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parlamentarischer und politischer Bedürfnisse. Du weißt wob!, die der Familie zum inueren Ruin ihrer Kinder führen müssen. Sinnen und Gruppe ( der Rest wird ins Ohr gemurmelt). Was soll ich Ethik des Dichters indessen zielen anderswohin. Er behauptet, daß machen? Man muß sich doch beschäftigen!" Ach, wenn Du die Mutter, wenn sie in der Familie ausharrt, auch ihre Kinder doch das Kriegsportefeuille übernehmen wolltest. Wir fämen gut leidlich bewahren kann. Dies leidlich" stört und stößt mich ab. aus. Krieg und Marine!" Aber der Kollege von der In diesem leidlich" prägt sich die matte Kraftlosigkeit des Ganzen Marine?" Ich glaube, er ist zum Unterricht an meiner Stelle aus. Entsagung ohne Kampf, da fehlt der rechte dramatische Nerv. gegangen." Se. Exzellenz eilt zum Kriegsministerium und sindet dort den Unterstaatssekretär eingeniftet. Zum Teufel, mir bleibt wohl nur noch die Justiz?"- Ich glaube. Uebrigens mußt Tu die Sache nicht zu ernst nehmen. In einer Woche wechseln wir wieder." Aber mein Gott, was für ein Spiel wird denn da getrieben?"„ Sichst Du es nicht? Schneider leih' mir Deine Scheer! Und da wir Kinder nun einmal find..."( Se. Exzellenz trällert ein Liedchen vor sich hin.)-
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dma 11 0378
Das Publikum hätte, trotz vordringlichen Beifalls einzelner Freundeskreise, diesen inneren Fehler deutlicher bemerkt, wäre die Darftellung der Hauptrollen nicht geradezu feffelnd gewefen. Die gefährliche, larmoyante Einförmigkeit wurde durch ein Meisterstück von Frau Agnes Sorma ( Agues Jordan) vermieden. Jugendglück, Frauennoth, mütterliche Bekümmerniß, jeweilig wurden sie wahr. Das war kein Virtuoſen- und Verwandlungsspiel, das war ergreifend in den verschiedensten Phasen. Die niederen Typen, denen das Dasein ein Schachergeschäft ist, wurden in ganz besonderer Schärfe und Lebensechtheit von Herrn Reicher( Gustav Jordan) und Fräulein Lehmann erfaßt.
selbst hat
Theater. har „ Früh die Windeln an die Zäune, daß sie( die Windeln) trocken werden!" So rief einst ein scharfsinniger Beurtheiler seinem Freunde, dem jungen Goethe zu. Das Gastspiel der Frau Rejane mit ihrem französischen Mit Eifer befolgt manch einer unserer jugendlichen Poeten den alten Rath und frohgemuth Ensemble hat am Sonnabend im Lessing - Theater begonnen. rückt er mit seinem Echaffen vor die Deffentlichkeit. Nur wollen Man gab die dramatisirte Sappho" von Daudet . Am Sonndie Windeln nicht recht trocken werden. tag folgte als zweite Vorstellung„ Madame San3 Gêne" von 60 Feucht- fümmerliche Thränenergüsse bilden das besondere Merkmal Sardou. Frau Réjane gilt als typische Hauptvertreterin der modernder jüngsten Bühnenproduktion. Alles in ihr wandelt sich zum realistischen Pariser Schauspielkunft. Mit dem Künstlerthum der Melodram. Nirgendwo ein feckes Austürmen, wie es stolz aus- Sarah Bernhardt , deren Grundzug pathetisch ist, hat Frau Réjane schreitender Jugend wohl ausleht; überall das Weh' der Guljagung. wenig gemein. Frat Réjane gilt als reiffte„ Comédiennes per Wenn es noch milde Reise wäre, die von Entfagung predigt! Aber franzöfifchen Bühne. Nur faffen die Franzosen den Begriff Komödie es ist ein bypochondrischer Zug, der dieser Dichtung eigen weiter, als wir Deutschen . Er deckt sich nicht mit unserem Luftfpief, thümlich ist. Der Poet beguckt sich ängstlich vom Wirbel bis erreicht bis ans tragische im modernen Gesellschaftsbrama hinan, zur Zehe. Hier und dort hat er eine schmerzhafte Empfindung. schließt aber getragen- deflamatorisches, schweres Pathos aus. Bald reisten nicht alle feine Blüthenträume" so so jab, Es wurde unglaublich viel Reklame, mehr von deutscher wie er's erwarten durfte. Bald ist es der beengende Druck als franzöfifcher Eeite gemacht, bevor Frau Réjane nach Berlin der Familie, der auf ihm laftet. Das regt