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Haußknecht in Amtstracht, und so ein Schwarzwald - Hausknecht übt geregten mit ergänzender Arbeit von Felix v. Stenglin am ein gar herrisches Regiment. Montag zum ersten Male aufgeführt.
Sind fründli willkomm!" grüßten die Hochzeiter jeden.„ I wünsch Glück zum Ehretag!" war die Antwort.
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Dem Andenken unseres größten Dichters erweist man mit solchen Ausgrabungen feine Ehre. In Goethe's reichem Wesen, das GeUnd versteht's das geplagte Pärchen doch einmal und weilt danken denken konnte, die an grundaufwühlender Bedeutung nicht awischen den luftigen Leuten in der Stube, während ein neuer Gaft von der schärfften modernen Philosophie überboten werden, fand sich eintritt, so ftößt von Tisch zu Tisch einer den anderen, bis diese eine todte, starre Stelle. Goethe reagirte ungern und mißmuthig besondere Art Signal zu den Hochzeitern gelangt ist, die den Fehler nur auf unruhig wogende Politik. Weil der Lärm, das dann nach Kräften gutzumachen haben. Unbehagen feine Kreise störte, wurde er ungerecht und unwirsch selbst gegen so große Zeitbewegungen wie die französische Revolution es war. Die bürgerliche Demokratie, vor allem Börne, hat hieraus Waffen gegen ein mächtiges Genie geschmiedet und wohl ihrerseits start philiftröse Einseitigkeit und Engherzigkeit bewiesen. Mit braver Gesinnung allein rückt man einem weltumspannenden Geist nicht zu Leibe. Es sind nun mehr als hundert Jahre vergangen, seit Goethe die ,, Aufgeregten" als einen Nachhall der großen Revolution schrieb. Der Abstand zu kulturgeschichtlicher Betrachtung ist gewonnen. Die Zeit hat die Spreu vom Weizen gefondert. Warum also in vergilbten Schnitzeln nachspüren? Das Geschäft überlaffe man den Archivhütern und den Goethepriestern von Beruf.
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Wie alles andere, hat das Herkommen auch das Vergnügen geregelt, und kein Schritt durfte im niedrigen Tanzboden über dem Pferdeftall gewagt werden gegen diese geheiligte Regel. Erft als die schmetternde Trompete das Brautpaar zu den Ehrentänzen eingeladen hatte, durften die übrigen ländern und hopsen und bezahlen. Das ist nun einmal so," und die Lust wird dadurch nicht kleiner in dem mit rohen Brettern, wie sie aus der Sägemühle kommen, ausgeschlagenen Raume.
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Mariele, ja wie moischt, wellet mers net au probire?" fragt der silberhaarige Herr Bürgermeischter" das jugendfrische Mart gräfler Blut. Da flogen Flügelhaube und 3öpfe nur so und die bürgermeischterlichen Füße fannten schnell den rechten Tatt. Ha jo,& geht bigott noch guet!"
Die Mitternacht war schon vorüber, da erst trennten wir uns mit manchen anderen Gästen, so auch mit dem Herrn Notar aus Friburg ," der am Hochzeitstage alles hatte schriftlich machen" müssen.
Der nächtliche Himmel war sternentlar und die lange Fahrt über die Höhe von St. Peter nach der Perle des Breisgaus, nach Freiburg , wurde uns zu hohem Genuß. Das Ohr vernahm von Zeit zu Zeit das lauter und gedämpfter herübertönende Schellengeläute anderer Schlitten, das Horn eines Wächters oder das nahe Richern eines heimwärts schreitenden Paares. Wer von der Feier zu Fuß heimwärts zu gelangen suchte in der Finsterniß, hatte noch schlimme Gefahr zu überstehen: ein paar Tage nachher war in der Bittig" zu lesen, wie die Glätte manchen zu Falle gebracht und Arm- und Beinbrüche verursacht hatte.
Kleines Feuilleton.
