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nicht. Und dennoch, wenn dieser ehrliche, sentimentale Anton neuen Sonntage, in Schwaben in der Charfreitagsnacht um zwölf alles erfahren würde, wer weiß, was geschehen könnte! Wer Uhr geschnitten werden, und zwar in Tirol mit einem neuen Meffer weiß, ob er.. und so, daß man rücklings auf den Strauch zugeht, den Stock zwischen Angela schüttelte den Kopf, sie wollte den Gedanken nicht den Beinen durchzieht und ihn unter Beschwörungsformeln ab schneidet. Beim Abschneiden wird in Schwaben gesprochen:" Gott grüße zu Ende denken. Was thut's? Ich blieb ihm treu, und dieses Dich, Du edler Zweig! Mit Gott dem Vater suchte ich Dich, mit Bewußtsein verleiht mir Kraft. Ich habe meinen Schwur Gott dem Sohne fand ich Dich, mit Gott dem Geifte schneide ich nicht gebrochen, und so kann mich in dieser Hinsicht kein Vor- Dich. Ich beschwöre Dich, Ruthe, daß Du mir wolleft zeigen, was wurf treffen. Und das andere? Nun, wer weiß, wie das sich ich Dir gebiete!" Um die Ruthe zauberkräftiger zu machen, steckt noch gestaltet. Uebrigens kann man die Sache von ver- man sie dann noch einem Täufliug ins Kleidchen, wie in Mecklen schiedenem Standpunkte ans betrachten. Wenn ich nur Zeit burg , in der Mart und im Harz, und läßt sie auf diese Weise mitgewinne! Wenn ich nur von Lemberg , von dieser Gesell- taufen. In Tirol tauft man fie auf den Namen der heiligen drei schaft, von dieser Umgebung fortkomme, das übrige wird sich Könige. Soll sie zum Suchen der Goldadern verwendet werden, so erhält sie den Namen Raspar, ist sie zum Aufspüren von Silber be finden! ( Fortsetzung folgt.) stimmt, so nennt man sie Balthasar, und soll sie endlich eine Wasserader auffinden helfen, so bekommt sie St. Melchior zum Namenspatron.
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Frau Halel.
( Nachdruck verboten.)
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Eine andere sehr schätzenswerthe Ruthe, die nämlich die Eigen Noch scheint die höhere Pflanzenwelt im Winterschlaf zu liegenschaft besigt, daß man mit ihr einen Abwesenden prügeln kann, Rahl und nackt starrt uns noch Baum und Strauch im Laubwald wenn man damit in die Luft schlägt und den Namen des theueren entgegen, und wenn die Sonne auch golden blinkt, fie vermag doch Freundes nennt, fann man sich nach dem Voltsglauben in Westfalen nicht das lichte Frühlingsgrün an Zweig und Ast hervorzuzaubern. und anderen norddeutschen Gegenden ebenfalls aus dem Haselstrauch Doch halt, was ist das? Dort drüben am Rain an dem hellbraun- in der Johannisnacht ausschneiden. In Westfalen gelten hierfür grauen Strauchwert schwingt es in langen, graugrünen Troddeln folgende Vorschriften:„ Merke, wenn der Mond neu wird an einem hin und her, und kleine Wolfen von gelbem Blüthenstaub puffen aus Dienstag, so gehe von der Sonnen Aufgang aus, tritt zu einem Stecken, ihnen wirbelnd hervor. Es ist kein Zweifel, nun will es Frühling den du dir zuvor ausersehen hast, stelle dich mit dem Geficht gegen werden:„ Die Hafel stäubt! Die Hasel stäubt!" der Sonnen Aufgang und sprich die Worte: Stect, ich greife Dich an im Namen des Vaters, des Sohnes und des Geistes. Nimm dein Meffer in die Hand und sprich wiederum: Stect', ich schneide Dich im Namen 2c., daß Du follft gehorsam sein, welchen ich prügeln Darauf schneide an zwei will, wenn ich einen Namen antrete. Orten am Stecfen etwas weg, damit du diese Worte darauf schreiben, Lege nun stechen oder schneiden tannst: Abia, Obia, Sabia. einen Rittel auf einen Scherrhaufen, schlage mit deinem Stecken wacker auf den Kittel und nenne des Menschen Namen, welchen du prügeln willst, so wirst du denselben ebenso hart treffen, als wenn er selbst darunter läge, da er doch oft viele Meilen Weges von dem Orte ist. Statt des Scherrhaufens thut's auch die Schwelle unter der Thür." werden in der vertrauungsvollen Diese Vorschriften
Die Hafel gehört zu den Gehölzen, die sich immer einer befonderen Werthschäßung erfreut hahen. Von ihr sang Virgil: Herkules for die Pappel zur Freude sich, Bacchus die Rebe, Myrthengebüsch die holde Cyther und den Lorbeer Apollo; Phyllis erfor sich die Hasel; so lange als Phyllis fie liebet, Geht die Myrthe der Hasel nicht vor, noch der Lorbeer Apollos." War sie doch den Göttern des Ackerbaues und Feldfegens geweiht, und ihre Nüsse warf man an den Cerealien und Saturnalien unter die feftlichen Schaaren.
