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fichen Wassertropfen von der äußeren Luft abgesperrt war. Die nach Hause. Deine Mutter kommt um diese Zeit ebenfalls zurück Stala dieses Thermometers war eine ganz willkürliche, da die An fie geht am Tage bei fremden Leuten waschen und tocht dann gabe des Instrumentes nicht blos von der Temperatur, sondern auch für Dich und Deine fünf Geschwister von diesem Fleisch Suppe. von den Schwankungen des Luftdruckes abhängig war. Dein Vater ist seit zwei Jahren todt. Seitdem gab es kein Fleisch mehr bei Euch bis Du zu dem Schlächter gingft. Du sprachst so zutraulich, daß es mir weh that, als Du rechts hinunter gehen mußteft, während ich links um die Ecke bog.... Literarisches.

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In der Galilei  'fchen oder einer faum viel verbefferten Form übernahm das Thermometer die berühmte Accademia del Cimento" in Florenz  , mit deren Geschichte nunmehr die weitere Entwickelung dieses aller Welt nützlichen Inftrumentes verknüpft blieb. Den Groß­herzog Ferdinand II.  , dem Protektor dieser Akademie, verdankt man die wefentliche Vervollkommnung des Galilei  'schen Thermometers. Er füllte die von der Hand eines geschickten Florentiner Glasbläsers Jahrtausend verflossen, seit der Nürnberger Trichter  " das Licht der Vom Nürnberger Trichter. Es ist ein Viertel­verfertigten Thermometer mit gefärbtem Weingeift und brachte die Welt erblickte. Als man 1647 schrieb, erschien von dem Nürnberger  Stala unmittelbar auf dem Rohr an, wie es noch jetzt bei feinen Bathsherrn Georg Phil.. Harsdörffer, dem Begründer des Gekrönten Instrumenten geschieht. Allerdings besitzt die Stala dieser alten Blumenordens", auch Gesellschaft der Schäfer an der Pegnitz  " ge Florentiner Thermometer, denen manche unserer Lefer hier und da nannt, der Poetische Trichter", die Teutsche Dicht- und Reimkunst in Museen und Sammlungen gewiß begegnet sind, feine eingeäßten in sechs Stunden einzugießen." Das Wert fand so günstige Auf­oder mit dem Diamanten eingeschnittenen Striche, sondern die einnahme, daß bereits drei Jahre später eine zweite Auflage noth zelnen Grade waren durch geschickt angeschmolzene dunkele Glas- wendig wurde. fnöpfchen bezeichnet, deren jedes zehnte aus weißem Emailglas war. Am meisten unterscheiden sich diese Vorfahren unserer heutigen Thermo­meter von den gegenwärtigen Wärmemessern durch die Eintheilung ihrer Stala. Ihre ganz wilitürliche Stala hatte nämlich 50, hie und da 60, 70 oder 100, ja fogar 300 bis 400 Grade. Daß unter folchen Umständen die Angaben verschiedener Instrumente mit einander absolut nicht vergleichbar waren, braucht nicht erst gefagt

zu werden,

Theater.

Berliner   Theater. Felig Philippi ist unter die Schwänkeverfasser gegangen. Seine Wunderquelle" wurde am Mittwoch im Berliner   Theater zum ersten Male aufgeführt. Ein Mann, wie Philippi will nie hinter seiner Zeit zurückbleiben. Merit er, daß das Publikum gerade ernste Aufregungen liebt, so fortirt er feine Stoffe danach. Ist der Bedarf an ultigen Dingen größer: er kann auch damit aufwarten. Ganz wie im Schnittwaaren­bazar.

