290
seine Geschenke an, wohl wissend, daß sie sonst in andere dann von Zeile zu Zeile weiter gerückt, so daß fich die Buchstaben Hände kommen würden, die sie vielleicht weniger benöthigten. in Reihen gruppiren. Ich sah, wie er dem Ruin entgegenging, doch welches Interesse Das Lesen der Blindenschrift geschieht mit dem Zeigefinger der hatte ich, ihn auf der schiefen Ebene aufzuhalten? Und ich rechten Hand, während der Zeigefinger der linken Hand am Anfang jeder Zeile ruhen bleibt, um das Auffinden der nächstfolgenden zu hätte es auch gar nicht vermocht. Zulegt fam er in Juliens erleichtern. Am bekanntesten sind die von Blinden selbst komponirten Hände, und mit seiner Hilfe wurde ihr Pensionat das, was Buchstabensysteme des Engländers Moon und des Franzosen Braille . es bis gestern gewesen. Er zog andere genußgierige und ver- Die Beichenalphabete vertheuern allerdings den Druck der Blinden schwenderische Männer herbei. Als sein Vermögen endlich schriften, da sie außerordentlich viel Raum beanspruchen, sodaß die Bücher erschöpft und er so tief gesunken war, daß er den ganzen recht voluminös werden. Indessen erleichtert eine gute ZeichenOffiziersstand kompromittirte, sorgte man dafür, daß er nach schrift die Arbeit des Lesens so wesentlich, daß man sie auch für Bosnien versetzt wurde. Sein Ende kennst Du... Das also Druckschriften jetzt für unentbehrlich hält. In diefem Sinne empfahl war der Anfang meiner Verbrechen und meiner Schmach. Ich weiß, daß ich nicht frei von Schuld bin, doch weiß ich auch, daß andere ebenso schuldig wenn auch geschickter waren, daß sie den Schein zu bewahren, die Fadenenden fein zu verftecken, das Schlechte auszunuzen verstanden, ohne irgend welche Verantwortlichkeit auf sich zu laden."
-
( Schluß folgt.)
( Nachdruck verboten
Die Blindenschrift.
der internationale Kongreß der Blindenlehrer zu Berlin im Jahre 1879 die allgemeine Einführung der Braille'schen Punktirschrist als Weltschrift für Blinde. Sämmtliche Sprachlaute werden in dieser Schrift durch Gruppen von Punkten bezeichnet, die sich auf drei parallele Linien vertheilen.
Der Blindendruck, dessen Schriftsaß wie der des Hebräischen von der Rechten zur Linken erfolgt, wird meist nach Art des Relief oder Prägedrucks hergestellt, d. h. das angefeuchtete Papier wird über Platten mit vertieften Schriftzügen gebreitet und durch Einpressen der entsprechend geformten, erhabenen Matrize in die Vertiefungen die Reliefschrift erzeugt. Es find jetzt in der Brailleschrift nicht allein Lese- und Lehrbücher, sondern auch klassische Werke, wie Goethe's Hermaun und Dorothea", Schiller's" Wilhelm Tell " und„ Wallenstein ", Scheffel's Trompeter von Säffingen" und andere Werte gedruckt. Seit 1888 erscheint in Berlin auch eine Monatsschrift in Brailledruck:„ Das Blinden- Dabeim". In neuerer Zeit werden auch Gummitafeln mit Blindendruck hergestellt, welche ihrer geringen Abnutzung und leichten Reinigung wegen für den Unterricht besonders geeignet
find.
