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Beim Abschiede war der dicke Baum schon etwas förm-[ Gewerbeleben hervor aus der schon angedeuteten Abhängigkeit der licher, denn schließlich war er nun der Herr.
Und dann weißt, Schani, Ordnung über alles. Dariu, weißt, das kann ich nicht vertragen, wenn keine Ordnung ist. Halt Dich brav, Schani, und bring mir mein" Genua " in Façon. Das find Zeiten, die sind nicht gut. Da muß jeder doppelt seine Pflicht thun."
"
Dann rief er ihn noch einmal zurück. Und weißt, Schani, mit dem Du", das wohl nicht mehr. Von mir aus, na ja, aber stehst schon."
" Natürlich, Herr Baum."
„ Also."
geht dann nun na, Du ver
wirthschaftlichen Verhältnisse von der Kirche; jedenfalls blieb für Deutschland der Zusammenhang zwischen tirchlicher und wirthschaft. licher Entwickelung lange eigenthümlich. Der demokratisch- bürgers liche Zug, der uns die spätere mittelalterliche Stadt zeigt, entstand durch eine allmälige Emanzipation von dem vorher allein waltenden höberen Willen. Dieser Wille war, wie wir gesehen, zunächst der des kirchlichen Herrn, sei dieser Herr nun ein Bischof oder ein Kloster. Indessen kennen wir ja die damalige Rivalität zwischen Kirche und Staat. War in der einen Stadt und zu der einen Zeit die Kirche der Stadtherr, so war es anderswo und anderswann einer der weltlichen Herrscher; und oft genug rangen dieser und der geistliche Herrscher in derselben Stadt um die Macht. Der weltliche Stadtherr hat unserem städtischen Wanderer als Erinnerung häufig
Der Dicke gab ihm gnädig die Hand, und Richard ging. seine Burg" hinterlassen, den alten Hof", oder wie sie sonst heißt;
( Fortsetzung folgt.)
( Nachdruck verboten.)
Die Stadt im Mittelalter. Wer sich von der hauptsächlichen Gestalt einer mitteleuropäischen Stadt im Mittelalter ein einigermaßen anschauliches Bild machen will, der thut am besten, in einer der altberühmten Städte Süd deutschlands oder Westdeutschlands von der Peripherie aus langsam in das Junere, in die Alistadt hineinzuwandern. Aus den ersicht lich jüngeren Außentheilen gelangt er meist zu einem rundlichen Straßenzug, innerhalb deffen der Straßenanblick sofort anders wird: statt des Breiten und Regelmäßigen nunmehr das Enge und Unregelmäßige, und zwar nicht nur in den Straßen, sondern auch in den Häusern. Aber noch einmal führt die Wanderung zu einem solchen, aller dings weniger auffallenden Wegergang: denn innerhalb dieser augen scheinlich älteren Stadt grenzt sich eine noch ältere, innerste Stadt, die eigentliche Altstadt, in ähnlicher Weise ab wie jene mittlere Stadt gegen den äußeren, jüngsten Ring. Und diese Altstadt giebt
uns, mehr oder minder treu, noch ein Bild von der Stadt im Mittelalter.
Macht war.
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aus den späteren Anbauten heraus ist oft noch deutlich der alterthümliche Kern mit seinen gothischen Giebeln und Erkern, seinem eigenthümlichen Thorbogen u. f. w. zu erkennen. Meistens war der weltliche Herr einer deutschen Stadt einer der vielen kleinen Fürsten; daneben aber bestanden Städte, die ohne eine solche Zwischenstufe der Herrschaft direkt dem Kaiser und Reich gehörten: die Reichsstädte, wie z. B. Frankfurt a. M., abgesehen von einer oder der anderen besonderen Art freier Städte". Ob nun geistlicher oder weltlicher Herr oder relative Selbstständigkeit jedenfalls hatten die allermeisten mittelalterlichen Städte eine militärische Seite. Sie waren ursprünglich befestigte Plätze und behielten diefen Charakter auch noch dann, als er mehr störte als nützte. Unser Wanderer überschreitet die Grenze der innersten gegen die mittlere Stadt oder die Grenze dieser gegen die äußere Stadt an Stellen, wo noch manches auf die alte Befestigung deutet. Die Haupterinnerung an sie sind die" Thore", zum theil noch erhalten, wenn auch manchmal gegen pietätsvollen Widerspruch der Gefahr des Abbruchs ausgesetzt, zum theil freilich nur noch im Namen weiter lebend. Kleinere Städte, wie z. B. die frühere Reichsstadt Memmingen im bayerischen Schwaben, haben an diesen Thoren einen ganz besonders charakteristischen Schmuck.
