endlicher Sieg vorauszusehen war, durftest Du ihn nicht herausfordern!" .Ich, Teßmer herausgefordert?" entgegnete Thal ärger- lich.Thue mir den Gefallen, und verschone mich mit solchen Verdrehungen der Thatsachen. Du weißt so gut wie ich, daß Teßmer in offener und versteckter Form nichts weniger ver- langte, als daß ich meine Chefs und das waren bis vor kurzem eben die Majorität der Bauern in ihren Interessen schädigen sollte. Wenn ich für eine solche Pflichtvergessenheit nicht zu haben war, verdiene ich doch wahrlich keinen Vorwurf. Im übrigen lebe ich nicht von Teßmcr's Gnade, und wenn er meine Dienste nicht will, finde ich noch anderswo ein Unterkommen." Ei freilich. Du mußt Deinen Kopf aufsetzen! Du würdest Dir ja auch zu viel vergeben, wenn Du Dich den Wünschen, meinetwegen auch Launen, eines so einflußreichen Mannes wie Teßmer fügen würdest! Und doch könnten wir so glücklich und behaglich unser Brot essen, wenn Du Deine moralischen Schrullen" Genug! Kein Wort weiter! Ich kenne Deine Lebens- grundsätze bereits zur genüge und schenke Dir den Rest." (Fortsetzung folgt) Derlen. Die Perlen haben genau dieselbe Bildung, wie die Muschel- schalen selbst. Die Schalen aber werden vom Mantel abgesondert. Der platte, von der Seite her zusannnengedriickte kopflose Körper des Muschelthieres wird nämlich von zwei seillichen Blättern «ingeschlossen, welche hart an der innere» Schale anliegen und der Mantel genannt werden. Die beiden Mantelblätter sind an ihrem ganzen Rande hin frei und erscheinen nur an dem Schloß- rande der Schale und an dem Sacke, der die Eingeweide>»»- hüllt, angewachsen; sie umgeben daher das ganze Thier, wie ei» loser, oben geschlossener Sack. An dem formlosen, l, üblichen Thierkörper ist nur der für die Perlenbildung wichtige Umstand zu erwähne», daß das Adersystem, das besonders im Mantel und in den Eingeweide» sehr verästelt ist. sich frei nach außen öffnet, indem das farblose Blut in durchaus wendungsloseu Kanälen fließt, }o daß das Thier außer den Speisen, die es durch den Mund ver- chluckt, auch Wasser und die darin aufgelösten Nahrungsbestandtheile unmittelbar in sein Blut«inführe», natürlich aber auch willkürlich einen Ader-Erlaß veranstalten kann, ohne einer Verwundung zu be- dürfen. Was die Bildung des Mantels angeht, so besteht die Hanpt- maffe der dünnen, an den freien Rändern verdickten Mantelblätter aus manchfach gekreuzten Sehnen und Muskelfasern, die von vielen Gefäßen und Nerven durchzogen werden. Auf seiner inneren Fläche ist der Mantel von stets flimmernden Wimpern besetzt, die sich über- Haupt auf fast allen Oberflächen, inneren wie äußeren, der Muschel- thiere vorfinde» und für das Athmen und Ernähre» derselben von der größten Bedeutung sind. In dem Mantelrande, sowie an der äußeren Fläche derselbe» finden sich drüsige Bildungen, welche zur Absonderung der Stoffe dienen, aus denen die Schale zusammen­gesetzt ist. Man findet deshalb zu den Zeiten, wo die Schalenbildung besonders lebhaft ist. eine milchige Flüssigkeit in dem Mantelrande, die mit Säuren aufbraust und vielen Niederschlag von kohlensaurem Kalk enthält. Die Muschelschalen selbst bestehen nun bei allen denjenigen Thiere», welche Perlen liesern, wie die Seeperlmuschel, Flußperl- mnschel, Miesmuschel w. aus drei verschiedenen Schichten. Die änßerste wird von einem zerreibliche», meist schwärzlich grünen Ueberzuge von horniger Natur, der Oberhaut, gebildet, die aus dünne» Blättchen besteht. Auf diese Schicht folgt eine zweite, die aus unzähligen winzigen hornigen Säulchenzellen zusammengesetzt ist, welche mit Kalk- masse gefüllt sind. In dieser