Theater.— Der Münchener Intendant v. Possart beabsichtigt imerbste eine Schule für T h e a t e r m a l e r e i einzurichte».rofessor v. Lenbach und Professor Jiudolf Seil; werden ihn dabeiunterstützen. Außerdem soll eine Lehrkraft aus Wien au die Schuleberufen werden.—Aus dem Thierreiche.io. Die Urahnen u n s e r e r H u n d e. Nach einem Vor-trage, den Professor Stnder auf der 79sten Jahresversammlung derschweizer naturforschenden Gesellschaft in Zürich über die Geschichteder Hunderassen gemacht hat, weiß man jetzt ziemlich darüber Be«scheid, von welchen Vorfahren wir unsere verschiedenen Nassen abzu-leite» haben. Es sind fünf Staminformen, von denen drei in denPfahlbauten vorkommen, während die beiden übrigen zur Broucezeitlebte». Der am längste» bekannte Vorfahre unserer Hunde ist dersogenannte Torshund, von dem berühmte», jüngst verstorbenenZoologen Rütimeyer zuerst beschriebe», dieser Hund war in derneueren Steinzeit der Begleiter des Menschen, und von ihmstammen alle unsere Spitze und Pinscher ab. Schädel undandere Knochenreste des Torfhundes sind in großen Mengen in denPfahlbauten gefunden worden, und schon zu jener Zeit konnte maneine Unterscheidung zwischen Spitz und Pinscher machen. A»manchen Stellen, z. B. bei Bade» im Argau, findet sich derTorfhund noch zur Römerzeit. Eine Reihe der heute beliebtestenHunderassen leiten ihren Ursprung von einem Hnnde aus der Stein-zeit her, der nach dem russischen Gelehrten Jnostrauzew benannt ist,und zuerst von Anutschin in Ablagerungen am Ladoga-See, späterauch in dem Pfahlbau von Font am Neuchateler See gefundenwurde. Am reinsten hat der sibirische Schliltenhund, der sogenannteLaika, den Typus jenes Hundes bis ans unsere Zeit bewahrt, außer-dem aber verdanken wir ihm auch die Entstehung des Nenfund-länders. des Bernhardiners und der Dogge» und ihrer Zwerg-formen, deren kleinste unser Mops darstellt. Der dritte Hund ansder Steinzeit wurde von Stnder selbst in einem Pfahlbau am Ueber-liger-See gefunden, er ist groß und schlank gebaut und hat eine voll-kommen übereinstimmende Schädelform mit dem schottischenDeerhound; von diesem Hunde stammen die Hirschhuudeund die irischen Wolfshunde ab. Zur Zeit, als die Gallierist der Schweiz weilten, war dieser Hund dort im ganzenLande verbreitet. Ein Hund der Broucezeit, der den lateinischenNamen lZanis fainiliaris inatris optiinao(Haushund der Göttin»mutter) erhalten hat, ist der Ahne unserer Schäferhunde und Pudel.Eine fünfte alte Hundeart endlich, ebenfalls aus der Broncezeitstammend, hat den Jagdhunden das Leben gegeben. Eine ganz be-sondere Entstehung hat die Rasse der Windhunde, deren Vorfahrennamentlich in der Umgebung des Mittelmeeres und besonders inEgypten von den ältesten Zeiten an von Menschen gehalten wurden.Es unterliegt kaum einem Zweifel, daß diese Forme» die größteAehnlichkeit mit dem Pariahund« besitzen, der also als die Stamm-form unserer Windhunde zu betrachten ist.