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der Infelgruppe der Andjediven. Am b. Oktober, nach anderen am 10. Dezember, ward die Rückfahrt nach der oftafrikanischen Küste, nach Malindi, angetreten. Im September 1499 langte Gama wieder in Lissabon an.
Diese seine erste Ausfahrt hatten ohne Kapitän, Beamte und Verbrecher*) 148 Leute mitgemacht, von denen nur 55 wieder heimtehrten. Auch seinen Bruder Paolo mußte Vasco de Gama auf der Azoreninsel Terceira sterben sehen.
Sein König ernannte ihn zum Admiral von Indien , verlieh ihm und seinen Geschwistern den erblichen Titel Dom und ein Jahrgehalt von 300 000 Realen.
Im Februar 1502 trat Vasco de Gama seine zweite Fahrt an. Sie ist bezeichnet durch entsetzliche Greuelthaten. Ein großes Pilgerfchiff, welches zahlreiche Mohamedaner der malabarischen Küste von Metta nach ihrer Heimath bringen sollte, griffen die Portugiesen auf, nahmen die werthvolle Ladung weg und Vasco de Gama befahl, das Schiff mit allen Insassen, Männern und Weibern, Kindern und Greisen, zu verbrennen. Nach verzweifelter Gegenwehr geschah also, nur 20 Knaben wurden verschont, um einst in Portugal Mönche zu werden.
Vom Samudrin von Malabar verlangte nun Vasco de Gama die Ausweisung aller Mauren. Als jener sich weigerte und von den Portugiesen Verlassen des Hafens von Kalifut verlangte, nahm der allerchriftlichste Portugiese ein beladenes Schiff weg und ließ eine Anzahl friedlicher Schiffer, die sich seiner Flotte genähert hatten, gefangen nehmen. Als der Samudrin nach einem Ultimatum den Portugiesen nicht zu Willen war, hing Gama die Gefangenen an den Raaen feiner Schiffe auf, eröffnete mit überlegenem Geschütz die Beschießung der Stadt, ließ den erhängten Gefangenen Köpfe, Hände und Füße abhauen und schickte diese mit einem höhnischen Brief an den Samudrin.
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Das„ Geschäft" bei dieser zweiten Fahrt war wieder glänzend: 35 000 Zentner Waaren im Werthe von 200 000 Dutaten; Offiziere und Mannschaften der Flottille hatten reichen Gewinn, der Admiral felbft 40 000 Dukaten; den Löwenantheil schluckte der König, der Vasco de Gama durch Dekret vom 20. Februar 1504 ein weiteres Jahresgehalt von 400 000 Realen anwies.
Des Admirals Sinnen und Trachten aber war auf höheres gerichtet: auf die Lehnsherrlichkeit über ein Stück portugiesisches Land. Er erreichte sein Ziel; 1519 ward ihm die Herrschaft über die Stadt Vidigueira und Villa dos Frades zu theil.
1521 starb König Manoel und erst 1524 griff König Johann III. wieder auf Gama zurück, der als Vizekönig das portugiesische Regiment in Ostindien, das seitdem sich gewaltig ausgedehnt hatte, mit starker Hand leiten und befestigen sollte. Nur ein Vierteljahr waltete Gama seines Amtes; er starb am 24. Dezember 1524. Seine Gebeine wurden 1538 nach Portugal gebracht und in Vidigueira bestattet,
Portugal konnte das nun vierzig mal größere indische Kolonialreich mit seiner siebzigmal so großen Bevölkerung nicht behaupten, es verblutete sich selbst daran. Als der portugiesische Thron am Ende des 16. Jahrhunderts an Spanien fiel, und als 1588 die berühmte spanische Armada verloren ging, erbten Holländer und Englände die indische Beute Portugals .
