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zu erfüllen beginnen, stürzt der entsetzte Hagen herzu und Vielleicht in dem Bestreben, ja nicht allzu fentimental zu werden. finkt in der tödtlichen Umarmung der Nixen unter. Das Rheingold Ein treffendes Genrebild entwarf Herr Klein in der Figur des ist wieder heim, und im Feuer, dessen gluthrother Nordlichtschein bedächtigen, skeptischen Altwieners. Sonst fehlte der glorreichen von fernher dämmert, werden die erlöst en Götter verzehrt Wiener Bagage, diesen Entkleidungskünstlerinnen und ihren Zu und mit ihrem Ende ist auch das der alten Welt hereingebrochen. hältern, den Theaternärrinnen und Zeitungsschuften, die äußere So endet der Tetralogie letter Theil, das Drama, Die Götter Eleganz, die das Gesindel wohl zu wahren versteht. dämmerung".-
Kleines Feuilleton.
Theater.
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-lf.
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In Behandlung", eine neue dreiattige Komödie von Max Dreyer , wird am Dresdener Hoftheater Mitte Oktober ihre erste Aufführung erleben.
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Humoristisches.
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Er
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-Im oberen Vogtland. Das Dorf Eschenbach bei Schöneck int oberen Vogtland hat mit dem Gemeindediener 195 Einwohner.- Der Sput im Pfarrhofe zu Hergiswil . Letzterer hat im„ Kriminaldienste" aber nicht viel zu thun, denn die wachte da neulich morgens früh die Köchin des Pfarrhofes zu Leute sind nach der Versicherung des Gemeinde- Vorstandes alle gut. Hergiswil ( Niddwalden), durch ein ungewohntes, unheim Im Juni d. J. sollte der vormalige Gemeindediener Schmerler den liches Geräusch unten im Keller, das von Zeit zu Zeit in ein aus dem Bezirks- Armenhause Vogtsberg entlaufenen, aber wieder dumpfes Gepolter ausartete. Leicht geschürzt, mit fliegenden Haaren, aufgegriffenen Schuhmacher Eichhorn nach der genannten Anstalt zu eilte sie zum Schlafgemach des Hausherrn, der noch im tiefen Schlafe rückbringen. Früh vor 8 Uhr trat der Gemeindediener mit dem Ge- versunken war, und brachte ihm die Schreckensmär, daß es im Keller fangenen den Weg nach Vogtsberg an( die Entfernung von Eschen unten geifte und spuke". Der Pfarrer, ein Mann, der allem auf bach beträgt drei Stunden) und abends gegen 1/28 Uhr waren sie den Grund zu gehen pflegt, warf sich schnell in die Kleider, und da der Anstalt Vogtsberg auf 500 Schritte nahe gekommen. Der Ge- er richtig im Erdgeschoß das unheimliche Gepolter hörte, nahm er fangene sagte zu dem Gemeindediener: Nun brauche ich Dich nicht das Wahrscheinlichere an, daß ein Dieb eingebrochen sei. Beherzt mehr, ich gehe schon selbst in die Anstalt!" Das glaubte natürlich schwang er sich um ein unerwünschtes Renkontre mit der Gemeindediener und kehrte um. Dasselbe that aber auch Eich dem Diebe im Gang vor der Hausthüre zu vermeiden horn; letzterer ging gleich Schmerler wieder nach Eschenbach. zum Küchenfenster hinaus und alarmirte die Nachbars Eichhorn hatte mit Genehmigung des Gemeindedieners auf dem schaft mit Beter und Mordio. Sofort rotteten sich sechs handfeste Wege von Eschenbach nach Vogtsberg gebettelt; das erfochtene" Männer zusammen, mit Knütteln, Revolvern und Ordonnanzgewehren Geld haben sodann der Gemeindediener und der Gefangene in ausgerüstet, stürmten zum Pfarrhofe und postirten sich an Kellerthüre Wirthshäusern verbraucht, um Hunger und Durst zu stillen. Dieser und Fenstern der Pfarrer schreckensbleich hinter ihnen Streich hat dem Gemeindediener sein Amt gekostet, das ihm täglich den frechen Eindringling in flagranti zu ertappen und dingfest zu außer freier Rost durch Reihumgang 12 Pf. und jährlich 36 M. für machen. Mit einem Rucke stieß der Tapferste die Thüre ein- fiehe! Straßenarbeiten einbrachte. Dieser Tage aber wurde Schmerler vom da wogte vor ihren erstaunten Augen ein zwei Fuß tiefer WasserLandgericht Plauen wegen„ Entweichenlassens eines Gefangenen" zu teich, und darauf schaukelten zwei große, leere Weinfässer, welche fünf Tagen Gefängniß verurtheilt.