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Fragen über die Natur dieser merkwürdigen Gebilde, z. B. an den Holms'schen Kometen, dessen Bahn ganz zwischen Mars und Jupiter, in der Zone der fleinen Planeten verläuft. Am 6. November 1892 wurde er mit bloßem Auge entdeckt, nahm aber an Helligkeit so schnell ab, daß er im Dezember nur noch in den stärksten Fern­rohren sichtbar war. Merkwürdigerweise wurde er aber plöglich, am 13. Januar 1893, wieder so hell, daß sehr gute Augen ihn un­bewaffnet erblicken tonnten, worauf er bald wieder schwächer wurde und entschwand.

Die regelmäßige und systematische Durchforschung des Himmels hat, wie man sieht, die früher so seltenen und aufregenden Kometen­erscheinungen zu etwas ganz Gewöhnlichem gemacht; wenn sie uns auch nicht mehr mit abergläubischer Furcht und Schrecken erfüllen, so find wir doch noch weit davon entfernt, die Fragen über ihr Wesen und ihre Veränderungen genügend beantworten zu können, und müssen von weiteren Beobachtungen noch manchen Ausschluß erwarten.

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Und der Pastor spricht laut und lange. Die Augen der Frauen beobachten ganz genau, was am Altar vorgeht, aber ihr Mund plappert weiter: Nun, Sie werden ja nun auch bald heirathen? Sind Sie Sie sollen schon seit Weihnachten verlobt sein? denn glücklich?" D- ja!"

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So!" Was ist denn Ihr Bräutigam? Raufmann, in einem Bankinstitut? Nun, da haben Sie ja eine gesicherte Existenz vor sich!"

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Der Pastor spricht immer noch: Von der Heiligkeit des häus lichen Herdes, der Heiligkeit der Ehe, der Heiligkeit eines glaubens festen Herzens. Die Ohren der Frauen lauschen eifrig wie gut be zahlte Wächter auf seine Worte, während ihr frommer Mund forscht: Ju welcher Kirche werden Sie sich denn trauen lassen?" Das junge Mädchen wird verlegen. Dann antwortet es hastig: Wir lassen uns nicht kirchlich trauen. Mein Bräutigam will es nicht." Der fromme Mund fragt entrüstet: Aber hat Ihr Bräutigam Sie denn nicht lieb?"" Doch!" antwortet das Mädchen, aber er ist nicht fromm."

Die beiden Frauen werden vom Kirchengesang unterbrochen, den die Orgel mit gewaltigen, jauchzenden Tönen begleitet. Die Frauen stehen rasch auf und drängen nach der Mitte, wo sie das Brautpaar und den bunten Schwarm der Hochzeitsgäfte vorüberziehen lassen. Im Gedränge der die Kirche Verlassenden treffen sie dicht vor dem Ein gang das junge Mädchen wieder, das mit gerötheten Backen und erregt glänzenden Augen neben seiner Mutter geht.

