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Warum? Wir sind hier doch wie zu Hause und beide un abhängig, nicht wahr? Sie brauchen es ja nur anzudeuten, vielleicht verstehe ich schon, was Sie sagen wollen."
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Wirklich
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wäre es möglich?"
Warum sollte es nicht möglich sein? Sie sind ein Ehrenmann, der nur ehrliche Absichten hat und in vier Monaten " Sagen wir zwei, liebste Olympe!- Das Gesetz schreibt nur zehn Monate vor!"
„ Ernstlich? O wie gut sich das trifft!" Wollen Sie meinen Arm nehmen, Olympe?" „ Herzlich gern, Ludovic!"
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Und die beiden Untröstlichen
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jezt ganz getröstet, wandten den Gräbern den Rücken und pilgerten Arm in Arm dem Ausgangsthore zu. Sie plauderten, lächelten sich zu und machten einen ganz fröhlichen Eindruck. Plöglich blieb Frau Boucheron stehen: Ach, mein Gott! Und die beiden leeren Zeilen auf dem Stein! Was kann ich denn jetzt nur darauf schreiben lassen?" Hm,- gehörte Ihr Mann nicht vielleicht irgend einem Verein, irgend einer Korporation an?"
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" Ja wahrhaftig, das ist eine gute Idee. Er war stell vertretender Vorsitzender des Männer- Gefangvereins Harmonie"! Das wird gerade die beiden Reihen ausfüllen! Kommen Sie, Lassen Sie uns gleich drüben an der Ecke dem Steinmetzen Bescheid fagen. Gleich morgen soll er die Arbeit besorgen!"-
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Kleines Feuilleton.
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Literarisches.
Die Sanirung" Liliencron' s. Für einen deutschen Dichter wolle man ein Ehrengeschenk zusammenbringen, fagte man, und mit dem Dichter ist man umgesprungen, wie Ge schäftsleute mit dem Inhaber eines Unternehmens, das vor der Pleite steht. Zuerst mußte der" Status" festgestellt werden. Biliencron mußte die Demüthigung auf sich nehmen und Herrn Konsul Auerbach, Berlin , Berlin , seine Schulden ein gestehen. Wie rein geschäftsmäßig man dabei verfuhr, geht schon daraus hervor, daß man unter die Schulden auch einen Borschuß rechnete, den Liliencron auf noch zu leistende Arbeiten der Feder" erhalten hatte. Was" geht dem„ Sammel- Ausschuß" der Vorschuß an, den der Dichter von seinem Verleger genommen hat? Der Verleger will ein Geschäft machen, und wenn er sieht, daß keines zu machen ist, auch später nicht, dann giebt er eben feinen Vorschuß. Wurde der Sammel Ausschuß vielleicht darum angegangen, sich in dieses Verhältniß zu mischen? Wenn nicht, dann hat er auch kein Recht, sich in seinem Bericht überhaupt mit der Sache zu beschäftigen. Ueber die Verwendung der eingelaufenen Gelder heißt es: Ueber die Verwendung dieses Ertrages( 4450 M.) fann also nur berichtet werden, daß er nicht einmal zur Tilgung aller Schulden hingereicht hat. Also die ganze Summe haben die Gläubiger geschluckt. Schön! Im Aufruf hat man allerdings nicht gesagt, daß man für di Herren Gläubiger sammelt. Vielleicht wäre dann das Resultat ei anderes gewesen. Kann man vielleicht die Namen de: Herren erfahren, die aus dem Ehrenfold einei deutschen Dichters ihre Forderungen bezahlt era hielten?-
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Theater.
Kunst.