Lamellenschicht sind hauptfächlich die verschiedenen Pigmente abgelagert, welche manche Muschel so Herr- lich färben. Die dritte innerste Schalenschicht hat«inen blätterige» Bau und eine gleichförmige Grundmasse, welche äußerst sei» gestallet erscheint und durch die Brechung des Lichtes den eigenthümliche» Perlmutterglanz hervorbringt, welcher so viele» Muscheln eigenthüm- lich ist. Untersuchen wir nun den inneren Bau einer Perle, so finden wir, daß derselbe, ähnlich den Häuten einer Zwiebel, aus lauter konzentrischen Zwiebeln besteht, welche um einen Mittelpunkt herum, ein Sandkor», ei» Insekt tc. abgelagert sind. Die Perle ist nämlich nicht das Erzeugniß des regelmäßigen Lebens, fondern eine Art Krankheilsprodukt. Das Mnschelthier wird durch irgend ei» fremdartiges Körperchen, welches in seinen Leib eingedrungen ist, ge- reizt, Perlenmasse an Stellen abzusondern, wo es im gesunden Zu- stände nicht geschieht. Die reinsten Perlen findet man in der Seeperlmuschel. Jedoch fand man auch hin und wieder in der Elster in Sachsen  , Wottawa in Böhmen  , Jlz in Bayern   Perlen, welche den schönsten orientalischen an Reinheit des Wassers nichts nachgaben. Schon in den ältesten Zeiten gehörten Perlen zn den größten Kostbarkeiten. Theophrast erwähnt zuerst ihre Anwendung zn kost- baren Halsbändern oder Halsschnüren. Bei den machtberauschten Babyloniern, den üppigen Medern, den in verweichlichte» Genüssen schwelgenden Perser», überhaupt bei den meisten damaligen in der Geschichte epochemachenden Völker» Asiens   und Afrika's wurden die Perlen mit Gold aufgewogen. Die persischen Großen trugen im rechten Ohre zum Abzeichen ihrer Würde ein Ohrgehänge mit Perlen. Auch in Athen   trugen die Knaben der Vornehme» als Abzeichen edler Geburt im rechten Ohr ein goldenes Gehänge mit Perlen, während die Mädchen, wie bei uns, in beiden Ohren Gehänge trugen. Bei de» alten Aethiopiern und Egyptern umgaben sich die Fürsten   und Vornehmen des Landes mit Perlenschmuck, und ebenso eng sind auch die Perlen mit den Sagen und der frühesten Geschichte Indiens   verknüpft. Nach der indischen Tradition soll der Gott Wischnu, das Symbol der erhaltenden Kraft in der göttliche» Natur, die Perlen zuerst entdeckt und sie als Verzierung angewandt haben, um seine Tochter damit zu schmücken; daher sind die ersten Anfänge ihrer Gewinnung in Indien   in mythisches Dunkel gehüllt. Indische Frauen trugen seit den ältesten Zeiten Goldzierrathen, Schildpatt und Elfenbein, reich mit Perlen besetzt; ihre Haare schmückten sie mit Blumen und dnrchwoben sie mit Perlenschnüren, ebenso zierten sie Hals und Ohren mit denselben. Merkwürdig war das Gesetz bei den Indern, daß derjenige, der die Perlen und Edelsteine schlecht durchbohrte, nicht allein den Schaden ersetzen mußte, fondern auch noch eine Geldstrafe zu entrichten hatte. Wer solche Kostbarleiten aber stahl, hatte sein Leben verwirkt. Daß die älteste» Kolonien der Phönizier, welche schon früh durch die arabische Sandwüste den Weg nach den persischen Bahrein  -Jnseln gefunden halten, und die Pflanzstätten Griechen- lands in Klein-Asien   und Italien   die Perlen kannten und schätzten, daß Hellas und Roin sie benutzten, ist durch geschichtliche Ueber- liefernngen festgestellt. Allgemeiner wurde ihr Gebrauch, seit die römischen Adler dauernd bis Syrien   und Egypten vorgedrungen waren. Pompejus  , der siegreiche römische Feldherr, der Eroberer des Pontus und Syriens  , fand in dem Palaste des Mithridates einen so bedeutenden Schatz edeler Perlen, daß dem capitolinische» Jupiter in Rom   ein ansehnliches Weihgeschenk davon dargebracht