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Uebrigens find wir über uns viel näher liegende Dinge oft nicht viel beffer unterrichtet, als über diese fernen Weltkörper. Von der Entstehung der Erdrinde z. B., einer Frage, die uns doch gewiß nahe angeht, können wir uns zwar im allgemeinen Rechenschaft geben, im besonderen dagegen treffen wir oft auf manche unbewiesene Ber­muthung und auf manchen Punkt, in welchem die Ansichten der Fachmänner sich schroff gegenüberstehen. Das ist weder betrübend denn nur im Streit kann die Wahrheit erkannt werden noch wunderbar, da ja die Bildung der Erdrinde unter Bedingungen vor sich gegangen ist, die wir nur unvollkommen oder gar nicht im" Haben Sie gefehen?" fragt die mit dem frommen Mund; Laboratorium wieder herstellen können. Das ist z. B. bei den so- die Mutter des Bräutigams hat nicht den Arm des Brauts genannten Tiefengesteinen der Fall, für die man annimmt, daß sie vaters genommen. Sie ist ärgerlich, daß ihr Sohn das arme Mädchen. in der Tiefe unter der Erdoberfläche langsam in ihrer ganzen Masse heirathet." ertalteten und später erst in bedeutend abgekühlterem Zustande Sagen Sie mal," wendet sich die andere Frau an die Mutter an die Oberfläche gehoben wurden. Lagen diese geschmolzenen des jungen Mädchens, Ihre Tochter läßt sich nicht firchlich Gesteinsmassen in der Tiefe, so übten die darüber lagernden Erd- trauen?! Nein!" antwortet das junge Mädchen für die Mutter. schichten einen folossalen Druck auf sie aus, und in diesem großen Wir werden auch so glücklich!" Druck, unter welchem die allmälige Erkaltung erfolgte, glaubte man bisher ein Förderungsmittel für die Krystallisation und eine gute Erklärung für die krystallinische Struktur der betreffenden Gesteine, zum Beispiel das Granit, gefunden zu haben. Von Detting wird jetzt in den mineralogischen und petrographischen Mittheilungen ein Francis Darwin , der Sohn von Charles Darwin , ist Apparat beschrieben, der es gestattet, die Vorgänge bei der Er- damit beschäftigt, einen weiteren Band von Kor. Dieser ftarrung geschmolzener Gesteinsmassen unter hohem Druck genau respondenzen seines Vaters herauszugeben. 31 verfolgen und au beobachten. Bisher hatte man die Band soll diejenige wissenschaftliche Korrespondenz enthalten, die für Gefteine, welche man schmelzen wollte, in eiserne Bomben ge- das dreibändige Werk Leben und Briefe von Ch. Darwin " zu füllt und darin großer Hitze ausgesetzt; aus den Gesteinen speziell war. Herr Darwin beabsichtigt, diesem Bande auch eine oder zugesetzten Substanzen entwickelten sich mit zunehmender Tem- größere Anzahl von Briefen des geistreichen Freundes und erfolg peratur Gase, die einen kolossalen Druck ausübten; aber bei der reichen Mitarbeiters feines Vaters, des im vorigen Jahre ver Erkaltung ließ der Druck naturgemäß wieder nach. Der neue storbenen deutschen Naturforschers Frizz Müller in Blumenau Apparat gestattet, durch eine Rohrleitung flüssige Roblensäure in ihn in Süd- Brafilien, einzuverleiben.- hineinzupumpen; dort wird sie gasförmig und übt einen am Mano­meter zu messenden Druck aus, der unabhängig von der Temperatur auf jeder beliebigen Höhe konstant gehalten werden kann.

Bei den bis jetzt angestellten Versuchen hat sich ergeben, daß der hohe Druck, entgegen der allgemein herrschenden Ansicht, die Krystalli­sation durchaus nicht befördert. Weitere Versuche versprechen noch interessante, werthvolle Ergebnisse. Bruno Borchardt.

Kleines Feuilleton.

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Na ja aber das ist doch gar keine Hochzeit! Eine kirchliche Trauung ist doch immer so feierlich!"

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Literarisches.

Musik.

Wilhelm Rienal's

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Evangelimann " hat sich eines ungewöhnlichen Bühnenerfolges zu erfreuen. Die Oper be schreitet nunmehr die 125. Bühne, ist in sieben Sprachen übersetzt und in 21/2 Jahren etwa tausendmal aufgeführt worden.

Erziehung und Unterricht.

-An der medizinischen Fakultät in Jena soll das Studium der Psychiatrie obligatorisch gemacht werden. Als Er. forderniß zur Zulassung zum medizinischen Staatsexamen wird der Befuch der Klimt für Geistestrante geltend gemacht und die Psychiatrie foll, was bisher nicht der Fall war, unter die Prüfungsgegenstände aufgenommen werden.

