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" Ah!" rief er mir zu,„ Sie find es! Um so besser! Da| Es war eine unförmige Masse, ein Brei von Knochen, von zerfektem werde ich also doch etwas erfahren. Aber beeilen Sie sich. Fleisch und Gehirn. Man erkannte ihn nur noch an seinem Donnerwetter! Wir haben nur eine Stunde Ruhezeit. Meine Bart und seinen langen Haaren, die ihn wie mit einem Truppen essen ihre Suppe Rue des Ecoles. Ich habe die Ge- Heiligenschein umgaben. Cesarine hatte nur eine einzige legenheit wahrgenommen, um meine Angelegenheiten in Wunde in der Nähe der Herzgrube erhalten, von der sich ein Ordnung zu bringen. Wo ist mein Lumpenkerl von Sohn?" großer Blutfleck ausbreitete, der auf ihrem schwarzen Kleide Das Gesicht des Kapitäns war Unheil verkündend und wie eine rothe Blume aussah. Ihr Gesicht war bleich und gleichzeitig von Wuth geröthet und von Pulver geschwärzt. strahlend. Ihre weit geöffneten Augen schienen wie in Verzückung getaucht.
Ich antwortete ihm rasch, indem ich ihm von der Verhaftung Pauls durch die Föderirten sprach, weil er sich dem Dienste entzogen habe, und wie er bei Beginn der Schlacht im Lazareth in Luxembourg war, und daß ich nicht wüßte, was seitdem aus ihm geworden wäre, und daß ich ihn jetzt selbst gleichfalls fuchte.
Donnerwetter, Donnerwetter!" fluchte der Kapitän, indem er seine Kinnbacken schüttelte und wüthend auf seine Oberlippe biß.
Dann rief er plöglich, fich an die Stirn schlagend: ,, Warten Sie doch. Im Lazareth des Luxembourg fagen Sie?" Ja."
" Aber dann, dann ist ja alles gut! Allerdings! Bon diesem Lazareth Tamen ja wohl die Flüchtlinge, die sich nach dem Seminar von Saint- Sulpice retteten und die heute Morgen auf die Neunziger geschossen haben. Er muß bei ihnen gewesen sein, der Schmukkerl!"
Und er zog mich mit beschleunigten Schritten heraus. Er athmete geräuschvoll beim eilenden Gehen und hörte nicht auf zu fluchen, ohne auf das hinzuhören, was ich ihm sagte.
Das Seminar von Saint- Sulpice war von einem Jägerpoften bewacht. Der wachthabende Offizier erzählte uns gedrängt, was sich hier seit heut Morgen ereignet hatte. Man hatte hier die Verwundeten und Kranken in ihren Betten ermürgt. Ich erinnerte mich an den Nachbar aus der Rue de Servandoni, der mir etwa um zehn Uhr gesagt hatte, als er von der Place de Sainte- Sulpice zurückgekehrt war.
Gehen Sie nicht dorthin. Das ist ein Gemezzel! Das ist ein Gemezel. Gehen Sie nach Hause zurück. Wagen Sie sich nicht heraus."
Ich dachte mit Schaudern, daß vielleicht Baul und Cesarine mit unter den Opfern sein könnten. Wer weiß? Wer weiß, ob unter dem Geschrei und dem Todesröcheln, das ich heute Morgen von meinem Zimmer aus gehört hatte, nicht auch das ihre gewesen!
Bei der anwidernden Erzählung von dem Würgen zuckte der Kapitän nicht einmal zusammen. Er gab ihr vielmehr erst noch den gehörigen Nachdruck durch die Worte:
„ Das ist recht, das ist recht, Donnerwetter! Sie haben auf die Truppen geschossen."
Ich fragte den Jägeroffizier mit zitternder Stimme und zusammengepreßter Rehle:
st nicht eine Frau darunter gewesen?" Wer denn?" unterbrach der Kapitän, mit den Zähnen knirschend. Cefarine, nicht wahr? An sie denken Sie? nicht?"
„ Armer Paul! Arme Cefarine!" flüsterte ich weinend. Der Kapitän runzelte die Augenbrauen und mit seiner wildesten Miene sagte er mir:
Warum beweinen Sie sie? Er ist in der Insurgentenuniform gestorben und sie, als sie ausrief:„ Es lebe die Kommune!" Ich wurde vor Entsetzen beinahe ohnmächtig. Er ergriff mich beim Arm und stüßte mich, wie da unten beim Rückzuge, und er fügte rasch hinzu:
"
Man muß die Dinge nehmen wie sie sind. Die Ohren steif, mein Kleiner, etwas die Ohren steif, Donnerwetter!" Darnach hörte ich, wie er in seinen Bart murmelte: Alles in allem giebt es zwei Verkommene weniger!" " Oh, Kapitän," schrie ich auf, Kapitän, schweigen Sie. Beschimpfen Sie nicht dieses tapfere Mädchen, dieses edle Weib. Sie war eine Heldin, ich schwöre es Ihnen. Und ich schwöre es Ihnen auch, daß Paul unschuldig war. Und selbst wenn er schuldig gewesen wäre, selbst dann haben Sie nicht das Recht, so von ihm zu sprechen. Es war Jhr Sohn." Der Kapitän sah mir starr in das Weiße der Augen und dann erwiderte er mit langsamer und ernster Stimme: " Ich glaube es nicht." Ende.