Wollten wir die fernere Entwickelungsgeschichte dieses nützlichen Juftrumentes schildern, so müßten wir hervorheben, daß erst zu Ende des 17. Jahrhunderts der Schmelzpunkt des Eises und der Zur Zeit werden unsere Dichtersmänner nicht müde, auf die Siedepunkt des Waffers als Fixpunkte eingeführt wurden und daß Kleinstadt mit unverholener Verachtung herabzusehen. Die Kleins der Schwede Celsius den Abstand dieser beiden Punkte der Stala städter bilden das ewige Poffenthum, an dem Großberlin fich nicht ( Fundamentalabstand) in 100 Grade theilte, doch merkwürdigerweise fatt hören kann. Es könnte zwar ein Mißgünstiger an der Herrlich. den Siedepunkt mit Null und den Eispunkt mit 100 bezeichnete. Erst feit von Großberlin zweifeln, wenn er sein Publikum über später wurde diese Zählrichtung umgekehrt. Schon lange vor trostlose Seichtigkeit immer wieder lachen sieht. Ein solcher Celsius im Jahre 1814 Tonftruirte der Deutsche Fahrenheit die Mensch hat eben nicht das richtige Großstadtbewußtsein, und erften genauen Weingeist- Thermometer, und indem er dann an empfindet vielleicht insgeheim eine verschwiegene Neigung für die stelle des Weingeistes das Quecksilber fette, schuf er das heute dummen zweizinkigen Thiere, die da in den Kleinftädten zum Jubel gebräuchliche Therinometer. Jedoch theilte er den Fundamental eines richtigen stolzen Großberliners herumkriechen. Ja, ja, wenn abstand in 180 Grade und setzte in dem Glauben, negative man sich so überlegen weiß, das ist ein Hochgefühl. Grade vermeiden zu können, seinen Nullpunkt noch 32 Grade unter In diesem Hochgefühl, in dem unerschütterlichen Bewußtsein den Eispunkt. Während das hunderttheilige Thermometer meist ihrer eigenen hochragenden Intelligenz haben die Kleinbürger Spree­wissenschaftlichen und technischen Zwecken dient und auch die meteo- athens nun wohl schon zweidugendmal in diesem Winter über die rologischen Berichte die Temperaturen ausschließlich in Celsius albernen Kleinstädter sich vergnügt; unentwegt, unermüdlich", das Graden angegeben, behauptet in unserer Wohnung das 80theilige ift die Wunderquelle, aus der unsere Autoren ihre Erfolge schöpfen. Réaumur- Thermometer noch immer seinen Platz. Philippi ersinnt sich folgende Fabel: Ein Krähwinkel   soll durchs wird entdeckt, das Wasser chemisch untersucht und der cholerische aus zum Weltbad umgewandelt werden. Ein Gesundbrunnen  Bürgermeister will die Sache schon machen. Es bilden sich zwei Parteien, die das Kleinstadtleben illustriren sollen. Neben der ultigen Geschichte à la Radelburg- Blumenthal läuft noch ein halb- empfind famer Liebeshandel à la Lindan. Im gegebenen Moment wird der Geist Heine's heraufbeschworen. Das junge Mädchen setzt sich zum Klavier und singt ein füßes Liedchen Heine's. Der gereifte Mann wird bewegt, er erkennt, der Backfifch, mit dem er geschäfert, ist ein warmfühlendes Weib geworden. So födert Lindau  , so födert Phi­lippi, so födern sie Alle, die selber nicht für einen Dreier Gemüths­wärme haben, mit dem armen Heine.

Bielleicht gelingt es unserer nach Vereinfachung und Nivellirung aller Unterschiede firebenden Zeit doch noch, das 100lheilige Thermo­meter ebenso zur alleinigen Herrschaft zu bringen, wie dies schon längst mit dem metrischen Maß und Gewicht geschehen ist. Wie oft hat es schon zu Mißverständnissen geführt, daß Temperaturangaben bald nach der einen, bald nach der anderen Stala gemacht wurden und man das Umrechnungsverhältniß nicht sofort im Gedächtniß hatte. Die Reform wäre eine That, würdig des vierten Säkulums der Benuhung des Thermometers.  -

Kleines Feuilleton.

h. Eine Straßenbekanntschaft. Wenn mich jene Stunden überfallen, in denen ich mich von allen Menschen verlaffen fühle, dann steigt die Erinnerung an Dich wie ein Sonnentag nach Nebel wochen herauf

Auf der Straße hatte ich Dich fennen gelernt. In Deinem rothgefrorenen Gesichte lachten zwei hellgraue Augen. Aus den schwarzwollenen Handschuhen guckten neugierig einzelne Fingerspitzen. Troz des falt Windes hattest Du nichts um den Kopf gebunden. Aus Deiner braunen Jacke warst Du herausgewachsen, und Dein fadenscheiniges, rothes Röckchen schlotterte um Deine Füße.

