Medizinisches. ie. Wundbehandlung mit Sch wefel wird in der englische »„Therapeutic Gazelte- besonders empfohlen. Wenn Schwefel- pulver mir einer Wundfläche in Berührung gebracht wird, so cnl- stehen verschiedene Berbindungen: Schwefelsäure, schweflige Sänre und Schwefelwasserstoff. Diese Stoffe wirken ans die Wunde ein, indem sie sämmtlich aus Bakterien vernichtend und außerdem ätzend wirken. Die Stoffe bilden sich auf der Wunde ziemlich schnell: schon nach einigen Stunden bemerkt man den Geruch von Schwcselwasserstoff und von schwefliger Säure und unter der Einwirkung der letzteren färbt sich ein Snblimatverband in kurzer Zeit schwarz. Die Schwefelsäure äußert sich besonders durch ihre ätzende Wirkung, die oft recht schmerzhaft ist und durch Zulhat von etwas Glycerin gemildert werden kann. Die Anwendung des Schwefels geschieht in der Weise, daß man etwas davon in feinpnlverisirtem Zustande auf die Oberfläche der Wunde reibt, welche dann mit einem antiseptischen Verbände bedeckt wird. Diese Behandlung wird in Zwischenräumen von 24 bis 48 Stunde» wiederholt, je nachdem sich ihre Wirkung äußert. Es wird versichert, daß diese Schwefelbehandlung Wunden zu schneller Heilung bringt, die bei anderer Behandlung garnicht heilen oder sich nicht einmal bessern wollen.—• Aus dem Thierleben. t. Wie alt eine Taube werden kann, darüber giebt ein englischer Beobachter nach eigene» Erfahrnngen und Erkundi- gunge» lehrreiche Auskunft. Danach können diese zierlichen Vögel ein verhältnißmäßig sehr hohes Alter erreichen. Unser Gewährs- mann hielt selbst eine Taube in halber Gefangenschaft, indem es ihr verstattet war, außerhalb des Hauses tagsüber zu gehen und zu kommen, wie sie wollte. Das Thier war im Frühling des Jahres 1873 als ganz junger Vogel aus dem Neste genommen, und es starb am Ende des vorigen Jahres, wahrscheinlich eines natürlichen Todes, hatte also ein Aller von mindestens Ill'/e Jahren erreicht. Dieser Fall wird aber bei weitem überlroffen durch eine andere aus Japan stammende Taube, die noch heute am Leben ist und ein Alter von mindestens 38 Jahren haben muß. Es ist ein Männchen und wurde vor 33 Jahren dem heutige» Besitzer übergeben. Das dazu gehörige Weibchen— die Tauben sind bekanntlich strenge Monogamisten— starb auch erst vor 5 Jahren, wurde also 28 Jahre alt. das Männ- che» lebt aber noch immer und befindet sich bei guter Gesundheit. Da das Taubenpaar, als es an seinen Herrn gelangte, bereits envachsen war, so kennt man das genaue Alter der Thiere nicht, doch müsse» sie mindestens den dritte» TheU eines Jahrhunderts durchlebt habe».— Aus der Pflanzenwelt. — Die merkwürdigste Palme ist die sogenannte Wunderpalme Cooo de mer auf den Seychellen-Inseln im Indischen Ozean. Die sonderbar gestaltete» Doppelfrüchte derselben fand man schon im 16. Jahrhundert im Meere treibend, aber die Pflanze selbst ist erst seit dem vorigen Jahrhundert bekannt. In neuester Zeit hat, wie man der.Köln . Ztg." schreibt, Dr. A. Brauer aus einer wiffeuschaftlichen Forschungsreise diese Palme gesehen und beschrieben. Sie kommt nur noch auf zwei kleinen Inseln der Seychelle»- Gruppe vor und würde wahrscheinlich schon ganz ausgerottet sein, wenn die englische Regierung nicht den Bezirk, wo diese