Goethe selbst hat die Komödie von den Aufgeregten" mur nebenbei behandelt. Für manche Szene giebt es nur ein flüchtig stizzirtes Scenarium", und den Schluß hat der Dichter nie vollendet. Den Bearbeiter wie das Hoftheater mochte vielleicht das Moment gelockt haben, daß Goethe in den Aufgeregten" als ein Spötter wieder die Rebeller" erscheint. Deutsche Michelhaftigkeit in irgend einem Krähwinkel will die Lehren der fränzösischen Revolution sich zu Nuze machen und im entlegenen Erdenwinkel das Reich der Gleichheit und Brüderlichkeit ausrufen. Aber die Aufgeregten" und ihre konfusen Führer sind keine Helden und die Gutsherren und ihr Anhang teine Schelme. So fehrt sich denn die kleine Goethe'sche Ironie gegen lächerliche Rebeller.
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Ueber Stenglin's ergänzende Bearbeitung ist kein Wort zu ver lieren. Sie ist in ihrer Art gut gemeint; das ist alles.
Auf den grotesk- parodistischen Ton, den Herr Vollmer als „ gelehrter Chirurgus" und Bauernführer anstimmte, hätte vielleicht die ganze Aufführung gestellt werden können. Solche Dinge schwer zu nehmen, wie es auf der Gutsherren- Partei von seiten der Dars stellung geschah, das geht nicht gut an.
Musik.
Die Intendanz der Meiningenschen Hoftapelle und die Kritik. Die Wiener Neue Mufit- Presse" schreibt:" Die Intendanz der herzogl. fächs. Meiningenschen Hoffapelle fündigt uns in einem ausführlichen Schreiben an, daß sie unser Blatt, zumal der Inhalt der Zeitschrift sehr intereffant ift", gerne halten würde, wenn wir das Urtheil, welches Profeffor Fiege über die Konzerte der Meiningenschen Hoffapelle in einem feiner Berliner Briefe gefällt hat," durch Aufnahme eines den Thatsachen besser entsprechenden Artikels rektifiziren" wollten." Kunst.
-hl. Die kalte, kalte Welt. Die lange Reihe der dicht hintereinander schwebenden Bogenlampen, die in der Entfernung immer schmäler und niedriger wird, verschwindet allmälig in einem schmußiggrauen Nebel. Auf der glatten Spiegelfläche des regenfeuchten Trottoirs und Straßenasphalts leuchten und schimmern breite Lichtreflexe, die sich tief in die Erde zu bohren scheinen. Bom röthlichgelb gefärbten, dunftigen Abendhimmel fällt eine feine Feuchtigkeit, setzt sich fest in den Kleidern der Passanten, wo sie gligert und schimmert wie Diamanten staub. Ununterbrochen zucken neue Lichter auf: zwischen den dunkelen Baumstämmen des einsamen Mittelweges, im nassen Verdeck vorüber: rollender Droschken und Equipagen, in den feuchten Regenschirmen, den Zylinderhüten und Gummischuhen der Paffanten. Bald flammt es grell auf unter dem bläulichweißen Feuer der elektrischen BogenDie Berliner Böcklin Ausstellung ist von rund lampen, bald glüht es goldig und rosig im Wiederschein der hell- 50 000 Personen besucht worden. In den letzten Tagen war das erleuchteten Schaufenster oder im schwachen Blinken vorbeihuschender Gedränge beinahe lebensgefährlich. Wenn es all diesen Leuten um Wagenlaternen. die Befriedigung eines Kunstbedürfnisses zu thun gewesen wäre, hätte man seine helle Freude haben können.
Die Menge schiebt sich eiliger als fonft vorwärts. Jeder duckt fich, so tief es geht, in seinen Ueberrock oder Mantel. Die Pärchen Schmiegen sich enger zusammen, um sich zu wärmen in dem eisigen Luftzuge.