Noch ein Kennzeichen der Stelle, wo die alte Befestigung stand, ist wichtig: gegen fie drängen sich nämlich die engen, trimmen Gaffen der Stadt noch enger und krummer zusammen, während ganz in der Mitte eine verhältnißmäßige Weite und Regularität herrschte und zum theil noch herrscht. Das giebt uns ein anschauliches Bild des gehemmten Wachsthums jener Städte. Sie wuchsen sozusagen in sich hinein. Ihre Straßen waren nicht immer von Anfang an so eng; aber die Gebäude vergrößerten sich auf Kosten der Straßenfläche. An dem Befestigungsgürtel scheiterte jeder Versuch der Ausdehnung; da ging es, wie es dem menschlichen Gehirn geht, das nicht über die Schädeldecke hinaus wachsen fann und sich deswegen an ihr eine größere Oberfläche durch möglichst viele Windungen schafft.
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Ein
Eine eigentliche Stadterweiterung, wie wir sie namentlich aus den letzten Jahrzehnten kennen, gab es damals nicht; was einer solchen gleichfah, war lediglich eine auch uns geläufige verleibung von Vorstädten, die draußen allmälig entstanden waren und nun von einem neuen Befestigungsgürtel mit umschlossen wurden. Oder es wurde einfach neben der Stadt eine Neustadt" gebaut. So mag es auch begreiflich sein, daß Die Bevölkerung der mittelalterlichen Städte, selbst der bedeutendsten, recht gering blieb. Mehr als 20 000 Einwohner dürfte schwerlich eine von ihnen gehabt haben.
Unsere Umschau braucht nicht lange dauern, so hat sie uns auch schon auf die zwei oder drei hauptsächlichsten Mächte jenes Stadtiypus aufmerksam gemacht. Die vielleicht wichtigste, jedenfalls heute noch erkennbarste dieser Mächte ist die kirchliche. Wir finden in allen jenen Städten als ihren ungefähren Mittelpunkt, aber meistens eigenthümlich versteckt gebaut, eine der wohlbekannten Dom oder wenigstens Pfarrkirchen im„ romanischen" oder häufiger„ gothischen" Stil. Gegen Often die Altarseite, gegen Westen das mächtige Portal, hinweisend auf eine gleichsam gaftlich willkommene Pilger: schaar; davor ein mäßig großer Platz, auf dem wir uns eine an dächtige oder neugierige Menge denten, gesegnet von dem auf den Eingangsstufen stehenden Bischof. Rings um die etwas höher gelegene Kirche fein eigentlicher Play, sondern ein schmaler Umgang, herrührend von dem damals um die Kirche gelagerten Friedhof und noch durch einzelne Bauten eigens eingeengt oder unterbrochen. Auch die Stadt der Lebenden ist gleichsam ein Umbau um die Kirche. Und demnach ist alle Wahrscheinlichkeit, daß sich auch das wirthschaftliche Leben der Stadt zunächst nicht selbständig entfaltete, sondern nur ein Bestandtheil ihrer Abhängigkeit von der firchlichen Aber bald bietet sich dem weiter Wandernden ein anderes Bild dar. Er gelangt auf einen mäßig großen Play, der vielleicht jetzt Wir sprachen hier von der Stadt im Mittelalter schlechtweg und noch der Marktplatz ist und es jedenfalls seinerzeit war. Meiftens ließen nationale und provinzielle Unterschiede faft ganz bet seite. Sie steht an seinem Nand ein alterthümliches Gebäude, das oft auch bestanden namentlich zwischen dem germanischen Norden und dem heute das Rathhaus ist, wie es dies vor Jahrhunderten gewesen. romanischen Süden; ganz abgesehen von den eigenthümlichen Nur sagen uns die