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gemeinsamer Mahlzeit und gemeinsamer Wirthschaft, noch immer| damit nicht angerichtet. Was im zweiten Theil des" Faust" neben in Geltung. Die neue schweizerische Gesetzgebung ist der Gemeinder: vielem Ballast heute noch lyrisch ergreift, wird stets auf den still schaft sehr günstig gesinnt und bestrebt, sie wiederherzustellen. Der finnenden Leser tieferen Eindruck machen, als auf den Hörer etwa jetzt dem gesetzgebenden Körper in der Schweiz vorgelegte Entwurf im Theater; und hätte die Regie Goethe's Wort noch so dentlich eines einheitlichen bürgerlichen Gesetzbuchs, der zum Verfasser den auf der Bühne herausgearbeitet, Buchholzen's hätten doch von hervorragendsten schweizerischen Juriften, den Professor Huber in Goethe's Geit keinen Hauch verspürt. Bern bat, fiebt sogar Mittel und Bege vor, um unter Umständen Den Fauft gab, wie vordem schon im Deutschen Theater, Herr zwangsweise die Gemeinderschaft durchzuführen. Der schweizerische Sommerstorff. Seine Deflamation ist sympathisch, edel. Auch Gesetzgeber hofft von der Wiederherstellung des Justituts nicht nur Frau Sommerstorfffprach im Deutschen Theater, wie diesmal eine Förderung des Familienlebens, sondern vor allem will er damit der die Büßerin( Gretchen). Bou früheren Bekannten traf man auch Barzellirung der Grundstücke entgegenarbeiten und durch die mit der Herrn Pittschau, den lungengewaltigen Raufebold". Herr Gemeinschaft verbunden gewesene Wirthschaft die zunehmende Stahl gab den Mephisto nicht gerade mit rechtem diaboVerarmung einengen. In Deutschland fann das Institut nicht Ein- lischen Glanz. Manchmal schien es, als sei der Zynifer gang finden. Das Bürgerliche Gesetzbuch macht es unmöglich durch Mephisto gar zu bedächtig und müde. Die Helena die Vorschrift, daß jeder Miterbe unter allen Umständen die Aus- wurde von Frau Pospischili dargestellt. Am schlimmsten wird es einandersetzung verlangen tann und durch die weitere Bestimmung, auf dem Theater mit den luftigen Phantasiegebilden des Homuntulus daß ein Vertrag, durch den sich jemand verpflichtet, sein fünftiges und Euphorion sein. Der Homuntel muß von einem Kind gespielt Vermögen oder einen Theil desselben zu übertragen, nichtig ist.- werden, und Goethe's phantastische Fronie klingt im Munde eines Sindes, das nothwendig die sinnreichen Verse papageienhaft nach. Theater. sprechen muß, trocken und hölzern. Euphorion, die windige Geburt, wurde von einer Theaternaiven gegeben, die souft Backfische drollig spielt. Damit tommt man dann nicht aus.
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Maximilian Ludwig gehört seit einem Bierteljahrhundert ber königl. Bühne an. Am Sonnabend seierte er als Marquis Posa sein Jubelfest. Man ehrte ihn, wie das in Oskar Blumenthal und und Gustav Radelburg, solchen Fällen üblich, mit demonstrativem Beifall und kamerad die Namen bedeuten eine sieggewohnte Firma. Ihre Boffenfabrit schaftlichen Ausprachen; er selber daufte gerührt. hat eine neue Arbeit auf den Markt geworfen, den Schwant Gerne sei dem fleißigen, braven Arbeiter die Festesfreude ge- Hans Huckebein", der am Sonnabend zum ersten Male im gönnt. Ueber die Thatsache fann fie freilich nicht hinwegtäuschen, effing- Theater aufgeführt wurde. Mit wieherndem Ge daß die einflußreichere Zeit des Herrn Ludwig vorüber lächter wurde der Schwant aufgenommen. Es giebt für diese Arl iſt. Wir können uns heute nicht mehr vorstellen, daß von Lachen feine andere Bezeichnung, als Wiehern. Es hat nichts Herr Ludwig einft der gefeierte Liebling in der Theater mehr von durchgeistigter Luftigkeit an sich, es ist der gewaltfams welt Berline war, ja daß er als Wiederbeleber des Ausbruch ciner Stumpffimuigen Menge. Man lächelt nicht Schauspielhauses gerühmt wurde. Wie verzopft und versteift mehr über eine menschliche Unvollkommenheit, man folgi muß es damals ausgesehen haben, wenn dies schönrednerische Pathos nicht mehr dem witzigen Einfall oder Einfall oder der tolldreisten und die füße", getragene, nicht felten auch gezierte Romantik dieses fomischen Uebertreibung: man wiebert eben. Ein geschlagener Echauspielers als neuer, junger Aufschwung gepriesen wurde. Pantoffelheld, der am Raßentischchen aus Strafe feinen Kaffee trinken us, macht den Witz: Also auch vom Tisch geschieden? Das ahnungsvolle Publitum begreift und wiebert über den echten Blumenthal. So geht's im gleichen Tempo weiter.
