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Kleines Feuilleton.

Erziehung und Unterricht. Deffentliche Bibliotheken. In der Bibliotheks -0- Von der Straße. Vor dem Schaufenster. Im letzten Tageslicht schieben sich die Menschen vorbei an den hohen Sektion der Dresdener Philologen- Versammlung wurden in der Spiegelscheiben. Einige elegante Frauen bleiben stehen und lugen Schlußsihung folgende Thefen von Bibliothekar Dr. Nörrenberg- Riel hinein. Sie beugen den Oberkörper über die blanke Meffingstange, zur Kenntniß genommen, aber aus Mangel an Zeit nicht besprochen: um die ausgelegten Modewaaren zu erkennen. Der falte Herbst- Deutschland bedarf neben den wissenschaftlichen solcher öffentlichen wind, der die gekräuselten Blätter von dem Platz auf den Asphalt Bibliotheken, die der höhern und niedern Bildung, der literarischen herübertreibt, läßt die Frauen zusammenschauern und weiter- Unterhaltung und dem praktischen Leben dienen. Diese Bücher- und gehen. Plötzlich zuckt im Schaufenster ein Blizz auf ein Licht: Lesehallen sollen enthalten gemeinverständliche wissenschaftliche und meer fluthet hinter dem Glase hernieder auf die vielfarbigen Stoffe gewerbliche Bücher und aus der schönen Literatur die fünstlerisch und Toiletten; es fällt hinaus auf die Straße und bestrahlt die werthvollen; dazu Zeitschriften aus denselben Gebieten und politische Borübergehenden, die einige Schritte weiter wieder im Grau des Zeitungen Bei der Auswahl der Literatur haben politische und religiöse letzten Tageslichtes dahinschreiten. Mehrere Frauen treten näher. Tendenzen fern zu bleiben. Die Bücher und Lesehallen sollen für jedermann frei und ohne Förmlichkeiten und zu reichlichen Stunden Die eine strömt einen leichten, schmeichelnden Veilchendunst aus es ist eine blonde, schlanke Gestalt in einem blauen Kleide. Ihre täglich benutzbar sein und von Fachleuten im Hauptamte verwaltet werden. Für das Land genügen Volksbibliotheken mit niederem grauen Augen schweifen ruhig über die Stoffe. Bildungsprogramm. In den Städten sind nicht solche von den= jenigen mit höherem Programm getrennt zu halten, weil dadurch der großen Masse die Aneignung höherer Bildung erschwert wird; viel­mehr sollen bestehende Stadt- und Volksbibliotheken sich nach dem weiteren Programm hin ausbilden oder sich verschmelzen. Die Bücher und Lesehallen sollen in den Städten ständige Einrichtungen werden; unterhaltungspflichtig follten fein die Kommunen oder Kommunalverbände, eventuell mit geregelter Staatsunterstützung. Es ist wünschenswerth, daß mit Unterstützung der Städte einer- und der Bibliothefare anderseits eine Zentralfielle eingerichtet werde, die Kommunen oder Vereinen, welche Bücher und Lesehallen gründen wollen, mit Nath und Auskunft zur Hand geht.

Neben einer starken, fleischigen Frau drängen sich mehrere junge, bunt gekleidete Mädchen, deren dunkle Augen lüftern in das Fenster starren. Am Arm eines kleinen Herrn, der in einem langen grauen Mantel steckt und einen schwarzen Cylinder trägt, stellen sich zwei Damen hinter den Mädchen auf. Ein süßer Rosendust schwebt um sie her.

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Sieh' doch, Lucie!" sagt die eine, den herrlichen Kragen! Der weiße Pelz müßte entzückend stehen zu meinem dunkelgrünen Winterkleide das wäre so etwas für die Eisbahn!" Aber Du hast doch Dein grünes Kapes!" wirst der kleine Herr ein, der sich mit seinem goldbeschlagenen, trummfrückigen Stock auf die Lackstiefel klopft.

Ach, das ist doch nichts!" antwortet sie.

Wie findest Du denn das Kleid auf der Puppe?" fragt die andere. Der graue Federbesatz sieht doch geradezu wundervoll aus auf dem rosa Mousselin dazu die dunkelblauen Schleifen."

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Kultur- Geschichtliches.

