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Heinrich Martens war gerade dabei, mit Fräulein Schenk| aussprechen hörte, wurde sie von einem namenlosen Schrecken erüber die neueste Premiere zu debattiren, als das Mädchen griffen. Jahrelang unterdrückte Thränen entstürzen unaufhaltfam athemlos hereingestürzt fam: ihren Augen, als ob sie die schmerzbeladene Brust von schwerem Leid befreien wollten.
" Die Fran- die Frau!"
Er begriff sofort, daß etwas passirt sei. Ohne weiter zu fragen, eilte er nach Hause. Auf der Treppe standen die Frauen und tuschelten. Im Wohnzimmer enipfing ihn eine Nachbarin: Ach, Herr Martens Herr Martens!"
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Er stürzte an ihr vorbei nach der Schlafstube auf dem Bett lag Martha mit entseglichem, schmerzvoll verzogenem Antlig,
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falt
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todt.
bleich Mit dem todten Kinde im Arm wurde sie begraben. Heinrich Martens war der untröstlichste Wittwer, der je eine Frau nach dem Kirchhof gebracht. Die ganze Verwandtschaft war darüber einig, daß er die kleine Martha Bucher unendlich geliebt haben müßte.
Jedem, der es hören wollte, pries er ihre Tugenden. Ja fie war wirklich eine ideale Frau gewesen. So tüchtig und fleißig und liebevoll. Ja, wenn sie sich nur mehr hätte schonen und nicht alle Arbeit selbst verrichten wollen, sie lebte heut noch, und er war fein geknickter gebrochener Wittwer
Nach kaum vierzehn Tagen machte der gebrochene Wittwer mit Fräulein Schenk die erste größere Landpartie.-
Am Sylvefferabend.
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Was sollen die Thränen?" Ratja, Ratja, theure Ratja, beruhige Dich... Du bist frei... So reden die Freunde auf sie ein. Katja hört die frohen Stimmen der Gefährten, die füßen Worte der Freiheit, sie ist aber nicht im Stande, ihr Schluchzen zu unters drücken. Es wird noch lauter, noch unaufhaltsamer. Schneller und immer schneller geht der Athem, als ob er die Brust sprengen wollte. Das Weinen geht in ein lantes hysterisches Schreien über, das
die Herzen der Anwesenden zerreißt. Dann folgt ein Lachen, ein wildes, wahnsinniges Lachen, schließlich ein Schrei und wiederum ein Schrei, der nichts Menschliches mehr an sich hat dann tritt Stille ein.
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„ Katja. Katja. beruhige Dich!" flüstern die erschreckten Freunde. Aber Katja liegt ruhig vor ihnen. In ihren offenen Augen steben noch Thränen ibrem halbgeöffneten Munde ist soeben der legte Lebensodem entflohen.
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Bum Jubiläum des Thermometers.
Es giebt wohl faum ein zweites physikalisches Juftrument, das fo unzähligen wissenschaftlichen, technischen und industriellen Zwecken dienstbar gemacht wurde und für den täglichen Gebrauch des bürgerlichen Lebens nahezu unentbehrlich geworden ist, wie das Thermometer. Che das Jahr 1897 zur Neige geht, muß man sich daran erinnern, daß gerade 300 Jahre verflossen sind, feit uns Galilei das Thermometer schenkte, da er im Jahre 1597 das erste thermometers May Weinberg eine interessante Abhandlung über die Geschichte des Thermometers, der wir das Folgende entnehmen:
Aus dem Leben der politischen Verbannten. Nach einer wahren artige Inftrument verfertigte. Im Wiener Fremdenbl." bringt Dr. Begebenheit von Riva Buchholz.
Eine endlose Schneelandschaft. Zwischen den Schneebergen windet sich, einer Schlange gleich, ein schmaler, unebener Pjad, der sich in der Ferne verliert..
Endlos und dunkel, wie das Meer während eines Sturmes, hängt der Himmel über der Schneefläche. Wie unter einem Grab hügel liegt der Uluß*). Es ist spät. In den Jurten**) schläft alles. Nur aus dem Schornstein einer Jurte steigt der Rauch stoßweise, gleich einem Seufzer in die Lust empor, und die hellen Funken senten sich auf die nächste Umgebung herab. 30 dsi yo
In dieser Jurta schläft man nicht. Das bald aufflackernde, bald erlöschende Feuer des in der Mitte stehenden Ofens beleuchtet mehrere menschliche Gestalten.
Die Blicke sind nachdenklich auf die Gluth gerichtet. Stille herrscht in der Jurta.
Die Lippen der Anwesenden find geschloffen. Eine angebrannte Pfeife macht die Runde, und nur ab und zu wird beim Weitergeben das Schweigen unterbrochen.s
Der Lichtschein fällt auf ein junges, blaffes Mädchenantlik. Mit aufgeftüßten Armen fißt sie, in Gedanken versunken, da. Thränen erglänzen auf ihren dunklen Wimpern.
Die Thür öffnet sich und schweigend treten Verbannte aus einem in die Erdhütte ein. Stumm legen sie ihre obere
Pelzbekleidung ab und feßen fich, ohne ein Wort zu verlieren,
zu ihren schweigfamen Gefährten, bis die Pfeife auch zu ihnen tommt.
Fünfzehn Werft haben sie zurückgelegt, um schweigend bei ihren Freunden zu fißen und dann ebenso schweigend von dannen zu gehen. Ratja!" flüsterte eine Männerstimme. Nach einem Jahre wirst Du diesen Tag mit den Deinen feiern. Wir werden an Dich denken und uns mit Dir freuen".
