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Physiologisches.

Bei vielen Gruben vermag man in einer Tiefe von etwa Er hat einen ordentlichen Lebenswandel geführt, auch öfters 1000 Fuß noch das Rasseln der oben verkehrenden Züge deutlich zu start getrunken. bernehmen. In der Pendleton- Mine erreicht jedoch kein Ton der Das Betragen des Angeklagten ist im allgemeinen gut, doch im Außenwelt das Ohr der Bergleute. Durch die Jahreszeit bedingte betrunkenen Zustande läßt derselbe viel zu wünschen übrig. An Temperaturveränderungen machen sich nur innerhalb einer be- Vermögen besitzt derselbe nichts als ein kleines nichtssagendes schränkten Tiefe, ungefähr zwischen 200 bis 300 Yards unter der Häuschen. Erdoberfläche und keineswegs bis über 1000 Yards hinaus, fühlbar. Diese Grube weist daher während des ganzen Jahres die gleiche Temperatur auf. Bringt man ein Thermometer in ein Bohrloch, das sich entweder in der festen Kohle oder in der umliegenden Erd­schicht befindet, so zeigt das Quecksilber 110 Grad Fahrenheit, und das nach oben gebrachte Gestein verhält sich mitunter bei auffallendem Regen wie gebrannter Kalf.

Die Temperatur an den Arbeitspläßen beträgt aber ungefähr 78 Grad Fahrenheit. Dieser Unterschied beruht hauptsächlich auf der durch die Mine getriebenen ungeheueren Luftmenge. Nicht weniger als 70 000 Kubitfuß Luft strömen in der Minute Tag und Nacht über die Arbeitsplätze hin. Eine solche Menge ergiebt 200 Subitfuß auf die Minute für jeden Arbeiter, dem auf diese Weise viele Tonnen Luft während eines Arbeitstages zugeführt werden. Um die Atmosphäre außerdem feucht zu erhalten, werden zur Besprengung der Stollen 100 Waggonladungen Wasser, von benen jede 100 Gallonen umfaßt, gebraucht.

Bei der großen Tiefe in der. Pendleton Grube ist der Druck natürlich gewaltig. Wird die Kohle mun 1-2 Ellen abgetragen, so gährt die Erde, auf der sie seit undenklichen Zeiten ruhte, wie Teig, und schwillt bisweilen im Laufe von 12 Stunden um 24 Zoll auf. Der Bergmann , der Abends eine freie Lagerspalte zurückläßt, findet am nächsten Morgen den Boden um das entsprechende Maaß emporgehoben. Um von neuem an das Gestein Herankommen zu fönnen, muß er deshalb erst die Erde forträumen.

Der Druck sprengt auch die Enden vieler Träger, die in Kohlen­bergwerken als Stützen dienen. Es handelt sich dabei um starke, etwa 6 Fuß lange Pfähle aus Fichtenholz. Nicht weniger als 300 solcher Stüßen werden in der Pendleton- Grube täglich nach unten befördert. Trotz ihrer natürlichen oder horizontalen Anordnung ist doch die auf sie einwirkende Wucht so groß, daß die Enden sich spalten und auseinanderbiegen, bis sie einem Reisigbündel gleichen. Mitunter brechen sie schon nach 3 Stunden zusammen. Man kann sich also leicht vorstellen, was geschehen würde, wenn die Mine auf furze Zeit sich selbst überlassen bliebe. Die Stollen wären bald gänzlich versperrt und mit einer festen Erbschicht ausgefüllt.

Trotz dieser ganz außerordentlichen Schwierigkeiten gelangen doch aus der Grube täglich 700 Tonnen Kohle nach oben und Millionen von Tonnen harren noch der Förderung.

Bis zu welcher Tiefe ließe sich nun überhaupt ein Arbeiten ermöglichen? Diese Frage richtete in der Pendleton- Grube ein Be­sucher an einen sehr erfahrenen Minen- Ingenieur.

