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waren.

die zu ihm hereingebracht worden und die seine Lieblingsspeisen Izuweilen feurig überschäumende Leidenschaft des Ausdrucks. Herr Sommer machte aus dem liebesleichtsinnigen Herzog einen Er schauderte zusammen. bluteeeren Schüchterling, der mit seiner weinerlichen Gesangsmanier Die Henkermahlzeit!" flüsterte er. Dann setzte er sich, seine die herzhaften Trivialitäten Verdi'scher Melodik in die Sphäre lang= Muth- und Hoffnungslosigkeit gewaltsam abschüttelnd, zu uns und weiligster Anständigkeit rückt. Fel. Reinisch muß vor allem an ., wie einer, der nicht weiß, was er thut. Maschinenmäßig der materiellen Gesundung ihres sehr hübsch timbrirten Koloratur­faft. Dann schob er die Teller zurück und holte ein Ding aus der soprans arbeiten, bevor sie auf Erfolg in einer solch anspruchsvollen Tasche, ein Ding fag' ich Euch... doch warum soll ich's Euch nicht Aufgabe, wie die Gieda" ist, rechnen darf. Die Magdalena" fagen: seine Pfeife. des Fel. Rothäuser war neben der Hauptfigur die beste Leistung des Abends.

Wehmüthig betrachtete er sie.

Seht Ihr, Jungens," sagte er, nichts wird mir so schwer, als der Abschied von diefer meiner Freundin, die mir so oft in schweren Stunden eine Trösterin gewesen. Meine lehte Pfeife!" Und es war, als zitterten Thränen in feiner Stimme nach. Die letzten Rauchwolken, die ich ihr entlocke! Die letzten!"

Mit feierlicher Wehmuth steckte er seine Pfeife in Brand, mit feierlicher Andacht zog er den Rauch in sich ein und stieß die Wolken langsam von sich, als könne er sich nur zögernd davon trennen. Er wurde bleich, und seine Lippen zitterten.

Die letzte Pfeife!" fam es stöhnend aus seiner Brust und plöglich wie es tam, ich weiß es nicht... aber plöblich ent­glitt die Pfeife seinen Lippen fie fiel, und in Scherben lag sie auf dem Boden! Er aber starrte auf diese Scherben mit einem Blicke, den ich nie vergessen werde.

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Dann stand er auf. Mit einer Hand fuhr er sich glättend über die Stirne und durch das wirre Haar.

Das ist der Anfang vom Ende," flüsterte er und streckte uns feine Hände entgegen, die wir erschüttert ergriffen und drückten.

Am nächsten Morgen trat er den schweren Gang an. Er war blaß und gefaßt. Der Priester ging ihm zur Seite und redete liebevoll auf ihn ein. Wir folgten. Nocheinen beredten Blick warf er uns zu. den Abschied für ewig, dann stieg er die Stufen hinan die Stufen zum Altar und ließ sich mit Miß Edith Smith trauen! Mark Twain  .

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-Bur Geschichte der Blizableitung. Die Alten scheinen sich sehr mit den Eigenschaften der Blitzstrahlen beschäftigt zu haben; auch ihnen war es einerlei, den Blitzstrahl oder die Gott: heit selbst auf die Erde herabzuleiten. Nach Plinius   hatte Numa, der zweite König Roms, diese Macht sehr oft ausgeübt. Man hat sogar behauptet, daß das Verfahren, wodurch man aus den Wolfen die elektrische Flüssigkeit ableitete, dem Numa Pompilius   bekannt gewesen und daß sein Nachfolger Tullus Hoftilius ums Leben ge­fommen sei, weil er dieses gefahrvolle Verfahren auf eine unge schickte Weise angewendet habe. Man findet auch wirklich bei Plinius  in Bezug auf Tullus Hostilius   folgende merkwürdige Stelle:" In dem Augenblicke, wo er das Herabfahren des Blizes nach dem Ber­fahren des Numa, aber auf eine ungeschickte Weise versuchte, wurde Tullus   vom Blize erschlagen. Quod scilicet fulminis evocationem imitatum parum rite Tullum Hostilium ictum fulmine." Plin.

lib. II. c. 53.

