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Borzüglich eignen sich die Walzrohre für die Zwecke der Tief bohrungen, welche oft Röhren bis zur Gesammtlänge von mehr als 1000 Metern erfordern. Reiche Verwendung finden sie ferner für den Bau der neuerdings besonders auf Schiffen so beliebten Röhrendampskessel, deren ganzer Körper aus hunderten gebogener, sehr druckfefter Rohre gebildet wird. Und was verdankt nicht die Fahrrad Industrie dem neuen Röhren- Walzverfahren! Viele Radfahrer Englands, Frankreichs und selbst Amerika's , die fich über die Haltbarkeit der Geftelle ihrer leichten Röhren wundern, ahnen wohl nicht, daß die Röhren den deutschen Mannesmann Werken entstammen. W. Berdrow.
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Kleines Feuilleton.
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innere Höhlung so flein ist, daß fie faum eine Stecknadel aufnehmen I empfohlen wurden. Goethe sprach seine Auerkennung über die Dare tönnten. stellungen aus, fanite fie aber nicht. Im April 1811 erschien Sulpice Boifferée vor Goethe mit einigen Faustdarstellungen des jungen Peter Cornelius. Goethe erfannte das Genie des Darstellers auf den ersten Blick, aber die Auffassungsart des Künstlers, namentlich in bezug auf Faust selbst, behagte ihm nicht. Cornelius stellt den alten Fauft der Sage, den Kleinbürger, dar. Das war nicht Goethe's Jdeal. Er hatte wohl an eine altdeutsche Manier der Auffassung und Zeichnung gedacht, wünschte dabei aber mehr Freiheit in Formen und Linien. Auch vermißte er an diesem Faust das düftere Element; er erschien ihm zu flar. Brieflich verwies Goethe den jungen Künstler auf Albrecht Dürer ; an ihm möge er sich ein Muster nehmen. Die Blätter von Cornelius erschienen dann 1816 ohne Einleitung von Goethe, ein Beweis, daß der Dichter nicht vollständig mit ihnen einverstanden war. In der Art der damals beliebten Taschenbücher Illustrationen, die in den vers schiedenen„ Minerva's"," Kalliope's", Urania's" Play fanden, c. e. Die Briefe des kleinen Willie. Eine amerikanische erschien von Näte in der„ Urania " Don 1815 ein Fauft Zeitung weiß von einer neuen Industrie zu erzählen, welche, wie fupfer, dem bald mehrere folgten. Näke hatte sich die Gestalt wohl sie noch in den Kinderschuhen steckt, doch bereits recht gut auf Gretchens zur Darstellung gewählt, Gretchen eine Sternblume eigenen Füßen steht. Ein Streit, der in der Korrespondenz Abthei- zerzupfend, vor dem Muttergottesbilde knieend und endlich eingangs lung eines großen Briefmarken- Geschäfts ausbrach, hat das Publi- des Drama's aus dem Dome tretend. Näte's Kupfer haben entfum mit dieser Industrie bekannt gemacht und gar merkwürdige schieden anregend und für die Gestalt des Gretchen in gewisser Bea Dinge an den Tag gebracht. Die in dem erwähnten Geschäft anziehung fast typisch gewirkt. Ganz anderer Art als seine zierlichen gestellten Personen, fieben an der Zahl, sollten sich nämlich eine Kleinkunstbilder waren die jetzt folgenden Jllustrationen von Moris Lohnreduktion gefallen lassen, und da sie dazu teine Luft hatten, Retsch. Auch Retsch war ähnlich wie Cornelius noch recht jung, so gingen fie in den Streif, waren aber gleichzeitig boshaft genug, 26 Jahre alt, als er sich an die Arbeit machte; ganz erklärlich, daß aus der Schule zu plaudern und dem Publikum einen Einblick in vorzugsweise der jungen Generation die Lust erwuchs, den jugenddie eigenthümlichen Geschäftsmethoden der betreffenden Firma zu lichen Faust im Bilde zu verkörpern. Großartig, majestätisch ist gewähren. Die Aufgabe der sieben„ Korrespondenten" bestand näm Retsch's Darstellung des Osterspazierganges, nur geht in der Menge lich darin, den kleinen Willie" oder den kleinen Johannie" zu der Volksgestalten Faust selbst fast verloren. Für die Gestalt des spielen, welche an alle möglichen Persönlichkeiten, Raiser, Mephisto