Pflanzen noch ivachsen, in Besitz ge- nomine» und die Bäume durch strenge Gesetze geschützt hätte. Wenn nian die Thäler betritt, wo die Pflanze ivächst, erzählt Dr. Brauer, so ist man im Zweifel, ob man der jungen Palme, die noch keinen Stamm gebildet hat, sondern direkt aus dem Boden eine Anzahl 5 bis 6 Meter langer Blätter sendet, den Vorzug geben soll, oder den» alten Baume, der auf einem graben oft bis 40 Meter hohen Stamm seine gewallige Krone über alle anderen Bäume aus- breitet. Em Jahr lang dauert ei, bis der Keim dieser Palme aus dem Boden dringt, dann vergehen 3ö Jahre, bis die erste Blnthe sich bildet, und 7 Jahr« hat jede Frucht zu ihrer Reife nöthig. Im 16. Jahr- hundert wurden die Fruchte dieser Palaie als Heilmittel hoch ge- schätzt und theuer bezahlt, gegenwärtig verkaust man diese Früchte als Kuriositäten je nach der Größe zum Preise von 4 bis 10 M.. während die Fasern zu Strohhüten. Körbchen, Taschen u. dergl. verarbeitet werden.— Astronomisches. is. Drei neue Planet en find am Ende des Monats August von dem bekannten Planelensucher Charlois i» Nizza auf pholographischem Wege entdeckt worden. Die ersten beiden wurden am 25. Anglist gefunden und sind von zwölfter Größe, der dritte von der Größe 12'/? wurde am 27. August pholographirt. Es ist feit der letzten Entdeckung eines neuen Planeten, die im Januar des Jahres stattfand, eine ungewöhnlich lange Zeit vergange», und wenn das Jahr 1897 hinter seinem Vorgänger, in dem nicht weniger als 24 neue Planeten entdeckt wurden, nicht zurückbleiben will, so müssen sich jetzt die Entdeckungen am Ende des Jahres noch sehr häufen. Auch bei den oben erwähnten Entdeckungen muß noch abgewartet werden, ob es dnrch die Rechnungen bestätigt wird, daß es sich wirklich um neue Planeten handelt und nicht um bereits bekannte.— Verantwortlicher Redakteur: August Jacob eh in B Hnmoristisches. — Der brave Reiche. Zu Amsterdam lebte einst ein Mann, den das Glück so reichlich bedacht hatte, daß sich seine Güter täglich vermehrten, ohne daß er einen Finger zu rühren brauchte. Aber das Geld hatte sein Herz nicht versteinert, so daß er auch für die Roth seiner Mitmenschen Gefühl hatte. Eines Tages hörte er von einer armen Frau, der es sehr schlecht ging. Sogleich ließ er sie rufen, labte sie mit Speise und Trank und entließ sie reichlich be- schenkt. Aber so treu ihm das Glück blieb, so beharrlich verfolgte sie die Armuth. Es währte nicht lange, und die Roth trat wieder an sie heran. Und wieder beschenkte er sie reichlich, so daß sie den Segen des Himmels auf ihn herabflehte. Als sich ihr Geschick aber trotz- dem nicht bessern wollte, da ging er hin und bannte ihre Roth für immer, indem er ihr eine Rente bis an ihr Lebensende aussetzen ließ. So handelte der brave Reiche an der arme» Frau,— denn sie war jung und schön und halte seinetwegen ihr«» Mann verlassen.— («Jugend-). — Falsch verstanden. Ein heiterer Vorfall trug sich nach der„Leine-Zeitung- jüngst in einer Schule bei Neustadt a. N. zu. Der Lehrer hatte für den Naturgeschichts-Unterricht mehrere Pflanzen mitbringen lassen, die unter den Kindern vertheilt wurde». Ein Knabe hatte noch keine Pflanze, sein Nachbar aber mehrere, weshalb der Lehrer zu ihm sagte:„Gieb ihm eine.