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c. e. Auffindung einer Raffaelschen Madonna? Im Jahre 1504 oder 1505 malte Raffaello Sanzio wie die Chronit berichtet für das Haus Taddeo Taddei eine Madonna, die damals die" Madonna am Brunnen"( Madonna del pozzo) genannt wurde, weil sich im Hintergrunde des Gemäldes ein Brunnen befand. Von dieser Madonna des berühmten Meisters hatte man dann nie wieder sprechen gehört, und man nahm an, daß das Werk für immer verloren fei. Nun veröffentlicht ein in Amsterdam lebender italienischer Maler, Herr Franco de Amicis, ein Schriftchen, in welchem er mittheilt, daß er das Ge: mälde gefunden habe. Er hat im August d. J. von einem Händler eine Madonna mit dem Jesuskinde und dem heiligen Johannes zu feinen Füßen gekauft; auf dem landschaftlichen Hintergrunde sieht man genau einen Brunnen. De Amicis behauptet nun, daß dies die„ Madonna del pozzo" von Raffael sei. Er stützt sich dabei vor allem auf einen Stich von Jakob Kulemans, der ein Raffael 'sches Gemälde darstellt, das im Jahre 1709 der Familie Royer gehörte; dieses Gemälde soll mit dem von de Amicis gekauften identisch sein. Ein einziger Unterschied ein Tuch, das der Jesusknabe um die Hüften geschlungen hat ist vorhanden, aber de Amicis ist der Ansicht, daß sich der Stecher des Bilddrucks aus Schamhaftigkeit eine Alenderung erlaubt habe. Er versichert, daß er auf dem Ge. mälde selbst die halbverwischten Spuren einer Signatur gefunden habe, die sich folgendermaßen rekonstituiren laffe: Sanzius Urbanus Invenit MDIIII.
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-0- Die Almofenempfängerin. Vor dem Hause einer Straße in Berlin O. hält ein großer Obstwagen. Er ist mit zwei wohlgenährten Pferden bespannt. Der Kutscher hat hinten das WagenBernhard Baumeister, der berühmte Schauspieler gitter heruntergeklappt und zieht große Körbe voll Aepfel herunter, des Wiener Burgtheaters, wird die Bühne nicht mehr betreten. die er dem kleinen, untersetzten Grünframhändler übergiebt, der sie Seine Krankheit( Knochenfraß) ist soweit vorgeschritten, daß der in den Keller schleppt. Eine alte Frau, die langsam schlürfenden Künstler als verloren gilt. Man hat bereits begonnen, seine Rollen Schrittes die Straße entlang tommt, bleibt vor dem Wagen zu vertheilen; der Erbförster" wird auf Sonnenthal überstehen und liest mit zwinkernden Augen die kleine, gelbe Namensaufschrift. Dann trippelt sie zum Rellereingang und gehen.- lugt hinab. Sie wird erregt und zieht mit zitternden Händen ihr graues, gestopftes Tuch fester um die Schultern; mit den Fingerspitzen streicht sie einige dünne Haarsträhnen aus der rothen runzeligen Stirn. Aus dem Keller kommen mehrere Frauen, die ein getauft haben. Sie sind noch nicht alle Stufen herauf, als sie die alte Frau schon mit schriller Stimme anredet: Wie die sich jetzt da unten dicke dhut! Und dabei wat war sie denn? Jeßt will fie natürlich nischt mehr von unsereens wissen. Dabei hätte sie ohne uns verkommen können. Ja, ja!" schreit die Alte in den Keller hinein; Brauchst gar nicht so mitleidig zu lächeln! Wat wärst Du denn heute, wenn wir Dich nich' als tleenes Wurm zu uns jenommen hätten?" Ihre Lippen zittern, und mit der rechten Hand schlägt sie bekräftigend auf den Henkel des bunt bezogenen Spahnforbes, den sie am linken Arm trägt. Ruhiger wendet sie sich an die Frauen, die auf dem Bürgersteig stehen bleiben: Die Obsthändlerin is nämlich meine Nichte. Wie sie so drei Jahr alt war, da sagt ich zu meinem Mann:" Wilhelm, die Anna dhut mir doch zu leid;' is so'n kleenet niedlichet Wurm un' denn hat sie solche schlechte Mutter, die nischt taugt. Wir woll'n se doch man zu uns nehmen." Mein Mann überlegte sich das erst noch' n paar Stunden, denn wir