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Daß jedoch der Geist des Cozialismus in feinen Haupt- Noch gewaltiger gestaltete sich diese Thätigkeit des Lichtes in den problemen eine Phase seines vielseitigen Geniewesens bedeutete: das Urzeiten der Erde, als unsere Atmosphäre tohlensäurereicher war, follte Richard Wagner   noch am Abend seines arbeitsreichen die Sonne noch glühender leuchtete, und Riesenfarne unter dem Daseins vollauf bestätigen. Einflusse des Lichtes emporwuchsen, wie diese in Sand und Thon­um als Steinkohlen wieder nach Nach seinem Tode( 1883) erschien der zehnte Band seiner ge- schlamm begraben wurden, Steinkohle ist sozusagen fammelten Schriften und Dichtungen. Darin nehmen die Abhand- Millionen von Jahren aufzuerstehen. Durch den im Licht vor sich lungen über, Religion und Kunst" vom Jahre 1880 einen aufbewahrtes Sonnenlicht. der Pflanzen wurde allein die breiten Raum ein. Als Ausführungen dazu( 1881) gelten die gehenden Athmungsprozeß Studien: 1. Erkenne dich selbst und 2. Heldenthum und Christen- Atmosphäre fohlensäureärmer und sauerstoffreicher und dadurch erst thum. Da giebt es dann in der Studie 1 wieder Sozialistisches, zum für das Auftreten der Menschen geeignet. Und auch heute wirken theil in Verbindung mit der damals brennenden Judenfrage". Jeden- die photochemischen Prozesse im Interesse des Menschenwohls, falls wurzelte das soziale Problem vom Eigenthum unausrottbar in zunächst als Desinfektionsmittel. Durch Einfluß des Lichts auf R. Wagner's Seelenschachte. Man prüfe und beachte folgende organische Zersetzungsprozesse enthaltende Wässer bildet sich Wasser­Wagner'schen Gedanken, die in eine Resignation auslaufen, daß die stoffsuperoxyd, das jene gesundheitswidrigen Stoffe zerstört. Aller­Eigenthumsfrage schier unlösbar sei. Wagner schreibt: dings verrichten die organische Substanzen verschluckenden Algen eine ähnliche reinigende Thätigkeit. Aber das Beispiel der Riesenflüsse, wie des Ganges  , des Nils, in denen solche Algen nicht gefunden werden und die trotz zahlloser Verunreinigungen, die aus den an­liegenden Dörfern hineingeführt werden, vollkommen geruchfrei sind, beweisen, daß hier Wasserstoffsuperoxyd eine wesentliche Rolle spielt. Merkwürdig sind auch die ganz zu- und abflußlosen fünstlichen Seen des Grunewalds bei Berlin  , die schon vor sechs Jahren als fünftige Seuchenherde gebrandmarkt wurden und sich heute noch als voll­kommen geruchfrei erweisen. Etwas unangenehm bemerkbar macht sich die chemische Wirkung des Lichts bei dem Verbleichen und Ver schießen vieler Farbstoffe. Man schätzt den Verlust, der dadurch in Deutschland   eintritt, auf jährlich sieben Millionen Mart. Diesen Thatsachen steht die Bildung an Farbstoffen in Licht gegenüber, das merkwürdigste Beispiel ist die Entstehung des antiken Purpurs durch Wirkung des Lichtes auf den gelben Saft der Purpurschnecke. Aber das Licht fabrizirt sogar Stoffe in großem Stile, nicht nur das Chlorophyll, sondern auch den Rübenzucker. Dieser wird nach Girard durch Wirkung des Lichtes in den Blättern gebildet und wandert des Nachts in die Wurzel.