" Ich glaube," lautete die Antwort, daß wir 6000 Fuß hinunter steigen könnten. Vermuthlich wären wir im stande, in dieser Tiefe die zur Vornahme der Arbeit nothwendige Kühle der Atmosphäre zu erwirken. Behaupten will ich allerdings nicht, daß die Sache sich auch rentiren würde, denn in diesem Falle vermöchten wir die Kon­furrenz fohlenreicher Minen, welche mit geringeren Schwierigkeiten zu kämpfen haben, schwerlich zu ertragen".- Fred Hood.

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Kleines Feuilleton.

Stilblüthen hat jemand seit Jahren aus gerichtlichen Ver­handlungen, Anzeigen, Berichten und Eingaben gesammelt und nun in der Straßb. P." veröffentlicht. Es heißt da: In der Privat­flagefache... erschienen die Beschuldigten und erklärten: Wir geben zu, die angegebene Beleidigung geäußert zu haben, bestreiten aber jede Verbreitung. Wir beabsichtigten nur eine treuliche Wieder erzählung. Wahr ist, daß der Privatkläger zu der Beschuldigten in die Heirath gegangen ist.

Gegen den Ehebrecher und Hilfstelegraphisten grund des§ 172 St.-G.-B. Strafantrag.

ftelle ich auf

Er behandelte mich, wie wenn ich mit ihm verheirathet wäre, indem er mir alle mögliche Schande sagte.

Beklagenswerthes von Schmerzen oder Zerreißen einer Hose ist hierbei nichts anzuführen.

In der Scheune packte der Mann das Mädchen an, aber dieselbe war älter und flüger als ihre Freundin und sprang angeblich dann zur Scheune hinaus mit Zurücklassung einer Ohrfeige.

Ist Dein Herz nicht aus Liebe an mich gebunden, so gehe in Gottes Namen; aber der Fluch Gottes soll auf Dir ruhen, so lange Du leben thust. Ich werde aber niemals einer weiblichen Kreatur mein Herz mehr schenken.

Im übrigen stelle ich dem Herrn Kreisdirektor anheim, für die verwahrloften Kinder ein gnädiges Auge in die Wagschale zu werfen. Ich bin geborener Preuße und nur dieser einen Sprache mächtig. Ihre Aufführung ist eine gute; nur wenn sie gereizt wird, giebt fie auch Antwort.

Seine Aufführung ist eine gute, es fehlt ihm ein wenig an besserer Ueberlegung, was seiner weiteren Ünerfahrenheit zu­zuschreiben ist. Er stand noch nicht vor Gericht, noch weder als Beuge, noch weder als Selbstangeklagter.