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Die Erfolge der„ Challenger"-
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Expedition.
Bublikationen von der„ Challenger" Expedition einen Aufsatz, dem Jm Pester Lloyd" widmet Prof. R. Francé dem Abschluß der wir folgende Ausführungen entnehmen:„ Mit der unauffälligen Befcheidenheit der wahren Wissenschaft trat vor einiger Zeit ein Werk vor die Deffentlichkeit, wie es gigantischer noch selten die Presse verlaffen hat. Das Jahrhundert der Naturwissenschaften sichert sich darin einen würdigen Abschluß. Es wurde nämlich der 36. Band und damit die ganze Publikation der wissenschaftlichen Ergebnisse der englischen Challenger"-Expedition abgeschloffen und durch die Munifizenz der englischen Regierung den europäischen öffentlichen Bibliotheken als Geschenk der englischen Nation übermittelt.
Die Fäden der Geschichte dieses in seiner Art einzig dastehenden Unternehmens reichen weit in die Tage einer schon halb entschwundenen Generation zurück, in die letzten Tage der sechziger Jahre, in welchen die überraschenden Erfolge der Amerikaner bei. der wissenschaftlichen Durchforschung des atlantischen Ozeans den Wetteifer Englands wachriefen und so den Anstoß zur Ausrüstung einer epochalen Ozean- Expedition gaben. Es war eine natur geschichtliche Forscherfahrt um die Erde, die da geplant wurde, ein erneuerter Zug Magellan's, welcher unbekannte Gebiete des mensch lichen Wissen erschließen sollte. Die Abgründe des Weltmeeres, die Fragen der geographischen Vertheilung der ozeanischen Lebewesen, die Probleme der Tektonik des Meeresbodens, sie waren es, in deren Duntel diese neue Expedition Licht und Aufklärung bringen sollte. Die Aufgabe war groß, aber groß waren auch die Mittel zu ihrer Lösung und fie gelang. Die englische Regierung stellte ein Kriegsschiff, den„ Challenger"
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" Ich weiß nicht, ob sie Cesarine hieß," antwortete der Jägeroffizier, aber es war in der That eine Frau dabei. Eine Rasende! Eine Wahnsinnige! Ein verwegenes Mädchen trotz alledem, man kaun nicht anders sagen. Man hatte ihr Man wollte sie nicht tödten; Herausforderer), zur Verfügung, und binnen zweier Jahre wurde ihren Geliebten getödtet. man hatte sie nur gefangen genommen. Sie hatte das gepanzerte, feuerspeiende Kampfungethüm in das friedliche Heim fich an seinen Körper angeklammert und füßte ihn, stiller Arbeit und Wissenschaft, zu einem wahren Naturforscherschiff indem sie ausrief, daß sie auch sterben wolle. Man umgestaltet. Einer der hervorragendsten Biologen Englands, fonnte sie nicht auseinanderreißen. Endlich gelang es. Da Ch. Wywille Thomson, bildete mit einer Reihe von namhaften pflanzte sie sich vor einen Offizier auf, der den Säbel in der 30ologen, Botanikern und Geologen einen wissenschaftlichen Stab, Natürlich an dessen Arbeitstüchtigkeit und Arbeitsfraft schon a priori große Hand hielt und rief: Es lebe die Kommune!" Erwartungen geknüpft werden konnten. saufte der Säbel nieder.
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Wo sind die Todten?" fragte der Kapitän. " In der Kapelle. Wir gingen dahin. Es lagen dort etwa achtzig neben einander auf den Fliesen. Man glitt aus auf dem geronnenen Blute. Die Luft war mit einem faden Geruch geschwängert. Es roch wie in einem Schlachthause.
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Am 21. Dezember 1872" lief der„ Challenger" aus dem Hafen von Portsmouth aus, wo man ihn 31/2 Jahre hindurch nicht wieder sehen sollte. Und nun begann ein wahrer Triumphzug der Naturwissenschaften über die Erde, welcher die kleine Forscherschaar von den fieberathmenden Gestaden der Tropen zu den Eisbarrièren der Südsee, aus den großen Handels- und Kulturzentren der fünf Welttheile zwischen die den sprechenden Affen nahekommenden Rannibalen Polynesiens führte. In 31/2 Jahren legte der„ Chalenger" 68 890 Seemeilen zurück, also einen Weg, der dem dreiachen Umfang der Erde (= 21 600 Seemeilen) entspricht. Aus Hunderten und aber Hunderten von Tiefenmessungen, Temperatur Die Leichen Cefarinens und Pauls lagen dicht neben- beobachtungen und erfolgreichen Fischzügen mit Schlepp- und Plankton- Netzen setzte sich die Unmaffe des heimgebrachten Dateneinander, die Hände ineinander verschlungen. Paul war aus und Beobachtungsmaterials zufammen, welches in der großen unmittelbarer Nähe von mehreren Kugeln mitten ins Gesicht Schatzkammer der Naturgeschichte, im British Museum " seiner getroffen. Sein Kopf hatte kaum mehr ein menschliches Aussehen. I weiteren Bestimmung: der wissenschaftlichen Aufarbeitung harrt.
Da ist sie!" sagte der Kapitän, indem er etwa bis zur Mitte der Reihe eilfe.
Und dann mit einem heiseren Ausdruck: Und er auch.
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