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hätten versucht, etwas von unseren Angelegenheiten zu erfahren, und wir würden uns bemüht haben, Sie dahin zu bringen, daß Sie sich entdeckten. Heute fühle ich mich etwas ermüdet und bin nicht in der Stimmung zu solchen Scherzen. Sprechen wir also als Männer mit einander: Sie kennen uns, und wir fennen Sie. Sie sind Méhu; aber Sie haben sich nach einander Jablowski und Ogeroff genannt." " Ich leugne es nicht, aber ich führte damit die Befehle des Bundes") aus."
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„ Geschah es auch auf Befehl des Bundes", daß Sie in Besançon den Namen Müller annahmen?"
Méhu wurde roth; aber er besaß zu viel Haltung und Geistesgegenwart, um sich nicht sofort zu fassen. alled Nun," sagte er philosophisch, die Sache ist verfehlt! Sie sind besser unterrichtet, als ich glaubte. Dafür muß Revanche genommen werden; man wird sie nehmen, meine Herren!"
Rochereuil und der Abbé hatten ihm bereits den Rücken gewandt. Als Méhu allein war, begann er zu grübeln. Wie hatten diese beiden Männer wissen können, daß er, Méhu, in Besançon als Müller aufgetreten war, ein Geheimniß, das niemand auf der Welt außer Fouché kannte?
Hatten Sie Beziehungen zu Fouché ? fragte Méhu fich Bah, sagte er dann, wer's erlebt, wird ja sehen. Inzwischen wollen wir versuchen, hier heraus zu kommen. Dies ehemalige Kloster ist nicht gerade lustig: es fehlt an Nonnen darin.
Meine Herren, es ist Zeit, daß Sie wieder in Ihre Bimmer gehen", rief Descosses den Spaziergängern zu, während er mit seinem schrecklichen Schlüsselbund rasselte. Er näherte sich Rochereuil und sagte demüthig zu ihm:„ Wenn es Ihnen gefällig ist, einzutreten, mein Herr."
" Bergessen Sie nicht," antwortete Rochereuil mit leiser Stimme, daß ich heute Abend noch mit Ihnen zu sprechen habe."
XI.
Seit Louis Rochereuil Fräulein Lefrançois um die Schlüssel zu ihrem Garten und ihrem Zimmer gebeten hatte, waren einige Tage vergangen. Jeden Abend hatte Juliette gewartet, aber immer vergeblich. Sobald die Nacht herabsank, setzte sie sich an das Fenster, horchte nach dem geringsten Geräusch in dem riesigen Garten und suchte mit angestrengtem Blick die Dunkelheit in der Gegend des Gefängnisses zu durchdringen Der junge Rochereuil hatte ihr gesagt, daß der Schlüssel nicht für seinen Bruder wäre, aber sie hatte es nicht geglaubt. Sie bildete sich ein, daß Pierre eine Flucht versuchen und sich, wenn fie gelang, bei ihr aufhalten würde, wenn es auch nur geschah, um einige Augenblicke zu rasten und die Kleider zu wechseln. Welch' anderer als er konnte durch die Gärten fommen? Welch' anderer war gezwungen, sie zu passiren? Die Nacht verfloß, ohne daß Rochereuil erschien, und Juliette warf sich, von Müdigkeit überwältigt, auf das Bett; fie entkleidete sich erst bei Tagesanbruch.
( Nachdruck verboten.)
Tran
Unvergängliche Trauer.
Von H. du Plessac.
( Autorisirte Uebersehung.)
( Schluß.)
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Ob ich... Ach, sehen Sie, meine liebe Frau Boucheron, das das ist nun schwer zu verstehen und auch schwer zu erklären Frau Gandillot war auch etwas älter wie ich fie war nämlich die Wittwe meines Prinzipals, Herrn Saurin, dem Mehl- und Vorfoft Händler an der Ecke des Boulevard Richard man jung ist, nicht wahr?- kurz und gut, Herr Saurin war gestorben und seine Frau sagte zu mir: Ludovic, sagte sie..." Sie heißen Ludovic? Das ist ein hübscher Name!"
"
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nun, wenn
,, Ach! Soso, lala! Und Sie? Wie heißen Sie denn?" " Olympe."
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" Ach? Olympe! Ja, das ist ein wirklicher Frauenname, eine Name, der einen begeistern kann! Olympe! land, die Götter, die Göttinnen
"
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Man merkt, daß Sie viel gelesen haben!" " Oh, ja, ein bischen
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Griechen
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also
Aber was ich sagen wollte.
die Wittwe von Herrn Saurin sagte mir: Ludovic, ich bin älter Sie---"
wie
das
Wieviel?"
B
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blos 10 Jahre!
Und
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wenn Sie wollen, so ist
dann sagte sie mir: Ludovic, ich meine es gut mit Ihnen, Geschäft gehört mir es Ihr Eigenthum! Ja, mein Gott, Frau Boucheron, Sie können sich vorstellen, wenn man ein junger Kommis ist furz, ich habe das Geschäft und ganz auf sich angewiesen nicht doch, Frau Sauringeheirathet!- " Ja, aber Sie konnten doch auch nicht gut anders handeln
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übrigens, haben Sie denn das Geschäft noch?" " Selbstverständlich."