geschichtlichen Erinnerungen, daß es nicht immer Kulturen Osteuropa's und Afiens. Viel tiefer greift jedoch ein ursprünglich ein solches war und so hieß, sondern häufig anderer Unterschied, der zwischen einer allmälig gewordenen und zuerst ein„ Kaufhaus" bildete, also für damals etwa das, was für heute die Börse ist. Damit haben wir die zweite Hauptmacht der mittelalterlichen Stadt kennen gelernt, das gewerbliche Reben. Noch manches erinnert daran. Oft ziehen sich am Rand dieses Blayzes enge alte Arkaden hin, finstere Bögen" oder dergl., in denen noch jetzt manch fleiner Geschäftsmann haust. Viele benachbarte Straßen oder Gäßchen weisen uns durch ihre Namen auf die alten Bünfte hin, die sich auch örtlich in einer Färbergasse"," Bäckerstraße" u. dergl. zusammengeschlossen hatten. In der südwestlichen Hälfte Deutschlands und auch sonst manchmal ist die Stadt von einem Wasser durchflossen, von dem sich häufig wieder„ Kanäle", Bäche"," Fleete" abzweigen; fie dienten ebenfalls dem gewerblichen Leben. Der Verkehr in den Straßen der Stadt selbst, die recht h. d. Das erwachende Berlin . Aus der Friedrich= primitiv und in der Mitte oft von dem sogenannten Bürgersteig st a dt. Ein Wagen rollt über den Asphalt. Die Droschkentutscher, durchzogen waren, tam natürlich so gut wie ganz ohne Fuhrwerte die auf ihren Kutschböcken eingenict waren, blinzeln aus ihren Dann ducken aus und konzentrirte sich bei den wenigen öffentlichen Bauten sowie Mänteln, die sie eng um ihre Körper gezogen haben. vor oder in den( vorne oft hallenförmigen) Kaufläden. Auf den sie sich wieder in die Hülle. Es war nur ein Schlächterwagen, der Verkehr von außen deuten die Straßen, die noch jetzt meistens vom Often nach einem Wochenmarkt in den westlichen Vororten ihren Namen von der Gegend oder der nächsten Stadt tragen, zu fährt. Er ist hier ein feltenes Fuhrwerk geworden, das von vielen wird, betrachtet denen fie führen; große Einkehrwirthshäuser ziehen die Fremden und Großstädtern verwundert sie ihm ihre Fuhrwerke an sich. morgens auf dem Wege zur Fabrik, oder mittags gegnen, wenn der Wagen zurück kommt vom Markte. schlafen alle, die auf ihm fihen, mit Ausnahme des Gesellen, der die Zügel hält. Die Schlächterfrau hat sich in ein großes Tuch gewickelt, der Mann friecht in seinem Mantel zusammen. Hinter ihnen liegen Holzgestelle, bie Gerippé für den Verkaufsstand.
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Allein dieser gewerbliche Faktor, der mittelalterlichen Stadt ist nicht nur von dem heutigen großindustriellen Leben wesentlich verschieden, obschon auch damals eine Lohnarbeiterfrage bestand, sondern hat sich auch erst in den letzten Jahrhunderten des Mittelalters entwickelt. Und zwar ging diese Entwickelung zu einem felbständigen
einer planmäßig gegründeten Stadt. Der von uns geschilderte Typus paßt mehr für jene als für diese. Von ihm weicht insbesondere die Form derjenigen deutschen Städte merklich ab, deren Ursprung auf die Besiedelung des öftlich der Elbe und Saale gelegenen Deutschlands zurückgeht. Diese Form, die zumal durch gefchichtswissenschaftliche Veröffentlichungen der letzten Jahre näher erkannt worden ist, würde allerdings einer eigenen Darstellung bedürfen.-
Kleines Feuilleton.
wenn
h. i.
be= Stets