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durch das spinnverwebte Fensterchen fiel kein Schein zitternden Mondlichts. Der Bursche lauschte nebenan alles still fein Athemzug!

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Er tastete zu dem Bretterverschlag. Er stolperte, er stieß sich den Kopf, nun faßte seine Hand nach dem Griff des niedrigen Thürchens, er drückte ihn nieder es ging nicht, drinnen ein Widerstand.

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Barbe, Barbara!" Heiser Klang das Raunen durch die Dunkelheit. Barbe  , maach uf, ech sein et!"

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Keine Antwort.

Stärkeres Flüstern, Rütteln an den schwachen Brettern. " Uf, Barbara, maach uf, ech sein et, dän Lorenz  maach." Kotz Donner, fie verstellte sich. Dau mußt mich heren, ech muß met Der sprechen- gif Antwort, Barbe, Barbe Barbara!"

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Drinnen raschelte der Strohsack, die Bettstatt trachte, schwacher Lichtschein glomm auf, eine verweinte Stimme ent­gegnete:

" Jao, wat lärmste e su?"

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Berlin   wurde nicht verlängert. Die Stadtgemeinde hatte schon im Jabre 1845 mit dem Bau zweier Gasanstalten die eine am Stralauer Platz und die andere in der jetzigen Gitschinerstraße- begonnen.

liche Recht erhielt, Gasröhren zur Versorgung der öffentlichen wie Während nun die Gemeinde durch Kabinetsordre das ausschließ privaten Gasbeleuchtung in allen Straßen zu legen, wurde die Gasversorgung durch die englische Gasanstalt auf die Straßen und Pläge beschränkt, in welchen sie bis zum Jahre 1846 Gasleitungen eingerichtet hatte.

Durch die Konkurrenz sah sich bie Continental- Gas- Assoziation veranlaßt, ihre Gaspreise bedeutend zu ermäßigen. Von 1847 an toftete der Kubikmeter 25 Pf.; schloß man aber einen siebenjährigen Bertrag mit der Gesellschaft, so ermäßigte fich der Preis pro Rubif­meter auf 21 Pf. und bei einem 14jährigen Wertrage sogar auf 18 Pf. Im Juli 1862 trat abermals eine Preisermäßigung um 10 pt. ein und seit Juli 1895 foftet der Kubikmeter Gas, der als Industrie­Gas gewöhnlich Heiz- Gas genannt verwendet wird, pro Rubit. meter 10 Pf.

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Wenngleich nun der Kontinental- Gas- Affoziation durch die städtischen Gasanstalten ein Theil des Absatzgebietes entzogen wurde, so bewirkten doch die bedeutenden Preisermäßigungen eine solche

" Barbe  , maach uf, en einzig Word, ech giehn gleich widder Erhöhung des Konsums, daß wiederholt Vergrößerungen der beiden ech muß Dech sprechen."

Esu wart!"

An der Thür ward gebastelt, fie gab nach, der Bursche drängte haftig hinein. Die trüb brennende Stalllaterne auf dem Schemel neben dem Bett warf ihren Schein über die Gestalt des Mädchens, das im kurzen Unterrock mit nackten Füßen auf dem Estrich stand. Die Hand hielt den Strick, mit dem das Thürschloß festgebunden gewesen, die blonden Haare hingen zerzaust um das blaffe Gesicht und fielen lang über die bloßen, schön gewölbten Schultern. Barbara's Augen starrten den Eintretenden groß und düster an:

Wat willste von mir?"

" Barbe  ," der Bursche griff nach ihrer Hand, sie riß sich los, Barbe, et muß sein, Dän Badder merkt ebbes- Du mußt weg."

Ech giehn jao."

-D

" Jao, äwer ganz weg mußte bleiwfte im Dorf, kömmit alles an den Dag, on et darf net eraus kommen, et darf net! Barbe  , ech han fein ruh'ge Stund mich, duh mer't ze lief, maach weg!"

