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machte, die Militärfektionen auf­" Ganz und gar. Der Zerfall begann mit dem Tode des Obersten Dudet bei Wagram. Mehrere der Führer haben ſeit: dem den Muth verloren. Darum hat Malet Darum hat Malet, der Dudet folgte, allein handeln wollen. Sein Scheitern, die Hinrichtung Lahories und Guidals haben der Verbindung einen legten Schlag versetzt. Ferner sind sehr wenige von uns aus Ruß­ land zurückgekommen. Von den Ueberlebenden sind einige bei Lützen , andere bei Bauzen geblieben. Ach, Napoleon bringt uns schwere Verluste!...

" Bu schwer," unterbrach ihn der Italiener ; er bringt Frankreich und die Revolution zum Weißbluten. Er darf nicht nach Paris zurückkommen, weder als Sieger noch als Besiegter. Ift er Sieger, muß alles von vorn beginnen, ist er besiegt, so kann das, was uns noch von der Revolution ge­blieben ist, durch ihn untergehen."

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So erscheinen egyptische Fellabfrauen ungenirt nackt, wenn nur ihr Gesicht verhüllt ist, wie man ja auch ähnliches bei Araberinnen bes obachtet hat. Für diese und andere befremdliche Erscheinungen giebt fleidung des tiefer stehenden Volkes nicht Zwecken der Verhüllung, es nur dann eine Erklärung, wenn man annimmt, daß die Bes sondern des Schmuckes dient. Das Schamgefühl dieser Völker bes steht dann nicht sowohl darin, Partien des Körpers dem Blick preisgeben zu müssen, als vielmehr darin, ohne den üblichen, auszeichnenden Schmuck zu erfcheinen. Das Schamgefühl besteht in dem Gefühl der Scham darüber, sich selbst an den Theilen ungeschmückt zeigen zu müssen, wo selbst der Aermiste sich zu schmücken pflegt. Aehnlich wie sich heute der der Gesellschaft" Angehörende schämt, sich ohne Handschuhe ſehen lassen zu müssen! Es haftet bei den Naturvölkern daher das Schamgefühl nicht immer an den uns anstößigen Stellen, sondern an den Körpertheilen, an denen der übliche Schmuck an gebracht zu werden pflegt. So hat ein Forscher Philippinen­bewohner kennen gelernt, denen der Nabel der Schamtheil war, wohl nur deshalb, weil die als Schmuckgegenstand geltende Lenden­schnur diesen Theil zu bedecken pflegte. Andere Völkerschaften empfanden ein Schamgefühl, wenn gewisse Partien ihres Körpers A. v. Humboldt

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Fouché machte ein Zeichen der Zustimmung. Kurz," begann Philopoemen wieder, der Tod Mo- nicht der Gewohnheit gemäß tätowirt waren.

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Moreau ist todt!" rief Rochereuil aufstehend.

Wußten Sie es nicht? In der Schlacht bei Dresden wurden ihm die Beine durch eine Kanonenkugel fortgeriffen. Der Amputation ist er erlegen."

Er hat doch Glück, dieser Bonaparte!"

" Nein," sagte der Italiener ; wir haben an Moreau nichts verloren. Ich bedauere ihn nicht: er hat niemals zu wollen verstanden. Nie hat er etwas gewagt; nun, da er todt ist, haben die Bourbons übrigens eine Chance weniger."

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( Fortsetzung folgt.)

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fand am Drinoko Stämme, die die verächtliche Arm­seligkeit eines Menschen mit den Worten ausdrückten: Der Mensch ist so elend, daß er seinen Leib nicht einmal zur Hälfte bemalen fann." In Neuseeland verlangte es die Landes­fitte, daß die Frauen ihre Lippen tätowirten, so daß es Abschen hervorrief, wenn man einer Frau nachsagen fonnte, daß sie rothe Lippen habe!