werden konnte, und zwar in einer solchen Menge und Auswahl, daß dasselbe später ein beträchtliches und höchst werthvolles Perlenmuseum bildete. In seinem dritten Triumphzuge (61». Chr.) führte Pompejus   33 Perlenkroncn und sein Bildniß in Perlenmosaik ans. Diese Pracht mußte bei den Römern, die über- Haupt das Seltene liebten, Lust zum Besitz eines so kost- baren Naturerzeugnisses erwecken; so erzählt Arrian  , daß die Kaufleule, welche in Indien   Waaren einkauften, zu seiner Zeit viele Perlen von dort brachten, die von den reichen Römern so gierig gesucht wurden, wie früher von den begüterten Griechen. Die Perlen wurden namentlich ans der Insel Epiodorus durchbohrt, woher auch mit Perlen gestickte baumwollene Zeuge kamen, die den römischen Damen zn Falbeln an ihren Kleidern dienten. Vom letzten Jahrhundert v. Chr. an wurde in Rom   und den dazu gehörigen Ländern ein unbeschreiblicher Luxus mit Perlen ge- trieben, und diese sich steigernde Liebhaberei erreichte, je mehr das Weltreich dem Verfalle entgegenging, den höchsten Gipfel. Viele Schriftsteller jener Zeit eiferten gegen diese verderbliche Manie. So klagt z. B. Seneca, der Unsinn der Franen ginge so weit, daß sie sich nicht eher vor ihren Männern beugten, bis das doppelte oder dreifache väterliche Vermögen in ihre» Obren ba»melte. Die römischen Damen trugen Halsschnüre ans Perlen, die eine Mil- lion Scsterzien oder 100 060 Gnlden kosteten, Bnsengeschmeide, worin 34 halbkugelsörmige Perlen mit 34 zylinderförmig geschliffenen Edelsteinen abwechselten, mit kostbaren Perlen besetzte Kleider, Schuhe, Armipange» und dergl. Julius Cäsar   schenkte der Servilia. der Mutter des Marcus Brutus  , eine kostbare Perle, die er in Egypten erbeutet hatte, im Werth« von sechs Millionen Sesterzien. also etwa einer Million Mark. Eine andere wertbvolle Perle, welche im Besitz der Königin Kleopatra   gewesen, wurde nach deren Tode durch einen römischen Gesandten dem damaligen Imperator Septimius Severus   für seine Gemahlin überreicht, der, um dem übertriebenen Perlen-Luxus durch ein öffent­liches Beispiel entgegen zu treten, befahl, dieselbe zum Wohle des Staates zum Verkauf anzubieten. Da sich aber kein Käufer fand, der sie nach ihrem Werth« bezahlen konnte, ließ sie der Kaiser in zwei Hälften der Göttin Venns, deren Siatne im Pantheon  stand, als Ohrgeschmeide weihen, indem er erklärte, die Kaiserin würde ein böses Beispiel geben, wenn sie so nnbezahlbare Kleinodien trage. Lollia Panlina, die Gemahlin des tollen Caligula, trug bei einem Muffle allein für 40 Millionen Sesterzien Perlen und Smaragden an Kopf-, Hals- und Armschmuck, ja sie trieb die Ver- schwendung sogar so weit, ihre Möbel und Schuhe damit zu ver- zieren. Nero   streute Perlen ans seine Lagerstätte aus und über- häufte seine Günstlinge mit denselben. Um die Verschwendung ans die Spitze zu treiben, löste man Perlen in Essig auf und nahm diesen Kalktrank, natürlich nicht, weil er besonders wohlschmeckend, sondern eben der Gipfelpunkt derVerschwen- bimg war. So that dies zum Beispiel Claudius  , der bei einem Mahle aus dem Ohrgehänge der Metella eine Perle im Werthe von einer Million Sesterzien in Essig trank; auch Kaiser Caligula trank aufgelöste Perlen. Kleopatra  , welche die zwei größten und schönsten Kugelperlen, die das Alterlhum kannte, besaß, ging einst mit An- tonius eine Wette ein, daß sie in einer Mahlzeit 10 Millionen Sesterzien verzehren wollte. Antonius, dem dies unglaublich schien, wurde davon überzengt, als Kleopatra eine dieser Perlen aus ihrem Ohrgehänge nahm, sie in Essig auslöste und herunterschlllrste. Sie