Seit in der Schauspielkunft die eindringliche Charakterifirung wieder mehr gilt, als der weiche, fchöne Linienfluß" der Gestalt, war Ludwig's Wirtsamfeit naturgemäß gebrochen. Er mußte sich mit untergeordneterer Stellung bescheiden. Andere rückten beim Publikum in den ersten Maug, so der geistreiche, bewegliche Rainz und der temperamentvolle Dranfgänger Matkowsty.
Von Zeit zu Zeit unternehmen auch die Familien- Theater gerne einen Ausflug zum Höheren" ins flassische Land. Nicht, weil deren Leiter wegen der niedrigen Familienfost, die sie sonst auf zutischen lieben, einigermaßen Buße thun wollten. Nein, die Geschäftstlugheit gebietet es fo. Das getreue Bublifum soll sich und feinen Bildungsstolz fühlen lernen. Wozu lebt man in der Hauptstadt der Intelligenz. Man brandt ja darum herbe Größe etwa nicht in voller Herbheit wiederzu geben und das Bublifum nicht mit allzu schwerem Gedankenreichthum zu belasten. Wozu auch bedrückten Familien vätern, zärtlichen Müttern und Töchtern eindringliche Geiftesarbeit zumuthen wollen? Man umschmeichelt lieber ihre Sinne und schläfeit sie sachte ein. Die Hörer im Parkett haben dann die er bebende Genugthuung, Spree Athen würdig vertreten zu haben, flassisch gewesen zu sein; und halb zwischen Schlaf und Wachen haben sie doch ein füßes Theatervergnügen gefoftet. So macht man aus dem Sommernachtstraum" eine Feccie, eine Operette aus dem„ Kaufmann von Venedig" und eine große Oper mit Ballet schneidert man aus dem zweiten Theil des Faust zurecht.
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Haus Huckebein ist der Spigname eines Pechvogels. So oft er einmal über die Stränge haut, länger in der Kneipe fikt oder ein bischen poussirt, gewiß erfährt es seine liebe Gattin. Das Schlimmste aber that ihm der Kinematograph an. Das ist eine vertenfelte Erfindung. Herr Hallerstädt hat im Oftende mit einem fleinen Lämchen eine beimliche Begegnung; gerade als er zärtlich sein will, wird das Momentbild von dem Apparat für lebende Photographien aufgefangen, und Hallerstädt, der Schwerenöther, wird als lebendes Bild" in Berlin gegen Entree gezeigt. Die Frau erfährt's; sie sieht das Bild, es giebt Berlegenheit um Verlegenheit, bis sich alles friedlich regelt. Hallerstädt's Dame in Ditende war nur von der Gesellschaft, die mit dem Kinematographen Geschäfte macht, angestellt", um„ Männer beranzulocken" und für pitante Szenen zu sorgen. Die Tugend des Herrn Hallerstädt fam dabei nicht zu Falle.
Idoer
Tie Schauspieler( Herr Schönfeld, Frl. Groß, Herr Klein und Herr Guthery) fönnen bei solchen Schwänten sich nur im aus getretenen, Geleise bewegen. Das cmzig Werthvolle bleibt das Geschäft der Firma, als deren Vertreter fich wohl ein dugend Mal Schmunzelnd verbeugten Gustav Kadelburg und Oskar Blumen thal.