hat Retsch mehr geleistet als selbst Cornelius. Er gab Könige und Staatsmänner Briefe Ju schreiben haben, uns zuerst den hageren, spöttischen Junker, der alles mit Hohn die alle mit der Bitte schließen, der Herr Kaiser und Verachtung überschüttet. Uneingeschränkten Beifall zollte oder die Frau Königin möge doch so freundlich sein und dem kleinen Goethe den 17 Lithographien des Franzosen Delacroix , der Willie, der ein guter Junge sei und recht brav in der Schule lerne, fich mit genialer Kühnheit am liebsten leidenschaftlich bewegten ein paar Briefmarken für feine Sammlung schicken. Der folgende Sujets zuwandte. Echt französisch ist die Art, wie Delacroix Faust Brief z. B. ist an die englische Königin geschrieben: Liebe Königin. bei Gretchen sich einführt; er fragt nicht erst lange, ob sein Geleit Ich bin ein fleines Mädchen und erst sechs Jahre alt. Ich arbeite angenommen wird, sondern legt einfach den Arm um die Taille des in einer Federfabrik und verdiene zwei Dollars die Woche Mein Mädchens. Der Faust der Franzosen ist überhaupt ein in LiebesBater prügelt meine Mutter jedesmal, wenn er betrunken ist, mit fachen fast allzu bewanderter Mann und Gretchen neben ihm eine einem Stock, und er ist fast immer betrunken. Ein Freund von etwas armselige Erscheinung, aber im übrigen sind seine Darmir, der fleine Walter Doogleman, hat mir gezeigt, wie man eine ftellungen, z. B. eine zum Prolog gehörende Szene, in welcher der Briefmarten Sammlung anlegen muß und ich dachte, Du als die mit Flügeln und Klauen bewährte Mephisto sich in rasendem Königin tönntest mir ein paar englische Marken für mein Buch Wirbel auf die unter ihm als Opfer liegende Erde stürzt, großartig schicken. Ich würde mich so darüber freuen. Besten Gruß von und erhaben. Die absonderlichen Kupfer von Nauwert sind nicht Deiner fleinen Freundin Gertrie Flad." Nachstehender Brief war an gut mit ihnen zu vergleichen. Faust hat hier einen philiströsen den Präsidenten der französischen Republik gerichtet und soll dem braven Bug, der uns an sein Bündniß mit dem Teufel nicht recht glauben fleinen John bez. der unternehmenden Firma, welche ihn beschäftigt, eine läßt. Der Mephisto ist dagegen beffer gelungen; sein Grinsen ist ganze Sammlung feltener franzöfifcher Marken eingetragen haben: echt teuflisch. „ Geehrter Herr! Ich bin erst neun Jahre alt, aber Vater hat mir gefagt, Sie feien ein großer Mann. Vater sammelt Marken, und ich möchte ibm gern einige schenken. Er spricht immer von Ihnen und sagt, Sie würden sicher noch einmal König von Frankreich werden. Bitte, schicken Sie mir doch ein paar Marken für meinen Vater."
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Die ffreifenden Korrespondenten" sagen, man föune sich gar feine Vorstellung davon machen, wie bereiwillig die Leute auf diese Schwindelbriefe hereinfielen und welche goldenen Ernten diefe der Firma eintragen. Die meisten dieser Briefe waren mit rajfinirter Geschicklichkeit geschrieben und sie hatten die beste Wirkung, wenn sie auf die Eitelkeit des Adressaten spekulirten.
darin
Theater
M
Goethe hat sich bereits 1826 in der Zeitschrift für deutsche Kunst und deutsches Alterthum über die bis dahin erschienenen Faust Illustrationen ausgesprochen; wenige Monate vor seinem Tode wurden ihm noch eine Reihe Umrißbilder des späterhin be rühmten Gustav Nehrlich zugestellt, und in feiner Antwort äußerte der Dichter sich recht anerkennend über die Darstellungen; fie feien reich an Figuren, der Ausdruck wäre gelungen, die Ge berden der Handlung angemessen, das Lokal geschickt gewählt. Die Nehrlich'schen Darstellungen waren die letzten, die Goethe zu Gesicht betam. Kaulbach's, Seibert' und der große Cyklus vers schiedener Berliner Künstler nach Fürst Radziwill's Fauft Kompofitionen sind erst nach Goethe's Tode erschienen.-
Kulturhistorisches.