Eine fast größere Heiligkeit als die Religion hat in unserem ftaatsgesellschaftlichen Gewissen das Eigenthum" erhalten: für die Verlegung jener giebt es Nachficht, für die Beschädigung dieses nur Unerbittlichkeit. Da das Eigenthum als die Grundlage alles gefell­schaftlichen Bestehens gilt, muß es wiederum desto schädlicher dünken, daß nicht alle Eigenthum besitzen, und sogar der größte Theil der Gesellschaft enterbt zur Welt kommt. Offenbar geräth hierdurch, vermöge ihres eigenen Prinzipes, die Gesellschaft in eine so gefährliche Beunruhigung, daß sie alle ihre Gesetze für einen unmöglichen Aus­gleich dieses Widerstreites zu brechen genöthigt ist, und Schutz des Eigenthumes, für welchen ja auch im weitesten völkerrechtlichen Sinne die bewaffnete Macht vorzüglich unterhalten wird, in Wahr­heit nichts anderes heißen kann als Beschützung der Besitzenden gegen die Nichtbesitzenden." Eo resignirt pessimistisch braucht man jedoch nicht zu sein, wie Wagner in dieser seiner Schlußfolgerung: Wie viele ernste und scharfrechnende Köpfe sich der Unter suchung des hiermit vorliegenden Problems zugewendet haben, cine Lösung desselben, endlich etwa durch gleiche Vertheilung alles Eigenthums, hat noch feinen glücken wollen, und es scheint wohl, daß mit dem an sich so einfach dünkenden Begriffe des Eigenthums, durch seine staatliche Verwerthung, dem Leibe der Der Verein Freie Volfsbühne" Hamburg­Menschheit ein Pfahl eingetrieben worden ist, an welchem sie in Altona   wird an feinem nächsten Spieltage( 17. Oktober) ein schmerzlicher Leidenskrankheit dahinfiechen muß." Noch manches den Sozialisten Fesselude ließe sich aus diesen neues Drama von Theodor Kabelitz zur Aufführung bringen. Darum!" führt, kann man am letzten Skizzen der Wagner'schen Denferarbeit vorführen, so über den Das Stück, das den Namen Ursprung des Besitzes, über das Entstehen des Geldes, Goldes besten als eine humoristisch- satirische Bauernkomödie bezeichnen. und Papiergeldes: doch es muß genug sein. Nur ein Wörtlein sei noch hergesetzt, welches aufs neue darthun kann, daß der Schöpfer Karl Goldmart hat eine neue Oper vollendet. Sie des Nibelungenringes damit im Grunde auch ein wesentlich sozialisti- heißt, Die Kriegsgefangene", hat zwei Akte und behandelt sches Problem: Wesen, Macht und Fluch des Geldes, des Besizes die Geschichte der Königstochter Briseïs  , der Lieblingssklavin Achilles'. zu schildern unternahm. Das Wörtlein lautet: Der verhängnißvolle Das Werk wird in der zweiten Hälfte der Saison an der Wiener Ring des Nibelungen als Börsen- Portefeuille dürfte das schauerliche Hofoper zur Aufführung gelangen.- Bild des gespenstischen Weltbeherrschers zur Vollendung bringen."-

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Kleines Feuilleton.

Pariser Straßenszene. Ort der Handlung: Rue Lepie auf Montmartre  . Ein Camelot", umgeben von einer dichten Menge, bringt den neuesten Gassenhauer, der nach der Sérénade du Pave" feligen Angedenkens zu singen ist, mit seiner weinheiseren Stimme zu Gehör und begleitet sich dabei mit einer noch beifereren Guitarre, die die Bezeichnung Klampfer" verdient. Plötzlich bleibt ihm eine Note im Halse stecken: ein als Schildwache aufgestellter Kamerad hat das verabredete Losungswort fallen lassen, daß das Herannahen der Hüter des Gesetzes bezeichnet. Der Sänger durchbricht die Menge und flüchtet sich in den Laden einer Wäscherin, entledigt sich dort des Jußruments und verduftet durch eine Hinterthür. Die beiden Stadt­fergeanten, die gleich den Carabiniers du Roi" immer zu spät ein­treffen, haben das Nachsehen, fassen aber vor dem Laden Posto und wollen da muthig ausharren, bis der unbefugte Sänger sich wieder herauswagt. Dieser ist aber auf einem Umwege zurückgekehrt und hat sich unter die Menge gemischt, von der er erkannt wird. Nun geht das Hänseln der Stadtsergeanten los und dieses erreicht den Höhepunkt, als der Camelot" sehr höflich die beiden Polizisten um Auskunft fragt, ob nicht etwa der König von Siam im allerstrengsten Inkognito auf Montmartre   gekommen sei. fergeanten merken wohl, daß sie genarrt werden, allein sie wollen nicht vom Fleck. Erst als die Ulfe zu dicht werden, treten sie würde­voll den Rückzug an.

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Die beiden Stadt­

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Theater.

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Musik.

Erziehung und Unterricht.