- beim Zusammenstoßen jeweilen einen gräulich dumpfen Ton von sich gaben. Vor Lachen ohnmächtig fielen sich die Tapfern in die Arme und es schaperI, ein Wiener Stück", so heißt die neueste Komödie der Pfarrer hatte sich bereits in Sicherheit gebracht- von Hermann Bahr , die am Freitag im Lessing- Theater lacht bis heute noch die ganze Gemeinde über dieses schreckliche anfangs mit lebhaftem, später mit ermattendem Beifall aufgeführt Morgenteuer". wurde. Die Buchausgabe ist unserem Wiener Aristophanes" G. Karlweis gewidmet. Schon in dieser lokalpatriotischen Ansprache an unseren geschäßten Aristophanes" zeigt sich, daß Bahr's Satire Tschaper!( Wienerisch)= Tschapei( Oberbayrisch)= nicht allzu hoch hinausstrebt. In der That will er der glorreichen Schäffen( Berlinerisch)= junges Schaf. Die übertragene Bes Wiener Bagage"( dem Gesindel") eins auswischen, das heißt dem deutung des Wortes wird in der heutigen Theaterkritik auseinandermüßig- weibischen Volk, das sich im Glanz der Theatergrößen sonnt gelegt. oder zu den Machern" selbst gehört. Das giebt Gelegenheit zu Die verpfändete Gattin. Am vorletzten Sonnabend mancher wißigen, zu mancher treffend boshaften Anmerkung. war ein Mann mit seiner Frau in einen Sangerhausener An diesem mehr feuilletonistischen Materiale wollte Hermann Gasthof gekommen, hatte Abendbrot gegessen und übernachtete sodann. Bahr es nicht genug sein lassen. Dieser stets wandlungs- Am anderen Morgen entfernte er sich unter einem Vorwand, aber bereite Mann, der mit solcher Kunstfertigkeit in den ver- statt seiner traf zu Mittag ein Briefchen ein, in welchem der Wirth schiedensten Stilgattungen fich versucht hat, daß man nie ersucht wurde, die Frau als Pfand zu behalten; er werde die weiß, wo hört das imitirte Leben auf, wo ist das echte Gesicht Rechnung bald begleichen. Mit Gruß an Sie und meine liebe Bahr's zu schauen, hat jetzt sogar an die alte, naive Wiener Komödie Frau verbleibe ich u. s. w.", schloß der Brief. Wohl oder übel angeknüpft. An jene Komödie, die künstlerisch noch auf volksthüm mußte die Frau im Gasthof verbleiben und dem Wirth blieb auch lichem Grund stand, und deren sinnigster Vertreter Raimund ist. nichts anderes übrig, als die Verlassene weiter zu beföstigen. Am Die Hauptgestalt in Bahr's Stück hat einen Urahn in Raimund's Montag Abend erschien der brave Gatte und löste seine, ihn nichts Rappelkopf. Sie gehört zur Klaffe jener bitteren Narren, die in weniger als freundlich empfangende Gattin aus. Illusionen leben und über Kirschkerne stolpern, die sich und aller In Fulda wurde ein Student, der Sohn eines WürzWelt gram sind und deren ewiges Räsonniren doch komisch bleibt. burger Fabrikanten, verhaftet. Er ist verdächtig, in Gesellschaft Wenn man bedenkt, daß derselbe Bahr, der einst in den ver- eines Gyumasiasten einen Kaufmann in den städtischen Anlagen zwicktesten Pariser Exzentrizitäten schwelgte, nun wieder geradezu niedergestochen zu haben. nach naiv- künstlerischen Mustern arbeitet, so muß man bekennen: fl. Am 27. und 28. September hält der Allgemeine Mehr kann man in wenigen Jahren nicht verlangen. Und man sächsische Lehrerverein in Dresden seine Generalmuß gerecht sein: er hat auch in der neuesten Phase künstlerisches versammlung ab. Auf der Tagesordnung steht: Die Anforderungen Feingefühl bewiesen. Man hat nicht den unangenehmen Eindruck, der Hygiene an die Schule; die neuen Militärbestimmungen der den selbst gut gespielte Naivetät oft hinterläßt. Er weiß mit Volksschullehrer und ihre Konsequenzen; Anschluß an den deutschen ficherem Takt nachzuempfinden". Das Wort ist hier nicht in Lehrerverein; moderne Zeitströmungen und ideale Lehrerarbeit. feiner üblen Bedeutung gebraucht. Es soll die Anpassungsfähigkeit Bahr's tennzeichnen.