Die Scham über die Nacktheit war ursprünglich also nur die Scham über den Mangel eines Körperschmuckes. Auch sind die Schamtheile immer nur die, wo der als respektabel auftretende Mensch feine Schmuckgegenstände anzubringen pflegte. Dieser Thatsache widerspricht durchaus nicht jene andere Thatsache, daß man vielfach auch bei den Frauen der Naturvöller eine Zurückhaltung gefunden hat, die recht wohl die Bezeichnung Schamhaftigkeit, und zwar in

Die Urlachen und Anfänge unserem Sinne, verdiente. So berichten verschiedene Reisende von

der Kleidung.

Kulturhistorische Plauderet.

Von H. Ströbel. l

Es ist nicht das uninteressanteste Rapitel der Kulturgeschichte, welches uns über die Urfachen und die Anfänge der Kleidung Auf­schluß giebt. Der Laie wird geneigt sein, anzunehmen, daß die Kleidung ihren Ursprung, vornehmlich aus zwei Ursachen herleitet: aus dem Schußbedürfniß des menschlichen Körpers dem rauhen Klima gegenüber und dem Instinkt der Schamhaftigkeit. In Wirklich teit hat die Schamhaftigkeit in unserem Sinne mit den Anfängen der Kleidung fehr wenig zu thun. Trotz der biblischen Legende, dem zufolge die ersten Menschen aus einem Gefühl der Scham ihre Nackt heit durch einen Schutz von Blättern zu verbergen suchten, war es nicht der Justinkt der geschlechtlichen Schamhaftigkeit, der die Menschen dazu bewog, größere oder fleinere Partien ihres Rörpers mit mehr oder minder primitiven Kleidungsstücken zu verbergen, sondern vielmehr der Trieb, ihre Individualität durch Anbringen von auszeichnenden Schmuckgegenständen hervorzuheben. Der Instinkt der Schamhaftigkeit war in den Anfängen der Menschheitsgeschichte noch sehr wenig ausgebildet, er entwickelte sich erst unter ganz besonderen Umständen, deren wir noch Erwähnung zu thun haben werden.

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Die Beweise dafür, daß wir es bei den primitiven Kleidungs­stücken der auf niedriger Kulturstufe stehenden Völker nicht mit Hüllen von Körpertheilen, sondern mit Schmuckgegenständen zu thun haben, find überaus zahlreich und einleuchtend. Zunächst fpricht dafür der Umstand, daß die dürftigen Kleidungsstücke vieler wilden" Völkerschaften dem Zwecke, die bekannten Körpertheile zu verhüllen, nur sehr wenig entsprechen. So ist bei einer ganzen Reihe von afrikanischen Völkerschaften der Schurz des Lendengurts nicht an der vorderen Seite des Körpers, sondern vielmehr an der hinteren Seite an gebracht. Dasselbe wurde von Forschungsreisenden auch bei Ein­geborenen anderer Erdtheile beobachtet. So tragen beispielsweise die Frauen auf den Neuen Hebriden den fächerförmigen Schurz an der hinteren Seite des Körpers, während die vordere Seite frei gelassen wird. Australische Stämme tragen vielfach einen Lenden gurt, der aber so schmal ist, daß er nicht einmal einen einen Zoll breiten Streifen der Lendengegend verbirgt. Umgekehrt trugen die Tahitischen Tänzerinnen, denen es durchaus nicht auf die Ver­bergung ihrer Neize antam, eine ganze Reihe von Lendengurten, welche in Forin eines Stuarttragens unterrockförmig über die Schenkel fielen, während die übrigen Tahitier sich mit einem einzigen schmalen, wenig oder nichts verhüllenden Gurt begnügten. Es liegt auf der Hand, daß es den Tahitischen Tänzerinnen nicht auf Be zeugung ihrer Dezenz, sondern auf das Zurschautragen eines mög lichst reichen Schmuckes anfam.

Daß das Schamgefühl nicht der Beweggrund des Anlegens jener primitiven Kleidungsstücke ist, geht ferner daraus hervor, daß man oft bemerkt hat, daß bei tiefer stehenden Näturvölkern ganz gegen die Erwartung das Schamgefühl bei den Männern mehr ent­wickelt war, d. h. sich auf mehr Stellen des Körpers erstreckte, wie bei den Frauen. Es geht auch daraus hervor, daß es feineswegs anfere Schamtheile" sind, deren Nacktheit sich der Wilde" schämt.

