-

608

-

-

waren. Die Beobachtung der Nervenzellen ergab das interessante| Aeffe nach, Du junger Affe, ihre Auferbaulichkeiten, damit Du einstens Resultat, daß sich die franken Nervenzellen langsam wieder auch den alten Affen in der Stelle einer würdigen Frau Oberin erholten und die durch das Gift bei ihnen verursachten Verände- nachäffen könneft. rungen fich allmälig wieder rückbildeten. Nur hielt diese Rück bildung nicht gleichen Schritt mit der äußerlich erkennbaren Heilung der Thiere. Die Thiere erschienen äußerlich oft schon nach vier Zagen als geheilt, während sich die Körnchen innerhalb der Nerven zellen erst ganz allmälig wieder bildeten, und die Färbbarkeit der Bellen langsam wiederkehrte, so daß die Nervenzellen sich erst nach mehreren Wochen wieder als ganz normal erwiesen.

Aus dem Thierleben.

-WO

Daß sich Thiere in ihrem natürlichen In stinkt irren können, dafür sind neuerdings interessante Beispiele beobachtet. So erzählt G. E. Bedford   im Juliheft der englischen Monatsschrift The Entomologist", wie ein Kohlweißling( Pieris brassicae) auf der Rent- Street in London   immer den Kopf einer Dame umflatterte, welche ihren Hut mit einem Strauße fünftlicher Mai­glöckchen geschmückt hatte. Er glaubte augenscheinlich wirkliche Blumen vor sich zu haben und versuchte mehrmals, sich darauf niederzulassen, aber die Bewegungen der Dame waren so unruhig, daß er ihr immer nur auf eine gewisse Entfernung folgen konnte, bis er schließlich von seinen Versuchen abstand. Alle Menschen standen still und ergözten sich über das sonderbare Gebahren des Schmetterlings. Eine ähnliche Beobachtung von Instinktirrthum erzählt foeben R. Blanchard in der" Revue scientifique  ". Als er einftmals ein Hotelzimmer bewohnte, bemerkte er einen Schwärmer, welcher im Halbdunkel von einer Seite zur anderen flatterte. Die Zimmerwände und die Decke waren nicht mit Tapeten bekleidet, sondern mit ziemlich großen rothen Blumen bemalt. Der Schmetterling ließ sich dadurch täuschen und flog von einer zur anderen, indem er seinen Rüssel so vorgestreckt hielt, wie die Schmetterlinge es thun, wenn sie ihn in das Innere der Blumen versenken wollen. Niemals sah er das Ranken- und Blätterwerk, das die Wände und Decke sonst noch ver­zierte, für Blumen an, sondern er setzte sich unabänderlich nur auf die rothen Blumen. Es bedurfte erst zahlreicher fruchtloser Versuche, ehe er sich entmuthigt zeigte und durch das Fenster entfloh. Wie die Versuche Plateau's an Georginen, sprechen auch diese beiden Beobachtungen dafür, daß es nicht immer die Düfte der Pflanzen find, welche die Infekten anlocken, sondern auch Farben oder all gemeine Helligkeitseindrücke, und dies vielleicht gerade bei Nacht- und Dämmerungsinsekten.-

-

Aus der Pflanzenwelt."

Cocatultur in Peru  . Seit der Verwendung des Cocain   zu Heilzwecken hat der Anbau des Cocastrauches in Peru  einen großen Aufschwung genommen. Früher wurde nur auf ein­zelnen Gehöften Coca für die Bergarbeiter gebaut; diese fauten Coca wie Tabat. Heute produzirt die Provinz Dturzo 47 000 3tr. im Jahre. Zu einem Zentner sind mehr als tausend 6jährige Coca­ftöcke nöthig; jüngere Stöcke liefern einen noch geringeren Ertrag. Der Zentner Coca wird mit 32 Soles( 4,05 m.) bezahlt.-

Technisches.