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Altegyptisches Brot. Wichtige Ergebnisse hatten die vor einiger Zeit von Prof. Wittmack über altegyptisches Brot" Zwei junge Mädchen in rothen Kleidern und Hüten, von denen in den Sitzungsberichten der Gesellschaft naturforschender Freunde weiße Schleier über ihre fast fortwährend lächelnden Gesichter fallen, zu Berlin veröffentlichten Untersuchungen, da sie dazu beitragen begrüßen mit vertraulichen Blicken den kleinen Herrn, der sich schon fönnen, eine alte vielumstrittene Frage aus der Geschichte der ungeduldig von seinen Begleiterinnen abgewendet hat. Er lächelt Kulturpflanzen zu lösen. Die Brote, die dem Verfasser von der verlegenheiter. Das starte, aufdringliche Parfüm der beiden Verwaltung der egyptischen Abtheilung der königlichen Museen Berlin zur Bestimmung der Getreide Art übergeben Mädchen verjagt die andern Frauen, die mit halb neugierigen, halb in beleidigten Blicken wieder in den vorbeischiebenden Menschenreihen wurden, stammen aus dem Grabe des Mentuhotep aus der untertauchen. Durch den Glanz angelockt, drängen fich Zeit der 12. und 13. Dynastie, etwa 2500 Jahre vor Christi Geburt. zwei Kinder von der Bordschwelle nach dem Schaufenster. Das Alter der Brote beträgt etwa 4300 Jahre. Sie haben eine tief Das fleine Mädchen, das ein braunes Tuch um Kopf schwarzbraune Farbe und sind von großer Härte. Bei näherer und Schulter geschlungen hat, blickt mit leuchtenden Augen Untersuchung ergab sich nun, daß das Brot ein sehr grobes ist, da hinein, während der achtjährige Knabe mit verschmitzten es häufige Bruchstücke von Getreidekörnern, ferner sogar Spelze und Augen die Spitzen, den Sammet und die Seide mustert. Die ge- Grannentheile enthielt. Mit Hilfe des Mikroskops ließ sich dann heimsten, ausgeflügelten Kleinigkeiten der vornehmen Frauenwelt ferner leicht feststellen, daß hier Gerstenbrot vorliegt. Die Stärketörner ziehen ihn nicht an. Er steckt die rothen Hände in die Taschen der der Krume eriveisen sich, wie bei unserem heutigen Brot, fast alle ver­furzen Hosen und sieht seine Schwester an, die in ihrem Tuche leistert( durch die Hiße des Backofens), nur selten lassen sich noch einzelne friert. ungequollene, nicht verkleisterte erkennen. Die tiefbraunschwarze Krume färbt sich, nachdem sie durch wiederholten Wasserzusah heller geworden ist( ohne allerdings ihre natürliche Farbe wieder zu er­langen), nach Behandlung mit wässeriger Jodkaliumlösung blau, die Stärke hat sich also viele Jahrtausende hindurch unverändert er­halten. Bei der mikroskopischen Untersuchung wurden in den Broten zwischen den Stärkekörnern auch hier und da abgestorbene Hefe­zellen nachgewiesen, ferner wurden massenhafte Bakterien be­obachtet. Der Nachweis von Hefezellen läßt darauf schließen, daß Hefe oder Sauerteig schon damals bei der Brotbereitung verwendet wurde; es liegt kein Grund dafür vor, anzunehmen, daß die Hefezellen erst nachträglich in das Brot gelangt sind. Die beobachteten Bakterien zeigten in ihrer Mehrzahl eine große Aehn­lichkeit mit dem Buttersäurebazillus. Das wichtigste Ergebniß der Wittmack'schen Untersuchungen ist, wie die B. 3." bemerkt, die sichere Bestätigung der in neuerer Zeit immer mehr gestützten An­nahme, daß die Gerste wohl die älteste Getreideart, und ihre Kultur älter als die des Weizens ist. Ferner zeigt sich, daß die Gerste zur Brotbereitung Verwendung fand, und zwar offenbar in weit­verbreiteter Weise, nicht nur zur Bierbereitung, wie vielfach an­genommen wurde.-

" Js des schön!" sagt sie und schmiegt sich zitternd an ihn. Quatsch!" sagt er verächtlich, drückt sich seine graue Mühe ins verfrorene Geficht und zieht seine Schwester wieder zur Bord­schwelle, von der aus sie, den Vorübergehenden Wachshölzer an­bietend, nach dem hellen Schaufenster blickt...