Aber Du gefielst mir doch.

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Kleinstadttypen besteht der fefte Stil, an dem unfere Schauspieler Was soll man über die Schauspielerei noch sagen? Für die einmal hängen. Wie die Schwanktypen selber, so stammt dieser Stil aus verzopster Zeit.

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- Die Kopenhagener Zensur hat die Aufführung des Dramas: Der westindische Soldat" von Henrit avling verboten. Der Verfasser, der an einem Kopenhagener Blatte als Redakteur thätig ist, hat vor einigen Jahren die dänisch­westindischen Juselu besucht und in dem erwähnten Drama die dortigen Zustände auf eine für die Verwaltung nicht immer schmeichelhafte Weise geschildert. Das Stück war schon einstudirt, die neuen Dekorationen waren gemalt und alle Vorbereitungen bereits getroffen, als die Zenfur plötzlich die Aufführung mit der Motivirung verbot, das Stück fei mit, regierungsfeindlichen Tendenzen" geschrieben. Musik.

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Du gefielst mir mehr, als alle an uns vorbeigehenden, pelzver­brämte Mäntel tragenden Damen, die mit ihren Begleitern lieb­äugelten. Die Begleiter trugen die Schlittschuhe der Damien. Die Schlittschuhe flirrten, und die Blicke und tändelnden Worte schwirrten hin und her. Du hobst mit einem Male Dein vom Alter graues Ledertäschchen und luftig schliddertest Du auf dem Eisstreifen-er-. Der Verein zur Förderung der Kunst dahin, der sich am Bürgersteig vom Brunnen bis zum Kanalloch stellte in seinem Leyten Bortragsabend den Münchener   Muſiler hinzog. Ich blieb stehen und fah Dir zu. Du sahst mich an und Anton Beer dem Berliner   Publikum vor. Herr Beer ist eine lachteft und dann schlidderten wir beide. Hoffnung unserer musikalischen Jugend, welcher seine Be­Die Vorübergehenden schüttelten erstaunt und streng die Köpfe: gabung stark genug dünft, um fie zum Partei Feldgefchrei Wie darf ein erwachsener Mensch sich auf solche Weise vergnügen?! zu Wir schlidderten weiter.

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Und dann stellte es sich heraus, daß wir in einer Gegend wohnten und daß wir zusammen heimgehen könnten. Wir gingen auch zufammen heim. Am Thiergarten entlang. Auf dem Fahrweg fuhren viele Equipagen, deren Fenster überfroren waren, so daß es schien, als wären sie mit einem dichten Florschleier verhängt. Die Rutscher zogen ihre Köpfe in ihre Belze, alle Menschen beeilten sich. Wir aber gingen langfam. Du hattest viel zu erzählen und ich hatte viel zu hören.

Du erzähltest, daß Du alle Nachmittage zu einem Schlächter in der Mohrenstraße gehft. Dort verwartest Du die Kinder und be tommst dafür zu einer Mahlzeit Fleisch. Das bringst Du abends

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erheben. Die Mufit, welche wir nun von Beer gehört, enthält ohne Zweifel etwas wie Talent, allein jene untrüg­lichen Laute, welche nach einer bedeutenden Zukunft hinhallen, bes fam man nicht zu hören. Durch die Absage des Tenors mußte der maßgebendste Theil des Programms, Bruchstücke aus der Oper Die Sühne", entfallen, und was als Ersay von dem Werk geboten wurde, war von leerer Landläufigkeit. Bestimmter und bedeutender tritt Beer's Talent im Lied auf; Des Knaben Berglied" und Allein mit der Natur" besigen Adel der melodischen Erfindung und etwas Martiges in der Phrafirung ohne pathetische Affettation. Aus einem F- dur- Klavierquartett trat das Hauptthema des Adagio sehr charakteristisch für den Sturm und Drang   moderner Koma positionsjugend hervor. Ein Gedanke von etwas opernhafter