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Maffe, und unter der Voraussetzung, daß die Ringsubstanz mit der Saturn  - Kugel gleiche Dichtigkeit habe, kann man schließen, daß der Ring etwa 25 Kilometer dick sei. Ein tüchtiger Fußgänger könnte also in 5 Stunden durch ihn durchgehen.

Halten wir uns diese Verhältnisse vor Augen, so werden wir gleich die Unmöglichkeit begreifen, daß der Ring eine feste Maffe sei, wie man früher glaubte. Auch flüssig oder zäh- teigig fann er nicht sein, weil dies mit verschiedenen Beobachtungen und Naturgesetzen in Widerspruch steht. So bleibt also nur die Annahme der Maxwell­Hirn'schen Hypothese übrig, nach welcher der Ring aus einer Un­maffe winziger Körperchen zusammengesetzt ist, deren jedes seine eigene unabhängige Bewegung hat. Denn wäre dies anders, so fönnte der Ring nicht bestehen, müßte zerreißen und auf den Saturn stürzen.

Daß diese Hypothese der Wirklichkeit entspricht, wurde vor furzer Zeit durch den amerikanischen Astronomen Keeler bewiesen, dem es gelang, auf spektroskopischem Wege die Rotation des Saturn­ringes festzustellen, wonach sich dessen innere Theile den Natur­gefeßen gemäß viel schneller drehen als die äußeren. Somit ist es sicher, daß der Saturnring, in der Nähe gesehen, unserem Nebel gleichen würde, der ja ebenfalls aus so winzigen, weit von einander getrennten Körperchen besteht.

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Unter diefer Voraussetzung werden wir die Spaltungen in den Ringen, sowie ihre verschiedene Helligkeit leichter begreifen. Nach der letzteren kann man vier Ringe von verschiedener Dichte unter scheiden: der dichteste weil der hellste nimmt den Raum zwischen der Cassini- Spalte und der Antoniadi- Theilung ein; weniger dicht, weil weniger hell, und dann der äußere Ring, und der Rest des inneren zwischen Antoniadi und Manora-Theilung. Am wenigsten dicht ist endlich der dunkle Ring, bei dem die einzelnen Körperchen, die ihn bilden, kaum so dicht beisammen sein können, als jene unserer Dunstlust, durch die man z. B. noch Sterne ver­schleiert sieht; denn es hat sich herausgestellt, daß man auch durch den Crape Ring manchmal die Saturnkugel und Sterne durch­schimmern sieht.

Unter solchen Verhältnissen kann es aber nicht wundern, wenn durch die den Ring umkreisenden acht Saturnmonde Störungen hervorgerufen werden, die sich unter Umständen auf die Ringe derart äußern, daß sie deren Bestandtheile vom Saturn zeitweilig wegzerren. Daß solche Störungen thatsächlich stattfinden, dafür spricht auch der Umstand, daß die schmalen Theilungen( Encke und Antoniadi) ost gar nicht, oft sehr deutlich, oft nur eine allein, sicht­bar sind, während auch die Breite der Caffini- Spalte zu schwanken scheint. Bei der Entstehung der Manoratheilung liegt aber die Sache etwas anders. Meine Messungen haben nämlich ergeben, daß einerseits der helle Ring jetzt weiter von der Kugel entfernt ist, als nach den früheren Messungen, während andererseits der dunkle Ring näher zur Kugel gerückt ist, und zwar etwa um 7000 Kilometer. Wenn sich auch das Weiterentfernen des hellen Ringes durch die Anziehung der Satelliten erklären läßt( nach meinen Messungen ist es sicher, daß die Caffinis und die Antoniadi- Theilung jetzt breiter find als früher), so läßt sich doch das gleichzeitige Näherrücken des Dunklen Ringes nicht auf gleiche Weise erklären. Es muß also etwas anderes dort geschehen sein aber was? Vielleicht bringen meine Beobachtungen Licht in diese Sache und dann sollen die Lefer wieder davon hören.