Man findet ferner im Lucan eine in Beziehung auf denselben Gegenstand sehr merkwürdige Stelle. Von Aruns, einem gelehrten Etrurier, der in den Bewegungen des Bligitrables sehr erfahren war, behauptete man, daß er die Feuer des Blitzes, welche in der Luft zerstreut find, gesammelt und in die Erde vergraben habe. Aruns dispersos fulminis ignes

colligit, et terra maesto cum murmure condit. Lucan., Phars., I. 606.

Es ist einem Dichter wohl kaum möglich, sich bestimmter über die Anwendung der Blizableiter auszusprechen. Die Etrurier hatten nach den alten Schriftstellern und nach den auf uns gekommenen Alterthümern schon in einer weit entfernten Zeit eine sehr voran­geschrittene Zivilisation.- ( Elektrot. Rundsch.")

Musik.

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Jm Theater des Westens spielte die Morwig- Dper mit der Aufführung der Jüdin" ihren lezten Trumpf aus. Die Auf­führung war mit hör- und sichtbarem Eifer vorbereitet, ohne daß die dilettantische Hilflosigkeit des Orchesters und die folistischen Mängel hätten ganz überwunden werden können. Der ehemalige Darmstädter Hofopernsänger Baer bietet als" Eleazar" unserer Phantasie nur mehr die wehmüthige Erinnerung an die Zeit, wo die Ausdauer seiner Stimmmittel den heroischen Anforderungen diefer Heldentenorpartie gewachsen war. Die Recha" des Frl. Kahler litt unter einem Gesangs- Naturalismus, der ja seine schönen Momente haben, aber niemals vollkommen befriedigen tann. Eine bis auf wenige trübe Intonationen echtwerthige Kunstleistung gab Herr Keller als Cardinal, während Herr Studemünd als Prinz Leopold das schlimmste leistete, was an beleidigender kehliger und gaumiger Zongebung geboten werden kann.

Kunft.

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-Ein Mosait ersten Ranges hat man, wie der Boff. 3tg." geschrieben wird, in Boscoreale, zwei Rilometer nordöstlich von Pompeji  , gefunden. Das Kunstwert ist aus verhältnißmäßig großen Travertinstücken und mit aller Subtilität der antiken Kunstfertigkeit zusammengefügt. Sieben vollbärtige Weise von griechischer Gesichts­bildung, in verschiedenartig drapirte. Togen gekleidet, sind auf einem Hügel gruppirt dargestellt. Vier von ihnen siten auf einer mit Riffen belegten Ruhebant. Der an zweiter Stelle plazirte Weise hält ein Stäbchen in der Rechten, mittels deffen er soeben im Sande zu demonstrirt zu haben scheint- vielleicht die Theorie der Kugel seinen Füßen einige trigonometrische oder sphärische Theoreme demonstrirt zu haben scheint gestaltung der Erde. Darauf bin deutet wenigstens ein Erdglobus, der im Vordergrunde auf einem fubischen Kasten ruhend angebracht ist und seinerseits von Kreisen mit großer und kleiner Peripherie umgeben ist. Fernerhin ist im mittleren Hintergrunde eine Säule halten Papyrusrollen in der Hand, die sie einem anderen Kasten wahrnehmbar, auf der eine Sonnenuhr sich erhebt. Drei der Weisen mit geöffnetem Deckel entnommen zu haben scheinen. Vom Beschauer aus linker Hand bemerkt man ein Tempelchen von einfachen architektonischen Verhältnissen und neben diesem eine Eiche, beides symbolische Darstellungen, die darauf hinweisen, daß die Stätte der Minerva, der Göttin und Beschützerinnen der Wissenschaften, ge­weiht und geheiligt ist. Im ferneren Hintergrunde thürmen sich die Wälle einer Stadt. Das Mosait ist von einer wunderbar ge arbeiteten Bordüre, aus Blüthen und Blättern gebildet, umrahmt. Das Bildwerk ist sehr gut erhalten.-

Kunsthandwerk.

