Anterhaltungsblatt des Vorwärts

Nr. 215.

Dienstag, den 2. November.

1897.

( Nachdruck verboten. andere Maßregeln verabreden, die wohl einen oder zwei Tage in Anspruch nehmen können. Wenn die Nachricht nun nicht

Der Roman einer Verschwörung. in Paris cintrifft, wer weiß, was dann geschicht? Michel

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sagte und er hat Recht daß er nicht gewiß wäre, ob die Vorstädte sich erheben werden. Ein kühner General uud Jns Deutsche übertragen von Marie Kunert . es giebt solche unter den Jüngeren wird vielleicht die " Ich heiße Michel," sagte der Italiener lächelnd, dann Sektionsmitglieder aufreiben und damit alles fuhr er fort: der revolutionären Armee übrig bleibt. Diese wird Von sechzehnhundert Mann- so viel rechne ich im Mini- aber unsere einzige Macht sein, so lange bis eine mum sind fünfhundert und etliche darüber beschäftigt. Es bleiben uns noch tausend, zehn Centurien ungefähr. Diese werden um Mitternacht aufbrechen und sich in konzentrischem Marsch auf das Stadthaus zu bewegen. Auf ihrem Wege werden sie die halbberauschten Patrouillen, denen sie viel­leicht begegnen, mitnehmen und auch einige Offiziere, die durch ihre Energie bekannt sind. Das ist im großen und ganzen meine Idee. Die Einzelheiten übergehe ich.

Generation da ist. Ich denke genau so wie Michel. Einsatz ist zu theuer. Warten wir also, ehe wir ihn daran setzen, so lange, bis alle Umstände uns günstig sind." " Kurz," sagte Fouché . Sie schließen..

" Ich verlange, daß die Sektionen nicht cher auf die Straße steigen, als bis der Rath von uns die Nachricht von einem glücklichen Erfolg erhalten hat."

Aber," wandte der Abbé ein, wenn der Rath die Nach Der allgemeine Treffpunkt ist, wie ich schon sagte, das richt hat, haben die kaiserlichen Behörden sie auch. Sie werden Stadthaus. Wir werden gegen 4 Uhr morgens dort sein und auf der Hut sein; vielleicht ordnen sie aufs Geradewohl Massen­dort höchstens eine Kompagnie der Kohorte vorfinden, denn es verhaftungen an. Viele unserer Leute sind ohnehin verdächtig. ist thatsächlich unmöglich, daß die Truppen sajon auf den Vielleicht ist man Ihnen dann an Schnelligkeit über, Michel. Beinen sein sollten. Wer hätte auch Befehl dazu ertheilen Es genügt nur etwas Entschlossenheit von seiten Rovigos oder können, da wir ja das Stadtkommando in der Hand haben! des Herzogs von Feltre . Denken Sie denn, daß Napoleon , So machen wir uns also ohne weitere Schwierig besonders nach dem Malet'schen Streich, Paris verlassen hat, feiten zu Herren des Stadthauses und richten dort die ohne Instruktionen, ohne einen Vertheidigungsplan zu hinter Kommune von Paris ein, die provisorisch durch Dele- lassen, um im Falle eines Unglücks wenigstens seinem Sohne gation des Voltes mit der revolutionären Gewalt betraut den Thron zu sichern?" wird.

" O" antwortete Fouché , wenn sie alle wissen, daß sie von ihrem Herrn und Meister nichts mehr zu fürchten und zu hoffen haben, wird die Unordnung überhand nehmen. Jeder wird nur au seine persönliche Sicherheit denken. Uebrigens," fuhr er, sich an den Italiener wendend, fort, wieviel Bor sprung glauben Sie nöthig zu haben?"

" Sechs Stunden."

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Paris wird beim Erwachen erfahren, daß es kein Polizei­minifterium, fein Ministerium des Junern, feinen Polizei präfetten, feinen Plazkommandanten, feine Polizeikommissare und keinen Seinepräfekten mehr hat. Es wird zugleich er­fahren, daß Napoleon inmitten seiner Armee gefangen genommen ist und daß eine revolutionäre Regierung im Stadthause ihren Gig aufgeschlagen hat. Es wird weiter hören, daß diese Sie werden Tag und Nacht haben, dafür stehe ich. Ich Regierung die Verhaftung der obersten Beamten des habe die Nachricht von dem Siege bei Marengo acht Stunden gestürzten Kaiserreiches angeordnet hat und daß die vor den Konsuln gehabt. Ich werde es in diesem Falle ebenso ausführenden Gewalten des Volkes diesen Befehl bereits machen. In der Armee selbst wird es nicht schwer sein, das vollstreckt haben. Dadurch wird das Volk Vertrauen zu uns Geheimniß einen ganzen Tag zu bewahren. Wir wollen nichts und damit auch zu sich selbst gewinnen. Von Tagesaubruch überſtürzen. Alles muß bereit sein, bevor Sie handeln. Nach ab werden wir hauptsächlich zweierlei zu thun haben: Plakate dem Ereigniß sind wir nicht mehr Herren über uns, sondern in Paris anzuschlagen und uns der Briefpost zu bemächtigen. werden von dem großen Strome fortgetragen, anstatt ihn zu leiten. Ein besonderes Plakat wird im wesentlichen folgendes ent- Wieviel Zeit brauchen Sie hier, Herr Rochereuil, um Ihre halten: legten Anordnungen zu treffen?" Acht Tage."