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hat architektonischen Schmuck. Sie wird aber von einem sog. Fluß durchquert- in Wirklichkeit ist es eine schauderhafte Kloake, die Bestgestant verbreitet. Es wäre im Interesse der Stadt, sowie ihres ästhetischen Anblicks gelegen, daß dieser Wasserlauf überwölbt würde. Das wird geschehen, sowie Du, o Herr, Deine Ermächtigung dazu giebst. Das nöthige Geld für dieses Werk werde ich aufbringen. Trajan   an Plinius  . Du hast ganz recht, lieber Plinius  , dieser Wasserlauf muß überwölbt werden, der offene ist eine Gefahr für die Stadt.

Plinius   an Trajan  . Die Einwohner von Nicomedia, o Herr, haben für Erbauung eines Aquädukts 30 129 000 Sefterzen ausgegeben. Das Werk ist unvollendet liegen lassen worden, jezt ist es zerstört. Zwei Millionen sind eine neue Wasserleitung gewendet worden, die ebenfalls wieder aufgegeben ist. Jetzt macht es neue Kosten, diesen Leuten Wasser zu geben, die ihr Geld so schlecht angewandt haben. Ich war selbst bei einer sehr reinen Quelle draußen, deren Wasser der Stadt zugeführt werden könnte. Es müßte ein Hochbau mit Bogengängen sein, damit zugleich die höher gelegenen Stadttheile mit Wasser versorgt werden. Es ist dringend nothwendig, daß Du uns eine kompetente Kraft schickst, einen Wasserbau- Ingenieur oder Architekten. Ich kann nur fagen, daß ein solches Wert sowohl durch seine Schönheit als durch seine Nüglichkeit Deiner würdig ist.

Trajan   an Plinius  . Das verlangte Wasser muß der Stadt Nicodemia absolut gegeben werden. Ich bin überzeugt, daß Du diesem Werte alle mögliche Sorgfalt zuwenden wirft. Es muß zugleich gründlich nachgeforscht werden, durch die Schuld welcher Leute die Einwohner um so viel Geld gekommen find. Haben diese angefangenen, dann aufgegebenen Arbeiten nicht etwa blos als Vor­wand gedient, daß sich gewisse Individuen gegenseitig die Taschen füllen konnten? Du wirst mich wissen lassen, was Du darüber in Erfahrung bringst."

Eine briefliche Unterhaltung des Kaisers eines ungeheuren Welt­reichs mit einem seiner Statthalter über Wasserleitungen verschiedener Provinzialstädte!

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Kurz, die außerordentliche Sorgfalt der alten Römer in zwei allerwichtigsten Punkten der öffentlichen Hygiene, deren hohe Bedeutung in immer steigendem Maße erst von der modernsten Wissenschaft erkannt worden, ist ohne Beispiel in der Weltgeschichte! Ueber 30 große Wasserleitungen besaß das alte Rom  , und welche Waffermenge diese der Stadt gespendet haben müssen, davon fann man sich eine ungefähre Vorstellung machen, wenn man erfährt, daß die vier noch jetzt bestehenden hinreichen, jedes Haus und die uns zähligen Brunnen der Stadt in Ueberfluß zu versorgen. Und wie diese Leitungen hergestellt waren? Fast durchweg gemauerte Stein­tanäle nur die einzelnen Häuserleitungen bestanden aus Blei­röhren und sie führten über Schluchten, Abgründe und Höhen. Wasserleitungen und Abzugstanäle, das war eine unverbrüchliche Tradition der römischen Regierung, der republikanischen wie monarchischen. Auch die Kaiser Scheusale  , wie Nero  , Caligula  , Caracalla ließen großartige Aquädukte und pracht­volle, mit höchfter Kunst geschmückte Thermen bauen. und mag dies zum guten Theile einfach Modefache oder Brunk- und Verschwendungssucht gewesen sein, so haben doch Monarchen noch nie eine so allgemein nigliche Verschwendungssucht entfaltet. Vieles, sehr vieles haben die neueren Zeiten in hygienischer Be­ziehung geleistet hinter den alten Römern stehen sie in einigen ber selbstverständlichsten Dingen einfach zurück! Wie viele Städte Städte", sagten die Römer), wie viele sogenannte Flüsse" schleichen dunbedeckt durch unsere Städte, Bestpfüßen ähnlicher denn einem Gewäffer?!- J. W.  