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Jm Ostend Theater wird zur Zeit in Spiritismus gemacht. Herr Direktor Weißwer diesen Künstler mit dem Schalt im Nacken einmal gesehen hat, mag fich den Humor von der Sache ansialen Herr Weiß soll im Voraus hiesigen Spiritisten augekündigt baben, daß er einer der ihrigen sei, und diese überraschende Bruderschaftserklärung hatte zur Folge, daß am Sonn eine stattliche Anzahl vierdimensionaler Ränze das Parquet be abend bei der ersten Aufführung der Geisterglod e" wirklich völferten. Die harmlosen Lente tamen auf ihre Rechnung, denn das Stück war sehr gruselig. Ein englischer Oberst hat im Kriege mit
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Dieses opernhafte Ding, Tegt von Goethe, Musik von Karpa, lernte man am Sonntag im Berliner Theater" fennen Als nach der Duverture der Vorhang in die Höhe ging, und die feierlichen Verse, die vor Faustens Erwachen gesprochen werden, Verse, die an sich voll von herrlich musikalischem Wohllaut sind, nach irgend einer Opernschablone von einem distonirenden Chor gesungen wurden: da dachte ich mir gleich: Schau, der Direktor fennt seine Lente. Und fümmert Frau Rehmanu oder Fran Buchholz bie bewas Buchholz die bedeutungsvolle Sprache Goethe's? Brasch hat tief in den Sädel gegriffen. Die Kostüme den Afridis einen buddhistischen Heiligen vorzüglicher Qualität der Kaiserpfalz ein farbenbuntes, wirftich reich bewegtes Reben, getödtet, und diese koloniale Unthat rächen die unheimlichen Die Helena - und die Euphorion- Szenen sammt dem hellenischen und Kollegen des indischen Gottesmannes an dem Mörder nach Gerhartnordischen Geiftersput zu einem Zauberballet umgewandelt, darüber Hauptmännischem Rezept. Der rauhe Krieger hört vierzig Jahre neuen, dekorativen Glanz gestreut. Das Publikum jubelte fiber seinen lang zur Strafe eine Glocke um sich bammeln; man kann sich denken, klassischen Guckfaften, und der Jubel entlud sich nach den Aktschlüssen in stürmischem Beifall.
Direttor
funkelnagelneu; bei Adolf Ernst fonnte es nicht schöner fein. In
Uebrigens fönnen sich Bühnenleiter, wie Braich, bei ihrem Beginnen auf Goethe selber berufen, der wohl an die Aufführung von Faust II im Ernfte nicht dachte, gelegentlich einmal aber aussprach, Fauft würde dann die Gestalt einer Oper annehmen.
Bor mehreren Jahren schon wurde im Deutschen Theater unter L'Arronge der Verfuch mit dem zweiten Theil des Fauft gemacht. Man beging damals die Unklugheit, die Helenafzenen fortzulassen. Gonft ging man mit den Dichterworten schonender um, als diesmal. Das dekorative Bild war auch damals eine Hauptsache, und ihm ist der damalige große Erfolg nicht zum wenigsten zu danken; doch war man im ganzen noch verschämter, als jetzt. Man arbeitete manche lyrische Stimmung fein heraus.
Man braucht sich über diese Art von Klassizität im Familientheater im allgemeinen nicht zu erbosen. Schaden wird im grunde
daß ein so monotones Geräusch im Laufe der Zeit selbst einen bigotten Engländer verrückt machen muß. Nach Ablauf der vierzig Bammeljahre kommen die Fakire gar nach Schottland , wo das Stück vor sich geht, und bringen es fertig, daß der Oberst sich gemeinsam " Wir glauben nicht, daß die Geisterglocke auf lange Dauer das mit seinem gleichschuldigen Feldwebel ins Meer stürzt. Oftend- Theater füllen wird. Die spiritistischen Konventikel, welche das an fich werthlose Schauspiel ernst nehmen, machen insgesamint nur ein kleines Häuflein aus, und die gefunden Lente find meist nicht im ftande, die Sache von der humoristischen Seite aufzufassen. Das„ Drama" wurde übrigens recht hübsch dargestellt.
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Neue Freie Voltsbühne" brachte am Sonntag Anzengruber's Der G'wissenswurm beraus. Es war die erfte That des neuen Regisseurs, des Herru Claudius Merten. Und es war wirklich eine That. Ich stehe nicht an, diese Aufführung für die beste zu erklären, die ich je an