—Astronomisches.t. Veränderungen auf dem MarS. Der französischeAstronom Antoniadi, der in der letzten Zeit durch Entdeckung einerneuen Theilung in dem Ringsystem des Saturn bekannt geworden,giebt in der Londoner Monatsschrift„Knowledge" eine interessanteUebersicht über alle wichtigeren Marsbeobachtungen seit demJahre lSSs und macht bei dieser Gelegenheit besonders darauf auf-merksam, daß die Gegend der sogenannten Großen Syrte in diesenJahren mannigfache Veränderungen erlitten und eine beträchtlicheAusdehnung in das Gebiet des sogenannten Möeris-Sees und desLilaga erfahren hat. Außerdem sind während der letzten Jahrezwei Kanäle in dieser Gegend entstanden. Antoniadi begleitet seinenAufsatz mit einer Skizze, durch die er die in de» letzten 23 Jahrenerfolgten Veränderungen auf dem Planeten darlegt. Er spricht dieUeberzeugung aus, daß derartige Veränderungen auf dem Marsüberhaupt eine dauernde und sehr gewöhnliche Erscheinung seien.Die Oberfläche dieses Planeten besitzt zwar sicher einige gleich-bleibende Formen, aber die Einzelheiten und die Gestalt des Kanal-netzes seien im hohen Grade schwankend, zu Zeiten in so hohemGrade, daß die Veränderungen einen phantastischen, grotesken und,wie Antoniadi sich ausdrückt, beinahe lächerliche» Charakter an-«ehmen.—Humoristisches.---. Klag Hopsteert un datSpook. In Brooker's Husharrn se vör Tiden enen regelmäßigen Klub. Dar verfannnel sick deganze Naiverschap bi'n Düsterwer'n üm't Für un vertell sick aller-Hand Geschichten; besunners Geschichten von Hexen, Spook,Weddergah», Vörlaat un so wider, de awer natürlich alle wahrwören.> Dat wör Klas Hopsteert sin Lust, wenn de Red up Hexen unGespenster köm; keener möch lewer von dül Kapittel hören as he,un wenn dat süß ok man swack mit sine» Glowe» bestellt wör— anHexen un Düwelsspook löw he mit Liw«n Lewen. Un wenn hedenn«a Hus ging, so seeg he in sin Upgeregtheit in jeden Busch,in jeden Boom wat Ocwernatürliches.So güna he enes Abends gegen Klock ölwen ok denfPatt an denBeet henoahl, als he up enmal in'» Hahllicht«n gräsige Gestalt vör~> rsick stahn seeg. Dat möß woll de Leege sülwft wefen! Klasen stünende Haar to Barg as en Heidböst; utbögen könn he nich, up beideSiden wören deepe Grabens, un weglopen!— ja, wer könn wollvör en richtig Spook weglopen.„Büst Du von Gott, so sprick!Büst Du vom Düwel, so wik! röp Klas toleßt in sin Dodes«angst.—„Ick bin Hinnerk Borchers von'n Riep! Ick hev mi en Koh vonZewener Markt halt— dat ol Deert will»ich ut de Stäe,'t wardja woll free bang vör Di", wör de Anlword.—(Friedrich Freudenthal in„Niedersachsen".)Vermischtes vom Tage.— Unwetter. Ueber ganz Nord-Schlesivig undDänemark gingen am Sonntag Nachmittag und Abend außer-gewöhnlich schwere Gewitter mit wolkenbruchartigcm Regen undHagelschlag nieder, welche stellenweise bedeutenden Schade» an-richteten. Ans vielen Orten werden Fenersbrünste infolge von Blitz-schlügen gemeldet. I» Rinkenis wurde ei» Mann vom Blitz er-schlagen.— An demselben Tage wurden auch die nördlichenProvinzen Belgiens von einem schweren Unwetter heim-gesucht. Die Ernte wurde größtentheils zerstört. Vierzeh» Personenwurden vom Blitze getroffen, sechs davon getödtet.—— I» M c y» k o w o bei Sainter in der Provinz Posen ist am3. August ein Wolf geschossen worden. Unmittelbar vor derStadl Posen wurde zum letzte» Male im Jahre lö66 ein Wolf imGlacis erlegt.—— Mordversuch Der Sohn eines Mühlenbesitzers beiArnshain versuchte eine Dienstmagd seiner Eltern zu ermorden,mit der er ein Verhältniß hatte, das nicht ohne Folgen blieb. Erlockte sie ans de» Heuboden, warf ihr eine befestigte Schlinge nmden Hals und stieß sie, damit sich die Schlinge zuzöge, hinab in dieTenne. Durch die Wucht des Falles riß die Schlinge, der Mördervermochte das Mädchen auch auf der Tenne nicht zu tödten. DasMädchen wnrde in die Klinik nach Marburg gebracht.