O, sprich nicht davon Ich fürchte mich, auch nur an ein folches Glück zu denken," erwidert das Mädchen leise, indem es das Gesicht mit den Händen bedeckt. Wenn nun gar die Zeit meiner Berbannung verlängert wird? Der Gedanke allein tönnte mich wahnsinnig machen".
"
Sei ruhig, das wird nicht geschehen. Deine Qual hier hat bald ein Ende.. Du bist jetzt unser Gaft..
Schweige, schweige!!! Und zitternd preßt sie die Hand ihres Freundes.
Die in der Nähe liegenden Hunde spihen die Ohren, springen auf und fliegen mit der Schnelligkeit eines Bogels zur Thüre bins aus. Diese plögliche Bewegung versett alle in Unruhe. Mit fragenden Blicken sehen sie einander an. So eilen die Hunde nur Fremden entgegen. Alle warteten fie mit Spannung. Das Glück hatte sie längst vergessen... Es konnte ihnen also nur Schlimmes bevorstehen..
Nach qualvollen Minuten, die ihnen wie eine Ewigkeit er schienen, vernahmen sie vor der Thüre ein Geräusch. Die Thür öffnet sich, und vor den Blicken aller steht die große starke Gestalt eines Gendarmen.
Wer ist hier Katharina Bassiljewna? Auf ihren Namen ist ein amtliches Schreiben eingetroffen. Die Unterschrift wird verlangt." Alle springen erregt von ihren Sitzen. Nur Katja rührt sich nicht. Als sie die Gestalt des Gendarmen erblickte und ihren Namen
Sibirisches Dorf. **) Erdhütte.
Welche Kluft trennt das erste unvollkommene Thermoskop( denn Thermometer fonnte man es faum nennen) Galilei's von unseren modernen Thermometern, etwa den feinen ärztlichen Instrumenten, welche Zehntelgrade mit Deutlichkeit ablefen lassen, oder von den neuesten Normalthermometern aus Jena 'schem Glas für die genauesten wissenschaftlichen Studien! Es ist, als wollte man die geriebene Schwefelfutgel des Magdeburger Bürgermeisters Otto v. Guericke mit den heutigen dynamo- elektrischen Lichtinaschinen vergleichen. Man pflegt bei Besprechung der Geschichte der Erfindungen bis auf die Leistungen des Alterthums zurückzugreifen. Deshalb sei ers wähnt, daß Hero von Alexandrien die Ausdehnung der Luft durch die Wärme bereits kannte und diese auch der Wirkung der älteren Thermometer zu grunde liegende Thatsache in seiner Art verwendete, indem er, dem Geschmacke seiner Zeit folgend, verschiedene Kunststücke damit ausführte. Auf einem Altare wurde zum Beispiel Feuer entzündet, und durch die Erwärmung der Luft in einer Kugel strömte Waffer in ein Gefäß, welches durch sein natürliches Gewicht die Thür des Tempels öffnete. Erlosch das Feuer auf dem Altare, so schloß sich die Thür wieder ebenso geheimnisvoll.
Zur Vorgeschichte des Thermometers zählen auch die Versuche Drebbel's . Drebbel von Alkmar , der in Holland und Deutschland zu Beginn des 17. Jahrhunderts im Rufe eines Tausendfünftlers stand, wurde von dem beutſchen Kaiſer Ferdinand II. an feinen Hof berufen und mit dem Unterrichte der kaiserlichen Prinzen betraut. Während der Unruhen des Jahres 1620 von den Truppen des Kur fürsten Friedrich V. gefangen genommen und seines Vermögens be raubt, flober, wieder frei gelassen, an den Hof Jakob's I. nach England, wo er starb. Dieser mit mannigfachen Kenntnissen begabte Mann füllte unter anderem eine leere Retorte mit Wasser dadurch, daß er deren Mündung unter das Wasser hielt und dann von oben erhigte. Die Luft trat in Blasenform aus der Retorte, und während der Abkühlung drang das Wasser in dieselbe. Nur mit Unrecht schreibt man Drebbel die Erfindung des Thermometers und des zufammengesetzten Mikroskops zu. Der Ruhm dieser Erfindungen gebührt einem viel Größeren im Reich des Wissens: Galilei . Schon der Italiener Porta, der Erfinder der bekanntlich einen wichtigen Bestandtheil eines jeden photographischen Apparates bildenden Dunkeltammer, beschreibt ein ähnliches Experiment; er bestimmte sogar den Grad der Ausdehnung der Luft, indem er die Grenze des Luftraumes vor und nach der Erhigung durch einen Strich bezeichnete. Doch dachte er ebenso wenig wie Drebbel und der aus der Geschichte der Dampfmaschine bekannte Salomon de Caus an die Konstruktion eines Thermostops.
Wie jüngst auch Professor Mach in seinem Werke„ Die Prin zipien der Wärmelehre" nachgewiefen hat, scheint in der That erst Galilei den glücklichen Gedanken gehabt zu haben, das Volumen der Luft als Merkmal ihres Wärmezustandes zu benutzen und auf diese Weise ein Luftthermoskop, bezw. Luftthermometer zu fonstruiren. Wahrscheinlich war Galilei's Erfindung eine Frucht des Studiums der Werke Hero's, mit dem er sich damals beschäftigte. Sicher ist, daß er im Jahre 1603, also lange vor den Ansprüchen Anderer auf diese Erfindung, die Wirkung seines neuen Juftrumentes dem Pater Caftelli zeigte und der vertraute Freund Galilei's , der Venetianer Sagredo , später Beobachtungen mit einem Galilei'schen Thermometer anstellte."
Galilei's erstes Thermometer bestand aus einer offenen Glazröhre mit einer Kugel daran. Es enthielt nicht Quecksilber oder Weingeist, sondern blos Luft, die durch einen in der Röhre befind