Werth!"
" In dem Stadttheil repräsentirt das aber einen bedentenden " O ja, Kundschaft und Lager zufammengerechnet ungefähr 100 000 so im Durchschnitt 5-6000 jährlich." „ Ach! Eigenthümlich! Genau so viel betragen auch meine Binsen!"
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Wie seltsam, diese Gleichheit des Vermögens ift 10, 6 und 6 ift 12, im Durchschnitt also 11." War Ihre Ehe denn glücklich?"
wie
aber
"
Glücklich! hm, glücklich!... Lodoïne,
5 und 5
-Sie hieß Lodoine, Sie wohl auf dem Grabstein gelesen haben, war nicht fehlerfrei, wozu jetzt noch davon sprechen?" „ Sagen Sie es doch nur!"
"
Nun
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sie hatte eine etwas lose Hand." " Oh! Armer Freund! Darf ich Ihnen sagen, daß ich Sie eigentlich bewundere? Dies treue Gedenken, daß Sie der jenigen bewahren, die doch... Und was Sie dort auf den Grabftein haben sehen lassen:" Erwarte mich."
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" Ja! Sehen Sie, es mußte doch etwas darauf. Der Steinmet hat mir dazu gerathen; aber bei Ihnen das ist doch viel distinguirter." Ach, mein Gott! Unvergängliche Trauer", das heißt ja
"
immer so!"
Aber Sie haben da zwei Reihen frei gelassen, was soll denn dahin kommen?"
„ Ja, das ist es ja gerade, ich weiß es selbst nicht!- Vergebens firenge ich mich an, es will mir nichts einfallen."
Seien Sie aufrichtig: Sie sind nicht glücklich gewesen!" " N... nein!- Aber Sie!"
"
Auch nicht. Und darum war mir der Spaziergang hierher an
Es war achteinhalb Uhr abends; Juliette hatte ihren Poften am Fenster noch nicht eingenommen; fie arbeitete und lauschte dabei aufmerksam. Als es neun Uhr schlug, war es ihr, als ob sie im Garten sich nähernde Schritte hörte. Sie sprang an das Fenster, aber schon hatte man die Hausthür geöffnet und stieg die Treppe herauf. Juliette setzte sich jedem Sonnabendnieder; die Füße zitterten ihr, ihre Brust flog und im Trauerjahr nirgends hingehen. Da komm ich hierher. Das thut Sie gebrauchen das richtige Wort: Spaziergang! Ich kann eben die eben noch bleichen Lippen wurden blutroth. Ach, mir wohl und lenkt mich ein wenig ab." welche Enttäuschung! Nicht Pierre Rochereuil trat ein, sondern der bärtige Straßenfänger mit dem langen Haar, den fie so häßlich fand, derselbe, dem sie auf der Place d'Armes eine Décime gegeben, dem sie aus dem Fenster ein Fünfzehn Sousstück zugeworfen hatte, derselbe endlich, der sich in der St. Hilariuskirche den alten Herrn mit der zimmetbraunen Hose so aufmerksam angesehen hatte.
Guten Abend, Fernande, guten Abend, Töchterchen," sagte er eintretend mit ziemlich ausgesprochenem italienischem Accent.
Juliette erhob sich etwas verdußt und betrachtete den, der fie so vertraulich anredete, mit größter Neugier. Sie war sicher, daß sie diese Stimme schon gehört hatte; sie tanute. diesen forschenden Blick; aber der dichte Bart, und die un gepflegten Haare, die tief in die Stirn fielen, führten sie irre. Mit halb geöffnetem Munde stand sie, in einer gewaltigen Anstrengung ihre Erinnerungen sammelud.
"
Bund" war der erste Name. den die Vereinigung der Philadelphen im Anfang ihrer Organisation annahm.
"
Immer diefelbe Uebereinstimmung!- Einer meiner Freunde ist Arzt und hat mir gesagt, daß ich mir nicht genug Bewegung machte. Und deshalb Sie verstehen... ich kann ja nirgend anders hingehen, es ist erst zu kurze Zeit her." Oh! Drei Monate für einen Mann!" " Und für Sie?" ,, Acht Monate!
"
tragen."
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Bier Monate muß ich noch diese Kleider
„ Warum legen Sie nicht Halbtrauer an doch nach einem halben Jahr."
stehen
„ Glauben Sie?"
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man kann das
" Gewis! Lila, grau, malvenfarben würde Ihnen vorzüglich
Ach ja, besonders malvenfarben!"
„ Eine fleine Pause entstand.
" Frau Boucheron..."
" Herr Gandillot?"
" Wollen Sie mir gestatten, Sie Frau Olympe zu nennen?*
Sehr gern, Herr Ludovic."
Ach! wissen Sie, Olympe, woran ich dente?"
Nun?"
„ Ich denke
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hier
ja wie soll ich es nur ausbrücken- gerade