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Waorum?" " Jeß,

" D Jeß, waaß ech et Jeffes, Jesses!"

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Sollen ech in't Waasser, in de Kyll?"

Er fuhr auf und starrte sie entsetzt an, er stammelte:

Ne, e ne, net e su, net e su

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dat maanen ech net." ( Fortsetzung folgt.)

Die Geschichte

Gasanstalten vorgenommen werden mußten. Nachdem die Gesell­schaft schon im Jahre 1853 und 1855 die Gaslieferung für die Vororte Alt- und Neu- Schöneberg und im Jahre 1878 auch für die Gemeinde Tempelhof   übernommen hatte, schloß sie im Laufe der folgenden Jahre noch Gaslieferungs- Verträge mit einer ganzen Anzahl anderer Vororte ab.

Als die Stadt Berlin   mit der Errichtung ihrer beiden ersten Sasanstalten vorging, gedachte sie zunächst Gas zur Speisung von 5140 öffentlichen Laternen und 20000 Privatflammen zu produziren. Man durfte annehmen, mit diesem Gasquantum auf Jahre hinaus allen Ansprüchen zu genügen, da ja die englische Gasanstalt im Jahre 1845 erst 1842 Laternen und 8000 Privatflammen speiste. Die Gasanstalten der Stadt übernahmen bei ihrer Eröffnung im Januar 1847 die Gaslieferung für 2019 Laternen und 823 Privats flammen.

Die städtischen Gaspreise waren dieselben wie die der englischen Gesellschaft, nur daß letztere noch einen Rabatt von 5 pet. ge­währte, der sich bei einem halbjährlichen Gastonsum von mehr als 1 Million preußischer Kubitfuß- etwa 31 000 Kubikmeter- noch besonders um 5 pCt. erhöhte.

Die Produktion der zwei städtischen Gasanstalten reichte bald nicht mehr aus, so daß zunächst eine dritte Gasanstalt in der Müllerstraße erbaut wurde, die im Dezember 1859 ihren Betrieb eröffnete; diese war von vornherein so eingerichtet, daß sie allein eine tägliche Produktion von zwei Millionen englischer Kubikfuß Nachdem

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zur

Bei

Der Lorenz faßte seinen Kopf in beide Hände; sie trat etwa 57 000 Rubikmeter zu bewältigen vermochte. die Stadt in den Jahren 1872 bis 1874 eine vierte Gasanstalt in bicht an ihn heran und zischelte ihm in die Ohren: der Danzigerstraße erbaut hatte, deren tägliche Leistung auf 300 000 Rubitmeter normirt wurde, sah sie sich gezwungen, in den Gasanstalten der Müller und Gitschinerstraße verschiedene Um bauten in den Jahren von 1876 bis 1885 vorzunehmen. Aber schon 1889 lag abermals die Nothwendigkeit vor, Befriedigung aller Ansprüche die städtische Gas- Produktion durch den Bau einer fünften Gasanstalt zu ergänzen. Schmargendorf   wurde ein passendes Grundstück gekauft und von 1890-1898 der erste Theil der Gasanstalt, deren tägliche Die Leistungsfähigkeit 350 000 Rubifmeter betragen wird, erbaut. Gasanstalten haben zu ihrer Ergänzung in den verschiedenen Stadt­Die Stadt Berlin   ist nach dem vollen Ausbau feiner vierten und fünften Gasanstalt in der Lage, in 24 Stunden über eine Million Rubikmeter zu produziren. Die Gesammt­Produktion aller Gasanstalten ist so vorgesehen, daß sie auf Jahre hinaus den Bedarf vollkommen zu decken vermag. Die Gesammtausgaben für die städtischen Gaswerke mit den Rohrleitungen und dem Erwerb der Grundstücke betrugen bis zum Jahre 1895 über 66 Millionen Mark.

der Berliner   Gasbeleuchtung.

Bon P. M. Grempe.