leber finnes physiologische Untersuchungen an Naturvölkern sprach Prof. Arthur König in der Juni­Sigung der Anthropologischen Gesellschaft. Gelegentlich der vor einiger Zeit in Berlin erfolgten Zurschaustellung von Aschantis , Javanen und Logonegern hat Vortragender in Gemeinschaft mit Dr. Abelsdorff Beobachtungen über die Sinnesschärfe dieser Leute angestellt, die sich auf den Hautsinn und den Gesichtssinn erstrecken. Der Hautfinn wurde nach dem Verfahren von Ernst Heinrich Weber geprüft durch Berühren der Haut mit den Spitzen eines Zirkels, die verschieden weit auseinandergestellt sind. Die Entfernung der Spitzen, bei welcher die Empfindung, daß zwei Stellen berührt sind, aufhört und die Berührung nur noch als eine einheitliche empfunden wird, bildet für die verschiedenen untersuchten Personen bezw. deren verschiedene Hautstellen die Grundlage der Untersuchung. Je mehr die Spizen einander genähert werden können, ohne daß der Betreffende aufhört, beide Spitzen zu fühlen, desto empfindlicher ist eben die Haut, desto entwickelter ihr Ortsfint. Zum Vergleiche untersuchte Vortragender auch eine Reihe von Personen, die ihm aus der Poliklinik eines be­fannten Arztes zur Verfügung gestellt wurden. Es zeigte sich, daß bei den Europäern weit größere individuelle Unterschiede vorhanden waren, als bei den Naturvölkern, daß aber im Durchschnitt die Empfindlichkeit letterer die der Europäer bei weitem übertraf. Innerhalb der Europäergruppe machte sich der Einfluß größerer Intelligenz mur etiva an den Händen, den Armen und der Stirn in Gestalt größerer Empfindlichkeit geltend; dagegen ließ sich bei stark körperlich arbeitenden Menschen eine gesteigerte Empfindlichkeit der Haut nachweisen. Es erklärt sich das wohl dadurch, daß die Haut solcher Leute stärker von der Kleidung gescheuert wird. Unter den Aschanti- Mädchen war eines, das ersichtlich eine höhere Kulturstufe einnahm, als die übrigen. Dies Mädchen hatte auch eine weniger empfindliche Haut als jene. Die Logoleute erwiesen sich weniger empfindlich als die Aschanti, aber empfindlicher als die Europäer . Die Versuche über Sehschärfe wurden im geschlossenen Raume, also bei gedämpftem Lichte und im Freien bei vollem Sonnenlichte vorgenommen, in beiden Fällen nach dem Snell'schen Verfahren. Die Aschanti zeigten eine durchschnittliche Schschärfe bon 12/3 bei den Männern, 11/2 bei den Weibern und 13%, bei den Kindern, im hellen Lichte eine solche von 2, Ausnahmen gingen bis 3, fogar bis 4. Die Javanen hatten eine Sehschärfe von 1,4 bei den Männern, 1,2 bei den Weibern, die Togoleute 1,4 bei beiden Ge­schlechtern, im Sonnenlicht 2/2. Die Höchstzahlen bei ihnen waren 1,8 im gedämpften, 3% im Sonnenlichte. Frühere Versuche an Singhalesen ergaben 2-3 im Garten, 1/ 3-1/ 2 im Zimmer, bei Bulus 4 im Zimmer, 7 im Garten. Cohn fand bei Beduinen im Schatten der großen Cheopspyramide die Sehschärfe 6, sogar 8. Die afrikanischen Völfer scheinen demnach eine größere Sehschärfe zu befizen als Singhalesen und Javanen. Wenn Cohn aus der That­sache, daß auch bei uns gelegentlich sehr hohe Sehschärfe vorkommt, den Schluß zieht, daß die Naturvölker den Kulturvölkern an Seh­schärfe nicht voraus seien, so könne man dem nicht zustimmen; denn bei uns seien solche Vorkommen eben Ausnahme, bei den Naturvölkern Regel. ( Voss. 8tg.")

Medizinisches.

f, Der Einfluß des Wetters' auf nervöse Leiden. So widersprechend es zu sein scheint, kann man sich heute doch der Thatsache nicht mehr verschließen, daß es gerade das schönste Wetter ist, welches für Krankheiten nervöser Natur sehr ungünstig ist. Be­sonders Asthmatiker, wenigstens soweit ihr Leiden auf nervöser Basis beruht, haben von solchem Wetter im allgemeinen große Beschwerden. und zwar kommt hier besonders das Wetter in betracht, welches wir bei einem Luftdruckmaginum haben, also trockene Luft, deren Temperatur gar nicht sehr hoch zu sein braucht, Windstille und ein absolut wolfenloser blauer Himmel, also merkwürdigerweise gerade die Verhältnisse, die von anderen Brustkranken als überaus wohlthätig empfunden werden. Die Ursache dieses Einflusses, den man indeß als thatsächlich bestehend hin­nehmen muß, ist noch nicht genügend aufgeklärt. Vielleicht läßt er fich durch die infolge der Wolkenlosigkeit stärker wirkenden Sonnen­strahlen erklären.

Aus dem Thierreiche.

so

Der, Londoner zoologische Garten hat fürzlich einen interessanten Zuwachs erhalten. Er besteht in einer Anzahl Thier ist halb Fisch, halb Frosch: Es ficht wie ein Fisch aus, Exemplare des australischen Sumpffishes Ceratodus. Das besitzt aber Lungen, wie sie so vollendet kein anderer Fisch hat. Seine Jungen und seine Eier erinnern an junge Kröten und Froschlaich.

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Aus dem Thierleben.

Von einem Steinadler angefallen wurden, wie das Memeler Dampfboot" schreibt, in der vorigen Woche zwei Söhne des Besizers Zichy in Gawronst bei Willkowischten im Alter von sechs und lacht Jahren. Im Gespräch mit Holzschlägern im