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Musik.

Aus dem Pflanzenreiche.

-er- Lindentheater. Meilhac und Halévy tehrten im Pariser Leben ", welches den dritten Abend im Offenbach­Zyklus" im Lindentheater bildete, die Spitze ihrer lustigen Satyre gegen jene elegante Welt, deren Scheinexistenz zwischen Liebes­plänkeleien, Champagner und Cancan nichtsthuerisch sich aufbraucht. Das farrifirte Spiegelbild dieser vergnügten Gesellschaft bietet dies­mal Dienerschaft und kleines Handwerkerthum dar, das sich an ge­wiffen vornehmen" Lastern berauscht und die Hohlheit des guten Tons" aufs heiterste perfiflirt. Der schwedische Baron Gondremark benimmt sich der Austelligkeit dieser mutterwißigen Leutchen gegen über wie ein echter Diplomatentropf und geräth mit seiner brennenden Sehnsucht, den Kelch des Pariser Lebens bis aufs letzte Tröpfchen zu leeren, in die beschämendste Falle. Die ganze Jutrigue ist luftig und frivol, aber ein wenig vergilbt und verjährt! In der Musik lebt die feine Grazie und der charakteristische Stil, mit welchen Offenbach seine kleinen Meisteriverte formte; die t. Die Herkunft des Süßholzes als Handels musikalische Konversation fließt auf der Basis zarter und ungesuchter artikel. Bis zum Jahre 1870 wurde die Süßholzwurzel, aus der Metodik dahin, und im Ausdruck jener kühnen Lustekstase, die als Cancan der Lakrizensaft bereitet wird, fast ausschließlich aus Spanien be­erstaunliche Ungeheuerlichkeiten zeitigt, war Offenbach wohl nie parise: zogen, erst neuerdings sind Klein- Asien , Syrien und besonders Ruß­rischer als im Pariser Leben ". Der Darstellung mangelte mit wenigen land als Lieferanten dieses Artikels hinzu gekommen, auch in Ausnahmen Munterfeit, freie Laune und sicherer Wiz. Die Handschuh Deutschland , z. B. in der Umgebung von Bamberg , wird Näherin des Frl. Collin hatte noch am meisten den halb die Wurzel im großen angebaut. Das Süßholz, mit dem wissen­verschleierten Ton einer Pifanterie, die, gleich der Toilette der schaftlichen Namen Glycyrrhiza, fommt in etwa 12 Arten Sängerin, noch mehr errathen läßt, als sie zeigt. Auch Fräulein in Mittel- Asien und in den Mittelmeer Ländern wild vor und Hanner( Baronin) zierte ihr allerliebst gesungenes Rondeau bildet überwinternde Stauden mit etwas klebrigen Blättern von mit fleinen Chillichtern, während Frl. 3immermann für gelbgrüner Farbe. Die Pflanze fendet eine starke Wurzel senkrecht das unverfälschte Pariser Gewächs Metella nur die natür in die Erde, von welcher kleinere Wurzeln etwa in der Dicke von liche Anmuth ihrer Erscheinung und ihre stimmliche Begabung, starten Bindfäden ausgehen, diese sind es, die den Handelswerth der nicht aber den geschmeidigen Geist einer sehr routinirten Weiblich- Pflanze ausmachen. Das spanische Süßholz ist meist nicht gut aus­feit anzuwenden wußte. Von den Herren schien nur Herr Ham. gelesen, so daß ein Theil der Packung aus feinen, noch unreifen brock( Baron) Gefühl und Kenntniß lebemännischer Eleganz" zu Wurzeln besteht, welche noch nicht den erforderlichen Geschmack befißen, haben; er hat keine Stimme, aber die Mittel einer fomischen dennoch wird die spanische Waare meist bevorzugt, weil sie füßer Individualität. Die Juszenirung war reich und sorgfältig. Chor und weniger scharf ist, als das Süßholz aus anderen Ländern. Die und Orchester wollten offenbar in mancher Temponahme den über- russische Wurzel ist reich an dem den süßen Geschmack verursachenden Sprudelnden Offenbach durch den Schnelligkeitsrekord völlig schlagen.- I chemischen Stoffe, und ist auch gewöhnlich besser ausgelesen und