Vor dem großen, hellglänzenden Schaufenster eines Juwelen Iadens steht ein Mann und betrachtet den funkelnden Reichthum, der sich unter dem strahlenden Licht der Glühlampen zu vervielfachen scheint. Er friert in seiner zerlumpten und schlecht geflickten, dürftigen und durchnäßten Kleidung. Ein neuer verlorener Tag liegt hinter ihm; ein Hungernder und Obdachloser, bangt er der Nacht entgegen, der langen, eisigen Winternacht. Trozdem er zittert vor Frost, bleibt er wie gebannt auf seinem Blaze.
Wintertoilette treten heran.
Ein leiner, alter Herr, bis über die Ohren in einen warmen, foftbaren Pelz gehüllt, und eine große hübsche Blondine in eleganter 600 " Hier, Eduard! Diese Ohrringe meine ich." " Welche, Kind? Die da? Hm! Aber Du haft doch schon genug von dem Bettel."
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Medizinisches.
ie. Die Fe it stellung beginnender Zuberkulose mit Röntgen'schen Strahlen. Troß der vielen Versuche, die mit theilweisem Gelingen mittels der neuen Strahlenart in der Medizin gemacht worden sind, sind diejenigen am weitaus bedeutsamsten, über welche neulich Kelsch und Boinon aus Lyon vor der Pariser Akademie der Medizin Mittheilung gemacht haben. Es handelt sich um die frühzeitige Feststellung von vorhandenen Tuberfeln, deren Bedeutung für das Schicksal des Menschen eine se furchtbare ist. Genannte Aerzte haben seit Monaten die Brust junge Beute mit dem Radiostop untersucht, es wurde dabei der Patient aus schließlich von der Rückseite des Rumpfes her beschaut, weil dies ein flareres Bild gestattet als die Vorderseite. Die Aerzte schilderi dieses Bild, welches der Brustkorb des Menschen auf dem Kalium cyanür- Schirm giebt, als ein geradezu ergreifendes; alles lebt uni bewegt sich auf demselben. Beim gesunden Menschen erscheinen di " O, bitte, bitte! Ich will Dich auch so lieb haben!" Lungen von oben bis unten durchsichtig, man sieht die Athem drängte die Blonde und schob den Alten sacht nach der Thür des bewegung an dem Heben und Senten der Rippen, man erkennt dai Klopfen des Herzens, die Krümmung der Aorta sowie die Bewegung " Verfluchte. Welt", murmelte der Mann im schäbigen Anzuge des Zwergfells, das bei der Ausathmung bis zur sechsten Ripp und ging weiter. Wohin er blickte, nichts als Luxus, Ueberfluß. steigt und sich bei der Einathmung bis zur achten oder neunten Die Läden angefüllt mit allem nur Denkbaren, um sich gegen Stälte fenkt, also bei jedem Athemzuge 8 bis 10 Centimeter verschoben und Nässe zu schützen. Vor den Café's und Restaurants roch es nach wird und an die Bewegung einer mächtigen Pumpe erinnert. Nach leckeren Speisen und erquickenden Getränken. Die großen Spiegelscheiben dem die Aerzte durch fortgesetzte Beobachtungen in diesem Bilde schwißten wie warm und wohlig mußte es dahinter sein Wenn " des Brustkorbes zu lesen gelernt hatten, bemühten sie sich, die man wenigstens ein ein Stück trockenes Brot hätte," murmelte der Mann, Anzeichen tuberkulöser Erkrankung darin zu entdecken. Die Untereinen Schluck Warmes, ein geschütztes Loch zum Schlafen fuchungen erstreckten sich auf 124 Personen, die wegen veroder wenigstens den Trost, daß dieses Hundeleben morgen schiedener Anfälligkeiten in das Krankenhaus aufgenommen waren, nicht von neuem begänne, daß man endlich Arbeit fände! Arbeit! bei denen aber mit den gewöhnlichen Mitteln eine tuberkulöse Arbeit!" Erkrankung der Lungen nicht zu erkennen war. In 51 Fällen wurden verschiedene Abweichungen von dem normalen Zustande der Lungen wahrgenommen, und zwar: eine Verminderung der Durchsichtigkeit einer oder beider Lungenspißen, mehr oder minden
Ladens.
Theater.