Als die Regierung im Jahre 1680 für die Stadt Berlin   Be- theilen Gasbehälter erhalten. ftimmungen über die Einrichtung einer Baupolizei, der auch die Sorge für die Reinigung und Pflasterung der Straßen übertragen wurde, erließ, protestirte die Berliner   Bevölkerung lebhaft gegen die Ausführung derartiger Bestimmungen. Es erscheint uns heute faum glaublich, daß sich ein gleicher Widerspruch der Berliner  gegen die öffentlichen Straßenbeleuchtung richtete, die vom Jahre 1679 bis 1682 vorgenommen wurde. die Einführung

der

Bis zum Jahre 1826 wurden die Straßen in Berlin   mit Del­lampen beleuchtet. In diesem Jahre begann man damit, die größeren Straßen und Pläge mit Gaslicht zu beleuchten. Nach längeren Ber­handlungen hatte die Kontinental- Gas- Affoziation", die heute im Wolksmunde den Namen Englische Gasanstalt führt, auf die Dauer von 21 Jahren die Verpflichtung übernommen, die Gasbeleuchtung in Berlin   innerhalb der Ringmaner gegen eine jährliche Entschädi gung von 93 000 m. nach und nach durchzuführen.

Nachdem sich die Gesellschaft vor dem Halleschen Thor eine Gasanstalt erbaut hatte, förderte sie ihre Arbeiten so, daß sie schon im September des Jahres 1826 die Straße Unter den Linden   mit Steinkohlengas   beleuchten konnte. Schon 1829 hatte sie ihre Auf­gabe erfüllt; 1783 Gaslampen erhellten die Straßen und Pläge und nur noch 930 Dellampen verblieben für die Beleuchtung der kleineren Nebenstraßen. Da aber schon im Jahre 1827 Private begannen, Gas zur Beleuchtung ihrer Geschäftsräume zu benutzen, mußte die Rontinental- Gas- Assoziation 1837 thre Gasanstalt vergrößern. Troß­bem nun die tägliche Gasproduktion auf 28 000 Rubikmeter stieg, reichte auch diese Leistung nicht mehr aus, den bedeutend ge­fteigerten Gastonsum zu bewältigen. Im folgenden Jahre wurde baher eine zweite Gasanstalt in der Holzmarktstraße erbaut.

Der 21jährige Vertrag zwischen der Assoziation und der Stadt

Im Anfang des Jahres 1896 wurden 21 518 Laternen und 933 722 Privatflammen gespeist. Unter den öffentlichen Laternen befanden fich über 6600 Intensivbrenner, deren tündlicher Verbrauch zwischen 400 bis 1600 Liter Gas schwankte. Im Laufe der beiden letzten Jahre hat man mit der Einführung der Gasglühlicht begonnen; dagegen werden einige Hauptstraßen schon seit Jahren mit elektrischen Bogen­lampen beleuchtet. Erwähnenswerth ist noch, daß die städtischen Gasanstalten im Jahre 1895 Gas für 1184 Gasmotoren, deren Leistung zwischen 1/4 bis 60 Pferdekräften schwankt, lieferten.

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Der Gesammt Gasverbrauch ist seit dem Jahre 1850 von 8 479 000 Rubikmeter bis 1895 auf rund 150 Millionen Kubikmeter gestiegen; auf den Kopf der Bevölkerung berechnet stieg also der Verbrauch von 20,2 auf 89,3 Rubikmeter.

Wenngleich aber die erfreuliche Thatsache konstatirt werden kann, daß in Berlin   auf dem Gebiete der öffentlichen Gasbeleuchtung ein ganz bedeutender Fortschritt zu verzeichnen ist, so darf auderer­feits nicht vergessen werden, daß das Gas im Haushalte der Familie. lange nicht die Rolle spielt, die ihm mit recht zukommt. Wiewohl auch der sogenannte fleine Mann" die Vortheile einer Gas beleuchtung wohl zu würdigen weiß, so hindern ihn doch die Kosten, welche das Legen der Rohrleitung 2c. verursacht, wie auch die Raution, die für den Gasmesser gestellt werden muß, die