seine Melancholie an fam, und manche Taktlosigkeit lief dabei mit unter. Frau Réjane es geschmacklos, Der ganzen großen Welt anerkannt werden. Aus der Familienmifère, die er gewiß gründlich kennt, baute ans hohlem Chauvinismus dabei Berlin zu übergehen oder darüber Georg Hirschfeld bisher seine Tramen. Ein Hauch dumpfer falls ist in Fran Néjane eine wirklich voll anerkannte, erfte Tiraden zu machen, daß man Berliner Honorare verschmähe. JedenGhettoluft durchzieht sie zugleich. Als der einundzwanzigjährige Als der einundzwanzigjährige franzöſiſche Schauspielerin braucht, daß Frau Réjane auch Dichter, der auch äußerlich all Gerhart Berlin gekommen, woraus Hauptmann noch nicht zu folgen mahnt, mur daß er zarter und fleiner Vo Statur ist, mit seinen Müttern" hervortrat, wurde er uus, die wir vielleicht an große Schauspielkunft einen anders ge= vielfach als neue Leuchte gepriesen. Die überschwänglichen Prophezeinngen arteten Maßstab anlegen, als erstgradige Künstlerin erscheinen muß. müssen nun der skeptischen Betrachtung weichen. In seinem neuesten aber nicht überrascht," hingeriffen wie damals, als die Italienerin Das Publikum war in„ Sappho " sehr freundlich und theilnahmsvoll; Schauspiel Agnes Jordan", das am Sonnabend zum ersten Duse nach Berlin fam; und am zweiten Abend war es ungefähr Male im Deutschen Theater gegeben wurde, offenbart Georg Hirschfeld ebenfalls poetische Art, lyrisches Stimmungsgefühl; ebenso. Das macht wohl die besondere Art der Frau Réjane und der Umstand, daß man bisher noch keine Rollen aber das Gefühl ist so rührsam weich, es mabnt so oft an Verzärtelung, daß man bange werden kann, ob diese junge Begabung schöpfen kann. Vielleicht haben von ihr fah, in der ein Künstler ausreichen Tiefen haben die Franzosen für das zur Männlichkeit erftarten und reisen werde. mus Beingeistige, lebhaft Bewegliche in der Schauspielkunft mehr Einu, und wir wiederum eine größere Werthfchäzung für die Aeuße ungen geistiger Stärke, elementarer Kraft. Der hervorragende schan spielerische Verstand der Frau Réjane wirfte in Sardou's windiger Komödie auch bei uns lebhaft. Eo freier ebermuth, wie Mancher Enthusiast tönnte darin ein besonders muthiges Vor- ihn Frau Réjane , selbst wo sie zu parodistischer Uebertreibung ver gehen erblicken. Der junge Dichter verwirft mit Abficht die Schulführt wird, wird bei uns gewiß als etwas ganz Besonderes weisheit. Das ist es aber nicht. Es ist wirklich nichts unerhört empfunden. Es steckt ein aparter Reiz in dieser dreisten Neues, sondern ein melodramatischer Mothbehelf. Die Leidens: Liebenswürdigkeit. Leicht und sicher decken sich das behend hinftationen einer armen Dulderin, deren Feingefühl täglich geworfene Wort und die rasch veränderliche Geberde. Eine ganz von einem rohen, lächerlich eillen Patron mißhandelt wird, follen verfeinerte, in den Einzelheiten faubere Soubrettenkunst, wie sie gekennzeichnet werden. Diese Dulderin, Frau Agnes Jordan, ist Frau Réjane als Madame Sans- Gêne beherrscht. Nur liegt es in cin armes, verzagtes Menschenkind; und darum kann ihr Geschick, dieser fünstlerischen Art selbst, daß sie uns nicht gerade elektrisirt. ihre Hilflosigkeit unr das weiche Mitgefühl wecken, von dem das Wie weit das Künstlervermögen der Frau Réjane reicht, wird wohl zärtlich verschwimmende Melodram lebt. Wo kaum ein Kraftaufab ihre Nora" zeigen. vorhanden ist, sich zu erheben, bleibt die tragische Spannung, die tragische Größe aus.
und er meint, fein Recht, über sich selbst zu weinen, müsse nun von will der Welt ihr reiches Können zeigen und finde benommen. Sie
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Vermittels eines Nothbebelis versuchte Hirschfeld diesmal fein dramatisches Problem, die Entwickelung einer unieligen Ehe bis zur Resignation, zu lösen. Er vertheilt seine fünf Afte derart, daß sie Episoden aus mehr als dreißig Lebensjahren bringen.