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den Frauen der südamerikanischen Indianerstämme, daß dieselben die größte Refervirtheit, ja 3üchtigkeit den Fremden gegenüber an den Tag gelegt hätten.

Und das, trotzdem diese Frauen vollständig nackt umbergingen und kein Gefühl der Scham dieser Nacktheit wegen empfanden. Aber gerade Diese Berichte stehen auch feineswegs vereinzelt da. auch das Beispiel der südamerikanischen Indianerinnen zeigt uns, in welchen Umständen wir die Ursache der Zurückhaltung, der Dezenz dieser Frauen zu suchen haben. In nichts anderem nämlich, als in der ökonomischen Lage derfelben. Denn die Reisenden theilen uns gleichzeitig mit, daß diese Indianerinnen als die von den Männern abhängigsten ihres Geschlechts angesehen werden könnten, indem sie durch keinerlei Art am Vegetabilienbau, an der Gewinnung des Lebensunterhalts theilnahmen, sondern ganz darauf angeiviesen waren, ihren Männern auf ihren Jagd- und Bentezügen zu folgen. Es war also sichtlich die vollständige Abhängigkeit vom Mann, welche jeden geschlechtlichen Anreiz unterdrückte und in der Frau das Gefühl, nichts als ein willenloses Besitzobjekt des Mannes zu sein, hervorrief. Mehrere Reisende erfuhren denn auch, daß die Frauen, sobald man mit ihnen eine legale Ehe einging, mit der größten Unterwürfigkeit und Ergebenheit an ihren Gätten hingen. Wir finden also auch hier wieder die Bestätigung, daß die Sittlich feitsvorstellungen nur das Produkt der ökonomischen Verhältnisse darstellen und sich ebenso oft wandeln, als die ökonomischen Be dingungen der Gesellschaft einer Wandlung unterworfen sind. Dafür, daß troß des Unbekanntseins unseres heutigen förpero lichen Schamgefühls das foziale Schamgefühl- eben infolge der sozialen Verhältnisse wohl entwickelt zu sein vermag, könnten wir noch eine Unzahl von Belegen anführen. So berichtet Tacitus von dem unbedeckten Bufen der germanischen Frau, von der Sitte des gemeinsamen Badens und trotzdem von dem reinen, strengen Cheleben. Vergegenwärtigt man fich das, was die Reisenden von den gleichen Beobachtungen bei den brasilianischen Indianerstämmen erzählen, so braucht man durchaus nicht anzunehmen, daß Tacitus in tendenziöser Absicht die Sitten der Germanen allzu schönfärberisch. geschildert hat. Wie wenig das förperliche Schamgefühl bei den Estimos entwickelt ist, darüber können wir in den Berichten der arktischen Reisenden das Nähere nachlesen. Nach Kanes Mitthei­lungen pflegten die Estimos in ihren Hütten alle Kleidungsstücke abzulegen, ohne ein Verständniß für das unziemliche eines solchen Brauches zu besitzen. Aber wir brauchen garnicht einmal unsere Beispiele lediglich aus dem Kreise der Naturvölker zu holen; ein Blick in die Vergangenheit der europäischen Völker zeigt uns auch dort ein Nichtvorhandensein unseres heutigen förperlichen Scham gefühls. So hatte sich in Dänemark die Sitte, fich zur Nachtzeit völlig 811 entkleiden, bis in das fiebzehnte Jahrhundert hinein erhalten. Einem polnischen Offizier, da sich im Jahre 1658 in Dänemark aufhielt, antwortete man auf die Frage, ob man sich denn nicht schäme, sich vor dem Schlafen­gehen ohne Rücksicht auf das Geschlecht in seiner Gegenwart völlig nackt zu entkleiden, ganz naiv: Dessen, das Gott geschaffen, brauche fich niemand zu schämen; außerdem könne das Leinen, das den ganzen Tag dem Leibe treulich gedient habe, es wohl bedürfen, daß es wenigstens des Nachts geschont werde. Aehnliche Bräuche waren auch bis tief in's Mittelalter bei den Franzosen , Deutschen

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