Die Schrift ermöglicht es uns, unser Wissen, d. h. alle unsere Wahrnehmungen, Erfahrungen und Schlüsse, die das Gehirn nicht in vollem Umfange dauernd zu bewahren vermag, zu firiren und aufsuspeicheru, um sie für uns oder andere Personen nach Belieben wieder nußbar zu machen. Die Kenntniß des niedergeschriebenen Gedankens vermittelt uns das Auge für die Blinden ist das be schriebene Blatt Papier ein stummes Dokument. Und doch vermögen Der Rechenunterricht beschränkt sich in den Blindenfchulen auf auch diese Unglücklichen, die Kunst des Lesens und Schreibens zu das Kopfrechnen, doch dienen zur Veranschaulichung der Zahlenbegriffe erlernen. Nach vielen außerordentlichen Anstrengungen ist dies hundert kleine Würfel. Es ist ja bekannt, welche Uebung man im durch die stete Ausbildung des Taftfinnes, der mehr noch als das Kopfrechnen mit mnemotechnischen Mitteln erreichen kann, und gerade die Gehör dem Blinden zur Bermittelung von Vorstellungen dient, ge- Blinden , die auf dem Papier nicht zu rechnen vermögen, erlangen eine lungen. Bor hundert Jahren beschäftigte fich ein Franzose Valentin ungemeine Fertigkeit, die Lösungen mit Hilfe einfacher Verstandes Hauy mit dem damals noch recht sonderbaren Plan, die Kenntniß operation zu finden. Jedoch wird auch ein praktischer Rechenapparat, die sogenannte Taylor'sche Rechentafel, zum Unterricht verder Literatur den blinden Kindern zugänglich zu machen. Er begründete im Jahre 1784 mit Hilfe der Philantropischen Gesellendet. Diese Tafel ist mit vielen regelmäßigen, achteckigen Verschaft die erste Blindenanstalt zu Paris , welche 1791 in eine Staats- tiefungen versehen, in welche vierkantige Metallstäbchen derartig ein= gepaßt sind, daß jedes von ihnen in acht verschiedenen Richtungen auftalt umgewandelt wurde. angeordnet werden kann. Nun find aber das Kopf- und Fußende der Stäbchen verschiedenartig gestaltet, so daß die tastenden Finger der Blinden 16 verschiedene Typenstellungen wahrzunehmen ver mögen. Wenn wir uns vergegenwärtigen, daß wir selbst mit Hilfe von 10 Ziffern und einigen Zeichen(+- u. s. w.) die höchsten Zahlenwerthe und kleinsten Bruchtheile, felbft negative Größen zu bestimmen vermögen, so ist es leicht begreiflich, daß auch die Blinden mit Hilfe dieser Typen schwierige Zahlentombinationen auszuführen vermögen, sofern den Stäbchen je nach ihrer Stellung ein bestimmter Werth oder eine bestimmte Bedeutung beigelegt wird.- Fred Hood.
Hauy ließ große Metalltypen mit scharfen, gezähnten Ronturen anfertigen, die in das Papier eingedrückt wurden und auf diese Weise erhabene Buchstaben erzeugten, welche mit Hilfe des feinen Zastgefühls von den Blinden gelesen werden konnten. Ju nicht zu langer Zeit lernten seine Zöglinge auch ihre Bücher ſelbſt ſehen und drucken. Zum Schreibunterricht bediente fich Hauy eines Rahmens mit Drähten, der zur Trennung der Zeilen über das Papier gespannt wurde. Bedeutende Anregungen verdankte er einer Wienerin, dem Fräulein Paradies, einer Blinden, die sich höchst finnreiche Apparate zum Lesen, Schreiben und Notensetzen selbst erdacht hatte. Unter anderem lernte Hauy von ihr, für den geographischen Unterricht Landkarten zu verwenden, auf denen Gebirge, Flüsse, Städte und Landesgrenzen in so auffallend verschiedener Stichmanier geftict waren, daß fie die taftenden Finger der Höglinge leicht unterscheiden tonnten.
Er führte sein System zunächst in seiner Anstalt zu Paris , später auch in den Blindenschulen zu Berlin und Petersburg ein, die nach seinen Angaben und Grundsätzen errichtet waren.
Der Blindendruck wurde mit der Zeit weiter vervollkommnet, und so entstand der heute allgemein bekannte Prägedruck, eine aus gleichmäßigen Haarstrichen bestehende Schrift mit nur edigen Formen, die von den Fingern der Lesenden leicht unterschieden werden können. Um den Blinden das Verfolgen der Zeilen zu erleichtern, vermeidet man die langen, über und unter der Zeile hervorragenden Buchstaben. Meift findet das modifizirte lateinische Alphabet Ver: wendung. Um die Vervollkommnung der Typen für diese Blinden schrift hat sich insbesondere die New England Institution ein hohes Verdienst erworben.