Noch höher stand die Hasel in Ansehen bei den germanischen Völkern der Vorzeit. Sie war dem Donnergotte, dem Donar, heilig, der zugleich ein Gott der Fruchtbarkeit und des Erntesegens, auch ein Schirmherr der ehelichen Liebe war. In der harten Schale der Nuß ruht der füße Kern, der Auferstehung harrend, neues Leben und Wachsthum verheißend. So ward die Hafel den germanischen Böllern ein Sinnbild des Frühlings, der schöpferischen Kraft und des unversiegbaren Lebens. In pommerschen und fränkischen Gräbern fand man in den Händen einiger Stelette Hasel- und
Walnüsse.
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wartung mitgetheilt, daß die geneigten Lefer die Probe auf die Verwendbarkeit des weitreichenden Haselsteckens nicht auf den Verfaffer diefer Plauderei machen.
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Wie für die Ernte- Aussichten der wichtigsten Kulturpflanzen, so hat es auch für die Ertragfähigkeit der Hafel der reimende Bauernverstand nicht verabsäumt, bestimmte Regeln aufzustellen. In Sachfen Jagt man: Je mehr es regnet, fag' ich Dir, Auf Sankt Johannis, glaube mir, Je weniger die Haselnüff' gerathen Dann magst Du Dir wohl Zwiebel braten, Oder magst Rüben dafür essen Und der Haselnüss' vergessen."
Wie die Griechen und Römer, so dachten sich auch die alten Germanen die Sträucher und Bäume von weiblichen Gottheiten be wohnt. Dieser Anschauung entspringt die Anrede Frau", die fich, wie bei der Eiche und Linde, so auch bei der Hafel findet. Wenn es sich nicht vermeiden ließ, einen Hafelstrauch abzuhauen, so bat man demüthig Frau Hafel" um Berzeihung. Mit den geweihten Haselstöcken steckte man einst die Saatfelder, die Gerichtspläge und die Wahlstätten für den Zweikampf ab, zum Zeichen, daß fie dem gemeinen Gebrauch entzogen und von keinem Unberufenen zu du betreten feien.
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Margarethe naß, giebt für die Backen Nur hohle Haselnüsse zu tnacken, Auf Margarethe Regen und Sturm, Bringt der Haselnuß den Wurm."
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Kulturformen gezogen. Im vorigen Jahrhundert erfreute sich die Aus der gemeinen Hasel hat man im Laufe der Zeit verschiedene Beller Haselnuß, die beim Kloster Bell in Franten gewonnen wurde, eines besonderen Rufes. Sie war doppelt so groß wie die gemeine Später wurde sie durch die rundliche Bamberger Hafeluuß. Ebenfalls rundlich und nur am oberen
Haselnuß verdrängt. Theil etwas eckig sind die italienischen, römischen oder
aus Südfrankreich 2yoner Haselnüffe, die aus Norditalien , und Spanien zu uns kommen. Die Lambertnuß gleicht der Beller. Sie hat ihren Namen von der sehr langen, eingeschnürten und am oberen Ende geschlitten Fruchthülle, die der Volksmund als Langbart bezeichnete, woraus dann durch Berstümmelung Lambertnuß Große Kulturen befinden sich in Böhmen auf den entstand. Schwarzenbergschen Gütern und in Ralfot bei Rending.
