Anterhaltungsblatt des Vorwärts

Nr. 207.

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Donnerstag, den 21. Oktober.

cjot sit sting 1897.

( Nachdruck verboten. war, als eine entschlossene Frau, mit der man am besten gang offen sprach. f

Der Roman einer Verschwörung.

9]

Haft?"

Bon A. Ranc.

Jns Deutsche übertragen von Marie Kunert . Bah! Was kann das sein! Meine Entlassung aus der " D, wie können Sie so etwas sagen! Nein, alles hat feine Zeit. Aber es ist schon ein Anfang. Ihre Absperrung ift aufgehoben. Sie werden Ihre Frau Mutter in Ihrem Zimmer statt in dem vergitterten Sprechzimmer empfangen und täglich von 12-2 Uhr das Recht haben, auf dem Hofe spazieren zu gehen, und der Herr Abbé auch. Das ist doch nett, denke ich."

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Sehr nett, Herr Descosses. Und wem verdanken wir diese Gunft?" jod man slanu of

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" Ich habe sie beantragt. Es zerriß mir das Herz, wenn ich sah, wie Sie beide sich langweilten. Was fönnen Sie auch zusammen für Schaden anrichten? Sie werden doch die Stadt nicht in Brand stecken, nicht wahr?"

" Mein guter Herr Descoffes! So tann ich also heute hinuntergehen?"

Ja, mein Herr, um zwölf. Ich werde den Herrn Abbé benachrichtigen. am good

01910 2009

Rocherenil war sehr zufrieden. Zwei Stunden täglich mit einem Freunde plaudern zu können; welche Erleichterung im Gefängniß!

"

sd me Sie befizen wenigstens einen Theil der Geheimnisse Rochereuil's und der blauen Brüder". Um wie viel wollen Sie sie verkaufen?" hatte er zu ihr gefagt. di bida als Juliette, die ihrem Vertheidigungssystem immer treu blieb, hatte ohne jede Erregung geantwortet:

" Ich weiß nichts von den Angelegenheiten des Herrn Rochereuil, und was die blauen Brüder" betrifft, so habe ich nicht das Vergnügen, sie zu fennen."

imin e " Nehmen wir an, daß Sie die blauen Brüder" doch kennen, und nennen Sie mir Ihren Preis." i sit ne " Ich brauche fein Geld." ids!

"

op 918 Sie wissen doch, daß ich Sie in ein unterirdisches Ge fängniß einsperren laffen fann!" spond to and stallion Rämen Sie damit etwa weiter?"

hatte Degrange nach Hut und Stock gegriffen. Bei diesen mit vollkommener Ruhe gesprochenen Worten

Sie

es sich noch überlegen. Auf Wiedersehen, mein aller Sie haben sehr unrecht," sagte er; schließlich werden schönstes Fräulein!" di me e m

Bitte sehr, Herr Agent," sagte Juliette in spöttischem Tone di oo thin stand a

Als Juliette allein war, stieg sie in den Garten hinunter, wo sie als Mietherin das Recht hatte, spazieren zu gehen, doch pflücken. Ein sehr überflüssiges Verbot, da der Garten dem war es ihr untersagt, auch nur eine einzige Blume abzus Rocherenil und Abbé Georget hatten allerdings schon zu Nonnen die Heimsuchung" verlassen hatten, war der Boden Unkraut, das hier start wucherte, überlassen war. Seitdem die wiederholten Malen einander Mittheilungen zukommen lassen. Sie waren beide viel zu gewandt, um die Gelegenheiten, die nicht mehr ungegraben worden. Denn dieser Garten bildete? fich immer bieten, nicht zu ergreifen, und sie waren zu flug, mit einem andern, der von Herrn Bourgeois, dem Bürger. einen Theil des ehemaligen Klösterlichen Nebenbesizes zusammen als daß sie sich nicht schon vorher über den im Falle einer meister von Boitiers angekauft worden war. Die beiden Gärten Berhaftung einzuschlagenden Weg verständigt hätten. Einige Minuten nach zwölf Uhr ging Rocherenil hinunter. waren theils durch eine kleine Waner, theils durch sehr weit Der Abbé Georget erwartete ihn bereits. Lächelnd drückten läufig gepflanzte Hagebuchen von einander getrennt, doch fonnte ein Mann ganz bequem hindurchschlüpfen. die beiden Freunde sich die Hand. Sie waren nicht allein Der Herr Bürgermeister ging gewöhnlich nach dem Diner konnte ein Mann ganz bequem hindurchschlüpfen. joinė mais auf dem Hofe; eine Anzahl Gefangener hatten dort ein hinter dieser Hagebuchenhecke spazieren und ließ sich zu Barlaufspiel begonnen. In jedem Augenblick liefen einige der weilen herab, mit Fräulein Lefrançois ein fleines Gespräch Spieler dicht an den Freunden vorüber und stießen sie fast. anzuknüpfen. Herr Bourgeois, der Junggesell war, hätte Rocherenil und der Abbé verständigten sich durch einen Wink Juliette gern einmal in seinem Garten eine kleine Erfrischung nach jenen hin und durch ein Achselzucken, dann setzten sie fich angeboten, aber er wagte es nicht, da Juliette äußerst zurüc auf eine Bant, die in einer Ecke stand. haltend war. Die Kleine liebte die schönen Männer nicht, und Herr Bourgeois war sehr schön. Freilich war er unglüd licherweise nichts weiter als schön ohne etwas Eigenartiges oder Originelles im Aeußern. Er hatte ein regelmäßiges Gesicht, eine sehr gerade Haltung und wundervoll ge wachsene Beine: furz, er war war ein sehr schöner Mann, der sich aber in nichts von allen schönen Männern unterschied. gewöhnliche liebte. Eines hätte sie vielleicht angezogen, wenn fie nicht anderweitig gefeffelt gewesen wäre: Man behauptete