-
-
Der Torpedojäger.*)
Hart an der Werft liegt ein eben vollendetes Kriegsschiff vor Anker: ein langes, niedriges Fahrzeug, das Rauch ausstößt aus seinen drei dicken Schloten, und dessen ganzer fühner Bau gleichsam von heftiger, unwiderstehlicher Energie stroßt. Es ist schwarz vom Steven bis zum Steuer, nur ein scharlachrother Strich zeigt sich über der Wasserlinie, die Schlote, der einzige Maft, die Kapuzen tragenden Ventilatoren groß und Klein, die Boote, die an den Jüten hängen alles ist schwarz. Auf dem zitternden Deck find Säcke voll glänzender, mit der Hand zerhackter Kohle aufgeschichtet und Blechbehälter voll Del. Einige dreißig Mann, Heizer, Maschinisten und Matrosen, rauchen und schwagen und erwarten den Befehl:„ Auf die Posten!", während das Zischen des den Sicherheitsventilen entströmenden Dampfes den mannigfachen Lärm der Schiffswerft übertönt. Denn der neue Torpedojäger schickt sich an zu seiner ersten Probefahrt.
Die Blinden vermochten die Schriftzüge, die ihre tastenden Finger wahrnehmen und unterscheiden konnten, auch bald nach Zwei Männer rudern um das Schiff herum in einem Kahn; auschreiben, ebenso gut wie sie feste, scharf tonturirte Körper nach fie fegen seine Wasserlinie rein vom letzten Theilchen Hafenschaum. zeichnen lernten. Eine zweckmäßige Blindenfchrift aber das hatte Ein Befehl, und die Männer auf Deck verschwinden nach unten, schon Valentin Hauy erkannt mußte nicht nur ohne Hilfe des der Lieutenant steigt auf seinen kleinen Kommandothurm vorn Auges schreibbar, sondern auch lesbar sein; es galt also eine Reliefs im Bug und stellt sich neben den Kapitän, und unten im Der Torpedojäger bewegt schrift zu erfinden, die es dem Blinden ermöglichte, völlig selbständig Maschinenraume schellt die Klingel. das Resultat feiner Thätigkeit zu Papier zu bringen, durchzulesen sich rückwärts, dreht sich langfam und gleitet über den ruhigen und nach Belieben zu forrigiren. Hafen**) vorbei an den geschäftigen Werften, den großen offenen Schuppen, dem Gewirr der Masten, Taue und Schlote und den rothen Backsteinhäusern der Werftbehörden, und weiter in leichtem, glattem Zuge an den dichten Massen alter rother Häuser vorbei zum Hafenwachtschiff, den runden Forts hinaus in das grüne Wasser.
Die Handhabung der Haun'schen Metalltypen war natürlich viel zu umständlich, als daß sie zur schnellen Figirung irgend welcher Gedanken geeignet erscheinen fonnten. Man schuf jetzt sogenannte Zeichenalphabete, deren Buchstaben ähnlich denjenigen der elektromagnetischen Telegraphie aus Strichen und Punkten bestanden, und die sich die Blinden verhältnißmäßig leicht einzuprägen vermochten. Diesen Weg betrat zuerst Charles Barbier 1830.
Das Schreiben der Punktirschrift erfolgt mit Hilfe eines über die Schreibfläche gelegten durchbrochenen Lineals, in welchem für jeden Buchstaben eine quadratische Deffnung ausgespart ist, und mittels eines ahlenförmigen, spigen Instrumentes, durch das die Eins drücke auf dem Papier hervorgebracht werden. Das Lineal wird
-
Wieder schellt die Klingel im Maschinenraum, wo die Nadel des telegraphischen Zeigers auf Voll Dampf voraus!" zeigt, und eine heftige zitternde Bewegung packt und schüttelt das Schiff wie ein
"
*) Aus der englischen Wochenschrift The Outlook". Nach einer von der Frankfurter Zeitung " gebrachten Uebersetzung. ** Es ist der Safen von Bortsmouth.
"