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Das große medizinische Institut für Frauen in Petersburg   wird im Oktober eröffnet. Das Anstaltsgebäude, deffen Bau im Juni vor. Is. in Angriff genommen wurde, ist jetzt fertig. Die ganze Anlage umfaßt drei große und mehrere kleinere Gebäude auf der Petersburger Seite. Das vier Stockwerke hohe Hauptgebäude liegt mit einer 210 Fuß langen Front an der Archi­fereistajaſtraße und hat 70-140 Fuß Tiefe. Hier befinden sich drei große Lehrfäle und die 21 Fuß hohe Aula, ferner eine Anzahl Kabinets und Laboratorien für Chemie, Phyfit, Botanit, Zoologie, Mineralogie, Histologie, allgemeine Pathologie und Hygiene, die große Bibliothek und die Wohnung des Direktors. Ein zweites, eben­falls vierstöckiges Gebäudes enthält u. a. den anatomischen Lehrsaal und 4 anatomische Arbeitskabinets, sodann die Lehrräume und Kabinets für pathologische Anatomie, mikroskopische und bakteriologische Arbeiten und die Säle für operative Chirurgie. Hierzu kommen dann noch ein zweistöckiges und drei kleinere Wohnhäuser für verschiedene Beamte und Angestellte, und eine große Station für elektrische Be­leuchtung, die 2400 Glühlampen, jede zu zwanzig Kerzen Stärke, ſpeiſen wird. Endlich ist vor drei Wochen noch der Grund gelegí worden zu einem Konvikt für 100 Hörerinnen. Die Zahl der bisher aufgenommenen Hörerinnen beläuft sich auf 165. Von ihnen haben 47 die höheren Frauenkurse absolvirt, 17 die ehemalige Schule für besucht; der Rest besteht aus Gymnasial Heilgehilfinnen Abiturientinnen und solchen Mädchen, die wenigstens die Abiturienten­Prüfung bestanden haben, ohne daß sie ein Gymnasium besuchten. Das Durchschnittsalter der Hörerinnen ist recht hoch, nämlich 241/2 Jahre. Die älteste ist 37 Jahre alt. Nach der Religion stehen 90 pCt. Orthodoxen 4 pet. Katholitinnen und je 3 pЄt Lutheranerinnen und Jüdinnen gegenüber.

Aus dem Thierreiche.

Versammlung deutscher Naturforscher zu Brann­schweig. In einer weiteren Sitzung sprach Prof. Vogel- Berlin über die Entwicklung und den jezigen Stand der wissenschaftlichen Photographie. In seinem Vortrage fam der Redner nach dem Berichte der Voss. 3tg." auch auf das folgende: Die meisten Menschen sähen in der Photographie lediglich t. Eine Riesen Schildkröte von ungewöhn eine billige Porträtirkunst und beklagenswerth sei, daß troß der licher Größe hat der Zoologische Garten in London   erworben; außerordentlichen Verbreitung der photographischen Praxis so wenig fie gehört zu der Art Testudo dauanii, welche die größten Land­Das Londoner   Exemplar mißt Sinn vorhanden sei für die überaus interessanten und wichtigen Schildkröten der Welt erzeugt. chemischen und physikalischen Vorgänge, auf welche sich die Photo: 137 Bentimeter in der Länge und 85 Zentimeter in der Breite. Da graphie gründet. Die photochemischen Vorgänge beanspruchen das Thier gegenwärtig sich in schlechtgenährtem Zustande befindet, eine Bedeutung, die weit über das photographische Ge- so ist sein Gewicht vorläufig noch nicht seiner Größe entsprechend. biet hinausragt. Die Bildung des Blattgrins im Sonnen. Wenn die über dieses Exemplar gegebene Austunft auf Wahrheit lichte unter Zersehung der Kohlensäure und Bildung von Sauerstoff beruht, so hat dasselbe bereits recht viele Jahrzehnte des Lebens ist ein photochemischer Vorgang, und die Masse des fo vom Sonnen- hinter sich, es stammt von den Aldabra- Inseln im Indischen Ozean lichte erzeugten Farbstoffes überragt bei meitem die Summe aller in( etwa 7 Breitengrade östlich von der deutsch   ostafrikanischen Küste) sämmtlichen chemischen Fabriken der Erde dargestellten Farbstoffe. I und soll bereits 150 Jahre in der Gefangenschaft gelebt haben.

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