hatten alleene man vier Jöhren, un' mein Mann war doch schon in de Jahre als ich ihn heirathete war er nämlich schon Wittwer- zwei Kinder waren schon da, un' mir dhat der alte Mann immer leid, wie er sich so den janzen Dag in der Färberei, wo wir zusammen arbeeteten, abplacken, un' dann noch Abends die Wirthschaft machen mußte. Weil er so jern wat Warmes trant, aber feene Zeit dazu hatte, sich wat zu fochen, gab ich ihm immer von meinem Kaffe ab, un er schmiß mir davor' ne Zuckerschrippe in- Moderne Platate. Die Wiener Neue Freie Presse den Schooß Jott nee, der alte Manu! Ich hatte dazumals schreibt: Der Text hochmoderner Plakate ist jetzt zuweilen in so ooch schon wat Kleenes. Na, ja; wir brauchen doch gefünftelten und verschnörkelten Buchstaben gedruckt, daß man wahr nischt vor'nander zu verheimlichen. Na, id half ihm haft Mühe hat, ihn herauszulesen, während doch im Intereffe denn' n bisten in der Wirthschaft, un' die Kleenen sagten der Ankündenden die größte Deutlichkeit geboten wäre. schließlich Mutter zu mir, bis id et denn ooch wirk- standen dieser Tage zwei Herren und eine Dame vor lich wurde. Kurz un' jut: Wurden wir so fertig, einem Plakat, das am Gitter des Gartenbau- Gesellschaftsfonnten wir doch noch die fleene Anna satt machen. Et jing denn Gartens befestigt ist. Die Beschauer bemühten sich, die ooch, bis mein Mann starb. Dann fing id an zu waschen, un die hyroglyphenartigen Buchstaben des Plakates, an dessen unterm Ende Kinder fonnten sich schließlich noch durchfressen; blos die Anna hatt' ein Medufenhaupt starrte, zu entziffern. Endlich brachte man das ick noch' n paar Jahr uf'm Halse. Denn kam sie als Helferin bei Wort„ Ausstellung" heraus; aber was für eine Ausstellung? Das ' ne großhändlern in de Zentralmartthalle. Un jetzt? Na, sehn darüber größer gedruckte Wort, in welchem man einen Gattungsse doch; jetzt is se selbst Jroßhändlern. Wat braucht se fich nu namen vermuthete, sollte Aufschluß geben. Aber wie heißt es? noch um ihre Tante zu bekümmern?" Die Alte wurde wieder lauter Hängt es vielleicht gar mit dem Medusentopfe zusammen? Einer und schrie in den Keller hinab:" Jetzt sind wir ja überflüssig! der Beschauer brachte gar heraus: Möbel Ausstellung. Da kam Jetzt tönnen wir uns von de Stadt alle Monat vier Dhaler holen; ein Herr des Weges und rief von rückwärts der studirenden Gruppe davon jehen zwee vor Miethe ab, dann hat man noch jerade zu: Slevogt heißt es, ich bin der Maler!" Die Beschauer so viel zu schwarzen Kaffe un een Stücke drocken Brot!" wendeten sich überrascht um, aber der Sprecher war bereits ver Den Frauen ihre Hände zeigend, deren Glieder start angeschwollen schwunden. Dankbar lächelnd über die erhaltene Aufklärung entfind, meint sie: Bis jetzt hab' ick immer noch stricken können; aber fernten sie sich. Das Räthsel war gelöst: Slevogt- Ausstellung" det is nu ooch vorbei, denn mit de steifen Hände kann man absolut heißt es. Aber ist der Maler immer anwesend, wenn man sein nischt machen." Die Obsthändlerin, eine fleine, fleischige Frau in Platat nicht lesen kann?- einem langen Jacket, kommt heraus, geht ruhig an der Alten vorbei und klettert auf den Bock. Die Pferde ziehen an und in flottem Trab rattert der Wagen davon. Die Alte schreit hinter ihr her:
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Kunstgewerbe.
Archäologisches.
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So
- In Bosco Reale oberhalb Pompeji wurde vor kurzem Jmmer man stolz wie' n Spanier!-- Wir sind ja man Luft ein archäologisch und künstlerisch werthvoller Mosaikboden für Euch! Na, wer weeß, wie' t noch mit Euch kommt!"-- freigelegt. Er zeigt sieben mit der Toga bekleidete Gelehrte ohne
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