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Rücksitz des Plates; dazu setzte er sich nieder und hielt bis zum Schlusse der Sigung aus, obwohl ihn Gibson Bowles und Gedge wie zwei raubgierige Hyänen umkreisten. Als er am vierten Tage zur selben Stunde erschien, mußte er zu seinem Kummer bemerken, daß Gibson Bowles früher aufgestanden war als er. Am fünften Tage sah man ihn daher schon um 9 Uhr in den Wandelgängen von Westminster; er nahm feierlich Besitz von dem Plaze und verweilte den ganzen Tag im Saale. Um Mitternacht die Sigung ververließ er ihn für längerte sich bis stark in den Abend hinein Als er wenige Augenblicke, um ein fleines Souper einzunehmen. wiederkam, war der Fauteuil besetzt: Gedge lag in seiner ganzen Länge und Breite darauf und lächelte ironisch. Am folgenden Morgen gegen 9 Uhr kreuzte Macdonald's Zweispänner auf dem WestDurch bedeutende minster Square den Wagen Gibson Bowles'. die beiden Kutscher wie Trinkgelder angespornt, fuhren toll darauf los und erreichten nach einem schönen Endkampf zu gleicher Zeit den Vorhof des Palastes. Wie Schnellläufer stürmten die Herren Deputirten die Treppe hinauf, und als sie im Sigungssaale antamen, grinste ihnen von ihrem gemeinsamen Blaze das freundliche Gesicht des Herrn Gedge entgegen. Am wüthendsten war Macdonald, der am nächsten Tage mit Ürlaub abreisen wollte und daher seinen" Blaz noch gehörig auszumuzen gedachte, ehe er ihn der Beutegier seiner Rivalen überließ. Am siebenten Morgen durchmaß er schon um 7 Uhr mit langen Schritten die Wandelgänge des Parlaments. Aber alle seine Juufionen wurden gestört. Gibson Bowles hatte schon am Vorabend des bedeutungsvollen Tages seine Karte festgesteckt und schien thatsächlich eine vollständige Annexion des Blazes im Sinne zu haben. Macdonald erzielte ja zwar einen moralischen" Sieg: er ließ durch den Sprecher entscheiden, daß Bläge nur für einen Tag, und zwar am Morgen dieses Tages, belegt werden dürfen. Aber seine Abreise hinderte ihn, diesen leider zu spät errungenen Sieg zu seinem Vortheile zu verwenden.-
Theater.
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-r. Schiller Theater. Die Dummen. Lustspiel in drei Aften von Guinon und Denier, deutsch von Otto Brandes. Wie kommt Saul unter die Propheten? kann man fragen. Ein Stück, das ganz und gar nicht in die Schablone des Schiller- Theaters hineinpaßt. Glatter, gefälliger Dialog, wiẞige Bointen, und wie die guten Eigenschaften einer französischen Komödie sonst noch heißen, alles das könnte noch hingehen. Aber das Luftfpiel enthält mehr, es ist eine ganz grimmige Satire auf das, was man in der guten, geldverdienenden Gesellschaft als Respektabilität, als Ehre bezeichnet; Henri Bouardel ist ein junger Mann, der es sehr genau mit dem Ehrenpunkt nimmt. Er erfährt, daß sein väterliches Erbtheilt auf nicht ganz reinliche Weise erworben ist, und beschließt im Einverständniß mit seiner braven Mutter, den Kindern des Mannes, der durch seinen Vater zu grunde gerichtet worden, auf Heller werden. Pfennig gerecht zu und Diese edle That, die den gerechten Bouardel zum armen Mann macht, ruft in der guten Gesellschaft einen Eindruck hervor, etwa als wenn ein wohlbestallter Hofprediger irgend welchen religiösen Strupeln den Einfall triegte, sich von Heuschrecken und wildem Honig zu nähren. Henri verliert seine Braut; der gerissene Schwiegervater verkuppelt sie an einen noch gerisseneren Geschäftsmuß freund. Alle Leiden des Deklassirten lasten auf dem Edlen; ja noch mehr, man betrachtete ihn nach vollbrachter Ehrenrettung als einen Menschen, der gewissermaßen mit einem moralischen Defekt behaftet ist. Aber siehe, die Noth läutert den guten Henri. Als Mutter und Sohn nichts mehr zu essen haben, gehen sie zerknirscht zum gerissenen Schwiegervater, und dieser ist edelmüthig genug, dem Dummen eine färglich befoldete Vertrauensstellung hinzuwerfen. Natürlich macht der Gerissene auch mit solcher Rettungsthat noch ein Geschäft. Henri muß ein dem Alten zur Last gefallenes Aschenputtel heirathen, und zieht mit diesem von dannen, hoffentlich um sich, durch das Unglüd geläutert, für sein späteres Leben die Grundsäße, guter bürgerlicher Respettabilität anzueignen. Es ist begreiflich, daß die Darstellung im Schiller- Theater bei einer so feinen Arbeit nicht überall auf der Höhe war. Volles Lob verdient Herr Winterstein, der den Henri schlicht und verständig gab. Das unvergleichliche Familienpublikum des Schiller- Theaters nahm die kunstvolle Gabe ziemlich kühlen Herzens entgegen. Was soll es auch groß damit anfangen?
