein Spaßmacher und rief mit lauter Stimme:„Katzl Katz! Such das Katzerl!!"„Azor" machte einen Satz und verschwand. Aber welche Ueberraschung i Das Klavier spielte ganz allein fort.... Es war ein mechanisches Piano l— Vermischtes vom Tage. — München , 26. Juni. Mit dem l. Juli dieses Jahres wird mit bezug auf die Bemessung der Gebühren für den Telephon verkehr zwischen Bayern und dem Reichs- Telegraphengebiete folgende Aenderung eintreten: Für ein gewöhnliches Gespräch bis zur Dauer von drei Minnte» zwischen einem bayerischen Orte und einem Orte des Reichs- Telegraphengebiets wird allgemein a) wenn die beiden Orte in der Luftlinie nicht mehr als 50 Kilometer voneinander ent- fernt sind— eine Gebühr von 0,2S M.; b) wenn die Entfernung zwischen beiden Orten mehr als SV Kilometer beträgt— ein« Gebühr von 1,00 M. erhoben werden.— — Im Rathhaussaale zu Nürnberg wurden beim Abbrechen von Truhen, welche bisher als Sitze dieuken, in einer Truhe über 20 große Foliobände und eine Anzahl Ha�idschrffsen von Fürstlich- leiten gefunden. Die werthvollen Bücher, die noch gut erhallen sind, stammen zum theil aus dem 16. Jahrhundert.— — E r d s e n k n n g. Aus Prag wird gemeldet: Eine große Erdsenkung nächst Böhmisch-Brod versetzt die Bevölkerung in Aufregung. Sieben meist mit Rüben bebaute Felder sanken bis fünf Meter tief ein. In der Nähe der Gemeinde LimuS bildet sich eine Schlucht, woraus zahlreiche Quelle» entspringen, sodaß die Annahme gerechtfertigt erscheint, daß sich unterhalb der Einbruchsstill« ein mit Wasser gefüllter Hohlraum befand, in welchen nach Ablauf des Waffers die Erdschicht«inbrach.— — Czernowitz(Bukowina ), 26. Juni. Die Alarmnachrichten über das Hochwasser in der Provinz mehren sich. In verschiedenen Ortschaften stehen Fabriken unter Wasser, viele Straßen und Brücken sind zerstört. Die Ortschaft Jtzkany und der dortige Bahnhof sind überschwemmt. Der Berkehr mit Rwnänien ist unterbrochen.— — Bei T u e n n o im Bezirke CleS(Tyrol) wurde von sechs Burschen eine Bärin erlegt. Sie maß P/s Meter in der Länge, war 80 Zentimeter hoch und etwa ö Jahre alt. Di« Beute wurde im Triumphe nach Cles gebracht, wo den glücklichen Jägern von der Bezirkshauptmanuschast die Prämie im Betrage von 43 fl. aus- bezahlt wurde.— — Sonderbares Leben. In einem ostschweizerischen Blatte stand unlängst zu lesen:„Es lastet ein schweres Verhängniß über unserem politischen Leben, das nicht allein todt ist. fondern auch Wege wandelt, welche vor wenig Jahren noch undenkbar waren."— — Ein heftiger Wirbelsturm, verbunden niit starkem Gewitter und Hagelschlag ging am Donnerstag über London und Umgegend. Der Materialschaden ist sehr bedeutend; auch Personen wurden ver- letzt, zwei Menschen vom Blitz erschlagen. Der Ballon Captif im Regentpark wurde aus seiner Fesselung losgerissen, stieg über 1000 Fuß in die Höhe und platzte alsdann. Die Fesseln fielen mit großer Heftigkeit zu Boden und zerstörten viele Jubiläums-Dekora- tionen.— — Petersburg, 26. Juni. Nach einer Meldung der„Nowoje Wremja" steht die Stadt K o w r o w in Flammen. — — Eine ungewöhnlich große R i e s e p s ch i I.d k r ö t e wurde auf den in der Nähe von Madagaskar liegenden S« ch« l l e n ge- sangen. Der Pariser Rothschild bat dafür 12000 Fr. gezahlt.— ierlin. Druck und Verlag von Max Babing in Berlin .
Ausgabe
14 (27.6.1897) 124
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