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Vermischtes vom Tage.
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Auf Befehl des österreichischen Kaisers werden auf ver schiedenen Plägen Budapest' s die Bildsäulen von zehn Männern aufgestellt, die sich auf den verschiedenen Gebieten des nationalen Lebens ausgezeichnet haben." König ist keiner darunter, dafür aber ein Notarius, von dem man nicht einmal den Namen fennt. Die Kosten werden aus der Kasse des Hoshaltes beftritten.
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Das Wort„ Tschaperl" ist aus dem Wiener Jargon entnommen und läßt sich völlig finngetreu ins Berlinische übertragen. Ein herzig- gutes, dummes Ding, das wäre etwa die Bedeutung des Wortes. Für ein Tschaperl, ein weltfremdes Tschaperl hält der Musikkritiker Alois Lampel seine Frau. Sie hat ja spezifischmusikalisches Talent, aber sonst wäre sie zu nichts Rechtem zu ge In Klausenburg ( Siebenbürgen ) ist ein im Bau bes Von den 80 dabei brauchen. Dies Tschaperl wird nun über Nacht eine berühmte griffener Weinkeller eingestürzt. Frau; sie hat eine erfolgreiche Oper geschrieben. Der Mann lebt beschäftigten Arbeitern sind neun getödtet worden, sieben schwer in dem Wahn, eigentlich sei es sein Einfluß gewesen, der alles ge- verwundet. Unter den Todten befinden sich drei Frauen und ein schaffen; er will das Tschaper! immerzu bevormunden; in seiner Kind. groben Aufrichtigkeit gegen jedermann wird er immer reizbarer;- Fiume, 25. September. Die letzten amtlichen Erhebungen " Ita" unters den Lenten, die sich an seine Frau herandrängeln, dient er mit haben ergeben, daß die Zahl der mit der rücksichtsloser Offenheit; und endlich verletzt er die überhitte gegangenen Personen 22 beträgt; außer diesen sollen sich, Empfindung und Eitelkeit der eigenen berühmten Frau so schwer, nach Privataussagen, aus dem Orte Delsniga 10 Personen auf der daß sie ihn verläßt und einem Seelenfänger und Kunstagenten ins Ita" eingeschifft haben, über deren Verbleib jede Nachricht fehlt.- Garn läuft. Er selbst ist das Tschaperl, das weltfremde, auf der Feinschmecker. Dem belgischen König sind aus seinen Schattenfeite geborene Tschaperl geblieben; ein schrullenhafter, guter Schloßteichen in den Ardennen über zwei Beutner Forellen Narr, über den schließlich sein greiser Vater noch, ein Altwiener, gestohlen worden. wachen muß. Der amerikanische Militär Attaché Die Darstellung hat den Hauptrollen nicht gegeben, was ihnen 2ondon ist abberufen worden. Er soll in seiner früheren Stellung zutam. Zumal Herr Schönfeld( Alois Lampel) hatte das Lächer- er war bei der Küstenvertheidigung Regierungsgelder im Be liche zu stark, das Wehmüthige in der Gestalt zu flüchtig betont. trage von einer Million unterschlagen haben. Verantwortlicher Redakteur: August Jacobey in Berlin . Druck und Verlag von May Bading in Berlin .
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c. e.
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