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gr. Das Arthur Fitger 'sche Trauerspiel„ Die Frau Jordan stammt aus Kreisen, in denen der Handelsmann Hexe" wurde am Sonntag von der Freien Voltsbühne Herr der Welt ist und in denen gewisse patriarchalische Verhältnisse im Friedrich Wilhelmstädtischen Theater aufgeführt. fich erhalten haben. Frau Jordan hat einen Onkel. Der wäre für Seit langem ist dieses 1875 veröffentlichte Stück von der Schanbühne fein Leben gern Mufiter geworden. Aber in der besonderen Gesell verschwunden; man wird kaum fehlgeben, die Ursache hiervon nur schaft, in der er aufwuchs, giebt es kein Recht der Selbstbestimmung. darin zu suchen, daß unsere bürgerliche Schaubühne und ihr von den Dec Bater fommandirt und knickt den Willen seiner Angehörigen. Jugendfünden der Freigeisterci zu Bigotterie und Kirchengang zurückSo mußte der Onkel von Frau Jordan wider Willen Kaufmann tehrendes Publikum für das Problem dieses Dramas nichts mehr
Bitte eine inverbigen. Scis perquämt schleicht er durchs Leben übrig hat. Ge war ein löblicher Gedanke der Zeitung der Freien Alle seine inwendigen Schäße aber, seine ganze verschlossene Volksbühne, dieses Werk des Bremer Maler- Dichters, in dem das Liebe häuft er auf seine jugendschöne Nichte Agnes. Durch Ringen einer freieren wissenschaftlichen Weltanschauung gegen ihn wird Agnes mit einem schöneren Stück Welt verden religiösen Kirchenfanatismus in großer Art dargestellt ist, trant; an Schiller und Goethe, an Mozart und Beethoven ihren Mitgliedern darzubieten. Der Herold verkündet den Frieden erwarmt sie und wird reicher. Mit dieser Verfeiner ung bat Agnes im nach dreißigjährigem Religionstriege, Lutherische und Katholiken, so Grunde ein schlechtes Lebensangebinde erhalten. Sie hat sich in den brennender Haß auch in ihnen noch fortwirkt, reichen sich die Hand schönen Gustav Jordan verliebt, einen Handlungsreisenden, der außer der zur Bertilgung des gottlosen Rezerthums, das die Lehren von Anbetung seiner werthen Person nur einen Gott fennt, das Ge- Keppler und Galiläi vernommen und mit dem Kirchenglauben geschäft und den dreimal heiligen Profit. Der verliebte und refignirende brochen hat; und der blinde Pöbel folgt dem Jesuiten und dem Oheim sieht das Unheil während der Hochzeit schon kommen; aber glaubenseifrigen lutherischen Wachtmeister gegen die Here". In die glückstrahlende Braut erblickt ihren schönen Gustav noch in Ver- diesen Rahmen des Dramas eingewoben ist die Liebestragödie flärung. Ihr Wahn ist bald verronnen; und im zweiten Att derselben Here, deren Geliebter nach zehnjährigem Ferusein fieht sie ihrem Kumpan von Gatten bis ins Innerste der brutalen die Geliebte als weiblichen Faustus" vorfindet, während die Seele. Sie geht nicht von ihm, vielleicht durch Ghettotraditionen jüngere Echwester das Bild der Geliebten von ehemals annahm. gebändigt; ja fie begeht das seltsame Unrecht, daß sie bei dem Thalea, die Here, jubelt dem längst verloren geglaubten Liebesglück Manne , der wie ein Affe mit zunehmendem Alter immer boshafter zu, will der trockenen Wissenschaft den Abschied geben wird, noch ausharrt; und sie muß doch erkennen, daß der Mann und den Todtenschädel und die Pergamente mit dem Spinn nicht blos sie selbst um ihr Leben betrogen hat, daß die Zustände inlrad und häuslichem Glück vertauschen. Aber Schwester