Ueber den, Trinkbecher Nero'3", ein im Besitz des Fürsten   Trivulzio befindliches Kunstwert von einzig dastehendem Werth, das Winkelmann in seinem Werke über antike Kunst zum erftenmale bekannt gemacht hat, bringt der Wiener   Kunstgelehrte theilungen. Um den Glasbecher, der ungefähr von der Höhe einer Rudolf Beer   im N. Wiener Journal" einige bemerkenswerthe Mit­Hand und zart rosa angehaucht ist, läuft ein weitmaschiges Netz von azurblauen Glasringen, die durch kleine feine Glasstäbchen mit dem Becher selbst verbunden sind. An den strahlenförmig vom obersten Rande ausgehenden Glasstäbchen sind große, gleichfalls blaugefärbte Rapitalbuchstaben angebracht, die zusammen einen Trink­spruch ergeben. Er lautet: ,, Libe, vivas multis annis". Das -er-, Aus der Woche. Neues Operntheater. Der glaubwürdigen Darstellung von Bizet's Carmen" bleibt die Carmen  " bleibt die Kunstwerk ist in fast vollendeter Weise erhalten; ein ganz kleiner fonst so große Kunst der Prevosti die Charakterwahrheit schuldig, Sprung, der in der Mitte des Glases läuft, ist erst bei Der Pokal, der keinen die sich durch fascinirende Eigenheiten und die feinste Technik der ganz genauer Betrachtung sichtbar. Details nicht ersetzen läßt. Dem Organe der Künstlerin, das sich Fuß oder Untersatz befißt, war offenbar bestimmt, nach dem für den Ausdruck lyrischer Empfindungen Töne aus dem Grunde Gebrauche bei den römischen Tischgelagen in eine Vertiefung oder der Seele zu holen vermag, fehlt für die dämonische sinnliche Rück- in einen Ring eingelegt zu werden. Wie Beer berichtet, soll ein fichtslosigkeit der Carmen die Kraft der Unbeugsamkeit und Bruta- venetianischer Meister der Glasfabrikation, der eigens nach Mailand  lität, die bei der Prevosti etwas von der Anmuth einer besonnenen gekommen war, um den Pokal naturgetreu zu fopiren, denselben für Kühnheit besikt. Viel weiter hat Herr d'Andrade die Grenzen unnachahmbar erklärt haben. Das Hauptstück desselben, der eigent­feiner Begabung hinausgerückt, welcher für den Don Juan   der liche Becher, ist nämlich Blasarbeit, das Netz von Ringen aber ge feinste, fast verloren gegangene Klassizismus der Gesangskunst und schliffen und mit dem Mittelstück in einer geheimnißvollen Art ver­bie berückendste förperliche Beredtsamteit, für die groteste Tragit bunden. Das einzige bekannte Pendant zu dieser kostbaren Reliquie, des Verdi'schen Rigoletto  " jedoch gerade jene moderne, brutal ein übrigens nur fragmentarisch erhaltenes römisches Trinkglas, accentuirende italienische Manier zur Verfügung steht, die ja die das früher in Straßburg   aufbewahrt wurde, ist bei dem Brande Zerstörerin des klassischen Operngesangsstiles ist. Ein Meister der der Stadt während des deutsch   französischen   Krieges vernichtet buntesten Details, weiß d'Andrade diese zu einem Gesammtbilde zu ver­einigen, das eine in sich geschlossene tragische Individualität dar­stellt. Für die verbogene und verkrümmte Hofnarrenfigur, die sich Interessante Aufschlüsse über das Gedächtniß unter den Qualen des zertretenen Vaterherzens trümmt, wendet er bringt das Journal" Revue Suisse": Das Wesen des Gedächtnisses das kraftvollste Kolorit und die schärfsten Reize seiner Charakte- besteht darin, daß unter dem Einflusse äußerer Eindrücke eine Raum­risirungskunst an; und besitzt sein Organ auch nicht die warme veränderung der Gehirnmoleküle zu stande kommt. Indessen ist die Fülle, welche Kantilenen von langem Athem mit blendendem Stärke des Gedächtnisses von der Schwingung der Gehirnzellen, wie Klangzauber auszustatten vermag, so entschädigt es stets von der Tiefe der Raumveränderungen der Gehirnmoleküle abhängig, durch die ergreifende Wahrheit der Deklamation und die wobei Wiederholung und Aufmerksamkeit einen günstigen Einfluß

worden.

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Physiologisches.