Ueberblickt man in großen Umrissen die Geschichte der großen Kolonialpolitik treibenden Staaten früherer Zeit,
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an den Fluch des Nibelungenhortgoldes denken; im Zeitalter der reichsdeutschen Erdball- Politik neuesten Datums allerdings eine fatale Betrachtung. Aber ein fluger Franzose hat einmal gefagt:„ Aus der Geschichte lernen wir, daß die Menschen aus der Geschichte nichts lernen."
Manfred Wittich.
Kleines Feuilleton.
- Die Jagd nach einem Siz im Parlament. Der Sigungssaal des englischen Unterhauses ist so flein, daß, bei einigem Andrang, ein großer Theil der Abgeordneten genöthigt ist, stehen zu bleiben. Der„ Commoner", der durchaus sizen will, muß lange vor Beginn der Sigung erscheinen und sich einen Platz sichern, indem er ihn mit seiner Starte, seinem Hute oder seinen Handschuhen belegt. Als zu Beginn der vorigen Woche im Unterhause der Kaplan das übliche Gebet sprach, kam der Abg. Macdonald ins Parlament und suchte sich einen guten Platz aus, auf welchen er seine Handschuhe legte; dann ging er beruhigt in die Bibliothek. Als er wiederkam, waren die Handschuhe verschwunden und auf dem Plaze saß Herr Gibson Bowles, der dem Kollegen in aller Biederkeit erklärte, daß er feine Handschuhe gefunden habe. Macdonald stammelte einige Worte der Entschuldigung und zog sich verstimmt zurück. Als er am nächsten Morgen wiedertam, hatte Herr Gedge den bewußten Platz eingenommen und verließ ihn auch nicht, als Herr Gibson Bowles gegen diefe Okkupation nachdrücklichst Protest erhob. Macdonald frohlockte, aber nur„ innerlich". Nun begann ein wahres Jagen nach dem vielbegehrten Plaze. Macdonald erschien am dritten Tage schon um 11 Uhr vormittags und flebte seine Visitenkarte auf den
Erziehung und Unterricht.
- Das Handarbeitslehrer- Seminar zu Nääs. In Nääs bei Gothenburg ist vor kurzem der Schöpfer des dortigen weltbekannten Seminars zur Ausbildung von Lehrern für den Handfertigkeitsunterricht, August Abrahamson , gestorben. Seit einer Reihe von Jahren besuchen zahlreiche Volksschul- Lehrer und Lehrerinnen aus allen europäischen Ländern, selbst aus fernen Erdtheilen das Seminar zu Nääs in Schweden , das die Wiege und Musteranstalt des systematisch betriebenen Handfertigkeitsunterrichts ist. gegenwärtige berühmte Seminar ist aus den Handfertigkeitsschulen hervorgegangen, die Abrahamson auf seiner Besizung Nääs ins Leben rief. Wenige Jahre nach dieser Gründung, 1875, eröffnete er neben den Knaben- und Mädchenschulen eine Ab
Das
*) Vasco de Gama hatte mehrere zum Tode verurtheilte Verbrecher an Bord, denen in Aussicht gestellt war, Berzeihung zu ertheilung für Handfertigkeitslehrer, und aus dieser entwickelte sich das langen, wenn fie sich auf der Fahrt an gefährlichen Stellen on's Land setzen ließen, um das Vorgehen des Admirals gegen die Ein geborenen des Landes einzuleiten und vorzubereiten.
jezige Seminar, das seinen Ruf dem Umstande verdankt, daß Abrahamson einen Mann an die Spitze stellte, der seiner Aufgabe gewachsen war. Dies war sein Neffe Otto Salomon, der den Handfertig