Nun geistliche Braut! habe ich genug von Ihro Obliegenheit geredet, ich tomme demnach auch auf Sie, würdige Frau Oberin, ich übergebe Jhro dermalen geistliche Braut, und ermahne Sie, solche in Ihro Obhut zu nehmen. Damit aber auch Ihrerseits nichts ge brechen möge, so sein Sie gleich einem alten Bären, welcher nichts andres auf die Welt bringet, als ein wildes und ungestaltes Stück Fleisch und so lange daran lecket, bis es die Gestalt eines jungen Bären bekommt. Also lecke Du alter Bär, würdige Frau Oberin, gegenwärtiges geistliches Stück Fleisch, und zwar so lange lecke an demselben, bis es vollkommen an Demuth und Auferbaulich feiten Dir und allen seligen Vorfahrinnen ähnlich werde. Lecke auch Dein ganzes Konvent sammt allen Kloster- und Kostfräulein. Lecke Du alter Bär, würdige Frau Oberin, die sämmtliche Familie der geistlichen Braut und alle hier versammelten Zuhörer. Bulegt aber lecke auch mich, damit wir alle wohl gelecket und gereiniget den glänzenden Gipfel der Vollkommenheit erreichen mögen.­

-

Vermischtes vom Tage.

Die bekannte Schauspielerin Marie Seebach   ist in St. Moritz   im Oberengadin gestorben. Im Jahre 1898 hat fie mit 120 000 M. in Weimar   das Heim für hilfsbedürftige Pensionäre der Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger   begründet.

- Grüne Schuhe sind das Neueste auf dem Narrengebiete der Mode.

Einundfünfzig Typhusfälle sind in Landsberga. W. bereits gemeldet.

-

-

Auf dem Gebiet des einstigen Salzsees bei Obers öblingen wurde eine 80 Meter starke Schicht Kali angebohrt. Die Mächtigkeit des darunter liegenden Steinfalzes ist größer als 1000 Meter.

-

-Auf eigenthümliche Weise fand eine junge Frau in einem Bergnügungslofal bei Trier   ihren Tod. Ihr fünfjähriger Sohn vergnügte sich auf einer Schaufel. Die Mutter bemerkte zu ihrem Schrecken, daß er bei dem Spiel ein scharies Messer in der Hand hielt und eilte rasch hinzu, um ihm das Messer zu entreißen; hierbei wurde sie jedoch von der Schaukel und vom Messer so schwer ge troffen, daß sie kurz darauf starb.-

-

-

Eine feine Pleite. In dem Konkurs des vormaligen Buchdruckereibesizers und Verlegers Konrad Fischer in München   beträgt der verfügbare Masse bestand 11 440 m. 27 Pf. Die Forderungen ohne Vorrecht stelien sich auf 582 411 M. 84 Pf.­- Auf der Straße zwischen Kaufbeuren   und Bieffenhofen wurde ein Bierfahrer mit eingeschlagenem Schädel auf seinem Fuhrs werk todt aufgefunden. Dem Ermordeten sind die Augen ausgestochen, die Nase und Ohren abgeschnitten, die Kopfhaut abgezogen und die Hände zerhauen.-

-

Romanium. Eine neue, von dem Engländer Roman-Die unlängst erfolgte Verhaftung eines vermeintlichen fran­zufammengestellte Legirung ist unter dem Namen Romanium" auf- zösischen Spions in Ulm   hat für die dabei betheiligten Ulmer getaucht. Sie besteht aus 94 bis 95 pCt. Aluminium und je etwa Bürgerföhne unangenehme Folgen gehabt, indem bei der Haus­2 pCt. Nickel und Wolfram  . Sie hat das spezifische Gewicht 2,74, suchung Briefe gefunden wurden, die auf ein Verbrechen gegen das die Zugfestigkeit 15 Kilogramm im gegossenen, 30 Kilogramm im teimende Leben hinweisen. Die beiden jungen Leute befinden sich seit­geschmiedeten Zustande, im letzteren Falle also beinahe die weichen dem in Untersuchungshaft  .- Stahls, und soll bereits für Fahrräder verwendet worden sein.