- Der also beorderte Knabe war einen ülugenblick stutzig, aber gleich darauf verabfolgte er seinem Mitschüler eine wohlgezwlte... Ohrfeige.— Vermischtes vom Tage. — In den Wäldern um Fraustadt (Posen) richtet die Nonnenraupe ungeheuren Schaden an.— — In Stolpen bei Dresden ist der neuerbaute Kirch- thurn» zusammengefallen. Verletzt wurde niemand.— — In einem Steinbruch bei Elberfeld nahm ein Arbeiter eine D y n a m i t p a t r o n e in den Mund und brachte sie mit einer brennenden Zigarre zur Explosion. Er hinterläßt eine Wittwe mit sieben Kindern.— — F ä n g t g u t a n. Die Kleinbahn Engelskirchen-Marien- Haide ist unter„dem Jubel der Bevölkerung- eingeweiht worden. Stimmt, der Festzug ist nämlich viermal entgleist. Während das Bahnpersonal die Maschine wieder ins Geleise hob. marschirten die Festtheilnehmer, voran die Regiinentsmnsik, im Marschtempo der nächstgelegonen Wirthschaft zu.— — In Bayreuth wurden zwei Arbeiter zu je 14 Tagen Ge- fängniß verurlheilt. Der eine war bei der Hinrichtung eines Mörders auf einen Baum geklettert, von dem aus er die Vorgänge im Gr- sängnißhof mit ansehen konnte. Und trotz der Aufforderung eines Polizisten war er nicht herabgestiegen. Da erschien ein Retter in der Roth in der Gestalt eines anderen Arbeiters, der sich einem Schutz- mann mit dem Bemerken näherte:„Den werden wir gleich drunten haben, helfen Sie mir nur ein wenig hinauf!- Er umklammerte den Baum, der Schutzmann schob fleißig nach und so war in kurzer Zeit der Baum erklommen. Als der Mann oben war, bedankte er sich bei dem Schutzmann für die freundliche Hilfeleistung und meinte, nachdem er sich behaglich eingerichtet halte:„So, nun kann ich's auch bequem sehen!"— — Ein peinliches Intermezzo ereignete sich am letzten Sonntag bei einer Leichenfeier in Huttwyl(Schweiz ). Eine An- zahl der Leidtragenden hatten sich beim Gebet vor dem Tranerhause aus den bedeckten Jauchekasten gestellt, als plötzlich dessen Decke einbrach und 15 Personen, meistens Frauen, versanken. Nur mit Mühe konnte man die Verunglückten aus ihrer gefährlichen Lage be- freien.— — Der am Montag über einen großen Theil Nord- Italiens niedergegangene Hagelschlag hat ungeheuren Schaden angerichtet. Der allein in der Provinz Verona an den Reis- und Weinkulturen angerichtete Schaden wird auf mindestens 15 Millionen geschätzt.— c. e. Auf offener Straße mit einer Hutnadel erstochen hat in Genua eine Kellnerin ihren Liebhaber. Hierauf lief sie in ein Haus und sprang aus dem fünften Stock aus die Straße herab, wo sie todt liegen blieb.— — Nach dem Genüsse von Pferdefleisch erkrankten in der Gemeinde M u y s e n bei Mecheln über hundert Personen.— — In Versailles(Indiana , Vereinigte Staaten ) wurden fünf Räuber, Mitglieder einer Bande, welche die in der Um- gebung ansässigen Farmer lange Jahre in Schrecken gesetzt und Gelder von ihnen erpreßt hatte, von einer Reiterschaar, die in der Nacht in die Stadt kam, gehängt.— — Ein O r k a n mit Windhose hat im Gouvernement W i t e b s k gegen 20 Personen getödlet.— Die nächste Nummer des Unterhaltnngsblatles erscheint Sonn« tag, den 19. September. _ rlin. Druck und Verlag von Max Vading in Berlin .
Ausgabe
14 (17.9.1897) 183
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