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Fürsorge der alten Römer für die giebt es, die an Waffermangel leiden( urbes sitientes, durftenbe

öffentliche Hygiene.

( Schluß.)

Und wo die Römer hinkamen und festen Fuß faßten, da handelten fie nach denselben Grundsäßen in bezug auf die Versorgung mit gutem Wasser und die Kanalisirung. Davon legen Zeugniß ab die großartigen Spuren verfallener Aquädukte zu Nimes  , Lyon  , Vienne  in Frankreich  , zu Segovia  , Sagunt  , Mérida in Spanien  , wo die Anlagen von Veteranen des Augustus herrühren. Und so noch mehr fach in beiden Ländern. Aber auch in Deutschland   finden sich Ueberreste, so bei Zahlbach bei Mainz  , bei Mezz. Will eine der erstgenannten Städte sich affaniren, so braucht sie blos die alten römischen Kanalanlagen wieder herzustellen.

Einige Stellen aus dem Briefwechsel Plinius   des Jüngeren, Taiferlichen Legaten in Bithynien  , mit Kaiser Trajan   zeigen, welches intensive Intereffe auch die kaiserliche römische Regierung für die Fragen der Gesundheit hatte und wie viel Verständniß und guten Willen fie befundete.

,, Plinius   an Trajan  . Den Einwohnern von Sinope fehlt es an Waffer. In einer Entfernung von 16 Kilometern findet fich solches in guter Qualität und reichlich, das der Stadt zugeführt werden könnte. Aber ganz nahe bei der Quelle existirt ein etwa 1000 Schritt langes, verdächtiges, weich- schwammiges Terrain. Ich laffe es untersuchen, ob es einen Aquädukt tragen tönnte. Die Kosten dieser Untersuchung werden sehr gering­fügig sein.

Trajan   an Plinius  . Kein Zweifel, die Einwohner von Sinope müssen Wasser haben. Die Stadt hat die Kosten zu tragen, denn zu ihrer Gesundheit und Annehmlichkeit trägt die Anlage einer Wasserleitung bei. Also, laß nur den Boden gründlich untersuchen, lieber Plinius  .

Plinius   an Trajan  . Die Stadt Amastis ist elegant und

Kleines Feuilleton.

-Von den frendetanmeluden" Lippern. Anläßlich des bevorstehenden Einzuges des neuen lippischen Landesvaters schreibt die Lippische Landeszeitung": Welch eine Wendung durch Gottes Fügung! Die Bevölkerung des Landes wird sich zum Einzug rüften. Der schönste und herrlichste Schmuck des Waldes wird Städte und Dörfer zieren, durch die das erlauchte Grafenpaar seinen Weg nimmt, und nicht endenwollender brausender Jubel von tausend und abertausend Getreuen wird es willkommen heißen und Wiederhall finden und zurücktönen vom Gebirge, auf dem Freudenfeuer gen Himmel künden den Sieg des Lichts. Jubelhymnen werden erschallen, eble Begeisterung wird die freudetaumelnde Menge durchzucken." Breußische Blätter spötteln über diesen lallenden Ueberschwang. Ja, wird es denn in Preußen keine Geburtstagsfeier mehr geben? 12 000 000 000 Zeitungen werden nach einer neueren Statistit jährlich verausgabt. Um sich einen Begriff von dieser un­geheueren Menge machen zu können, sei nur erwähnt, daß man mit diesen Zeitungen eine Fläche von nahezu 30 000 Quadratkilometern bedecken könnte. Das Papiergewicht beträgt 781 240 Tonnen. Sollte diese Auflage von einer einzigen Maschine gedruckt werden, so würde die Gesammtauflage, wenn pro Sekunde eine Zeitung gedruckt würde, nach 333 Jahren endlich erscheinen können. Aufeinander­geschichtet würde sie die respektable Höhe von rund 80 000 Metern erreichen. Angenommen, der einzelne Mensch widme dem Lesen seiner Zeitung nur 5 Minuten pro Tag, so würde die Zeit, die von der Gesammtbevölkerung der Erde zum Lesen ihrer Zeitung vro Jahr verbraucht wird, gleich fein 100 000 Jahren.-

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