Da jede andere Macht vor der des Volkes aufhört, darf kein Beamter der gestürzten Regierung, er möge nun zur Ver waltung, zur Politik oder zur Gerichtsbarkeit gehören, einen der Italiener. Befehl geben, zu dem er sich durch seinen früheren Beruf berechtigt glaubt. Wer diesem Befehl zuwiderhandelt, wird unverzüglich mit dem Tode bestraft."

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In acht Tagen werde ich in Paris bereit sein", sagte " Ich brauche nicht weniger", fuhr Fouché fort, um meine Arbeit von Marengo wieder aufzunehmen, um das Feuer auf dem Herd der Revolution wieder anzufachen und Wenn das ausgesprochen und begriffen ist, wird seien in ganz Frankreich die Nationalgarden marschbereit zu machen." Sie versichert niemand sich rühren. Es giebt dann weder ,, Nicht die Nationalgarden, sondern das Volk gilt es zu Regierung noch Beamte, noch Polizei in Paris , niemand, der bewaffnen", sagte der Italiener. Wir wollen auf den Befehle geben, niemand, der sie ausführen kann. Es wird nur revolutionären Gedanken zurückkommen. Wir müssen die eine Behörde geben, die Kommune. Der Tag wird noch nicht patriotische Energie erwecken, dann wird das Ausland nicht zu Ende sein, wenn wir die Beitrittserklärung der Diener der zu fürchten sein. Der innere Feind ist gefährlich, den will ich gestürzten Regierung in Händen haben. So haben wir dann vernichten. Wir wollen das Volk bewaffnen und nicht die freie Bahn. Reichen. Bonaparte hat die Aristokratie gerettet, aber für beide hat die letzte Stunde geschlagen."

" Nun", fuhr der Italiener fort, wollen wir einen wichtigen, entscheidenden Bunft prüfen: Collen wir zwei große Streiche zu gleicher Zeit, Sie in der Armee, ich in Paris führen? Oder soll ich Nachrichten von Ihnen abwarten und nicht eher vorgehen, als bis Ihr Plan geglückt ist?"

Meine Meinung", sagte Abbé Georget, ist, daß die Sache nicht getrennt werden darf. Sie sind unser gewiß Michel, und wir Ihrer. Halten wir also einen bestimmten Tag fest, und geben wir uns für diesen Tag ein gemeinsames Ziel, das glorreich oder vielleicht auch tödtlich für uns sein wird."

Der Abbé sprach diese Worte mit düster erregtem Gesichts­ausdruck. Nur ruhig Blut", sagte Rochereuil. Rechnen wir auch mit dem Zufall. Wir sind nicht sicher, ob wir auch genau an dem festgesetzten Zeitpunkt handeln können. Eine Be­wegung der Armee nach vor- oder rückwärts fann uns Ber­spätung bringen. Sollte Decius todt sein, so müßten wir

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Vielleicht," sagte crust Fouché . Jezt wollen wir den Tag der That bestimmen."

Was mich anbetrifft," sagte der Offizier, der während der Diskussion stumm geblieben war ,,, so habe ich schon daran gedacht. Decius wird seinen Dienst im Hauptquartier vom 10. bis zum 15. Oktober haben. Dann oder niemals ist die Gelegenheit da."

Es sei; wir werden am neunten eintreffen." Das ist sehr spät," sagte der Jtaliener. Wo wird die Armee in drei Wochen sein? Welche Ereignisse können sich bis dahin zutragen? Die Verbündeten werden vielleicht schon den Rhein überschritten haben. Ein Ueberfall Frankreichs , das bedeutet soviel wie den Triumph der Gegenrevolution. Wir haben seiner Zeit dem Ausland den Kopf Ludwigs XVI. hingeworfen. Nach mehr als zwanzig Jahren ist die Situation dieselbe. An uns ist es, Napoleon zu züchtigen und den Einfall zurückzuschlagen. Wenu er durch fremde und nicht durch unsere Hände fällt, so