-r. Schiller Theater. Anzengruber's, Doppel Eine Reminiszenz aus alter Zeit. Bei den in Selbstmord" ist nunmehr auch unter der Direktion Löwenfeld folge Abbruches des alten Rathhauses in Köthen nothwendigen aufgeführt worden, nachdem eine unserer vornehmeren Bühnen schon Räumungsarbeiten fand man unter den alten Atten eine Reminiszenz früher der übermüthigen Bauernposse ein leider nur kurz bemessenes aus alten Zeiten in Gestalt eines kleinen Brötchens, das auf Dasein bescheert hatte. Woran mag es liegen, daß dies Stück sich damals nicht halten konnte? Ist wirklich zu wenig Handlung Papier befestigt war. Es war f. 3., um den betreffenden Bäckermeister zu beschämen, wegen seiner geringen Größe am Schand= oder ist es zu gefund für gewiffe Leute, welchepfahl ausgehängt worden, wie die auf dem Bogen Papier stehenfür Sinnlichkeit nur empfänglich sind, wenn fie nach den Worte bezeugen: Pariser Manier durch Laszivitäten verdorben worden ist? Die Aufführung am Dienstag gehörte zu den besseren Leistungen des Schiller Theaters. Konnten auch nicht alle so flott mit dem Dialekt fertig werden, wie Herr Pategg und Fräulein Lobe, so fügte sich doch fast ein jeder mit vielem guten Willen einer Regie, die mit Umsicht ihres Amtes zu walten wußte.
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Kunst.
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Ueber Goethe's Faust und die bildende Kunst" hielt dieser Tage Alexander Tille aus Glasgow im Verein für Kunst und Wissenschaft in Hamburg einen Vortrag, über den im H. G." ein Referat vorliegt. Danach hat Goethe für den " Faust" von der bildenden Kunst nur durch Tenier's Herenritte eine bestimmtere Anregung empfangen. Außerdem soll er ein eben falls niederländisches Gemälde gekannt haben, das einen Alchymisten mit einer Viole in der Hand in einem hohen, mit wunderlichen Geräthen aller Art vollgeftropften Gemache darstellt. Raum war aber 1808 der erste Theil des" Faust" erschienen, als sich die Maler dieses Stoffes bemächtigten. Im Jahre 1811 erhielt Goethe eine Reihe Sepiazeichnungen von Ludwig Nauwerk , die ihm zum Ankaufe
Weil ich zu klein und niedlich bin,
Hängt man mich am Schandpfahl hin.- Medizinisches.
据
ie. Ueber Heilkunde und Gesundheitspflege in Japan veröffentlicht Professor Löw in der Münchener Medizinischen Wochenschrift" einen interessanten kleinen Aufsatz. Japan hat wie auf fast allen Gebieten des Wissens und Könnens auch in der Medizin große Fortschritte gemacht. Die vier vorhandenen medizinischen Hochschulen vermögen dem Bedarf an wissenschaftlich geschulten Aerzten nicht zu genügen, so daß noch eine Anzahl einfacherer Institute zur Ausbildung von Landärzten gegründet worden sind. Das Klima von Japan , das einer unserer ersten Geographen als das schönste Land der Welt bezeichnete, ist durchaus nicht sehr angenehm, weder für die Fremden, noch für den Eingeborenen. In den Hochsommermonaten herrscht ein feuchter. Südwind, der seinen hohen Dampfgehalt aus den ausgedehnten sumpfigen Reisfeldern auffangt und höchst läftig ist, er fann mit großer Schnelligkeit an allen möglichen Gegenständen z. B. auf den Schuhen Schimmel