—— S t e r b e f ä l l e. In Heidelberg ist der bekannteChemiker Professor Victor Meyer, in Zürich der Professorder deutschen Literatur und Biograph Gottfried Kellers, JacobB ä ch t o l d, in Basel der Kunsthistoriker Professor JacobBurckhardt gestorben.—— Der Pfarrer von K a r p s h a m(Niederbayern) verbot seinenPfarrkindern trotz ihres Bittens das Einernten des Weizens amSonntag, den 25. Juli, mit dem Bemerke», daß nachmittags Vitt-stunde für eine glückliche Ernte sei. Die Karpshamer Pfarrkinderfolgten dem Pfarrer. Montag begann der Regen und das folgendeHochwasser schwemmte die Weizengarben fort, wofür die Karpshamersich nun bei ihrem fromme» Psarrherrn bedanken können.—— In Wien hat sich ein deutscher Schiffslieutenant wegenSchulden erschossen.—— U e b e r s ch w e m m u n g e n in Ungarn. In N e u p e stist in der Nacht zum Sonntag der Donaudamm gerissen, wodurchüber Ivv Häuser überschwemmt wurden. Tie Bewohner verselbenwurden im Schlafe überrascht und konnte» nur das nackte Lebenretten.— Am Montag begann das Wasser zu fallen.—— In R o s e n b e r g(Ungarn) stürzte die Kuppel desin Bau begriffenen Stadthauses ein; 31 Arbeiter wurden verschüttet,mehrere sind lebensgefährlich verletzt.—— Tyroler Blätter melden: In F a n z a s o bei Bellnno be-findet sich ein Mutiergottesbild, zu dem auch aus dem benachbarte»Tyrol viel gewallfahrtet wird. Letzten Sonnabend nun kam eineTyroler Wallsahrerschaar, an der es den italienischen Grenzzoll-Wächtern auffiel, daß gar so viele Säuglinge miltameu, die von denMüttern sorgfältig auf den Armen gewiegt wurden. Die Zoll-Wächter näherten sich, und da zeigte es sich, daß die Säuglingeeigentlich— Zuckerhüte waren, die man sorgfältig mit Tüchernumhüllt hatte.—— E i s e n b a h n u n f a l l. Auf der Linie Como-Vares«stießen zwei Züge aufeinander; vier Personen wurden schwer, zehnleicht verletzt.—— Bei einem in C a r a b a n ch a l(Spanien) gelegentlich derStiergefechte entstandenen Streit wurden sechs Personen schwer undzahlreiche andere leicht verwundet.—— London bat in den letzten Tagen eine kaum erträglicheHitze erlebt. Selbst der Lord-Oberrichler wurde von der Hitze ge-zwungen, sich der Abzeichen seines Amtes zu begeben. Er hatte inseinem Gerichtssaal schon Thüren und Fenster öffnen lasse», aberdie Hitze that es ihm doch noch an. Plötzlich rief er aus:„Das istnicht auszuhalten. Ich will meine Perrücke und meinen Talar ab-legen und erlaube Ihnen, meine Herren Advokaten, dasselbe zuthun". Das gesammte anwesende Bureau folgte dem Winke.—— Am kostspieligsten ist das Leben in Guatemala.der Hauptstadt des gleichnamigen Landes Ein Pfund Brot kostet1 Franks 50 Centimes, ein Pfund gewöhnliche Bntter 5 Franks.Kartoffeln kosten bis zu IS Centimes das Stück. Ein Liter Milchkommt auf 1 Franks öv Centimes, ein Liter Landwein ans IS Franks.Die Miethspreise für Wohnungen, die mäßigen Ansprüchen genügen,schwanken zwischen 4000 und S000 Franks, und für ein kleines un-möblirtes Hans bezahlt man 12 000 Franks. In den Gasthäusernkann man nicht billiger leben als um SS Franks täglich.—Verantwortlicher Redakteur: August Jacobe», in Berlin. Druck und Verlag von Max Babing in Berlin.