" Mau will uns aushorchen," sagte Abbé Georget. " Ja", antwortete Rocherenil. Rovigo hat jemand, nach Poitiers geschickt. Gestern bin ich davon benachrichtigt worden." Sonst nichts Neues?"

Ja, Michel ist angekommen."

Bist Du dessen sicher?" sagte Georget erregt.

" Ja, und er sprach den Herzog erst vor einigen Tagen." Das war nicht nach Juliette's Geschmack, die das Außer. Den Herzog felbft?"

"

" Ihn selbst."

So follen wir also losgehen?"

"

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Ja, alles soll bereit sein und zwar vor Ablauf der von Herrn Bourgeois- und er widersprach dem nicht daß nächsten vierzehn Tage."

Und die Agenten Rovigos?"

" Nichts zu fürchten. Der Herzog wird sie auf eine falsche Spur bringen."

" Der Plan ist nicht geändert?" " Nein, übrigens werden wir die Einzelheiten regeln, wenn der Herzog angekommen ist."

Va bene! Du haft mir nichts weiter zu sagen?" Nein."

Da standen Rochereuil und Abbé Georget auf und nahmen unbekümmert um die Barlaufspieler eine sehr interessante Unterhaltung über das System Babeufs auf, die sie vor ihrer Verhaftung begonnen hatten.

VI.

Es war acht Uhr Morgens, und Juliette Lefrançois lag noch im Bette." Die Zusammenkunft, welche der alte Herr mit der zimmetbraunen Hose bestimmt hatte, fand erst um 12 Uhr statt, und da Juliette schlecht geschlafen hatte, faulenzte sie noch ein wenig. Nicht etwa, daß die erwartete Zusammenkunft sie beunruhigte, oder daß sie sich über den Besuch Degrange's aufregte. Der Agent hatte wie er zu Drault gesagt Juliette fofort als das erkannt, was sie

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er vor der Revolution einer der Liebhaber der großen Katharina von Rußland gewesen wäre. Herr Bourgeois hatte mit einigen Kameraden voll der Rechtsschule

emer Nacht die Statue Ludwigs XV., welche die place d'Armes schmückte, verstümmelt und wat Er war nach Petersburg gegangen und hatte, un leben zu deswegen gezwungen worden, ins Ausland zu gehen. fönnen, eine Stelle als Hauslehrer in einem adeligen Hause angenommen. Eines schönen Tages begegnete Katharina ihm dort und verliebte sich auf der Stelle in ihn. Die Kaiserin kannte den Werth der Zeit. Zwei Stunden später war der schöne Hauslehrer feinen Rivalen weit voraus und großer Favorit. Bis zum Tode Katharina's wurde er durch ihr Ver trauen ausgezeichnet. Bon 1790-94 hatte er, wahrscheinlich mit geheimen Aufträgen, mehrere Reisen nach Paris gemacht und dort mit fast allen Männern der Revolution Bekanntschaft angeknüpft. Im Jahre 1798 fam er nach Poitiers , wohin er nicht gerade viel Geld, aber mehrere diamantenbesetzte Tabaks. dosen mitbrachte. Dergleichen schien in jenen leichtlebigen Beiten viel einfacher als hente. Niemand wunderte sich darüber oder kam auf die Idee, Herrn Bourgeois zu ver achten, weil er aus einer goldenen Tabaksdose schnupfte, die in Brillanten den Namenszug der dankbaren Katharina trug.