Diese Heilighaltung der Hasel in der germanischen Vorzeit flingt noch jetzt vielfach im Voltsglauben nach. In Tirol schneidet man am Tage von Maria Heimsuchung Safelzweige ab und steckt fie zum Schutze vor dem Bliß eine deutliche Erinnerung an den Donnergott Donar in das Belt, vor das Fenster oder in die Balken des Daches. Im Schwarzwald schreibt man den Hafelstecken eine besondere Wirkung gegen Schlangen zu, die Hasel selbst birgt eine geheimnißvolle Schlange, den weißen Hafelwurm, der eine Krone auf dem Kopfe trägt. Wer den Hafelwurm mit Hilfe eines Haselstockes, auf dem eine Mistel gewachsen ist, fängt, der gewinnt die Weisheit Salomoni's, kann sich unsichtbar machen, hört die Kräuter reden und sagen, wozu fie gut sind. Wie erwähnt, war Donar aber nicht nur der Gott des Donners, sondern auch des Erntesegens. Da ihm die Hafel geweiht war, mußte sie also auch auf das Gedeihen der Felder und Heerden einen wohlthätigen Einfluß ausüben. Auch an diese Deutung er Der Handelswerth der Haselnuß beziffert sich auf hundert innern noch mannigfache Bräuche. Wenn ein Stück Vieh von Unholden geplagt wird, so muß der Eigenthümer am Charfreitag vor tausende, wovon allerdings der größte Theil ins Ausland geht. Sonnenaufgang zu einem Hafelstrauch gehen, mit drei Schnitten Auch sonst wird die Hasel vielfach verwendet. Man gebraucht ihre daraus gegen Sonnenaufgang einen Stecken schneiden, denselben des Schießpulvers, verarbeitet ihr Holz zu Schnitzereien, verun- Holzkohle als Reißkohle zum Zeichnen, benutzt sie zur Herstellung beschrieen nach Hause tragen und ihn dort verbergen. Wird das Thier wieder von bösen Geistern geplagt, so muß der Besiger drei- werthet sie als Flechtwerk und Reifen. mal in den drei höchsten Namen um das Thier herumgehen, den Hut ablegen und darauf mit dem Stecken schlagen. Dann treffen die Schläge die bösen Geister! Um das Getreide vor Schaden zu behüten, legt man drei Kreuze von Hafelzweigen auf den Boden der Scheune und wenn man beim ersten Austreiben des Viehes einer Kuh über den Rücken streicht, nimmt man anderen Kühen zu gunsten der eigenen die Milch.
Theo Seelmann.
Kleines Feuilleton.
-0- Im grauen Saal.„ Ich bitte den hohen Gerichtshof. die Strafe zurückzunehmen. Wenn ich die vier Monate verbüßen foll, bin ich vollkommen ruinirt. Hoher Gerichtshof! Erlassen Sie Am wichtigsten für die Gegenwart ist es aber jedenfalls, daß mir die Strafe! Wenn ich jetzt freigesprochen werde, brauche ich man sich aus dem Haselstrauch die Wünschelruthe anfertigen fann. nicht mehr betteln zu gehen. Mein Bruder hat mir geschrieben, er Da leicht hier und da der Wunsch auftauchen könnte nach dem hätte in Breslau eine Stelle für mich, die ich troh meiner schwachen Besitz eines solchen brauchbaren Zaubermittels, so feien großmüthig Bruft noch ganz gut versehen könnte. Wenn ich aber nicht zurzeit die näheren Borschriften für seinen Erwerb mitgetheilt. Der gabel hinkomme, bin ich wieder ohne Anhalt. Lassen Sie mich frei, damit förmige Stock muß in der Johannis- Mitternacht, in Tirol aber amlich wieder ehrlich arbeiten fann! Ich hätte ja nicht gebettelt,
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