h. d . Uuter hohen Gewölben. Nein, fie sieht doch zu hübsch ans! Das weißseidene Kleid, der Brautschleier und der Myrthen­franz fleiden sie zu reizend!" fagt eine junge Frau zu ihrer Nach­-Kaufmännische Fortbildungsschulen giebt es barin, die andächtig, weltverloren dem Brautpaar nachsieht, das langsam den Mittelweg in der Kirche entlang schreitet. Die An in Preußen nach einer vom Handels Ministerium nach dem gesprochene erwidert leise mit fromm verzogenem Munde:" Ja, Stande vom Dezember 1897 veröffentlichten Uebersicht 186, die sich man sieht es ihr gar nicht an, daß sie schon dreiunddreißig Jahre auf 34 Städte vertheilen. Der Besuch beläuft sich auf 14 935 Schüler alt ist. Das Brautkleid macht sie um zehn Jahre jünger." Die und 591 Schülerinnen. Lettere beschränken sich auf fünf Städte, Erste beugt sich zur Seite, damit ihr ja teine Silbe ent- nämlich Breslau ( 34), Köln ( 243), Liegnitz ( 15), Merseburg ( 3) und gehe, denn die Orgel spielt. Ihre dumpfen und pfeifenden Töne Berlin ( 294). Den absolut stärksten Besuch weist Berlin mit 2127 jagen sich unter den Wölbungen und prasseln aufeinander, sich bei männlichen und weiblichen Schülern auf, dann folgt Oppeln mit 1419, Magdeburg mit 1030, Düsseldorf mit 969, Breslau mit 899, dem Zusammenstoß verstärkend, bis sich die Melodie herausringt. Die Orgel verstummt. Die Brautlente stehen wie leblose Ge. Wiesbaden mit 860, Liegniß mit 790, Arnsberg mit 687 und Köln stalten vor dem Altar, auf dem hohe Kerzen schwelend leuchten. Sie mit 659. In feiner Stadt ist der Prozentsatz der Schülerinnen so tönnen nicht aufkommen gegen das volle helle Tageslicht, das durch groß wie in Köln . Hier stehen 416 Schülern 248 Schülerinnen gegenüber.­die hoben, mit Glasmalerei geschmückten Fenster fällt.

" Wissen Sie, es wurde aber auch zu langftielig mit der Brauts schaft. Sieben Jahre ging er schon mit ihr na, es ist ein Wunder, daß er sie nicht hat sißen lassen."

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Die mit den andächtigen Augen und dem frommen Mund ant­wortet: Er hat sie doch blos geheirathet, weil er eine tüchtige Wirthschafterin haben will. Geld kriegt sie doch nicht mit." Der Pastor fängt an zu sprechen. Gespannt lauschen die Frauen feinen Worten, während sie leise mit einander weiter flüstern: Na ja; das ist doch ganz gefchent; dann kann sie doch keine hohen An­sprüche stellen!" Sie haben ganz recht. Was nützt eine Frau, die zehntausend Mark mitbringt und für dreißigtausend Ansprüche macht?"

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Ein junges Mädchen, das vor ihnen sigt, dreht sich um. Ihr Geplander hört fie. Doch die Frauen schweigen nicht, sondern nicken ihr eifrig zu:' n Tag, Fräulein Lorenz! Auch hier? Das ist aber nett!"

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Kulturhistorisches.

Die schüchternen Anfänge des Annoncens wesens finden sich in den Neudrucken der vor 100 Jahren er­schienenen Nummern der N. Zür. 3tg.". Da lesen wir:" Der Rurpfalzbayerische Hofzahnarzt Rezler ist wieder hier angekommen und empfiehlt sich seinen verehrtesten Gönnern. Er besitzt die Kunst, die unheilbaren Zähne und Wurzeln mit Leichtigkeit herauszunehmen und die andern zu reinigen. Sodann versetzt er lebendige Zähne, daß sie wieder festwachsen, auch weiß er falsche Zähne so geschickt einzusetzen, daß man sie für natürlich hält; sie sind den anderen an Form und Farbe im ersten Augenblick ähnlich. Zahnpulver und Tinktur, auch echt englische Zahnbürsten sind bei ihm zu haben. Er logirt im Raben." An einem überaus luftigen Ort in der kleinen Stadt wünscht man einen bonetten und stillen Tischgänger, am liebsten einen Studirenden; die Bedingnisse sind am Orte selbst zu vernehmen."

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