- Rettungsboote aus Bim3stein. Eine Schiffswerft in Liverpool   baut jetzt Rettungsboote aus Bimsstein, die sich vor­trefflich bewähren sollen. Sie fentern nie, bleiben flott, auch wenn fie ganz voll Wasser geschlagen sind, und sind hinreichend fest und widerstandsfähig, dabei sehr leicht an Gewicht und infolge deffen auch leicht in der Handhabung. Ein besonderer Vorzug der Bims­steinboote ist, daß beschädigte Stellen leicht herausgenommen und erfegt werden können, ohne das Fahrzeug auch nur einen Augenblick außer Gebrauch setzen zu müssen, und daß schließlich mehrere Rettungsboote zufammen sich schnell zu einem großen Boot vereinigen laffen. Da man sie mit Delfarbe bestreicht, so sehen die Bimsstein­boole aus, wie aus Holz gefertigte.

-

Humoristisches.

eh. Humoristische Seelsorger. Es wurde kürzlich in diesem Blatte von humoristischen Kanzelrednern erzählt und sehr gewiß vergnügliches Seitenstück zu jenen Proben ist die Rede eines Mönches bei der Einkleidung eines Fräuleins als Nonne im Jahre 1781, deren Schluß hier mitgetheilt sei:

" Nun, geistliche Braut, ziehen Sie demnach wohl zu Gemüthe, was für ein tugendsames Beispiel Sie an Ihrer würdigen Frau Oberin zu ersehen haben. Wohlan, befleißigen Sie sich, ihr in allem nachzuahmen. Seien Sie ein junger Affe, welcher seiner Mutter alles nachzuäffen trachtet-

Wie aus dem Elsaß   gemeldet wird, versammeln sich die Störche schon zu Taufenden, um den Flug nach dem Süden zu beginnen.

- In Jaslista( Galizien  ) schlug der Blih während des Gottesdienstes in eine Kirche und tödtete eine Frau, während zwei andere Personen leicht verletzt wurden.

--

Eine Verwegene. Ein junges Mädchen aus Mannheim  hat am 2. August das Matterhorn erstiegen.

-

Groß Newyork wird nach seiner zu Neujahr 1898 zu vollziehenden Vereinigung mit Brooklyn   und einer Anzahl von Vororten fünftig nach London   die erste Stelle unter den Großstädten ein­nehmen, mithin Paris   aus seiner bisherigen Rangstellung vers drängen. Die betreffenden Ziffern find folgende: Bevölkerungs ziffer im Jahre 1896: London   4 438 018, Broß- Newyort 3 294 865, Paris   2511 955, Berlin   ohne Vororte 1715 000( die hinzutretende Bevölkerungszahl der Berliner Vororte betrug 434 588). Gebäude­zahl: London   600 000, Groß- Newyork 167000, davon 130000 Wohns gebäude, Paris   100 000, Berlin   23 307 bebaute Grundstücke. Gesammt Grundfläche: London   3042 Hektar, Groß- Newyork 1932 Hektar, Paris   966 Hektar, Berlin   rund 550 Hektar.

"

W

-

c. e. Etwas grob. Ein deutsch  - amerikanisches Blatt schreibt: Chikago brüstet sich gegenwärtig damit, daß es demnächst das feinfte" County Gefängniß zur gefälligen" Benutzung eröffnen werde. Die Herren Stadtväter wollen an dem Einweihungsakte auch theilnehmen. Wenn man hinter der großen Majorität derselben Du junger Affe, meine geistliche Braut, äffe also nach dem alten die Thüren zuschlösse und mehrere Jahre nicht öffnete, hätte das Ge Affen, Deiner würdigen Frau Oberin, was Du nur Tugendhaftes fängniß zur Einweihung eine Schaar ausgewählter Insassen, wie fie, an ihr betrachtest! Aeffe nach, Du junger Affe, in den Kasteiungen dem Zwecke des Gebäudes entsprechend, im ganzen Lande nicht und Bußwerken, äffe nach ihre Reuschheit und Demuth, ihre Geduld. passender au finden wäre."-

Berantwortlicher Redakteur: August Jacobey in Berlin  . Druck und Verlag von May Bading in Berlin  .